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viel größerem Ausmaß als die Wählerinnen. Alle Kirchen haben sehr energisch gegen die Fürstenenteignung Stellung genommen, man darf aber sagen, daß sie dabei nur bei den Frauen einen erheblichen Erfolg hatten, und die katholische Kirche viel größeren als alle anderen. Ebenso ist es sehr wahrscheinlich, daß der Erfolg des Zentrums bei den legten heffifchen Wahlen darauf zurückzuführen ist, daß diesmal die Kirche, wie gemeldet wird, einen besonders starten Druck auf die Frauen ausgeübt hat, weil sie diese Wahlen als Kund­gebung für die fonfessionelle Schule ausnutzen wollte.

Die Stellung des Rindes."

,, Ueber die Stellung des Kindes in Che und Chefcheidung" lautete das Thema eines Bortrags, den Frau Dr. Marie Munt am 22. November in der Gesellschaft für Segualreform hielt. Frau Dr. Munk kam hier zum Teil zu Forderungen, die man sich nicht ohne weiteres wird zu eigen machen können; so verlangt sie z. B. verschärfte Strafe für Chemänner, die ihre Frauen gegen deren ficht zu nehmen, welch reiches Feld für Erpreffungen und Denun Wunsch und Willen zu Abtreibungen veranlaffen, ohne darauf Rück­zlationen dadurch gerade bei Chefonflitten geschaffen wird. Im Man fann sagen, daß die Frau sich in der Politik als übrigen fann man ihr wohl zuftimmen, wenn sie behauptet, daß fehr undant bar erwiesen hat: sie stimmt gegen diejenigen unter dem heutigen gefehlich veranferten Uebergewicht des Mannes Parteien, die das Wahlrecht für sie erfämpft haben. In in der Ehe nicht nur die Frau, sondern auch die Kinder zu leiden Deutschland war es die Sozialdemokratie, die immer die Gleichberechtigung der Frau forderte, und jetzt sind es die beiden sozialistischen Parteien, die dadurch benachteiligt werden, daß bedeutend weniger Frauen als Männer sozialdemokratisch bzw. fommunistisch wählen. Die Herr schaft des Zentrums und der Rechtsparteien steht zum großen Teil auf dem falschen Gebrauch, den die Frau von ihrem Bürgerrecht macht. Der Kampf um die Stimmen der Frau ist ein entscheidend wichtiger Teil des Kampfes um den Sozialismus. C. D.

Geschichte der Frauenbewegung.

Be

Freudiges Ereignis im Wiener 300.

Das Rilpferd Rest ift Mutter geworden.

No, was is denn Rofert, wo gehn ma denn hin?" Do fragst no'? Bu der Mutterberatung, die städtischen Windeln hol'n!" ( Wiener Arbeiter Beitung.)

Jm Berlag Herbig, Berlin , erscheinen ,, Quellenhefte zum Frauen­leben in der Geschichte", die als Material für den Geschichtsunterricht gedacht sind Sie enthalten furze Einleitungen und im übrigen mur Quellenmaterial, Auszüge aus Aufsätzen, Briefe, Urkunden usw. Heft 17 Die Anfänge der Frauenbewegung" ist von Helene Lange bearbeitet. Hier finden wir neben der Adresse eines Mädchens"( Louise Otto ) an den Minister Oberländer, in der sie das Recht der Frauen auf Arbeit betont, und der ersten Seite der, ersten deutschen Frauenzeitung" aus dem Jahre 1849 auch einen großem Abschnitt aus dem Buch von Louise Otto- Peters Frauenleben im Deutschen Reich". Es ist eine ausgezeichnete Schilderung der Frauen­arbelt im gutfituierten Bürgerhaushalt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts; aufs deutlichste wird veranschaulicht, warum die Frauenbewegung in Deutschland verhältnismäßig spät einsetzte, wte die Maschine erft Frauenfräfte im Haushalt fret machte, die dann nach anderer Betätigung und infolgedeffen anderen Bildungsmöglich feiten drängten. Das Heft fönnte Lehrende und Lernende in den Schulen zu eigenem Studium anregen und ihnen in gewiffem Sinne den Weg zeigen. Das ist weniger der Fall in den beiden Heften über Die organisierte Frauenbewegung" von Agnes Gosche . Wer die organiflerte Frauenbewegung fennt, es ist selbstverständlich in diesen Heften ausschließlich die bürgerliche Frauenbewegung be­handelt, empfindet manche Lücken, und er fragt sich oft, warum gerade diese und nicht andere Quellen zitiert wurden. So bringt, um nur eins herauszugreifen, der Abschnitt Frauenbewegung und Weltkrieg nur einen Auszug aus Weit hinter den Schüßengräben" von Ger trud Bäumer, etwas über den nationalen Frauendienst und einige Abschnitte über die Wirkungen des Krieges auf die Frauenarbeit von Helene Lange , über die Arbeit für den Frieden nichts. Die richtige Auswahl für einen immerhin beschränkten Raum zu treffen, mag nicht leicht sein, aber dem, der unterrichten und dem, der lernen will, muh wenigstens das Thema lebendig gemacht werden. Das aber ver­missen wir. Nur hin und wieder ist der Zusammenhang der Frauen­bewegung mit dem Leben der Zelt hergestellt, so daß man spürt, wie die wirtschaftlichen Verhältnisse zum Aufbau der Frauenbewegung führten. Viele Bitate laffen gänzlich gleichgültig, mende find, viel­leicht in dem Etreben nachy Objektivität gegenüber anderen Richführung fonkreter Fälle untermalt; es beweist auch wenig Einsicht tungen, nichtsfagend.

Die Idee, Material über die Frauenbewegung für den Geschichts unterricht zusammenzustellen, ist an sich gut, aber man fann die Frauenbewegung nicht losgelöst von den wirtschaftlichen Verhältnissen barstellen. Um fie dem Verständnis nahezubringen, muß man sie in ihrer Berflechtung mit dem gesamten Leben des Boites in allen feinen Schichten zeigen.

Lebhafter als diese Hefte ist ein anderes von Dr. Käthe Schir macher: Was verdankt die deutsche Frau der deutschen Frauen bewegung( Berlag Schneider, Querfurt ), das stark auf Propaganda eingestellt ist. Dr. Schirmacher sfizziert furz den wirtschaftlichen und Jozialen Hintergrund der Freuenbewegung, zu der ste gehörte, und mit der sie in Konflitt fam, als die deutsche Frauenbewegung nach ihrer Auffaffung nicht mehr ,, national" war. Sle trat mit Leiden­schaft für Ausnahmegesetze im Osten ein, das machte die Frauen bewegung nicht mit. Sozialdemokratie, Judentum, Pazifismus gingen geschlossen gegen mich." Ihre Abneigung gegen die Sozials demokratie klingt immer wieder durch, ebenso wie ihre völkische Einstellung. Sie will die deutsche Frauenbewegung wieder national machen, fie will das uralte arische Lichtſuchen dertscher Seelen, dem die Bewegung entsprang" wieder wecken, es gelte wieder einzu treten in den großen arisch- germanischen Fackelzug", der durch die Sehrtausende walle. Vielleicht hat Dr. Schirmacher die Absicht, völkische Anschauungen in der Frauenbewegung zu verbreiten. Ob fie amit allerdings den Erfolg haben wird, der den völkischen Ver­in der Politik bisher versagt war, ist sehr zu bezweifeln. T. B.

haben. So gibt bei Erziehungskonflikten heute der Willen des Mannes einfach den Ausschlag, anstatt daß beide Teile als gleich. berechtigt, nebeneinander stehen, eventuell mit der Möglichkeit, das Jugendamt als unparteiischen Schlichter anzurufen. Besonders ges fährdet seien die Kinder aber stets bei Ehescheidungen, durch das Hin- und Herzerren im Wechsel der Instanzen, durch den Kampf um das Kind", der in vielen Fällen aus reinen Prestigegründen oder aus materiellen Interessen geführt werde. Hier sei zu fordern, daß schon bel Beginn eines Ehescheidungsprozesses das Vormundschafts­gericht im Einvernehmen mit dem Jugendamt darüber entscheide, welcher der Ehegatten mit der Erziehung der Kinder betraut werden folle. In jedem Falle habe hier die Schuldfrage" auszuscheiden, schuldigen Tell zugefprochen" würden. Die Frage der Schuld d. h. der jeßige Zustand, bei dem die Kinder automatisch dem nichts oder Nichtschuld befage für die Eignung zur Kindererziehung noch Interesse der Kinder von den Jugendämtern übernommen werden, gar nichts. Die Eintreibung der Erziehungsbeiträge müffe aber im denn jetzt sei es den Bätern zu leicht gemacht, fich den Verpflich

tungen zu entziehen, die ihnen vom Gericht auferlegt würden. Wechsel der Arbeitsstelle, Berschleierung des Verdienstes sei den privaten Nachforschungen der Frau gegenüber weit leichter möglich, als einer Behörde gegenüber...

Der Vortrag der Frau Dr. Munk wurde zu wenig durch An­

der erziehende Teil habe sich jeder Beeinflussung der Kinder gegen in die Psychologie der Chefcheidung, wenn Frau Dr. Munk meint, den anderen Elternteil zu enthalten". Das dürfte in der durch den Kampf um materielle Interessen und den Sexualhaß vergifteten Atmosphäre gerade der ersten Zeit eines Scheidungsprozesses zumeist eine psychologische Unmöglichkeit sein.

In der Debatte wurden einige Fälle angeführt, die bewiesen, mit weich eigentümlichen Argumenten auch beim Vormundschafts­gericht gearbeitet wird. Ginem Geschiedenen wurden die Kinder ent zogen, weil er schuldig war, und zwar war er wegen eines 20 Jahre zurückllegenden Ehebruchs gefchieden worden! In Rußland sei übrigens die Eintreibung der Erziehungsbeiträge dahin geregelt, das die Mutter dieses Geld einfach vom Staate vorgeftredt erhalte, während der Staat die Einziehung besorge. So sei die paufenlose Zahlung der Alimente am besten gesichert. Auch tauchte in der Debatte der Gesante aut, den Kindern vom zwölften Jahre ab wenigstens ein Mitbestimmungsrecht in der Wahl ihrer Erzieher einzuräumen, analog den Bestimmungen, die die religiöse Selbstbestimmung der Kinder heute sichern.

R. E.

In Liverpool wurde ein weiblicher Lord mayor( Ober­bürgermeister) gewählt. Es ist dies Mis Margaret Beavan, die, wie die konservative Presse berichtet, den größten Teil ihres bisherigen Lebens der Fürsorge für verfrüppeste Kinder gewidmet hat. Sie hat in 27 Jahren über 10 Millionen Mark für eine von ihr gegründete Kinderwohlfahrtsvereinigung gesammelt."