Dos heute geltende Recht schützt weder die Allgemeinheit vor diesen»Unzurechnungsfähigen" noch diese Personen vor den Folgen ihres eigenen verantwortungslosen Tuns. Der neue Straf- gesetzentwurs, der gegenwärtig denn Reichsvat vorliegt, be- deutet demgegenüber einen wesenllichcn Fortschritt. Sein§ 43 lautet: „Wird jemand als nicht zurechnungsfähig freigesprochen oder außer Verfolgung gesetzt, oder als vemundert zurechnungsfähig verurteilt, so ordnet das Gericht zugleich feine Unterbringung in einer öffentlichen Heil- oder Pflegeanstalt an, falls die öffentliche Sicherheit diese Maßregel erfordert. Genügt Schutzaussicht, so ist diese anzuordnen." An die Stelle der Beantwortung der einfachen Frage: Strafe oder Straffreiheit?— soll nun die sichernd« Maßnahme treten. Diese Bestimmung ist ganz allgemein als«in Fortschritt zu werten. Sie nähert sich unserer Forderung, daß die Strafe immer mehr verdrängt werden soll durch Erziehungs- und Eicherungs- maßnahmen. Z 43 des neuen Strafgesetzentwurfes ist ober insofern unzu- reichend, als er erst angewendet werden soll aus den Menschen, der bereits in Konflikt mit den Strafgesetzen gekommen Ist.„Ihr laßt den Armen schuldig werden." Gerade bei den asozialen Ele» menten wird man in vielen Fällen das„Schuldigwerden" ver- meiden können, indem man von vornherein durch geeignete er- zieherifche und sichernd« Fürsorge sie selbst und die Allgemeinheit vor Unheil bewahrt. Die Lücke, die hier der neue Strafgesetzentwurs läßt, soll aus- gefüllt werden durch ein sogenanntes„Bewahrungsgesetz", zu dem Entwürfe von mehreren Seiten vorliegen. Bereits 1920 Hot der sächsische Ministerialrat Dr. Hans M a i e r einen Entwurf dem Reichstag vorlegen lassen. Bom„Verein für öffentliche und private Fürsorge" wird ebenfalls ein Entwurf auegearbettet. Bor wenigen Wochen hat der Verband zur Förderung der Sittlichkeit auf einer Tagung in Berlin der Oeffentlichkeit seinen Entwurf unterbreitet, nach dem alle Verwahrlosten und Verwahrlosenden durch Unter- bringung in passenden Familien oder in geeigneten Anstalten be- wahrt und zu einer ihren Kräften entsprechenden Arbeitsleistung herangezogen werden sollen. Die Frauen werden diesem Problem ihre besondere Aufmerk- samkeit widmen müssen, nicht nur wegen der allgemeinen sozialen Bedeutung der Frage, sondern weil ein Bewahrungsgesetz unter Umständen auch ein sehr wirksames Mittel zur Bekämpfung der Prostitution sein kann, soweit sie aus afozialen Trieben von Frauen beruht. A. G. Die Gefährtin öes Nensthen. Von Erich E r i s a r. Die Menschen mögen es hinausschreien, mit schmerzvoll ver- zerrtem Munde aus gequälter Brust, in die Welt hinein: Die Maschine ist tot. Man hat uns an einen Leichnam geschmiedet. Es ist nicht wahr. Sie lebt. Lebendiger ist sie als der Mensch, der sie totzusprechen glaubt, wenn er sagt, sie ist tot. Nie war die Moschine tot. Nie wird sie tot sein. Und wer je sie sah: schwarz berußt, mit blinkenden Zähnen, Kolben und Wellen, weiß, daß sie lebt. So gern er auch glauben möchte an einen Spuk, einen Nebel oder ein Bild darin, er ahnt: sie ist lebendiger denn feine Gedanken. Sie selbst ist Stoff gewordener Gedonke unzähliger Hirne von Menschen, deren Geist fortlebt in ihr. Geister, größer als der seine, der sich vermaß, die Summe ge- speichcrter Urkrast unter seinen Willen zu zwingen. Doch er vennag nur ein« neue unheimliche Seite dieser Gestalt gewordener Urkrast ins Leben zu rufen: ihren Haß gegen alles, was Mensch heißt. Freilich, wenn sie manchmal ausholt, dich niederschlägt, dir die Kleider vom Leibe reißt, dich anfrißt, packt und in die Lüste schleudert, entsetzest du dich wohl vor ihrer Kraft, doch an ihr Leben, an ihre Seele glaubst du nicht. Du glaubst nicht an ihren Zorn, an ihren Durst nach Befreiung von dein niederen Zwergvolk, dessen sie sich bediente, um geboren zu werden, und das sie seither nicht abzuschütteln vermag. Doch ihre Kräfte wachsen und mit ihnen Ihr Haß gegen den, der sie zu meistern glaubt und doch von ihr gemeistert wird. Hast du noch nie ihr unheimliches Heulen gemerkt mitten Im Gang ihres Werkes! Hat sie dich nie angefletscht, nachdem sie dich vorher verlachte, hast du das leise Klagen in ihr nie gehört, ihr Aechzen, Stöhnen und ihr grausames Jubeln, wenn sie dein Blut sah? O, sie dürstet nach Blut. Rache schreit sie bei jeder Mißhandlung. Und doch rief die Liebe zum Menschen sie einstmals ins Leben. Und sie kann auch jetzt noch ganz Liebe sein, ganz Hingabe an den Menschen, von dem sie suhlt, daß er sie liebt. Für ein Streicheln oder ein zärtliches Wort ist sie dankbar und gibt Antwort mit leiser, zarter Melodie, die anschwingt zu gewaltig erhobenem Orgelton, zum Lobgesang auf den Geist des Menschen, dem unermüdlich zu dienen sie sich müht. Und auch in diesem Liebe, in dieser Hymne, die sie sich selbst und dem Menschen singt, ist sie größer als er. Mehr noch als in ihrem Schassen ks) sie darin Verkörperung des Geistes verblichener Menschen, deren Rastlosigkeit unsterblich wurde In ihr, deren Seele ihren eisernen Körper erfüllt mit erhabenem Stolz, der aufbäumt in mächtigen, Haß gegen jeden, der nicht die treu sich hingebende Geliebte sieht in ihr, sondern das nutzbringende» seelenlose Werkzeug. Noch wissen erst wenige um diese ihre hastende, liebende Seele» und daß nur der die Maschine unter seinen Willen zwingt, der die Kraft und die Liebe all jener, die vor ihm waren und sie gebaut zu ihres Lebens Widerpart in sich zu sammeln gewußt. Sie wissen auch um die unzähligen Gedanken, die überspringen aus dem Hirn einsamer Erfinder in die Maschine und sie enträtselnd, wächst die Liebe in ihnen zu der Maschine, die, ihren liebenden Meister erkennend, den Haß begräbt, den sie gegen die Menschheit gesammelt in drei Generationen, die wie keine vorher die Seele in ihr nicht zu erkennen vermochten. Und an seiner Seite schreitet sie als seine geliebte und liebende Gefährtin stolz und froh in die Zukunft hinein, die keine Unter- drückung mehr kennt. Die Zahl der Ehescheidungen nimmt auch in Dänemark unaus- hörlich zu. Nach einer vorliegenden Statsttik über das letzte Jahr- zehnt ist sie von 917 Fällen im Jahre ISIS auf 1098 im Jahre 1918, 1223 im Jahre 1920, 1308 im Jahre 1922 und 1872 im Jahre 1923 gestiegen. Für das Jahr 1924 liegt die Statistik noch nicht vor, doch ist bemerkenswert, daß die Zahl der Ehescheidungen von 1922 bis 1923 um mehr als 40 Proz. gestiegen ist und nach der letzten Feststellung 0,3 Proz. aller bestehenden Ehen beträgt. Die meisten Scheidungen entfallen auf Ehen von drei- bis fünfjähriger Dauer. Drei Jahre lang währt also„die schöne Zeit der jungen Liebe"! Die Geburtenziffer in Frankreich ist nach statistischen Er- Hebungen seit 1913 im Gegensatze zu allen übrigen europäischen Ländern gestiegen, und zwar von 191 auf 194 Geburten aus je 10 000 Einwohner. Der französische Profestor Nogaro erklärt diese Tatsache aus der Einverleibung Elsaß-Lothringcns und der starken Einwanderung besonders slavijcher Arbeiter in die zerstörten Ge- biete. Freilich steht der Geburtenüberschuß in Frankreich , der nur 24 auf je 10 000 Einwohner beträgt. Immer noch erheblich dem In anderen Ländern, besonders Norwegen und Schweden , nach. Englischer Humor. Die Jungvermählten weilen auf der Hochzeitsreise in Monte Carlo und besuchen natürlich auch das Kasino.„Ich möchte eine Pfundnote riskieren," erklärt die junge Frau,„bitte, gib mir eine, ich will sie auf die der Zahl meiner Lebensjahre entsprechende Numnicr setzen." Der Mann, Skeptiker, murmelt etwas in den Bart, das wie„Blödsinn" klingt, gibt seiner Frau aber die Note, die sie aus Nummer 24 setzt. Zu ihrer Betrübnis gewinnt die Nummer 34.„Geschieht dir ganz recht," brummt der Gatte. „Wärst du bei der Wahrheit geblieben, hättest du gewonnen!" Das Danö. lAiich in deutschen lsabriken wird immer med: dos„Band"«inaefiihri,«ine dreii« Rette, die die Arbeit an den Pia« bringt.) Hub ich ein Herz? Ich weiß es nicht, 3ch weih nur, daß es im Geklirr der Röder schlägt. Vielleicht tanzt es aus jenem breiten Land, Da» neben dieser Last auch andre Lasten trägt. E» war einmal ein schöner Tag, So schön, wie er nur einmal kommt im Jahr, Wir liebten uns, wie man sich liebt. TNIt bunten Ländern schmückte er mein Haar. Run aber bin ich eine Frau, Die Länder sind verblichen und zerseht... Ein neues Land läuft durch den Arbettsfaol, Auf das der Meister schwere Eisenblöcke seht. Ich stehe da und such mein herz und sind e» nicht. Es springt mit klirr und klang vorbei, Im Räderlaus, im Sklaoengriss, In dieser Tage immergleichen Einerlei.... Groß ist die Welt und wir sind viel... Manchmal im Werktag zittert meine Hand. Da schlägt In mir so sehr da» herz, Da slatlert wieder mir im haar ein Land. Ein rote» Land, ein Fetzen Tuch von unsrer Fahne, die im hellen Schein vor unsern» Ziele weht.... Da weiß ich gut: Einmal wird Licht sür alle sein.... Max Barthel . Auflösung des Silbenrätsels aus der vorigen Rummer. 1. Herriot . 2. Oliv. 3. Cicero. 4. Hummer. 5. Mohammed. 6. Urne. 7. Thüringen . 8. Kalis. 9 Olga. 10. Mosel. 11. Moni!. Hochmut k o m m t vor den Fall
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