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Frauen in den Parlamenten.

Der neue Reichstag wird unter 131 Vertretern der Sozialdemo­fratie wahrscheinlich 16 Frauen zählen und zwar die folgenden: Klara Bohm- Schuch*, Berlin  ,

Marie Juchacz  , Potsdam I, Marie Ansorge, Schlesien  - Breslau  , Anna Nemit*, Schlesien  - Liegnik, Marie Arning  , Magdeburg- Anhalt, Mathilde Wuim*, Thüringen  ,

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß bei den schon vor einiger Zeit stattgefundenen Wahlen in Anhalt unter 26 Ab geordneten nur eine Frau gewählt worden ist, und zwar unsere Genoffin Anna Fiedler; die bürgerlichen Parteien haben keine Frau gestellt. In den Hessischen Landtag   ist wieder die Genoisin Margarete Steinhäuser Offenbach gewählt worden.

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Daß die Sozialdemokratie den Frauen die Möglichkeit gibt, sich ihren Play im politischen Leben zu erobern, sehen wir z. B. daran, daß der Bezirk Schleswig- Holstein   Luise Schröder   an die Spize der Reichstagskifte gestellt hat, zeigt ebenso der Bezirk Mogdeburg, wo Spitzenkandidat der Landtagsliste Genossin Minna Bollmann  ist. Niederbayern   hate nur schwache Aussicht auf ein Mandat, ge­

Luise Schröder Schleswig- Holstein  , blt iſt bort als Spigentandidatin die Genoſſin fülf. Dresden  ,

Elise Bartels  *, Südhannover,

Berta Schulz, Westfalen- Süd,

Luife Schiffgens, Köln- Aachen,

Lore Agnes  *, Düsseldorf  - Ost,

Antonie Pfülf  *, Niederbayern  - Oberpfalz  , Toni Seader*, Dresden  - Baußen, Margarete Stegmann, Leipzig  , Minna Schilling, Leipzig  ,

Johanna Reize*, Hamburg  . Gewählt wurden 17 Frauen. Genoffin Ryned, die schon der Nationalversammlung   und dem ersten Reichstag der Republik   an­gehörte, war bei der Wahl am 4. Mai unterlegen. Diesmal wird fie, nachdem der Wahlkreis Potsdam I sie auch in den Preußischen Landtag   gewählt hat, thre parlamentarische Tätigkeit dort ausüben. Die Sozialdemokratie fonte nach der Wahl am 4. Mai im Gegensatz zu den bürgerlichen Parteien für sich buchen, daß die Bahl der gewählten Frauen im Berhältnis zur Fraktionsstärke die gleiche war wie vorher, wenn wir auch das Ausscheiden einiger be­währter Genoffinnen bedauern mußten. Einige der bei der Wahl am 4. Mai nicht gewählten Genoffinnen fommen jegt zurüd, zwei neugewählte können wir ebenfalls in unseren Reihen begrüßen: Marie Arning  , im Kreise Magdeburg   gewählt, war einige Zeit Borteifetretärin am Niederrhein  . Sie hat diesen Plaz vor girta zwei Jahren mit einer gleichen Stellung in ihrem jetzigen Bezirk vertauscht, wo sie als Leiterin der Frauenbewegung und der Ar­beiterwohlfahrt ein dankbares Arbeitsfeld hat.- Luise Schiff gens, im Kreise Köln- Aachen an 2. Stelle gewählt, ist kein Neuling im Parlament. Sie gehörte feit 1920 dem Breußischen Landtag an. Der Kreis Köln- Acchen hatte, nachdem bei der Reichstagswahl die Partei den der Genossin Elisabeth Röhl   zugefallenen dritten Platz auf der Liste nicht behaupten konnte, zwei Frauen in den Preußi­ schen Landtag   geschickt. Genossin Schiffgens, deren Wirkungsfreis für die Partei sich vornehmlich in ihrem Wohnbezirk Aachen  - Stadt und Land abspielte, hat die Folgen der Ruhrpolitik bitter spüren müssen, sie gehörte sehr bold zu den Ausgewiesene. Die nächste Anwartschaft auf der Reichsliste hätte Genossin Adele Schreiber= Krieger  , die dem Reichstag 1920/23 angehörte. Ihr war das Wahlglüd leider nicht hold.

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Neben den 11 Genoffinnen, die dem furzlebigen letzten Reichs­tag angehörten und die alle wiedergekommen find, begrüßen wir in den Genofsinnen Marie Ansorge- Schlesien  , Berta Schulz= Herne  / Westfalen   und Minna Schilling Sachsen drei alte Be­kannte, die durch den Wahlausfall vom 4. Mai nur eine unfrei­willige Ruhepause erhalten hatten.

Für den Preußischen Landtag   find 16 Frauen gewählt, und zwar die folgenden:

Toni Wohlgemuth, Ostpreußen  , Gertrud Hanna  , Berlin  ,

Bautzen   schickt 6 Abgeordnete, zwei Frauen an 2. und 6. Stelle find gewählt. An 2. und 3. Stelle stehen die meisten der übrigen gewähl ten Frauen in Breußen und im Reich.

Nun erhebt sich die Frage, wird es den gewählten Frauen möglich sein, in diesem Reichs.ag und in diesem Landtag ein be friedigendes Arbeitsfeld zu finden? Werden die politischen Konflikte und Krisen es den Frauen und mit ihnen sehr vielen Männern, die nicht in der sogenannten großen Politif, in dauernden Unterhand­lungen bei außen- und innenpolitischen Krisen ihre Neigung für die öffentliche Arbeit ausleben tönnen, möglich sein, gegenüber dem starben bürgerlichen Willen das große Gebiet der sozialen Politik mit ihren Ideen zu befruchten? Daß das einer sozialistischen   Partei möglich ist, auch wenn sie sich in der Minderheit befindet, wenn nur der zielbewußte Wille, sozialistisches Wissen und können vorhanden sind, hat die Vergangenheit, bis in die Zeit Bismards zurüd, be­wiesen.

Die Sozialdemokratie hat in der Gegenwart noch viel zu er reichen: gerechte Ausgestaltung der Sozialgeset Witmer und Waisen und vor allem für die Mütter gebung für Alte, Invalide, Kriegsteilnehmer, und die Jugend des Voltes, eine Reform unserer bes bürgerlichen Rechts. Das ist eine Politit auf lange Rechts- und Strafrechtspflege, eine Umgestaltung des bürgerlichen Rechts. Das ist eine Politik auf lange Sicht. Soweit wir heute das Ziel diefes Programms sehen, ist es nicht in Tagen, Wochen und Monaten zu erreichen. Wir müssen uns auf eine zähe Arbeit von Jahren einstellen. Wenn wir nun dieses heute sichtbare Ziel als Lebende noch erreichen, dann ist es not­wendig, die öffentliche Meinung zu gewinnen für alles, was dahin führt, die Wählerschaft zum geistigen Mitzehn zu bewegen, unsere Partei groß und start zu machen. Sozialdemokratische Werbearbeit darf sich nicht auf die Wahlzeit beschränken.

Ob die kommende Zeit die ruhige und stetige Arbeit in der ge­zeigten Richtung ohne Unterbrechung zuläßt, ist nach dem Ausfall der Wahl nicht wahrscheinlich. Eins aber zeigt uns das Wahlergebnis

deutlich: a ondan

Die Sozialdemokratie ist die Partei, die die aus der Niederung aufsteigende Arbeiterklasse Rultur führen fann und wird. Das muß auch den auf die Höhen politischer Herrschaft und sozialer Frauen Mut und Kraft zur Weiterarbeit geben.

Die Wahlen in Amerika  . Gewählte Frauen.

Im Staate Wisconsin   wurden in das Parlament auch drei Frauen gewählt. Es ist dies das erstemal in der Geschichte dieses Staates.

Auch in das Barlament des Staates Nebraska   find drei Frauen gewählt worden und in das Parlament von New Jersey  eine Frau.

In zwei Staaten wurden Frauen zum Gouverneur gewählt,

Hildegard Wegscheidter- Ziegler, Schlef.- Liegnih, und zwar ist Frau Miriam Ferguson   Gouverneur von Tegas,

Elfriede Ryned, Potsdam I,

Luise Kähler, Potsdam II,

Else Höfs  , Pommern  ,

Minna Bollmann  , Magdeburg  ,

Toni Jensen, Schleswig- Holstein  ,

Alwine Wellmann  , Weser- Ems  ,

Frau Kröger, Oft- Hannover  ,

Rosa Helfer, Süd- Hannover,

Anna Oventrop, Westfalen- Süd,

Lino Ege, Hessen- Nassau  ,

Elisabeth Kirschmann Röhl, Köln  - Machen, Sophie Christmann, Düsseldorf   Ost, Marie Kunert  , Landesliste.

Nen im Landtag( nicht im Barlament) ist die Genoffin Ryned. Alwine Wellmann  , jezt wieder in ihrer Heimat Osnabrüd tätig, lernten wir als Mitarbeiterin in der Buchhandlung Vorwärts kennen. In ihrem öffentlichen Wirken hat sie sich beson­ders der pazifistischen Bewegung zugewandt.

Frau Nelli T. Roß Gouverneur von Wyoming  . Beide gehören der Demokratischen Partei an.

In New York   wurde Frau Florence Knapp zur Staats­sekretärin gewählt.

Marx über Erziehung.

Wir betrachten die Tendenz der modernen Industrie, Kinder und junge Personen beiderlei Geschlechts zur Mit wirtung an dem Werte der gesellschaftlichen Pro duktion heranzuziehen, als eine fortschrittliche, heiffome und be. rechtigte Tendenz, obgleich die Art und Weise, auf welche diese Ten­denz unter ber Kapitalherrschaft verwirklicht wird, eine abscheu­liche ist.

In einem rationellen Zustand der Gesellschaft sollte jedes Kind, ohne Unterschied, vom neunten Jahre an ein produt tiver Arbeiter werden; ebenso wie teine erwachsene Person von dem allgemeinen Gesetz der Natur ausgenommen sein sollte, nämlich zu arbeiten, um imftande zu fein, zu essen und zu * Die Genossinnen, die dem letzten Reichstag angehörten, find mit arbeiten, nicht bloß mit dem Gehirn, sondern auch mit den Händen. einem Etern bezeichnet.

( Aus der Resolution über die Kinderarbeit, Genf  , 1866.)