Sein« Seele nicht ein fest begründetes Vertrauen zu dem einen clternteil vorhanden, so nutzt es, oft ebenso instinktmäßig, diese Situation aus: es schmeichelt mal der einen und mal der an- dern Seite, um sich Vorteile zu vertchassen. Es spielt die Eltern gegeneinander aus und schlägt sich schnell aus jene Seite, wo die größeren Chancen zu finden sind. Acltere Kinder, deren niedere Instinkte durch ein Milieu voller Gehässigkeit schon entwickelt sind, zeigen in solcher Elternbehandlung ein« direkte Raffinesse, und so wird ihr Kindheitsleben— das keine Kindheit ist— Vorübung für ein schon in der Wurzel verdorbenes Sexualleben. Kommt es zum Ehescheidungsprozeß, so werden die Kinder weiter hin- und hergezogen. Verschiedene Instanzen greifen nun in ihr Leben ein? Gericht, Vormundschaft, Prozeßgericht. Die Eltern fechten von den Kindern den harten Kampf um die Schuld aus. Noch zerstörender wirkt die Tatsache, daß die Kinder als Zeugen vernommen werden. Zwar wird ein vernünftiger Nichter oft auf die kindliche Zeugenaussage verzichten. Aber es gibt Fälle, in denen er sie kaum entbehren kann. Man vergegen- wärtige sich nun die Tage des Kindes vor seiner Zeugenaussage und bedenke dabei, daß'es nichts Leichteres gibt, als Kindern Er- lebnisse zu suggerieren: heute bestimmt der Vater das Kind zu dieser Aussage, morgen die Mutter zur entgegengesetzten—, so wird die Seele des Kindes zum Spielball elterlicher Erregung. Objekttoitöt und Wahrheitsgefühl müssen sich erst empören, um dann allmählich in die Brüche zu gehen. Daß letzten Eudes das ehrliche Kind an sich selbst oerzweifeln muß, sollte uns klar sein. Dazu die äußere SituationI Auch hier ein dauernde« chin und Her. Es gibt Fälle, in denen die Kinder erst bei der Mutter bleiben, dann holt sie der Vater zu sich, danach kommen sie wieder zur Mutter zurück, nach der Schuldigerklörung beider Eltern erhält der Vater den Sohn und die Mutter die Tochter. Daß solch dauernder Wechsel wohltätig fei, wird kein Erzieher de- haupten können. HennySchumacher. Gefahren öer Abtreibung. Ganz ehrlich— sind wir nicht durch den Kampf gegen den Paragraphen 218 dahin gekommen, unter den„Gefahren der Ab- treibung" zu allererst die drohenden Gefängnis- oder Zucht- Haus st rasen zu verstehen? Und bringen wir nicht, wenn wir weiter denken, den Begriff dieser Gefahren fast ausschließlich mit den ai, deren Begriffen„Kurpfnschertum gleich Unsauberkeit" zusammen?— Gewiß, der Paragraph 218 ist ein„Mörderparagraph", wir wollen, daß er fällt, und das Elend, das er über unendlich viele Frauen gebracht hat, schreit zum Himmel, aber— aber es gibt noch eine andere'Seite der Sache, und es ist außerordentlich dankenswert von der Gesellschaft für Sexualreform, daß sie in einer, freilich nur Mitgliedern zugänglichen Versammlung einem so hervorragenden Fachmann wie Herr Prof. Dr. L i e p m a n n Gelegenheit gab, von diesen Dingen so zu sprechen wie es leider in den zahllosen„Zlufklärungsoorträgen" nie geschieht und vielleicht bald auch mcht mehr geschehen kann: denn wir wissen nicht, wie bald auch hier der neue Kurs der Republik sich auswirken wird... Zuerst gab Prof Liepmann einige Zahlen, doch Zahlen, hinter denen sich grausig eine Wirklichkeit von Blut und Tränen erhob. Er sprach von den drei apokalyptischen Reitern, die Jahr um Jahr grausige Ernte unter den Frauen halten: Abort, Kindbett und Krebs— aber der Abort ist der mörderischste unter ihnen. 25 000 Frauen sollen jährlich ln Deutschland dem Abort zvm Opfer... Run ist es freilich wahr, daß der größte Teil dieser Todesfälle eine Folge mangelnder Asepsis(eins Wundbehandlung, die Vergiftung verhütet) ist, und daß hier Kurpfuscher und Toten- gröber hier oft Hand in Hand arbeiten. Aber die Ansicht, daß bei ärztlicher Hilfe eine Unterbrechung der Schwangerschaft eine höchst harmlose, durchaus ungefährliche Sache fei, bedarf doch erheblich der Korrektur. Wie der Vortragende ausführte, gibt es wohl keine andere Operation, bei der der Operateur im wortwört- lichftem Sinn« so„im Dunkel tappe", wie die Unterbrechung der Schwangerschaft. Daher ist es zu verstehen, daß bei den von ärztlicher Seite vorgenommenen Aborten zwar nur in seltenen Fällen Sepsis(Wundoergiftting) eintritt(freilich garantiert hier selbst äußerste Borstcht nicht völlige Sicherheit), daß aber infolge der außerordentlich ungünstigen Lage der„Operaiionsbafls" sich auch bei ärztlichen Eingriffen grauenvoll« Verletzungen der Geschlechtsorgane ergeben können. Und min demonstrierte Prof Liepmann an Hand vorzüglicher Lichtbilder ein« Anzahl derarnger Fälle— ein furchtbares Material. Fälle, in denen Teile des zerstückelten Embryos in die Bauchböhle gedrungen waren, e>n anderes Bild, in dem der Uterus der Frau durch die Hand des Operateurs an vier Stellen durchstoßen war, andere, in denen die Zange des Operateurs Dannschlingen durch die perforierte Wand der Eebärmulter gezogen hatte... Gewiß war es ein Trost, zu hören, daß bei diesen Demonstrationssällen auch bei schrversten Verletzungen Todesfälle verhölinismäßig selten waren, daß tadellos durchgeführte Asepsis sogar in unnwhrschein- Uchsten Fällen Genesung crmöalicht, während be! unsauberer Be handln na durch' Ku r p s u s ch e r und»eise Frauen der fieberhafte Abort den größten Teil der Todessäll« verschuldet. Wenn aber Fälle möglich sind, wie der, i» dem ein Arzt der Patientin fünf Meter Dünndarm aus dein Leib haspelte, ehe er merkte, daß er nicht iße Nab-ljchnur gesaßl hatte, oder der eine« Arztes, der seiner eigenen Frau die Gebärmutter herausriß(beide Fälle endeten kxmerkenswerkerwsise nickst tödlich), dann muß man doch zu demselben Schluß kommen wie der Bortragend«: Die Be» vollkommnung und die Popularisierung der Empfang- nisoerhütung ist eine Ausgabe, die neben d«r des Kampfes gegen den Paragraphen 218 nicht vernachlässigt werden darf. Denn— das kam besonders in der Diskussion zum Aus» druck— die Vorbildung der„alten Praktiker", der Generation von Aerzten, deren Ausbildung durch die Verfemung der Schwanger» schaftsunterbrechung zum mindesten gehemmt war, verbürgt heut n»ch nicht eine völlige Gefahrlosigkeit der Schwangerschastsunler- brechung. lind bei einer Freigabe des Abortes wird es notwendig sein, in das Gesetz allerlei Sicherungen(klinisch« Behandlung des Aborte», spe.zialärztliche Ausbildung der Behandelnden usw.) einzu« bauen, um die Aushebung des Paragraphen 218 wirklich zu einem Dienst an der Frau»erden zu lasten. Bis dahin, bis dieser Zeit- punkt aber erreicht ist, gilt das Wort des Vortragenden: Den Kampf um Freigabe des Abortes muß die Propagierung der Verhütung der Empfängnis ergänzen, um die Zahl der immer lebensgefähr- lichen Schwongerschästsuatecbrechungen nach Möglichkeit herabzumindern! R. E. * Die in der letzten Frauenstimme genannte Schrift von Grotjahn» Radbruch üb«„Die Abtreibung der Leibesfrucht" ist vergrissen. Eine praktische Darstellung der Empfängnisverhütung findet sich in der Schrift von Luise Ott». Maria Montejlon über ihr Schulsystem. Im Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht sprach, begrüßt von Geheimrat P a l a t, dem Leiter des Instituts, Maria Man» t e s s o r i über ihr System der Kleinkindererziehung in der Schule. Die Grundprinzipien, so führte sie aus, sind bei ihr nicht Ausgangs- punkte, sondern Endpunkte ihres Systems, zu denen die p r a k» tische E r f a h r u n g sie geführt hat Das Kind braucht zu seiner Betätigung ein bestimmtes, ausgewähltes Material, zu welchem der Lehrer nur Brücke zu sein hat, nicht, wie sonst das Material die Brücke zum Verständnis besten, was der Lehrer vorträgt. Das Arbeitsmaterial steht also beim Montestori-Unterricht durchaus im Mittelpunkt, es tritt an die Stelle des Lehrers. Montefiori betonte weiterhin das Bedürfnis des Kindes nach planvoller, ziel- streb kg er Tätigkeit, das man so oft verkennt, indem man meint, die Freiheit des Spiels bestände in sinnloser, ungeregelter Betätigung. Das schöpferische Bedürfnis der Kinder will keine fertige» Gegenstände, andererseits soll aber auch nicht jedes Kind sich erst die Welt neu schassen müssen, sondern es soll durch klare, leicht verwendbare Mittel in ihr Perständnis eingeführt werden. Man sieht ganz deutlich, daß Montessori , im Gegensatz zu einer in Deutschland nach der Revolution kurz aufflackernden völlig anarchistischen Richtung der Erziehung, die a l l e s von der Schöpfer- kraft des Kindes erwartet, das Kind und den späteren Erwachsenen wieder als Einheit auffaßt. Das Kind muß auf die Anforde- rungen des Erwachssnfeins vorbereitet werden, aber dies soll in einer reizvollen, dem Kinde angepaßten Art geschehen. Da? vorgefül)rte Arbeitsmaterial Montestoris zeigte, wie man dieser Anforderung genügen kann. Der leitende Gedanke ist»n Grunde sehr einfach: das Abstrakte gegenständlich machen. Die Schwierigkeit des Z ä h l c n s wird überwunden durch bunt eingeteilte Stäbe verschiedener Länge, die das Ki«h aneinanderlegt."Je nach der Zahl der Einteilungen„heißt" der be- treffende Stab eins, zwei oder drei. Verschiebbare Perlen auf einer Art von ausgebautem Rechenschieber vermitteln die Kenntnis des Dezimalsystems bis in die Millionen, Täfelchen zum Zusammen- setzen dreistelliger Zahlen lehren die K ndcr spielend die Vertraillheit mit den Zahlen bis Tausend. Ebensalls mit einem anderen schwie- rigen und trockenen Stoffgebiet wird Montessori „spielend" fertig, mit der G r a m m a t I k." Mehrsarbig geschriebene Sätze müstc» mit den entsprechenden ausgeschnittenen Wörtern belogt werden, wobei Subjekt, Prädikat usw. stets die gleiche Farbe haben. Ein beliebtes Spiel ist es weiterhin, den Ktudern Zettri mit ehrer Reihe van Imperativen zu geben, d'e sie dann ausführen.„Gib mir ein Verbum", bettelt das Montesfonkind, wie ein anderes..Gib mir den Ball". Das Konjugieren wird am praktischen Beispiel gelehrt» indem mehrere Kinder die gleiche Tätigkeit ausführen und darüber in der Konjugationsneihenfowe berichten. Man Hatte den Eindnick, daß Montestori mit der Einfachheit ihrer Mittel ei» pädagogisches Ei des Kolumbus ge» fanden hatte. Reicher Beifall der gespannt lauschenden Zuhörer- schast dankte der schöpferischen Frau, die von einer Weltreise zur Propagierung ihres Systems jetzt iu ihre iralienisch« Heimat zurückkehrt. Genau definiert. Lehrerin will den Begriff des Stehlens er- klären:„Wenn ich jemanden die Hand in die Tasche stecke und ihm Geld herausnehme, was bin ich da?" Hansl:„Sein« Frau." Im Kaffeehaus.„Halls, Karle, was trinkst«? Tee oder Kaffee?" „Se ha b'n mer's nicht gesogt, was es is!" Gute Antwort. Ein Geizhals ist ins Wasser gefallen. Einer der Passanten springt nach und zieht ihn glücklich ans Land. Ms Belohnung öffnet der Geizbals sein« Börse und überreicht seinem Retter 50 Pfennige Die Umstehenden murren: da antwortet der Retter:„Was wollen Sie, meine Herrschaften? Der Mann wird doch selbst wissen, wieviel er wert ist."
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