Bon Mag Barthel
Nun flammen wieder Stern an Sternt Die Mondessichel schneidet
Bom Felde ab das Bitterkraut, Das uns den Tag verleidet.
Im Glanz, der übermächtig flammt, Muß sich die Seele finden Und unter schmalem Sichelmond Die Siegestränze binden.
Es ist der Tag mit viel Geschrel Und laut vorbeigezogen, Nun hängt er seine Harfe auf 3m goldnen Sternenbogen.
Gib mir, o Ciebste, deinen Mund! Wenn meine Augen dunkeln, Caß über meinen Feiertag Die schönen Sterne funkeln.
Fabel.
Eine Gesellschaft Stachelschweine drängte sich an einem falten Wintertage recht nahe zusammen, um durch die gegenseitige Wärme fich vor dem Erfrieren zu schüßen. Jedoch bald empfanden sie die gegenseitigen Stacheln, was sie dann wieder voneinander ent fernte. Wann nun das Bedürfnis der Erwärmung sie wieder näher zufammenbrachte, wiederholte sich jenes zweite Ülebel, so daß sie zwischen beiden Leiden hin und her geworfen wurden, bis sie eine mäßige Entfernung herausgefunden hatten, in der sie es am besten aushalten fonnten.
So treibt das Bedürfnis der Gesellschaft, aus der Leere und Monotonie des eigenen Inneren entsprungen, die Menschen zueinander; aber ihre vielen widerwärtigen Eigenschaften und unerträglichen Fehler stoßen sie wieder voneinander ab. Die mittlere Entfernung, die sie endlich herausfinden, und bei welcher ein Bei sammensein bestehen kann, ist die Höflichkeit und feine Sitte. Dem, der sich nicht in dieser Entfernung hält, ruft man in England zu: keep your distance! Vermöge derselben wird zwar das Bedürf nis gegenseitiger Erwärmung nur unvollkommen befriedigt, dafür aber der Stich der Stacheln nicht empfunden. Wer jedoch viel eigene, innere Wärme hat, bleibt lieber aus der Gesellschaft weg, um teine Beschwerde zu geben, noch zu empfangen.
-
-
Herkules hatte seine sechs Wunder vollbracht und machte sich nun an bas siebente, welches in der Reinigung des Augiasstalles bestand. Dies war zwar nicht die anstrengendste, dafür aber die unangenehmste Arbeit; denn in befagtem Stalle hauften feit breißig Jahren dreitausend Dchsen, ohne daß seitdem eine reinigende Faust bazwischen gefahren wäre. Erst versuchte er es mit Schaufel und Besen, da erscholl ein Gebrüll von denkt euch breitausend Ochsen: Laß unseren Mist liegen, das ist unser Mist!" Das schert mich den Teufel," sagte Herkules und begann aus. zumiften. Wir wollen unseren Mist behalten!" brüllten die Ochsen und zeigten ihm die Hörner; doch Herkules schlug ihnen mit der Schaufel um die Dhren, so daß sie schwiegen, und arbeitete, ungeachtet des umherliegenden Schmuzes weiter.
91
-
Seht den Schweinepela!" höhnten die Ochsen.
-
Ihr seid Schweinepelze," antwortete Hertufes ,,, benn nicht ich, sondern ihr habt die Schweinerei hier verursacht, und es ist nicht meine Schuld, baß ich beschmugt werde, wenn ich euch anrühre." Die Ochfen farlegen, boch nun trochen die Misttäfer, welche in den Erfrementen hausten, hervor. Laß unseren Mist liegen,' brummten sie.
"
Das ist nicht euer, sondern der Ochsen Mist," sagte Herkules. Sa, aber wir frieren, wenn du ihn wegnimmst." Daun arbeitet und ihr werdet nicht mehr frieren." Und sie arbeiteten. Am Abend aber, da Herkules schlief, wälzten ste den ganzen Mist wieder in den Stall zurück, den er am Tage fortgeschaufelt, und am Morgen fah alles aus wie zuvor.
Wie Herkules das sah, wurde er zornig: Hier kann nichts anderes helfen, als den ganzen Stall unter Waffer sehen!" rief er. Ais die Ochsen von Wasser hörten, das sie seit dreißig Jahren nicht mehr gesehen, wurden sie rasend und brüllten so laut, daß die Mist. fäfer, welche sonst nur im Dunkeln heraustamen, aufflogen und Schutz auf ihren Rücken snchten. Doch Herkules ließ sich nicht ab. schrecken; eine Rinne zum nahen Fluß grabend, setzte er ben ganzen Stall unter Wasser.
„ Er ist ein Voltsfeind," brüllten die Ochsen, er will die Gefellschaft stürzen; er will bie ganze Welt überschwemmen."
Das ist nicht wahr!" antwortete Herkules, er mill nur ben Schmuß fortspülen; und ein Boltsfeind ist er auch nicht, aber ein Feind von Dhsen und Misttäjern."
Als alles rein war, legte sich Herkules nieder, um zu ruhen. ,, Wie sollen wir uns rächen," beratschlagten die Ochsen. Haben wir feine Waffen? Unsere Hörner fürchtet er ja nicht."" Wir werden ihn mit Dred bewerfen!" riefen einige.„ Dann wäscht er sich ab," antworteten andere. So tamen sie nach langem Hin und Her und nachdem jeder seinen mehr oder minder weisen Rat dazugegeben, zu dem betrübenden Schlusse, daß sie teine Waffen gegen Herkules hatten. Doch ein Misttäfer, welcher die ganzen Verhandlungen mit angehört, hatte eine Idee. Setzt ihn unter Wasser, wie er es mit unserem Stalle gemacht hat."„ Ja, das wäre schon etwas; aber woher das Wasser nehmen?" Der Misttäfer flüsterte einem Ochsen etwas ins Ohr, dieser wiederum fagte es seinem Nachbarn, und bald wußten alle Ochsen, woher das Wasser zu nehmen set.
Bon einer schmußigen Flut umgeben, erwachte Herkules, boch aus leicht begreiflichen Gründen versiegte diese bald, und Herkules war wieder auf dem Trockenen. Er ging in den Stall und schwang die Keule. Doch befann er sich wieder: Man schlägt teine Laus mit der Keule. Ihr hättet auch wohl reines Waffer nehmen tönnen, wie ich es gegen euch gebrauchte. Aber was ist da zu machen! Ochsen bleiben allezeit Dchsen. Wenn ich euch schlage, weil ihr so lumpig euch an mir gerächt, so fommt nicht hinterher und sagt, daß Ich mich wieder an euch gerächt. Ich räche mich nicht, ich züchtige. Damit schlug er alle Ochsen auf den Boder, alle dreitaufenb. Aber die Misttäfer ließ er unbeachtet.
Der zerstreute Professor.
1
Es war einmal ein Professor, Der war so unendlich zerstreut Die allerwichtigsten Sachen Bergaß er von gestern auf heut. Und als eines schönen Tages Der gute Professor beschloß. In den Stand der Ehe zu treten, Weil ihn das Alleinsein verdroß, Geschah's, daß am anderen Morgen Der unglückselige Mann
Auf seinen erft gestern gefaßten Entschluß sich vergeblich besann.
Ihm war von der ganzen Geschichte Erinnerlich nur noch das:
Er wollte in etwas treten; Doch wußte er nicht mehr in was.
888
Scherz und Ernst
8888
-
Stinnes in Ciquidation. Stinnes jr. zu den Arbeitern:„ An unserem Aufstieg haben wir euch leider nicht beteiligen tönnen nehmt wenigstens an unserer Pleite teilt"( Simplicissimus.)
Redaktion des Arizona - Kicker". Einen Revolver hatte er in der Bom Arizona- Rider". Eines Tages trat ein Mann in ble Hand, der zweite steckte im Gürtel. Er rollte schredlich seine blut. unterlaufenen Augen und wollte den Redakteur sprechen.
„ Der Redakteur ist nicht hier", antwortete der Bureaufunge. " So!" schrie der Besucher und legte seinen Revolver auf den Tisch. Wo ist er denn?"
Der Junge fah den Fremden offen an. „ Er ist zu einer Beerdigung."
" Ach nein! Wer wird denn begraben?"
Ein Mann, der neulich hier war und den Redakteur sprechen wollte."
Revolver vom Tisch und ging. Der Besucher bachte ein Beilchen nach, bann nahm er ben
Der Kinderwagen. Ein hübsches junges Mädchen, anscheinend in anderen Umständen befindlich, geht in Gedanken verfunten Im Albertpark in Dresden spazieren. Es begegnet ihr ein von Langeweile geplagter Schuhmann. Einer von den gemütlichen. fchrat zusammen, als er fagte: Freilein, hier därfen Se nich mit'n Rinderwagen fahr'n."" Awer ich habb doch gar geen'n," fagt bas Fräulein errötend. Nu, lass'n Ge's man gut fin, Freilein, ich wollt's Ihn' bloß fag'n: wenn's so weit is, dann wissen Se Bescheed."
-
Zweierlei Auffassung. Ich fann Ihnen aber das Zimmer nicht -Empfehlungen? vermieten, wenn Sie teine Empfehlungen haben. Ich fage Ihnen, liebe Frau, meine letzte Wirtin hat geweint, als ich ausgezogen bin." ,, Das kann mir nicht paffieren: bei mir müssen Sie die Miete im voraus bezahlen!"
-
Kind und Puppe. Lieschen hat zu ihrem Geburtstag eine Puppe von Mama erhalten. Lieschen untersucht die Puppe sehr genau und entdeckt plöglich, daß auf der Hinterseite geschrieben steht: Mart 1,75. Triumphierend erzählt sie Klein- Gretchen diese inter .. effante Entdeckung. Klein- Gretchen dreht sich um, hebt das Kleldchen hoch und sagt:„ Sich doch mal nach, was ich fostel"
( Simpliciffimus.)