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Fabrikmädchen.

Kommen fie abends aus der Fabrit

noch aufrecht und frisch, denn viele find finder mit reinen Stirnen und offnem Gesicht, lachen und plappern oie roten Münder, als wären's bie Räder in der Fabrik.

Andre find still. Auf müden Zügen ift die Luft und das Lachen gestorben, und nur die Augen, bie niemals lügen, Die erzählen von häuslicher Rot, oder daß ihre Seelen im Rut frühen Lafters verwelft und verdorben. Doch die meisten in junger Bracht trogen durch die Dunkelheiten jenes Licht fieghafter Zeiten

vom Schaffen, bas stolz und ablig macht.

Um die Glieder fehnig und schlank fchmiegt fich eng ein feiles Linnen; und manche haben so etwas im Gang von lodender Kraft und Biegfamfeit, von Echöne, bie nach Erlösung schreit, von der Sehnsucht vertriebener Königinnen.

Beter Gran

Der Steckbrief für Hausangestellte.

Wozu der Rundfunk dienen muß. Emne tongjährige Führerin der Hausangestellten bewegung schreibt ums: Kurz vor Weihnachten wurde ich beim Radiohören überrascht durch einen Vortrag, den Kriminalkommissar Gemmat im Rahmen der Buntstunde über das Thema hielt: 3m Rampfe gegen bas Ber brecheitum unehrliche Dienstboten Diebstähle mm Haushalt". Durch diele Zufammenstellung wird. eine ganze Berufsgruppe beleidigt. Wenn man der Sache auf den Grund geht und bas wurde auch vom Bortragenden zugegeben- handelt es sich nicht um hausangestellte, sondern um Gewohnheits.. blebinnen, Elemente aus Berbrederkreisen, die die Hausange stelltennot dazu benutzen, um sich mit gestohlenen oder gefälschten Popieren Eingang in die Haushaltungen zu verschaffen.

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Bei allen Berufsgruppen, wie sie auch heißen mögen, ist die Ber­mittlungsmethode der Arbeitsuchenden eine andere als bei den Haus angestellten. Bei den Hausangestellten hat sich durch die Not"- weil diesem Beruf immer mehr Kräfte ade fagen bei der Bermitt lung ein System eingebürgert, das man, gelinde gesagt, als fahrlässig bezeichnen muß.

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Wer mit angesehen, wie die Hausfrauen sich um jede einzelne fellenfuchende Hausangestellte im wahren Sinne des Wortes ge riffen haben, wie sie bei den gewerbsmäßigen Stellenvermittlern und auch bei den Arbeitsnachweisen der Stadt Berlin   die Hausan. heftellten direkt auf der Straße angehalten und vom led weg gemietet haben, dem ist es nichts neues, wenn folche Auswüchse, wie sie leider heute an der Tagesordnung sind, be, #tehen.

Führe man doch, wie schon vor Jahren dem Arbeitsamt der Stadt Berlin   vorgeschlagen, ein, daß jede Hausangestellte fich erst ihre zukünftige Arbeitsstelle ansteht! Erst nachdem bies geschehen, darf der Vertrag abgefchloffen werden. Damit erwächst aber auch der Hausfrau die Pflicht, bevor der Bertrag zu ftande tommt, Umschau zu halten, woher die neue Arbeitskraft tommt. Diese Methode wurde neun Jahre mit beftem Erfolg ge libt, folange der Zentralverband der Hausangestellten" eine eigene Stellenvermittlung für feine Mitglieder hatte. Methoden, wie sie vor 40 und mehr Jahren in Berlin   üblich waren, find jeßt völlig unangebracht und zwar für beide Teile.

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Nicht die Karte mit dem Lichtbild", der neue Sted brief für die hausangestellten ist hier das Allheilmittel, sondern tie Beseitigung der alten Bermittlungsmethode, die, wenn der Wille vorhanden ist, fehr schnell zu ändern ist. Die Karte mit dem Bicht bild" soll der Erfaz für das Dienst buch werden. Das Dienstbuch gehörte der Hausangestellten, es sollte nach Antritt der neuen Stelle der Hausangestellten wieder zurüdgegeben werden. Wann aber geschah bas? Wieviele Konflikte hat der Sentral verband der Hausangestellten" gerade nach dieser Richtung zu er ledigen gehabt! Weshalb will gerade die Polizei hier neue Schwierigteiten schaffen, warum will sie gerade den ehr lichen Beruf der diebischen Elemente wegen, die sich in ihn ein. fchleichen, wieder zur alten Stlaverei verurteilen? Die or. ganisierten Hausangestellten find der Meinung, daß jede weibliche Berson im Befitz von behördlich beglaubigten Bapieren fein fann, und zwar der ortspolizeilichen Anmeldung, der validen- und Steuerfarte, der Krankenfaffenanmeldung und Arbeits­bescheinigung. Diese dürften mehr als genug Aufschluß geten|

über die Inhaberin der Papiere. Wer nicht will, daß die Hauss angestellten den anderen Berufen gegenüber wieder in eine Aus nahmestellung gedrängt werden, der bemühe fich, zu begreifen, daß es auch ohne Karte mit Lichtbild", den neuen Stede brief für die Hausangestellten, geht!

Alkohol und Prostitution.

Wenn der berühmte itallanllche Psychologe Lombroso   von geborenen Prostituierten spricht, so hat er dabei wohl erst in zweiter Linie an die foaialen Ursachen gedacht, die vielfach zu fittlichen Entglelsungen führen. Aber gerade foziale Ursachen haben den Hauptanteil an allen moralischen Entartungen. Solange die Familie und die Gesellschaft einen Menschen vor Abwegen schützen, tann auch ein Mädchen viel seltener in Gefahr geraten, der Profti tution zu verfallen als dort, wo die Familie aus mancherlei Gründen feinen festen Zufammenhalt bletet. In sehr vielen Fällen geht auch der sittlichen Entgleifung eine erbliche Belastung voran. Auf diesen Umstand haben schon eine Reihe von Aerzten hingewiefen, und einer von ihnen, Neißer, hat bel Brostituierten in 102 von 190 Fällen erbliche Belastung festgestellt. Davon entfielen allein 85 Fälle auf den Alkoholismus der Eltern, unter dem Neißer neben regelmäßigem Alkoholgenus häufige Truntenheit, alkoholische Er frankung und Delirium tremens als Gradmesser für die Beurteilung der erblichen Belastung gelten fleh. Sehr wertvolle Feststellungen hat auch Dr. Helene Stefaner gemacht, die als langjährige Aerztin in einem Fürsorgeerziehungsheim reiche Gelegenheit zu Studien über die pfychopathische Beranlagung jugendlicher Brostituierter fand. Sie hat festgestellt, daß von den Mädchen, die sie genau untersucht hat, nur 30 Broa. geistig intatt, 70 Broz. dugegen anormal gewesen find, und kommt zu dem Schlafle, daß die erbliche Belastung bei den Broftituierten ungeahnt hoch ist. Geistige Erkrankungen, Syphilis, besonders aber der Alkoholismus der Eltern kommen als Ursache einer solchen erblichen Belastung in Betracht. Nach den Erfahrungen dieser Aerztin stammen 80 Broz. der Schwachfinnigen und 62 Broz. der Binchopathianen von Trinfern ab.

Selbstverständlich müffen diese unglüdlichen Menschen, die ihr Dasein oft verwünschen und auch gar nicht gewollt haben, ganz an ders behandelt werden als normale, die sich einmal vergehen. Eine wirksame Hilfe tönnen fie faft nur in einem Aufenthalt von längerer fühlen müssen, so daß sie den Aufenthalt gar nicht als 3wang und Dauer in gut geleiteten Pflegeheimen finden, in denen sie sich wohl als Beschränkung ihrer persönlichen Freiheit empfinden. Leider ist aber an solchen Anstalten und auch an Mitteln zu ihrer Errichtung und Erhaltung ein beängstigender Mangel. Gerade hier rächt sich jede furzsichtige Sozialpolitik besonders fühlbar an der Volksgefund. heit, denn mit tieinen Pflästerchen und Mittelchen fann feine wirk fame Abhilfe geschaffen werden.

Am nächsten liegt die Schaffung eines Berwahrungsgesetzes und eine Reform des Entmündigungsverfahrens, damit wenigstens eine gefeßliche Handhabe gegeben ist, um diese Unglüc lichen vor sich selbst zu bewahren. Zugleich muß die Schaffung von Heimen ermöglicht werden, damit eine schnelle Unterbrin gung jugendlicher Gefährdeter erfolgen tann. Heute müssen diese Mädchen meist monatelang in ihrer oft entfeßlichen Umgebung bleiben, well- wie es immer heißt- tein Platz in der Anstalt ist. Und diese Anstalten laffen auch noch vielfach den neuen Erziehungs­geist vermissen, der den Gestrauchelten zugleich eine Heimat unter der Führung einer warm empfindenden Frau bietet. Es fehlt noch an geeigneten Erzieherinnen für diesen sozialen Aufgabenkreis, der schwer und nicht immer dankbar, aber von größtem Werte für Bolks. gesundheit und Volkswohlfahrt ist.

Schwester Lydia Ruchfanb.

Zeitschriften für Frauen.

Die leberwindung der Inflationstrife, die auf die Breffe ver heerend gewirft hatte, hat erfreulicherweise auch zu einer Zunahme bestimmt sind. Die vom Verlag J. H. W. Dietz( Berlin   SW. 68, der sozialistischen   Zeitschriften geführt, die speziell für die Frauen Lindenstr. 3) herausgegebene Frauenwelt", die jetzt schon im zweiten Jahrgang erscheint, erfreut sich einer zunehmenden Ber breitung und gewinnt von Monat zu Monat einen immer größeren Kreis von Leserinnen. Daneben möchten wir cuf eine neue fozla. liftische Frauenzeitschrift hinweisen, die in Wien   herausgegeben wird. Sie führt den Titel Die Mutter, Halbmonatsschrift für alle Fragen der Schwangerschaft, Säuglingshygiene und Kinder. erziehung."( Wien   111, negaffe 3. Breis pro Nummer 25 Bf.) Die Auslieferung für Deutschland   besorgt Karl Fr. Fleischer, Leip gig, Salomonftr. 16. Alle bisher erschienenen Nummern- enthal­ten gediegene Artikel von namhaften Mitarbeitern. Jede Frau, Mutter und Erzieherin kann aus dieser Zeitschrift viel Lehrreiches schöpfen.

Zum Schluß fei auf die foeben erschienene Nr. 1 des neuen Jahrganges der Leipziger Monatsfchrift Kulturwille"( Ber Nummer 20 Bf hingewiefen, die speziell den Fragen der Mutter­lag Arbeiterbildungsinstitut, Leipzig  , Brauftr. 17. Preis pro schaft und der Frauenbewegung gewidmet ist. Auch diese Zelt schrift, die mit fchönen Illuftrationen versehen ist, liefert außer­ordentlich intereffantes und lehrreiches Material für jede denkende Frau,