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April.

Der Hinumel wemt, die Tränen tropfen Er trauert schwer,

-

die Schloßen klopfen!-

Oho! Er lacht,

die Sonne scheint.

-

Schon wieder Tränen,

der Himmel weint.

-

Run wird sein Antlig wund und weh: Graumimpern schütteln lehten Schnee- Jent vingt er gar

und weint und lacht,

es hagelt und

ist Sonnenprachti

-

Bald Grau, bald Gold,

bald leid, bald hold,

bald weh, bold lind;

g'rad wie ein ungeberdig Kinb,

das eben nicht weiß, was es will:

Das ist der Himmel im April!

Eugen Lehmann.

Türkische Märchen.

Der Greis, der nie verliebt war.

Der erhabene Heilige Bajezid Bistami hielt einst in der Moschee eine Predigt. Alle Anwesenden, groß und flein, waren von seinen Worten begeistert. Als die Begeisterung am höchsten war, trat ein Opiumraucher an seine Kanzel und sagte: Meister, durch die Macht deiner glänzenden Rede führst du alle Welt auf den Pfad Gottes. Ich habe eine Bitte an dich. Mir ist mein Esel verloren gegangen, fage mir, wo er ist." Bajezid Bistami sagte: Gedulde dich nur! Ich werde ihn finden," Darauf fing er wieder zu predigen an. Während der Predigt wandte er sich an die Anwesenden und fragte: Gemeinde Mohammeds, ist einer unter euch, der nie verliebt ge­wesen ist? Wenn das der Fall ist, so stehe er auf." Da stand ein Greis auf und sagte: O Scheich, in der Wissenschaft der Liebe bin ich ein Laie. Seit meiner Kindheit bis zum Greifenalter bin ich nie verliebt gewesen. Was Liebe ist, weiß ich nicht. Ich habe überhaupt keine Ahnung, was das ist, was du Liebe nennst. Sei doch so freundlich und erkläre es mir!" Da sagte Bajezid Bistami zu dem Optumraucher, der seinen Esel verloren hatte: Mann, das ist der Esel, den du verloren hast. Nimm ihn mit!"

Der fromme Mann und die Diebe.

Ein frommer Mann hatte sich für das Osterfest einen Hammel getauft, um beffen Hals einen Strick gelegt und führte ihn zu seinem Klofter. Unterwegs fahen einige Diebe das Schaf. Ihre Diebsluft regte sich und sie gingen dem frommen Mann entgegen. Da sie nicht wie Wolfe oder Tiger mit gewaltiger Hand die Beute nehmen fonn­fen, wollten sie liftig wie ein Fuchs zu Werke gehen und den frommen Mann in den Schlaf des Hafen versehen. Sie verfielen auf eine ganz besondere List, durch die sie das einfache und fromme Herz des Mannes zu fangen gedachten. Nämlich folgendermaßen: Sie gingen einzeln dem frommen Manne entgegen. Der erste sagte: Scheich , was willst du mit dem Hunde machen?" Der zweite: Scheich , beflecke dein Gewand nicht mit dem Hunde." Der britte: Es sieht so aus, als ob du mit dem Hunde auf Jagd gehst." Ein anderer: Jäger, von wem hast du diesen Jagdhund getauft?" Ein anderer: Der Scheich mit diesem Hunde sieht so aus wie ein Nacht­wächter." Ein anderer: Dieser Mann mit dem Jagdhund ist sicher lich ein Hundewärter des Kaisers." Kurz, alle Diebe hatten sich auf dies Wort geeinigt, warfen ihm ein solches zu und machten ihn zur Scheibe ihres Wizes.

Ais der schlichte fromme Mann von ihnen allen übereinstimmend bles Wort hörte, tamen ihm Zweifel, ob sein Hammel ein Hund set und er sagte zu sich: Bielleicht war der Verkäufer ein Zauberer, der mich verzaubert hat, daß ich den Hund für einen Hammel halte. Das Beste ist, ich lasse ihn fahren, gehe zum Verkäufer zurüd und verlange mein Geld zurück, das ich ihm gegeben.

"

In seiner Einfalt ließ er den Hammel los und ging zurück, um den Berkäufer zu suchen. Als die Diebe das sahen, stürzten sie sich wie Wölfe auf den Hammel und nahmen ihn mit sich.

Der Mann mit den zwei Frauen.

Ein Man hatte zwei Frauen, die eine war alt, die andere war zart wie ein Rosenblatt. Er selbst war über die Zeit der Jugend hinaus, und sein Haar und Bart fingen an grau zu werden. Er liebte beide Frauen und behandelte die eine wie die andere derart, daß er die eine Nacht bet der einen und die andere Nacht bei der anderen zubrachte. Er hatte die Gewohnheit, des Morgens, bevor er aufstand, feinen Kopf seiner Frau auf den Schoß zu legen und noch etwas zu schlafen. Als er eines Tages so im Schoße der alten Frau schlief, sah diese, daß in seinem Bart einzelne weiße Haare waren. Sie sagte zu fich: Ich werde ihm die schwarzen Haare her­ausschneiden und ihn des Schmuckes der Jugend berauben, damit die andere Frau, die ihn für jung hält, seiner überdrüssig wird, wenn sie das weiße Haar sieht, und damit er sich dann aus Aerger

uter diese Zurücklegung gang mir anschließt." In diesem Gedanken beseitigte sie soweit als möglich die schwarzen Haare.

Am nächsten Morgen schlief er im Schoße der jungen Frau. Als diese unter den weißen Haaren einige schwarze sah, die der Schere der alten Frau entgangen waren, fagte sie: Ich werde die weißen Haare entfernen, so daß er sich für jung hält, des Verkehrs mit der alten Frau überdrüssig wird und nur Verlangen nach mir hat." Sie schnitt also, soweit fie fonnte, die weißen Haare ab. So verging einige Beit. Eines Tages hörte er, daß einige Leute zu einander sprachen und sich über seinen Bart luftig machten. Er faßte nach seinem Barte und sah, daß überhaupt kein Haar mehr geblieben war.

( Aus dem foeben erschienenen Bande Türkische Märchen, heraus. gegeben von Fr. Giese, Berlag Eugen Diederichs , Jena . Preis geb. 4 M.)

Scherz und Ernst

20

Auf ewig. Zu einem Minister kommt der Abgesandte einer anderen Partei und bietet ihm eine Stelle in dieser Partei an. Der Minister: Leider habe ich mich eben für ewig meiner Partei verpflichtet."

Der andere: D, solange warten wir gern!"( Lachen links".)

Lichte Momente. Vor dem Obergericht eines ostschweizerischen Kantons wurde einmal ein Mann verhandelt, von dem der medi­zinische Sachverständige behauptete, er sei unheilbar größenwahn­finnig, habe aber hie und da lichte Momente. Der Gerichtspräsident lächelte ungläubig und sagte, er wolle mit dem Manne schon fertig werden.

Der Mann wird hereingeführt und behauptet, er ſei der König von England. ich einen Kollegen treffe, ich bin nämlich der Kaiser von Japan ." ,, Das freut mich aber," fagte der Herr Gerichtspräsident, daß Dabei wirft er einen triumphierenden Blick auf die Beisitzer im Gericht.

Sie sind der Kaiser von Japan ?" fragt der Angeklagte. Das glaube ich nicht. Sie find der Obergerichtspräsident X., das größte Rindvich vom ganzen Kanton."

Wie ich gejagt habe, meine Herren," wirft der medizinische Sachverständige ein, der Angeklagte hat hie und da lichte Momente." Bertellies ut Westsaalen. Karl ist Maurergeselle in der Stadt und hat an seine ländliche Geliebte eine Anfrage zwecks ehelicher Verbindung gerichtet. - Badder will nich. Badder meint, es

Lina antwortet?

wör nig. De Maurers, feggt Badder, hem ne grote Schnute. Aber nur in Commer. In Sommer, seggt Vadder, bruft jeder Maurer in't Wirtshaus en Disch ganz vor sich alleene. Im Winter aber, ſeggt Vadder, da hem se nix, un zehn Maurers wärmen sich die Firgers an een Pferdefürtel. In dissen Sinne grüßt dir deine Braut Fräulein Suttrop."

mit ihm verlobt?" wundert sich die tugendtimplige Frau Mama . Recht hat fie. Du tüßt den Hans und bist noch nicht einmal Irma zieht eine Schnute:" Aber Mama, wir sind doch grade dabei!"

Rätsel- Ecke.

Der Schafhirt.

388

Der kleine Karl trifft auf der Weide seinen Freund, den Schaf hirten Tobias.

,, Lieber Karl, willst du nicht heute meine Herde hüten? Ich möchte gar zu gern in die Stadt auf den Jahrmarkt." Wieviel Schafe hast du denn?"

Ich hüte von zehn Bauern die Schafe. Vom zweiten habe ich um eines mehr als vom ersten, von dritten um eines mehr als vom zweiten. Und so fort, von jedem um eines mehr als vom vorher gehenden. Vom zehnten Bauern habe ich genau viermal so viel als non ersten." Darauf humpelte der alte Tobias, so rasch er fonnte, fort, um noch zurecht in die Stadl auf den Jahrmarkt zu kommen. Der kleine Karl aber legte sich in die Sonne und nach kurzer 3eit hat er gewußt, wieviel Schafe er im ganzen in seiner Herde haben mußte.

Wer ist das?

Nimmst du allein mein erstes Wort,

so find'st du mich an manchem Ort; mit vielen zusammen, bald auch allein, oft mächtig und groß, doch oft auch nur klein.. Es führt ein schwieriger, langer Pfad, bis niem zweites Wort einer erreichet hat. Dann freut sich auch jeder Geselle sehr, doch ist er dann gar kein Geselle mehr. Das Ganze gibt auf der Erde schön acht, daß niemand darin etwas Böses macht, und daß du die Lösung recht bald kriegst heraus, es pußt auch am Sarastag das Sticgenhaus.

( Aus ber in Wien erscheinenden Reitschrift für Kindererziehung: Die Mutter".)

Auflösung der Scherzfragen aus voriger Nummer: 1. bas Rätsel, 2. ber Prozeß, 3. Großvater, Vater und Sohn, 4. der Storch, 5. der Mohntopf.