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Internationaler Mutterschuh.

Am 25. April trat in Genf der soziale Unterausschuß der Interparlamentarischen Union zufammen. Ihm lag ein Vorschlag des deutschen Mitgliedes dieser Kommission, der Ge­noffin Louise Schroeder , folgenden Wortlauts vor:

,, Der Staat und die Gemeinschaft der Völker haben das größte Interesse an der Erneuerung der Menschheit durch die Geburt gesunder und lebensfroher Menschen. Aus diesem Grunde liegt in der Mutterschaft eine der bedeutungsvollsten staats- und menschheits­politiſchen Aufgaben. Es liegt deshalb im eigensten Interesse jedes Einzelstaates wie jeder Vereinigung von Staaten, der Frau die Geburt von gefunden Kindern und die Gesunderhaltung der ge­borenen Menschen zu ermöglichen. Die Union sieht die ersten Bor= bedingungen dieser Aufgabe in der Erfüllung folgender For­derungen:

1. ausreichender Schutz der erwerbstätigen Frau vor und nach der Niederkunft durch Arbeitsverbot und Gewährung einer ausreichenden Unterstützung für eine vom gesundheitlichen Stand­punkt genügend lange Zeit,

2. Gewährung von Beihilfen für jede Mutter, die sie in den Stand sehen, sich vor und nach der Niederkunft entsprechend der körperlichen und seelischen Anforderungen der Mutterschaft zu fräftigen und zu pflegen;

3. Sicherstellung der ärztlichen und Hebammenhilfe entweder in einer Klinik oder im Hause;

4. Gewährleistung von Stillpausen für die erwerbstätige Mutter und Gewährung von Stillprämien für alle Mütter."

So weit, so gut. Und sicher sind diese Mutterschulfurse eine gute Sache; eine bessere aber wäre es, alfeh Müttern die Möglichkeit zu geben, ihr Wissen auch in die Praxis umzusetzen, Meyer meinte, keine Mutter habe heute mehr nötig, Kinder im denn Wissen allein tut's freilich nicht. Wenn Herr Professor Dr. Bille- Stil" großzuziehen, dann sei dagegen auf die Wohnungs­verhältnisse der zahllosen Familien, in denen 2, 3, foçar 4 Kinder ein Bett, 6 und mehr Personen den Schlafraum teilen, und auf die Ernährungsverhältnisse unseres durch andauernde Krisen bis aufs letzte geschwächten Proletariats ver­wiesen. Die Erscheinungen der Kinder, die erft 8 oder 14 Tage im Waisenhaus waren, sprachen da eine deutliche, bittere Sprache. Mutterschulung gut, aber befreit Mütter und Kinder von der ökonomischen Unterdrückung, dann wird die befreite Mutter auch eine geschulte Mutter sein können.

R. E.

Wohin die kämpfende Frau gehört.

Die Enfelin Kaiser Franz Josephs Wiener Parteigenoffin.

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Der auf so tragische Weise ums Leben gekommene einzige Sohn Franz Josephs, Kronprinz Rudolf , hatte mit seiner Frau, der belgischen Königstochter Stephanie, ein einziges Kind, Elisabeth. Sie heiratete einen hochadeligen Kavallerieoffizier, den Prinzen Windischgraeß übrigens nicht den ungarischen Kartoffel- und Frankenfälscherprinzen. Die Ehe wurde später getrennt. Elisabeth Win­dischgraeß ist eine treue Bürgerin der Republik Deutschösterreichs; fie gehört der Wiener Sozialdemokratie längst an. Ueber die Journalisten: Gründe ihres Beitritts zur Partei befragt, antwortete fie einem

Der Unterausschuß, in dem außer dem deutschen Mitglied je ein Abgeordneter aus Frankreich , Italien und der Tschechoslowakei vertreten war, beschloß, diese Entschließung der Interparlamen­ tarischen Union zu unterbreiten und gleichzeitig in einem Frage­bogen an alle der Union als Mitglied angeschlossenen Abgeordneten zu untersuchen, welche Anfänge des obigen Programms in den ein- fahrungen über die Lebensauffassung derjenigen Kreise sammeln, in zelnen Staaten vorhanden oder im Werden begriffen sind und in­wieweit die Frage der Ratifizierung des Washingtoner Abkommens über die Beschäftigung der Frauen vor und nach der Niederkunft in den verschiedenen Ländern gediehen ist.

Durch diese Beschlüsse ist das so brennende bevölkerungspolitische Problem des Mutterschutzes aus dem Stadium nationaler Erörte­rungen in das für eine wirkungsvolle Regelung erforderliche Stadium internationaler Verhandlungen hinüber­geleitet worden.

Der erste Mutterschulkurs.

Am 5. Mai wurde im städtischen Waisenhaus in der Alten Jakobstraße der erste vom Landesjugendamt veranstaltete Mutter­Schulfurs" eröffnet.

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Man fann auf mancherlei Wegen zum Sozialismus gelangen. Man fann in ihn hineingeboren werden, die Zugehörigkeit zur Partei mit dem Leben selbst in sich aufnehmen. Dieser Weg er­scheint mir gewiß als der glücklichste. Andere Menschen bedürfen erst eines Anstoßes, um zum Sozialismus zu gelangen. Ich mußte erst durch die Schule des Lebens gehen, mußte erst Er­denen ich nach meiner Verheiratung zu leben gezwungen war. Dazu tam noch der Kampf um meine Kinder, den ich hauptsächlich führte, um sie in meinem Sinne erziehen zu können. Alle Gewalten schienen gegen mich verbündet, als mir Hilfe von dort kam, wo ich fie am wenigsten erwartet hatte, von der Sozialdemokratie. ( Brinzessin Windischgraeß hat, während sie mit ihrem Gemahl in Scheidung war, einen erbitterten Kampf um die Kinder geführt, die In diesem Kampfe hat sie die Arbeiterschaft von Tischau, wo die man ihr wiederholt wegnehmen wollte, manchmal auch mit Gewalt. Brinzessin mit ihren Kindern damals wohnte, sehr energisch unter­stüßt, sogar auch gegen die Behörden.) Wenn ich persönlich auch mit der Vergangenheit gebrochen hatte, so konnte ich doch der Sozialdemokratie als eine von den vielen Repräsentantinnen der besiegten Staatsordnung gelten. Aber Sozialdemokraten traten für mich ein, halfen mir, eroberten mir mein heiligstes Recht, das der Mutter. Und in jener Wirrnis von Angst und Kämpfen, in der ich damals lebte, war das nicht die unbedeutendste Erkenntnis: Wenn eine Frau in ihren Rechten, wenn eine Mutter in ihren Gefühlen geträntt ist, tritt ihr die Sozialdemo fratie immer zur Seite. Ich bin eine Frau, die gern weiter zu denken liebt. Wo ständen die Frauen heute, sagte ich mir, wenn wir nicht die neuen republikanischen Errungenschaften hätten."

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Das Zeugnis dieser Frau sollte jenen Frauen zu denken geben, die fich durch irgendwelche Vorurteile noch von der Partei fern­halten laffen, die immer die Vorkämpferin der Frauenrechte gewesen iſt.

Psychiatrische Eheberatung.

Die Eheberatungsstellen sind erst im Werden. Die wenigen, die vorhanden sind, weisen vorläufig eine noch viel zu geringe Besuchsziffer auf. Die Ehekandidaten wollen noch immer nicht die Bedeutung einer vorausgehenden Beratung einsehen. Sie lagen mit geschlossenen Augen in die Ehe hinein, um hinterher ihren unüberlegten Schritt bitter zu bereuen. Dieses gilt sowohl von gefunden wie auch von franken Ehepartnern. Daß aber nervöse oder psychisch defekte Ehepartner einer Eheberatung besonders be dürfen, ist ohne weiteres flar. Wieviel Unglick daraus entsteht, wenn solche Menschen die Ehe schließen. davon zeugt ein Artikel des Bonner Professors Dr. A. Hübner in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift". Seit vielen Jahren leitet er eine psychiatrische Be ratungsstelle. In 58 Fällen ist es ihm gelungen, das weitere Leben feiner Klienten zu verfolgen. In 50 Proz. diefer Fälle hatte er eine

Direktor Knauth begrüßte die Schülerinnen und erklärte ihnen Ziel und Zweck des Kurses. Der Lehrgang solle eine Ar beitsschule für Mütter" sein, denn sie würden nicht nur theoretisch, sondern am lebenden Objekt" die gesamte Säug lingspflege lernen. Eine solche Schulung sei dringend not­wendig, denn wenn auch der Mutterinstinkt, das Fingerspitzenge­fühl" der Mutter, in der Säuglingspflege faum zu ersetzen sei, so fordere unsere Zeit doch geschulte Mütter. Man habe so oft vom Jahrhundert des Kindes" gesprochen, aber notwendig sei es, dieses Wort dahin zu ergänzen, daß das Jahrhundert dann auch das der Mutter heißen müsse. Gerade wo die Mutter so oft durch die wirtschaftlichen Berhältnisse von ihren natürlichsten Funktionen verdrängt werde, sei es notwendig, immer wieder auf die Uner. fegliteit mütterlicher Pflege hinzuweisen. Darum habe sich das Landesjugendamt zur Einrichtung, dieser Kurse ent­schlossen und er begrüße in den ersten 21 Schülerinnen die Pioniere einer neuen Entwicklung; denn das A und O aller Jugendpflege ende schließlich doch in dem Rufe:" Die Mutter an die Front!" 3m Namen der Aerzte sprach dann noch Prof. F. L. Meyer zu dem Thema der Mutterschule". Die Säuglingspflege habe in den legten Jahren so enorme Fortschritte gemacht, daß mit der von Mutter und Großmutter überkommenen Erbweisheit" ein­mal Schluß gemacht werden müsse. Sei es doch gelungen, die Sterblichkeit, die 1900 noch 20 Proz. betragen habe, auf 8 bis 9 Proz. im Jahre 1926 herunterzudrücken. Auch den berüchtigten " Sommergipfel" der Sterblichkeit habe man abgebaut. Um aber zur vollen Auswirkung aller Fortschritte der medizinischen Wissenseelische Abnormität bei beiden Ehepartnern festgestellt, in Schaft zu fommen, müsse man geschulte Mütter heranziehen der Instinkt" allein tue es nicht. Die Mutter folle den Arzt nicht er­Segen, aber sie folle in ihrer Familie die Rolle einer Haus für forgerin übernehmen, so wie sich die Rolle des Kinderarztes auch in vielem gewandelt habe; aus einem Heiler sei er zum Vorbeuger" geworden. Und dieser neuen Einstellung der Säuglingspflege foll- Rate des Arztes, von der Heirat Abstand zu nehmen, Folge leisten ten auch die Mütter folgen, denn es gelte nirgend so wie in der Kinderpflege das Wort:" Besser bewahrt als beklagt!" Den einleitenden Vorträgen schloß sich eine Besichtigung der Anstalt und des lebenden Studienmaterials" an. Dann hielt der Oberarzt Dr. Jahr den ersten Bortrag mit Demonstrationen am lebenden Objekt über die Entwidlungsstufen des Säug lingsfrisch und dem Verständnis der Schülerinnen angepaẞt.

4 Proz. nur bei einem derselben. In den übrigen 10 Pro3. der Fälle war einer der beiden sicher pathologisch, in 6 Proz. bestand neben nervösen und psychischen Erkrankungen auch Tuberkulose.

Man sollte annehmen, daß der Cheanwärter im allgemeinen dera würde. Keine Idee. Nur in 20 Proz. der Fälle wurde der Rat des Arztes befolgt. Die Leute tamen auch gar nicht in die Beratungsstelle allein zu dem Zwecke, sich objektiv be­lehren zu lassen. Zwei Drittel von ihnen fam nur, um durch ein günstiges Resultat der Untersuchung die Bedenken der Verwandten zu zerstreuen. Und fiel fie gegen sie aus, fo heirateten fie eben dennoch. Nicht selten tam es nach Erstattung des Gut