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familienhaus fich mit einem Notschrei an die Frauenstimme" wandte, so wird der hoffentlich nicht ungehört verhallen. Ist heute Die Zahl der Bewohner von Kleinwohnungen in Einfamilienhäusern in den Großstädten auch noch sehr gering, so wird fie doch, wenn in gleicher Weise wie bisher weiter gebaut wird, bald beträchtlich anfteigen.

In Deutschland wurden im Jahre 1926 rund 98 000 ohn gebäude neu errichtet. Davon waren 85 000 Kleinhäuser mit ein bis zwei Wohngeschossen. Nahezu die Hälfte aller neu erbauten Wohnungen befand sich in solchen Kleinhäusern. Dabei fällt Dabel fällt natürlich der Wohnungsneubau in ländlichen Bezirken entscheidend ins Gewicht. Aber auch in einer Großstadt wie Berlin ist das Ber­hältnis noch so, daß 2500 Wohngebäude errichtet wurden, von denen 1900 folche Kleinhäuser waren. Nicht ganz ein Biertel der in Berlin im Jahre 1926 neu erbauten Wohnungen entfiel auf Klein­häuser. In den vorhergegangenen Jahren war der Anteil der Kleinhäuser an der Gesamtzahl der neu errichteten Wohngebäude fast der gleiche, so daß man feststellen kann, daß die Zahl der in Einfamilienhäusern wohnenden Familien im Steigen begriffen ift, und daß sie außerordentlich zunehmen wird, wenn in gleicher Weise wie in den legten Jahren der weitaus größere Teil der Wohnungsneubauten auf Kleinhäuser entfällt. Für Familien, die nur aus erwachsenen im allgemeinen ge­funden Personen bestehen, mag das ein ganz erfreuliche Entwicklung fein, obwohl auch für solche Familien in dem Häuschen manches romantisch und verlockend aussieht, was fich später als recht un­praktisch herausstellt. Für die Arbeiterfrau mit mehreren Kindern aber nimmt die Hausarbeit fehr zu, durch Berteilung der Wohnung auf zwei oder womöglich noch mehr Etagen.

Man darf freilich nicht, wie das im Laufe der Diskussion in der Frauenstimme" geschehen ist, die kleine, luft und sonnenlose Berliner Arbeiterwohnung, die in den Borkriegsjahren erbaut wurde, vergleichen mit neu errichteten, womöglich viel geräumigeren Ein­familienhäusern. Statt deffen muß man, möglichst unter Aus schaltung aller Romantik, überlegen: Ist es vorteilhafter, eine Wohnung von einer ganz bestimmten Größe in einem Stockwerk eines größeren Hauses zu haben, oder verteilt auf die zwei oder noch mehr Stocwerke des Einfamilienhauses. Wiegen zudem die Borteile der Etagenwohnung noch die Annehmlichkeit des mit dem Einfamilienhaus fast immer verbundenen Gärtchens auf.

Die Arbeiterwohnungen in großen Wohnhäusern brauchen nicht, wie zumeist in Berlin , Hofwohnungen zu sein, die nie von der Sonne beschienen werden. Es sei erinnert an die im Vorwärts" und in Bolk und Zeit" schon mehrmals geschilderte Art, wie das fozialistische Wien begonnen hat, das Wohnungsproblem zu lösen. Dort wohnt in den neuen großen Wohnhäusern jeder be­quemer und niemand schlechter als in Einfamilienhäufern von gleicher Wohnungsgröße. Anna Geyer.

Jugendweihe?

Die gewaltsame Unterbrechung der

Schwangerschaft.

Erfahrungen eines Gerichtsarztes.

Die Gefährlichkeit der fünstlichen Unterbrechung der Schwangerschaft ist noch lange nicht genügend bekannt. Selbst der mit allen Hilfsmitteln der Technik und Wissenschaft durch gefund heitliche Notwendigkeit gebotene Abort nimmt mitunter einen unheil vollen Ausgang. In weit häufigerem Maße ist dies der Fall bek den zahllosen Unterbrechungen, die von weisen Frauen und ähnlichen Quadfalbern ausgeführt werden, denn ein großer Teil der zur gerichtlichen Obduktion gelangenden Fälle ist zurückzuführen auf die Todesfälle nach unzweckmäßig eingeleiteter Fehlgeburt. Während früher, aber auch jetzt noch, mit allerlei Einfprigungen versucht murde, schädigend auf die feimende Leibesfrucht zu wirken, sind es in letzter Zeit hauptsächlich die bekannten pilzförmigen Gebär mutterpessare, die in verschiedenen Größen angewandt werden, um durch ihre Reizwirkung oder auf sonst eine mechanische Weise die Schwangerschaft zu stören.

Die verderblichen Folgen der Einspritzungen, d. h. der erst genannten mechanischen Unterbrechungsart, können sich in manchen Fällen fofort zeigen. Es wird nämlich immer wieder Eindringen von Luft in den Blutkreislauf beobachtet, wenn durch irgendeine un­gefchickte Handhabung des Sprigenapparates Luft in die Gebär­mutter gelangt und weiter von dort durch den Kreislauf in das Herz. Die ins Herz gelangte Luft fann fich im allgemeinen nicht mehr aus diesem entfernen; das Herz ist infolgedessen nicht mehr imftande, den Kreislauf weiter in Bewegung zu halten und tritt dann meistens ein schneller Tod ein. Bei der Obduktion ist in folchen Fällen der geübte Gerichtsarzt imstande, die Luft im Herzen nachzuweisen.

Die Einsprigungen in die Gebärmutter, die natürlich mit den verschiedensten Flüffigkeiten vorgenommen werden, fönnen verderbenbringende Wirkung äußern dadurch, daß sich eine mehr in den Fällen, die nicht sofort unglücklich verlaufen, noch später ihre oder minder schleichend oder plötzlich einsetzende Blutvergif­tung entwickelt, die dann ärztlicherseits häufig nicht mehr zu be herrschen ist und zum Tode führt. Die Formen, unter denen diese Blutvergiftung auftritt, sind sehr verschiedenartig; es tönnen sich eitrige Bauchfellentzündungen entwideln, große Eiterungen im Beckenzellgewebe oder schließlich auch allgemeine Ueberschwemmun­gen des Organismus mit Eiterherden oder Erregern, die dann lediglich durch die Gifte wirken, die sie absondern.

Ganz ähnlich diesen zuletzt erwähnten Krankheitsbildern sind auch diejenigen Erscheinungen, die man nicht zu felten nach der Einführung der schon erwähnten Gebärmutterſtifte bzw. Gebär­mutterpeffare beobachten kann. Diese Beffare, die zum Teil als tonzeptionsverhindernde Mittel angepriesen werden, erfüllen in den allermeisten Fällen, auch in den kleineren Größen, diesen Zweck nicht, sondern wirken frankheitsbefördernd wegen des Reizes, den sie häufig auf die sehr empfindlichen Schleimhäute ausüben und find bei bestehender Schwangerschaft für diese von der verderblichsten Wirkung. Diefe verderbliche Wirkung fann sowohl eine grob mechanische durch Anbohrung der Frucht sein, als auch eine indirett schädliche, wenn durch die Einführung des Stiftes Eitererreger in die Fruchthalter gelangen.

Wir waren mit unserer Kindergruppe bei der Jugendweihe am Sonntagmorgen eine an sich schöne und erhebende Weihestunde. Gegenüber diesen beiden mechanischen Unterbrechungsmethoden Und der Saal war angefüllt von Eltern, Verwandten und Freunden treten die anderen in ihrer praktischen Bedeutung nach gerichtsärzt der Kinder, alles schien nur von dem einen Gedanken erfüllt, dem licher Erfahrung sehr stark zurüd. Innere Mittel find bekanntlich Jungen oder Mädel den Schritt aus der Kindheit in den Ernst des Lebens zu einem unvergeßlichen schönen Feft werden zu laffen. Doch nurimstande, den verderblichen Erfolg herbeizuführen, wenn ihre die Feierstunde ist erst der Auftakt, es folgt die Feier in der Familie.iftwirtung ſo ſtart ist, daß sowohl der mütterliche wie der kindliche Organismus in Lebensgefahr gerät. Bei Erschütterungen, und Da ist es intereffant zu sehen, wie flaffenbewußte Arbeiter, deren Berlegungen, die von außen den Körper betrafen, war für gewöhn Kinder ja zur Jugendweihe strömen, es verstehen, Feste zu feiern. lich große Gewaltwirkung nachzuweisen, die auch fonft lebensgefährlich ,, Ach ja, bei uns ist ganz schön gefeiert worden," erzählte wirft, wenn man eine Schädigung an der Frucht bemerken anderentags ein Junge ein wenig zögernd. Es gab gut zu effen und viel zu trintent. Ma, ich habe ja nicht getrunken, und Bater hat mich auch nicht überredet dazu. Aber Water sagt, weil wir doch vor drei Jahren bei der Hochzeit nicht viel hatten, und jezt verdient er wieder gut, da sollten sich mal alle richtig be. faufen tönnen!" Ueber den Berlauf schwieg er sich aus, und

wir fonnten ihn uns denken.

Ein anderer renommierte:" Bel uns hat die Feier gestern einen Haufen Geld gekostet!" Suit," macht ein Zwölfjähriger, da möchte ich mir lieber von meinem Vater vorher die Hälfte geben laffen und mir ein Rad dafür kaufen. Dann hätte ich was von meine: Jugendweihe." Ob dieser Praktikus mit seinem Plan zu Hause Glück haben wird? Hoffen wir es.

gekommen. Einmal traf ich ihn und fragte nach dem Grunde." Ach Sein Freund Heinz war seit Monaten nicht mehr in die Gruppe ich gehe auf den Tennisplay als Balljunge, da verdiene ich 3,50 M." Hat denn Bater feine Arbeit mehr, daß du schon mitverdienen mußt?" fragte ich voller Teilnahme. Doch, Bater arbeitet noch auf dem Bau, und Mutter hat vormittags eine Aufwartung, aber ich habe doch im Herbst Jugendweihe, und da sparen wir schon dafür, weil doch alles so viel kostet!" Nachdenklich ging ich nach Hause. ft es wirklich notwendig, daß Schulkinder auf die fargen Stunden der Erholung und Freude verzichten, nur damit fauer zusammen. gesparte Groschen als Jugendweihe" hundertmarkweise in Form von Allobol und Zigarren an einem Abend verputzt werden können? J. K.

fonnte.

Es zeigt sich also aus diesem Ueberblick, daß die künstliche Unterbrechung der Schwangerschaft von unbefugter Hand die werdenden Mütter in viel größere Gefahr bringt, als der natürliche Ablauf der Schwangerschaft, ganz abgesehen davon, daß nach überstandenem Krantenlager nicht allzu felten Beränderungen zurückbleiben, die die spätere Fruchtbarkeit in Frage stellen und so zahlenmäßig dürfte nach gerichtsärztlicher Erfahrung die Anzahl eine wesentliche Quelle späteren Eheglücks zerstören. Auch rein der Todesfälle infolge künstlichen Aborts viel höher sein, als die Zahl der Todesfälle, die infolge irgendwelcher Komplitationen bei Ent­bindungen auftreten, da die genauen Ziffern der kriminellen Aborte leicht manche Frau vor dem verhängnisvollen Schritt zurüd­aus naheliegenden Gründen nie ganz erfaßt werden können. Die Kenntnis der Gefahren des künstlichen Aborts wird viel­halten.

Ein weit sichereres Mittel wird aber die weitere Ausgestaltung der Fürsorge für die werdenden Mütter sein, insbesondere die Berbreitung der Kenntnis alles dessen, was bereits jetzt auf diesem Gebiete an Hilfsmitteln vorhanden ist. Immer wieder drängt sich bei der gerichtsärztlichen Würdigung des Kindermordes oder der Motive zur Einleitung des Aborts die Erfahrung auf, daß die betreffenden Personen nichts von der Fürsorge, die die öffentlichen Einrichtungen für solche Fälle vorgesehen haben, wußten.

Dr. F. Dyrenfurth.