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bel der Frauenvereinigung des Kirchspiels, Manches wird die in ber praktischen Tätigkeit in der Arbeiterbewegung erfahrene Ge noffen zwischen den Zeilen des Buches lesen. Niemals aber etwas von Mißtrauen gegenüber der Bürgerlichen  ". Ein Mißtrauen, das Lily Braun  , die allerdings auch wenig duldsamer Natur war, in ihren späteren Jahren so häufig zu fühlen betam. Eine Wertung ist mit dieser Feststellung nicht ohne weiteres verknüpft. Dieses Mißtrauen fann ber Ausdruck eines gefunden Selbstvertrauens in der Arbeiterbewegung fein. Ebenso leicht fann es aber auch zu einer engstirnigen Begrenztheit führen Englischem Wesen, also auch der englischen Arbeiterbewegung, ist eine selbstsichere Toleranz eigen­tümlich, die ihre starten Vorteile offenbarte beim Regierungsantritt Macdonalds und bei feiner Tätigkeit. In England vollziehen sich Revolutionen in der Gelassenhelt einer Parlamentswahl. In ande. ren Ländern führen Monate des Bürgerkrieges taum einen Schritt weiber. Olanoma 10 Anna Geyer.

Frauen als Forschungsreisende.

Die Frau gehört ins Haus... wer tönnte das bezweifeln, an gesichts der neuesten Berichte über weibliche Leistungen im Dienste der Luftschiffahrt und der Forschungsreifen!

Die französische   Regierung hat soeben Mme. Louise Faure Favier zum Ritter der Ehrenlegion   ernannt wegen ihrer be­sonderen Berdienste um die Luftschiffahrt. Mme. Favier hat sich burch die Schilderung großer Reifen im Flugzeug einen Namen gemacht. Ihre Fahrten führten sie auch in wenig bekannte Gegenden Alfritas, und sie brachte über das Leben der dortigen Eingeborenen wertvolles Material mit. Sie ist auch Berfasserin der ersten er­Schienenen Führer für Aviatifer und die von ihr herausgegebenen vier Bände erfreuen sich weitester Verbreitung in den Kreisen der Aeronautit.

Als weiterer Ritter der Ehrenlegion ist Mme. Delingette zu erwähnen, die gemeinsam mit ihrem Mann ganz Afrika   von Norden bis Süden im Auto durchfahren hat. Das Ehepaar tam nach Bestehung zahlreicher Gefahren glücklich heim und die Re­glerung hielt es für richtig, beiden Forschungsreisenden ein sicht. bares Zeichen ihrer Anerkennung zu verleihen.

Zu den intereffanten Forschungsreisenden neuerer Zeit gehört die Amerikanerin Gertrud Emerson. Nach beendetem Studium an der Universität Chilago tam sie nach Yokohama  , wo fie englischen Unterricht an der Schule für Eisenbahnangestellte erteilte. Hierdurch entstand in ihr der Wunsch, die Arbeiterfrage in Japan   zu er gründen, besonders auch die Frauenarbeit und die Reiskultur in den weiter abliegenden, von Fremden kaum berührten Gegenden. Ihr Weg führte sie später nach Indochina  , im Motorwagen nach Siam  und allein, in einer von vier Eingeborenen geruderten Dichunte nach dem abgelegenen Angkor.

Die Ergebnisse jahrelanger Reisen und Studien hat Gertrud Emerson in lebendigen Büchern niedergelegt. Zurzeit ist sie damit beschäftigt, im Malayischen Archipel Leben und Sitten der Ein­geborenen zu untersuchen.

Die Amerikanerin Vera Kelsey ist in jahrelangen Studien In die verschiedensten Gegenden Chinas   vorgedrungen und bereitet ein höchst beachtenswertes Buch über das Jammerdasein der chines fischen Arbeiterschaft, die hilflos aller Ausbeutung preisgegeben ist, vor.

Als einzige weiße Frau lebt seit mehreren Jahren Fräulein Dr. Renée Las casade auf den Loyaltyinseln, einer Heinen Infelgruppe, die zu Französisch- Neukaledonien gehört und etwa 15 000 Einwohner zählt, deren alleiniger Arzt Fräulein Dr. Lascafade ist.

Joan

Mein Herz schlägt laut.

Mein Herz schlägt laut, mein Gewissen schreit, ein blutiger Frevel ist diese Zelt! Am hölzernen Kreuz verröchelt der Gott, Kindern und Loren ein seichter Spott; verlöscht ist am Himmel das letzte Rot, über die Welt hin schreitet der Tod, und trunken durch die Gewitternacht klingt das fündige Lied, das die Nachtigall singt! Die Menschheit meint um ihr Paradies, daraus sie ihr eigener Dämon verstieß, und heimlich zischt ihr die rote Wut ihre Parole zu: Bold und Blut! Gold und Blut, Blut und Gold! Set, wie das flappert, wie das rollt! Und wüst dazwischen fräht der Hahn: Bolksohnmacht und Cäsarenwahn!

lind immer dunkler wird die Nacht,

die Liebe schläft ein, und der Haß erwacht,

A. S. K.

und immer üppiger dehnt sich die Luft, und immer angstvoller schwillt die Brust; fein Stern, der blau durch die Wolken bricht, tein Lied, das füß von Erlösung spricht mein Herz schlägt faut, mein Gewiffen schreit: Ein blutiger Frevet ist diese Zeit!

rit

Arno Holz  .

Liebe und Ehe, Mann und Weib im Sprichwort.

( Allerlei deutsche Lebensweisheit aus zwei Jahrtausenden ausgewählt von Walther G. Oschilewsti.*) uf minne( und uf gewinne) stat al der weride sinne. Freien ist so füße, wie gebrat'ne Lämmerfüße.

Die Augen sind der Liebe Pforten. ddg

drif

Die Liebe ist eine Bifade, die leicht aus dem Herzen auf die tim bilöh Bunge hüpft.( Die in der Liebe trunken sind, die sind mit off'nen Augen blind. Wenn die Liebe den Kopf einnimmt, hat der Verstand Feiertage. Liebe ist keine Bastille, Lieb' ist eine überzuckerte Bille.

Weffen Herz eine Rose ist, dessen Mund wird auch buftige Worte sprechen.

Ein aufgezwungener Kuß ist wie ein Hühneraug am Fuß. Einen Mann von Flaum jagt der Wind über den Zaun. Der Mann das Haupt, die Frau die Krone. Des Mannes Ehre schönt das Weib.

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Ein Frauenhaar zieht stärker als ein Glockenfell. Man muß seine Frau an einem Sonnabend und nicht an einem Sonntag wählen. Wo die Frau die Küche heiratet, verhungert die Liebe bald. is dric Der Weiber Buzz ist des Teufels Buggarn.

dnut

Eine Frau ist keine Geige, die man wieder an die Wand hängen tann, nachdem man darauf gefpielt.

Die Ehepatten liegen in des Himmels Afien.dsightslims die Der Ehestand ist eine Prozession, wo immer das Kreuz vorangeht. Eine Haushaltung ohne Weib ist eine Laterne ohne Licht. Wenn die Eltern Wolken sammeln, so fommt das Gewitter über die Kinder.

Die kindliche Liebe ist mehr wert als aller Weihrauch Persiens  , Eine Witwe macht ge gern ihren Kalender nach Mannheim  .

Philosoph und Fährmann.

Einst ließ sich ein eingebildeter Philosoph von einem alten Fährmann über einen breiten Fluß sezen. Die Strömung war reißend, und der Ferge hatte deshalb alle Hände voll zu tun, um seinen Fahrgast an das andere Ufer zu bringen. Der Philosoph dagegen hatte es sich in dem Boot bequem gemacht, sah dem Alten gemächlich zu und begann ihn endlich, da er nichts Besseres zu

tun wußte und außerdem gern mit seinem Wissen prahlen wollte, zu neden: Sagt einmal, guter Freund", hub er an, habt Ihr wohl schon einmal etwas von der Philofophie gehört?"

"

Mein", antwortete der Alte wahrheitsgemäß, ich weiß über­haupt nicht, was das ist.".

"

Was", rief der Philosoph mit gut gespieltem Erstaunen, Ihr wißt nicht, was Philofophie ist? Aber das ist ja gerade fo gut, als hättet Ihr ein Viertel Eures Lebens verloren. Versteht Ihr denn wenigstens Mathematik?"

Auch nicht", versetzte der Alte ruhig.

" Ja", erwiderte der Philosoph, damit ist die Hälfte Eures Lebens so gut wie verloren. Kennt Ihr etwa die Astronomie ebenfalls nicht?" ansin d] dp ginod ideas

fi ,, Nein."

" Unglücklicher", rief der Philosoph. dann habt Ihr ja sozu­fagen drei Biertel Eures Lebens verloren!"

In diefem Augenblick kam eine große Welle und warf den Kahn um. Philosoph und Fährmann   fielen ins Wasser, und der weise Mann schrie jämmerlich um Hilfe. Da tauchte der Fähr. mann aus den Wellen wieder auf und rief: Könnt Ihr schwim men?"

-

" Nein, neint" freischte der Philosoph voller Todesangst. ,, Run", rief der Fährmann, fo flettert nur rasch auf meinen Budel, damit ich mit Euch ans Ufer schwimme, fonft find nämlich von Eurem Leben alle vier Biertel wirklich verloren.".

Schleswiger   Candbahn. Mit melodischem Bim- Bam und ge­zogen von einer ächzenden Lokomotingreisin, die längst ihren Ehren­platz im Deutschen   Museum verdient hätte, fahren wir durch wogende Felber und saftige Wiesen unserem Bestimmungsort entgegen. Blötzlich stoppt das Vehikel auf freiem Felde; was gibt's? Der biedere Mann des Dienstes gibt schlicht die Auskunft: Doar steiht'n Rau vörn Zug." Endlich sehen wir uns wieder in Bewegung, doch nach einigen Minuten tritt neuer Stillstand ein. Diesmal fragen mir etwas energischer nach der Ursache, doch mit unerschütterlicher Sachlichkeit wird uns geantwortet: Wi hebbt de Kau wedder inholt."

"

*) Aus dem bei Eugen Diederichs   in Jena   erschienenen Werke Deutsche Sprichwörter". Ausgewählt und eingeleitet von Walther G. Os chilewsti.