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Was sollen Kinder lesen?

Kommunistischer Uebereifer.

Von Lisbeth Riedger.

In der Schule beobachte ich ein Mädchen von 12 Jahren, das im Unterricht auffallend zerstreut ist. Schließlich kann sie nicht widerstehen. Heimlich beginnt sie unter dem Tisch ein wenig zu lesen. Aha, Schundliteratur! Richtig:" Was man aus Liebe tut!" ist der Titel des Buches Schund im wahrsten Sinne! Erwischt man einen Jungen, so findet man Buffalo Bill  "," Tarzan  " oder ähnliches. Bei jeder Razzia in den Mappen der Kinder finden sich Schundhefte in Menge.

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Man kann über solche Lektüre verschieden denken; je nachdem, welche Anforderungen man an die Jugendschrift stellt. Verlangt man, daß sie ästhetisch einwandfrei sei, so werden diese Schmöker sämtlich verschwinden müssen. Und doch üben diese Bücher, gerade diese als Schund" bezeichneten, auf unsere Kinder einen so starten Reiz aus, auch dann noch, wenn man statt ihrer ungleich Wertvolleres in durchaus findertümlicher Form, bietet. Es ist viel über die ver­heerenden Wirkungen solcher Lektüre auf Jugendliche gesagt und geschrieben worden, meist viel zu schwarzseherisch. Diese Schund hefte sind zwar untünstlerisch, vor allem, weil innerlich unwahr, und deshalb muß unser Streben sein, sie durch gute Jugendbücher zu erfeßen, doch sollte es ohne den Aufwand von moralischer Entrüstung geschehen, der meistens beliebt wird. Was man früher unseren Rindern als gute" Lektüre bot, z. B. im Lesebuch, war oft so start von den bekannten idealen" Tendenzen der verflossenen Aera durch­tränkt, daß es auch nur als Schund zu bezeichnen war.

Wenn heute viele Kreise sich um gute Jugendlektüre bemühen, so wird auch da das Ergebnis ein sehr verschiedenes sein, je nachdem, unter welchem Gesichtspunkt man auswählt. Den nur fünstlerischen Maßstab anzulegen, halten bereits viele wieder für durchaus falsch. Sie messen dem Stoff an sich eine höhere Bedeutung bei als bisher. Das mag berechtigt sein, doch darf es nicht dazu verführen, an die Stelle der literarischen Beurteilung eine rein politische Zweckmäßig feitserwägung zu sehen, wie es die Jugendschriftenkritiker des Neuen Rußland" tun.

Für die deutschen Kolonien in der Ukraine   sollten deutsche Schul­bücher beschafft werden. Der Beauftragte der Sowjets teilt als Ergebnis seiner Bemühungen, geeignete Bücher in Deutschland   zu finden, folgendes mit: Ich habe mich nach rechts und links umge­fehen, bin in Leipzig   und Berlin   gewesen, bin in einem thüringischen Berlag gewesen. Ich habe zurückgeschrieben, sie möchten doch lieber selbst neue Bücher redigieren und deutsche Schulbücher herausgeben. Außer einem Rechenbuch, das wirklich gut und aus dem Leben her aus entstanden war, habe ich nichts Brauchbares für uns gefunden." Wenn in der Riesenauswahl von deutschen   Jugendschriften nichts sein sollte, was für die kommunistischen   Schulen zu brauchen ist, so müssen die Anforderungen, die man in Rußland   an die Jugend: lektüre stellt, wohl ganz besondere sein. Die KP. der Ukraine   hat denn auch Regeln aufgestellt, nach denen die neue Kinderliteratur zu prüfen oder zu gestalten ist. Die Grundregel lautet: Ein Kinder­buch muß den Anforderungen der proletarischen Jdeologie entsprechen, d. h. in den Kindern einen Drang nicht nur zum persönlichen, sondern auch zum kollektiven Wohl wecken." Auch wir würden uns freuen, wenn wir solche Bücher für unsere Kinder hätten. Doch will man in Rußland   nur solche Jugendbücher gelten lassen? Will man wirklich von all dem, was man bisher als Kinderbücher bezeichnete, sonst nichts anerkennen? Was wird z. B. aus unserem reichen Märchen­schatz, mit dem wohl jeder von uns die schönsten Kindheitserinne rungen verknüpft?

Hören wir den kommunistischen   Verfasser selbst: Als wir die Erzählungen, die Märchen, in denen wir selbst aufgewachsen waren, durchsahen, fanden wir, daß keins dieser Märchen wirklich der Ent­wicklung eines selbstfrohen, selbstbewußten, zukünftigen gesellschaft lichen Arbeitens entsprach. Ein Märchen, in dem der Wolf eine Großmutter und deren Enkelin verschlingt, worauf ihm der Leib aufgeschlitzt wird und beide wieder lebend herausspringen... ist pädagogisch der reinste Blödsinn. Solche Märchen haben wir natürlich beiseite geworfen!"

Und um noch nachdrücklicher den pädagogischen Blödsinn" unferer Märchen zu betonen, werden folgende Regeln aufgestellt:

1. Das phantastische Element darf auf keinen Fall in den Kindern religiöse Gefühle erwecken oder den Glauben an übernatür­liche Kräfte, Vergötterung der Naturkräfte, noch Angstgefühle. Er­zählungen von Heren, Zauberern, Kobolden usw. sind daher nicht Buläffig!"

2. Erzählungen, die Sympathien zu Königen, Prinzessinnen, verschiedenen Vertretern der Bourgeoisie wecken, sind nicht zulässig und müssen aus der Kinderliteratur entfernt werden."

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Arme Kinder! Die Märchentante zieht aus, von der KP. ver­trieben. Was sollte sie euch auch noch erzählen, wenn ihr erwartungsvoll eure runden Kinderaugen auf sie richtet? Wie oft haben die Augen gestrahit, wenn es losging: Es war einmol Jetzt darf es nicht mehr heißen: Es war einmal ein König oder Es war einmal eine böse, böse Here." Oder aber:" Da tam der Niese mit seinen Siebenmeilenstiefeln daher. Alles petticht sich vor dem Kommunismus; das ganze Veit der Zwerge und holde verschwindet, keine gütige Fee hilft, feine böse Here fällt in die Grube, die sie anderen grub. Leer und nüchtern wird bie Wel, nicht einmal die füße, kleine Dirne, Rotkäppchen", bleibt, Sie iſt e pädagogischer Blödsinn" aeworden.

Doch eins haben diese Kommunisten vergessen. Zwar können sie da, wo sie die Macht haben, die Märchen aus der Kinderliteratur verbannen. Aber vernichten fönnen sie sie nicht. So wie einst Groß­mütter den staunenden Enkeln die Wunderwelt des Märchens er­schlossen, so werden auch in Zukunft die Märchen von Mund zu Mund weitergetragen werden als schönes, altes Voltsgut.

Daß auch Kommunisten eine andere Heltung zu der Frage der Volksmärchen einnehmen, beweist der fommunistische Reichstags­abgeordnete Edwin Hörnle   in seinem Heft über:" Die Arbeit der tommunistischen Kindergruppen". Er hat nichts gegen jene phan­tastischen, funstlosen Geschichten," gegen diese alte Volkskunst des Märchenerzählers," nur wünscht er( mit uns!), daß bald das neue proletarische und industrielle Märchen kommen" möge. In diesem neuen Sinne sind die Märchen von Gen. Heinrich Schulz: Bon Menschlein, Tierlein und Dinglein"( Verlag Dieß) gehalten und des halb allen Eltern zu empfehlen. Viel von dieser Art ist aber leider noch nicht da; so muß man sich eben behelfen mit dem vorhandenen alten Gut.

Töricht ist es, an die Kinderliteratur andere Maßstäbe anzulegen, als die aus der Natur des Kindes sich ergebenden. Dichterisch möglichst vollkommen, vor allem aber findertümlich sei das Kinderbuch! Lezten Endes entscheidet über seine Lektüre doch das Kind selbst. Man kann ihm Lieblingsbücher wegnehmen, man fann ihm andere dafür geben. Kinderbücher werden sie erst, wenn das Kind mit Freuden danach greift. Wer das nicht beachtet, wenn er den Kindern Neues bringt, der hat ihres Geistes keinen Hauch verspürt".

Scherz und Ernst

Studentenult. In Frankfurt   angelte ein Student am Main   und holte anscheinend alle zwei Minuten einen Fisch heraus zum großen Aerger eines mehrere hundert Schritte entfernt stehenden Anglers, der nichts fing. Wütend lief letzterer endlich zur Polizei, uni den unbekannten und wohl auch unberechtigten Fischer anzuzeigen. So­fort erschien ein Diener der Gerechtigkeit. Bitte, mein Herr, wollen Sie sich legitimieren!" Jawohl, ich bin Student, hier ist mein Ausweis." Diese Karte berechtigt Sie aber nicht zum Fischen." , Wieso, ich habe gar nicht gefischt." Was, Sie halten doch noch die Angel in den Main  ?" Gewiß tue ich das, aber ich fische nicht." Nun, was machen Sie denn sonst?"" Sehen Sie," sagte der Student, die Angel mit dem Fisch herausschleudernd, ich wässere bloß meinen Hering.

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faufen und will dem Händler trotz ihrer Jugend imponieren. Die Sachkundige. Das jungverheiratete Frauchen geht ein­billigend. Ich bekomme sie nun mal nicht größer vom Lande," Warum sind die Eier eigentlich so furchtbar flein?" fragt fie miß­antwortete der Händler, sie fommen jeden Morgen ganz frisch. Das ist eben das Unrecht von den Bauern," Kennerin. Sie haben es so eilig damit, ihre Eier zu verkaufen, erwidert unsere daß sie sie immer zu früh aus dem Neste nehmen!"

Das hätchen. Unser Mädchen hat fluchtartia den Dienst ver lassen. Wenn ich ehrlich sein soll: ich hätte es nicht so lange aus. gehalten bei unseren Rangen. Infolge des Ereignisses ist die glück­liche Mutter unserer temperamentvollen Sprößlinge außer sich und droht: Wenn ihr nicht Ruh gebt, mach ich's wie die Rosel und lauf euch heut noch davon!"

Der Marl   sieht denit doch etwas nachdenklich drein, aber Maria, die Sanfte, reißt ihn, wie gewöhnlich, mit Zuversicht zu neuer Tat­traft mit. Maria schreit triumphierend:" Dös soll d' Mama grad probieren, dös kann s' gar nöt macha. hamma ja a'heirat'!" ங்கக ( Simplicissimus.)

Die Catrike. Drei Berliner   Jungen kommen in eine Drogerie. Einer verlanot For'n Broschen Lakrize". Der Verkäufer steigt auf die oberste Stufe der Leiter, entnimmt einem Fache die Lakrize und Ick mechte ooch for'n Iroschen Lakrike." Da wendet sich der Droaist flettert wieder herunter. Als der Kleine bezahlt hat, sagt der zweite: an den Dritten mit der Frage: Willst de ooch for'n Iroschen La­frize?" Nee," sagt der. die oberste Sproffe der Leiter und holt die Lafrike herunter. Als Nun flettert der Verkäufer wieder auf er dem zweiten die verlangte Latrize ausgehändiat, wendet er fich wieder an den Dritten: Wat willst du denn nu, Kleener?" Der Dritte: Ich möchte for'n Sechser Lakrize."

Die Grausame. Die Gjährige Maria und die 4jährige Hanni unterhielten sich über die Zukunft.

,, Wenn ich groß bin," sagte Maria. ,, werde ich Lehrerin." und habe viele Kinder." Wenn ich groß bin," verkündete Hanni ,,, werde ich eine Mutti

..Ei," rief Maria ,,, wenn die zu mir in die Schule kommen, dann sollen sie aber Brügel triegen! Feste, feste, feste!"

..Du Scheusal," sagte Hanni und begann bitterlich zu schluchzen, ,, was haben dir meine Kinder getan?"

Musikalischer Hinterkopf. Der Professor X., ein bekannter Phre­nologe, ging mit einem seiner Studenten spazieren. Ein spielender Knabe lief den beiden in den Weg. Professor X. hielt ihn an, be­tastete seinen Schädel und sagte:

,, Blicken Sie hierher, fieber Scholz, diese Ausbuchtung am Hinter­topf des Knaben weist auf eine bedeutende Anlage zur Musik hin. Da antwortete der liebe Junge: Sie, wenn Ihnen mein Bater eene klebt, denn ham Se ooch Anlagen zur Mufit."