fann Gedankenlofigfelt oder Uninterefflertheit der Männer den Frauen in der Pragis versagen, was ihnen in der Theorie und bisher zugestanden wurde: die politische Gletch berechtigung.
Erscheint es uns auch wichtiger, in erster Linie den Kampf für den Sozialismus zu führen, ist der Kampf für bie wirkliche Durchführung der Gleichberechtigung daneben auch durchaus in die zweite Reihe gerückt, jo darf das doch nicht so weit gehen, daß man in einigen Jahrzehnten etwa wirklich feststellen fann: Die zuerst nach der Revolution gewählten Parlamente stellten den Höhepunkt weiblicher Mit wirkung an der Gesetzgebung dar. Seitdem ist die Zahl der Barlamentarierinnen von Bahl zu Wahl fleiner geworden. Das wäre recht beschämend für die Frauen unserer Zeit. Hier liegt vor allem eine Aufgabe für die Sozialistinnen. Für fle, die der Partei der Frauenrechte angehören, muß es in besonderem Sinne Ehrenfache sein, alle inneren und äußeren Hemmungen zu überwinden und auf eine ftärfere Beteiligung der Frauen an der parlamentarischen Arbeit hinzuwirken.
Das ist nicht Frauenrechtlerel", wie vielleicht abfällig geurteilt werden könnte. Gleichberechtigung der Frauen ist eine Angelegenhelt von größter fultureller Bedeutung. Sie wird als die bedeutungsvollste Tat unserer Generation in der Geschichte fortleben.
Der Abwehrkampf gegen die Frau.
Im Bertag Bensheimer , Mannheim , ift nach langer Bause wieder ein Jahrbuch des Bundes Deutscher Frauenpereine erichienen. Es umfaßt die Gefchi hte des Bundes in den Jahren 1921-1927; Jeine Stellungnahme zu den die Frauen befonders berührenden Tagesfragen wird dargestellt, und außerdem bringt das Buch wie in früheren Jahren eine Zusammenstellung der dem Bunde angeschlossenen Berbände mit ihren Untervereinen, Soweit Mitgliederzahlen angegeben sind, ist der zahlenmäßig stärkste Berband der Reichsverband Deutscher Hausfrauenvereine mit etwa 100 000 Mitgliedern, dann folgen die Frauengruppen des Gewerkschafsbundes der Angestellten mit 61 640 weiblichen Mitgliedern. Die in der Berichtszeit herausgegebenen Eingaben des Bundes an öffentliche Körperschaften find hronologisch geordnet aufgeführt und dabei gleichzeitig angegeben, wo der Wortlaut der betreffenden Eingabe zu finden ist. In gleicher Weise sind die Entfhließungen des Bundes auf seinen Tagungen behandelt.
In drei Auffäßen beschäftigen sih Dr. Gertrud Bäumer mit der Internationalen Arbeit der Frauen", Dr. Marie Baum mit der Wohnungsnot" und Dr. M. E. Lüders mit den Frauen Im Verwaltungsdienst". Dr. Lüders tommt in ihrem beachtens werten Artikel zu dem Schluß: Soweit sich die Sachlage bislang übersehen läßt, fann man den Eindruck nicht los werden, daß ein fyftematischer Abwehrkampf gegen die Frauen in der öffentlichen Verwaltung im Gang ist, still und zäh." Die Befürchtung ist, wie man aus
Untersuchungen
der Verfasserin erfennt, zum mindesten bei einer Anzahl von Aemtern und Reichsbetrieben nicht von der Hand zu weisen und Ihre Aufforderung, alles Material in dieser Richtung bekanntzugeben, um mo nötig den Kampf gegen den Bersuh aufzunehmen, das uns in der Berfassung gegebene formelle Recht feines Inhalts zu entkleiden, gilt auch für uns Sozialistinnen. Ebenso verdient das, was sie von der Ueberlastung der Krantenpflegerinnen und Fürsorgerinnen fagt, unfere Beachtung. T. B.
In der Kommunalpolitit lehen wir noch verhältnismäßig wenig Frauen an führenden Stellen. Ja selbst die Zahl der weiblichen Stadtverordneten ist prozentual viel geringer als die Zahl der weibHchen Barlamenterierinnen. Und doch ist die Kommunalpolitik ein Gebiet, auf dem gerade die Frauen noch sehr viel Arbeit leisten fönnen( Wohnungswesen), fommunale Wohlfahrtspflege usw.), und gerade wir als Sozialistinnen sollten alles daran segen, recht viele fähige Frauen zur Mitarbeit in den Gemeinden heranzuziehen. Daß auch Frauen und gerade Frauen vorbildliche Arbeit auf diesem Geblete leisten können, beweisen die wenigen Frauen, die heute schon an hervorragender Stelle in der Kommune stehen. So sind z. B. unter dem Dezernat der Genoffin Dr. Herta Kraus in Köln , die Direktorin des Wohlfahrtsamtes ift, Einrichtungen getroffen worden, die dem Besten und Borbildlichsten, was beispielsweise in Wien geIchaffen worden ist, zur Seite geftellt werden können. Im November wurde in Köln
das Städtische Wohnstift
eingeweiht. Aus den ehemaligen Riehler Kasernen wurde durch Umbau und Erweiterung ein riefiger Häufertomplex mit Klein- und Kleinstwohnungen geschaffen, in denen Hunderte von alten Menschen, Ehepaare, Junggesellen und Junggesellinnen, ein Heim gefunden haben. Ein großer Teil der Bewohner find solche, die sich noch aus befferen Zeiten über die Inflation eine Riefenwohnung, fechs, fleben, acht Bimmer, Herübergerettet haben und deren körperliche uno
finanalette Kräfte nicht mehr ausreichen, um folch eine große Woh nung zu erhalten. Im Wohnstift bewohnen fie nun eine Ein- oder 3weizimmerwohnung, und die Stadt fann über ihre Stadtwohnun gen verfügen. Auf diese Weise sind etwa
800 Großwohnungen freigemacht
worden, was immerhin schon eine beträchtliche Entlastung des Wohnungsmarktes bedeutet. Aber auch eine große Anzahl anderer alter Menschen hat im Wohnftiften Heim gefunden. Was dieses„ Stift" vollkommene Unabhängigkeit und Freiheit, die die Mieter haben, von anderen derartigen Einrichtungen angenehm unterscheidet, ist die Ele find eben wirklich Rieter" und nicht beaufsichtigte Insassen" irgendeines Konvifts. Jeder zahlt elne monatliche Miete, die feinen Fähigfelten entsprecherd abgestuft ist. In der Miete ift inbegriffen: Heizung, elektrisch Licht, Bad, äfche. Wer es sich leisten kann, fann auch eine Haushilfe haben, bedürftige und schwächliche Personen bekommen auch diese Haushilfe ohne eine befondere Zahlung. Das Wohnftift besteht aus einer Es gibt mehrere„ Typenhäufer" mit Ein, Zwei- und Zweieinhalb Anzahl Häuferblocks, die inmitten mächtiger Grünanlagen stehen. aimmerwohnungen.
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Die Elnzimmerwohnungen
werden von den Junggesellen und Sunggesellinnen von alleins stehenden Menschen bewohnt. Sie haben eine abgeteilte och niche mit elettrischem Herd und eingebauten Regalen und eine geräumige, gleichfalls abgeteilte Schlafnische. Außerdem ist in jeder bringt feine eigenen Möbel mit, und es ift erstaunlich zu sehen, Wohnung ein Waschbecken mit fließendem Waffer. Jeder Mieter wie eine große Anzahl dieser alleinstehenden Menschen sich geschmac lich in der Art der Möbelaufstellung ufw. an den hellen geradlinigen Stil der Zimmer anpassen. Fast übereinstimmend hört man:„ wir leben hier wie im Paradies" und besonders die Frauen haben ihre helle Freude an ihrer mit allen modernen Mitteln geführten WirtSchaft".
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Neben den Einzimmertypen gibt es dann noch 3 wet. 31mmerwohnungen( in einem Simmer ebenfalls abgeteilte Koch- und Schlafnische) und Sweizimmerwohnungen mit einer befon deren Küche für Ehepaare. Alles ist hell und freundlich tapeziert, die korridore bunt und geschmackvoll gestrichen man fühlt sehr start, daß hier eine Frau mit ihrem fraulichen Geschmack auch an die fleluften Kleinigkeiten gedacht hat, um den Menschen, die hier Bäder, Toiletten, Spüllammern usw. sind aufs modernste und hygienischfte eingerichtet. Eine eigene wajcherei wäfcht all möchentlich die Wäsche sämtlicher Mieter und liefert fie ihnen schrankfertig zurück. In eigenen Klubhaus" gibt es Bibliotheken, Leseund Aufenthaltsräume sowie einen Eßfaal, in dem es für billiges Geld gutes und kräftiges Mittagessen, Kaffee usw. gibt.
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Eine„ Siechenftation"
beherbergt alte Leute, die zwar nicht dauernd ans Bett gefeffelt find, aber doch schon so gebrechlich, daß sie ständig ärztlicher Aufsicht und fremder Hülfe bedürfen. Auch hier hat jeder Mieter seine eigene Wohnung er wird nur in allem, Verpflegung, Wohnungsreini gung usw., vom Haus betreut. Ein Arzt und geschulte Pflegerinnen stehen ständig zur Verfügung( natürlich auch für die Mieter der anderen Häuser). Jedes Haus hat seine, a usmutter", in deren täglicher Sprechstunde Wünsche und Beschwerden vorgebracht werden fönnen. Die Hausmütter haben dann zweimal in der Woche mit dem Direktor und der Oberin elne Besprechung, um eventuell Anregungen aufzunehmen usw.
Wenn man diesen ganzen Wohnkomplex durchgangen hat und spürt, wie hier Gemeinschaftsmille alles aufs beste geftaltet, möchte man über das Eingangstor schreiben, was mir eine Hausmutter jagte, die bestimmt noch nie vorher in ihrem Leben mit den ,, Roten " etwas zu tun gehabt hatte:
„ Hier herrscht ein wirklich fozialistischer Gelst." Und wir fönnen stolz sein als Frauen und besonders als fozialdemo fratische Frauen, daß eine Genoffin dieses Werf ins Leben gerufen hat ein Wert, das uns anfpornt, lede an ihrem Blaz das beste herzugeben für unsere gemeinsame Arbeit, den Sozialismus. Herta Gotthelf .
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Striden und Spinnen bei Männern.
Dr. Mathilde Baerting, deren Buch über Geschlechters pfychologie bei feinem Erscheinen starkes Aufsehen erregte, weil darin nachgewiesen wurde, daß in manchen Staaten und zu manchen Zeiten die jetzt als weiblich geltenden Berufe von Männern ausgeübt wurden und umgekehrt, machte vor furzem intereffante Mittellungen darüber, wie auch in Deutschland bestimmte Arten von weiblicher Handarbeit lange von Männern geübt wurden. So stridten die Schäfer ganz allgemein, und auch die Knechte, die hinter dem Pfluge gingen, follen im Münsterlanda gestrickt haben. Im Hannoverschen war das Spinnen der Männer lange üblich. Männliche Köche sind auch heute noch in der ganzen Welt in Hotels und gaftwirtschaftlichen Großbetrieben tätig. In China waschen Männer die Wäsche,
Frauenwahlrecht in Brofillen.
Der Senat hat beschlossen, dem Drängen von Hunderttausenden von Frauenrechtlern nachzugeben und den Frauen das aktive und passive Wahlrecht zu gewähren.