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geworden; es ist nicht sehr lange her, als auch die Frau und Mutter am Sonnabend bis zum Abend in der Fabrit, im Kontor arbeiten mußte, sis auch Bursche und Mädel noch nicht Sonnabends den Rucksack packen und hinausziehen fonnten, um Leib und Seele frei zu machen vom Staub und Druck der Woche. Wählt am 20. Mai so, daß der freie Sonn­abendnachmittag erhalten bleibt. Wählt die Partei, die eure Not kennt, die die gesetzlichen Voraussehungen schafft, daß ihr Menschen und glücklich sein könnt. Erholungsurlaub, Ferien, einmal im Jahr ein paar goldene Sommerwochen lang, will euch die Sozialdemokratie durch die Gesetzgebung schaffen. Helft durch eure Stimmenabgabe am 20. Mai, daß es gelingt.

Die Frauen im Parlament haben gut gearbeitet, aber noch immer ist vieles unerfüllt. Helst durch euren Wahl zettel, daß es mehr werden fann.

Bor 25 Jahren fämpften wir um unser Organisations­recht, vor 20 Jahren um unser Wahlrecht, und nun fämpfen wir mit diesem Wahlrecht um unser Menschenrecht. Kämpft mit uns. Clara Bohm- Schuch .

Tagesordnung der Internationalen Frauenkonferenz am 3. und 4. August auch Die sozialistischen Forderungen der politischen Arbeiterbewegung für Mutter und Kind, für die Frau im Betrieb, in der Fürsorge für Hilfsbedürftige" auf die Tagesordnung gefeßt.

Die Sagung des Bölkerbundes erkennt ebenfalls die Gleichberechtigung der Frau an. Theoretisch können Frauen in alle Aemter und Kommissionen des Völkerbundes entsandt werden. Praktisch wird von den Regierungen noch sehr wenig Gebrauch davon gemacht. Das gleiche gilt für das Internationale Arbeitsamt.

Wir sollten es heute begriffen haben, wie fehr doch die Lebensgeftaltung der Frau und der Familie von der Bölker­politik und von der Politik ihres eigenen Landes abhängig ist. Internationale Verständigung der Arbeiter ist not­wendig, um die friedlichen Beziehungen der Völker zu pflegen; nur so ist der Militarismus zu befämpfen, find friegerische Verwicklungen zu vermeiden. Internationale Verständigung der Arbeiter ist notwendig, um gegenüber dem Rapitalismus die wirksamsten Kampfmethoden gegen die Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft zu finden. Inter­nationale Solidarität ist die schönste Eigenschaft und das beste nen Sinn aber müssen die arbeitenden Mütter der ganzen Welt diese Solidarität auf sich, auf ihr politisches Denten und Fühlen anwenden. Nur mit den Müttern der Welt tönnen die Völker zu einer gerechten Weltordnung, zum Sozia Iis mus kommen. Maria Juchacz .

Die Frauen in der Völkerpolitif Kampfmittel der organisierten Arbeiterschaft. Im übertrage­

Bei den bevorstehenden Reichstags- und Landtagswahlen in Deutschland fönnen 21,9 Millionen Frauen ihr Bahlrecht ausüben, das find 2% Millionen mehr Frauen als Männer. In England haben die Frauen jetzt das Wahlrecht wie die Männer erhalten; das sind 8 Millionen stimmberechtigte Frauen mehr als bisher. In Frankreich sind die Frauen noch von dem Bürgerrecht ausgeschlossen, aber man demon­striert für das Frauenwahlrecht. In der Schweiz , dem tlaffischen Lande der Demokratie und der Freiheit, ist vor­läufig noch nicht an das Kommen des Frauenwahlrechts zu denken. In Lettland dürfen die Frauen wählen und ge­wählt werden, aber die indifferenten männlichen Wähler streichen die weiblichen Namen vielfach von der Liste( was in Deutschland nicht zuläffig ist). In Belgien haben gerade die fortschrittlichen Menschen Sorge, daß das Frauenwahl recht einen reaktionären Rückschritt bringen könnte. Im internationalen Weltbund für Frauenstimmrecht diskutiert man Jahr für Jahr aufs neue über die Berechtigung eines besonderen gefeßlichen Schußes für die arbeitende Frau und Mutter. Für die Sozialdemokratie und die freien Ge­werkschaften der ganzen Welt wurde diese Frage mit Hilfe ihrer politisch attiven Frauen bald gelöst. Sie wußten, daß die Leistungen der Mutterschaft eines erhöhten Schutzes für die Arbeiterin bedurften, und sie richteten im gegenseiti gen Einvernehmen ihre nationalen Maßnahmen danach ein. Das Frauenwahlrecht in der Welt bringt selbstverständ­lich auch die Mitarbeit der Frauen an verantwortlichen Re­gierungsstellen. Hier ist uns das Ausland voraus. Als in Dänemark zum ersten Male eine Regierung der Sozial­demokraten gebildet wurde, da wurde u. a. auch eine Frau ins Minifterium berufen. Es war unfere liebe Genoffin Nina Bang , deren Tod wir in diesen Tagen beklagen mußten. Wir fönnen ftola fein auf diese hochgebildete, fluge und energische Frau, die mit großem Können, Taft und Energie ihren schweren Boften als Kultusminister ausgefüllt hat. In England war es Margret Bondfield, von der Arbelterregierung ins Minifterium gerufen, die ebenfalls ihre großen Gaben, ihr reiches Wiffen und können ganz be­Jonders für den internationalen Frauen und Kinderschutz anwandte. Minna. Sillanppää, die finnische Proletarierin und Sozialistin, wurde durch das Bertrauen, das sie sich in der Arbeiterbewegung erworben hat, ebenfalls für würdig und geeignet befunden, zusammen mit den männ­lichen Genoffen an der Regierung Finnlands mitzuarbeiten. In Deutschland hatten wir bisher keinen verant wortlichen weiblichen Minister. In der Verwaltung des Reiches, der Länder und Gemeinden aber arbeiten hier und da Frauen an verantwortlichen und führenden Stellen mit.

Vor Tische las man's anders!

Mit dem näherrückenden Wahltermin beginnt auch das Werben der Partelen um die Frauen, die den größeren Teil aller Wahl­berechtigten in Deutschland darstellen. Besonders die Rechtsparteien und das Zentrum überschlagen sich in Hochschägungsbeteuerungen der politischen Wirksamkeit der deutschen " bzw. christlichen" Frau; aber wie ist es um die Bergangenheit jener Troubadoure der Gleichberechtigung bestellt, als noch fein Frauenwahlrecht die Wer bung um Frauengunft durch Mandatgewinne lohnend machte? Gerade jeht sollten wir uns und unsere Volksgenoffinnen immer wieder daran erinnern, welch

verachtetes, getretenes Aschenbrödel die Staatsbürgerin in der

Borkriegszeit

in Deutschland war, wie ihre glühenden Berehrer von heute damals ihre bescheidensten Wünsche ignorierten, ihre schwache, bittende Stimme mit Hohngelächter überbrüllten, und wie fie mur einen wahrhaften Ritter und Freund hatte, den roten Ritter der Arbeit", wie Lily Braun den eleganten Teilnehmerinnen des internationalen Kongresses ber bürgerlichen Frauenbewegung au London lodernd entgegenrief. Seit dem Erfurter Parteitag bildete das Frauenwahlrecht einen eifernen Bestandteil des sozialdemokrati­

fchen Programins.

Mag bei der großen Maffe der Sozialdemokraten aus dieser Forderung des Intelleftes nicht gleich eine unmittelbar erlebte An­gelegenheit des Herzens geworden sein, unbestreitbar ist, daß die sozialdemokratische Reichetagsfraktion fich durch Wort und Tat ftets bedingungslos, der Feindschaft und dem Hohngefächter ihrer bürgerlichen Gegner zum Trok, die Forderungen der Frauenbewe aung zu eigen gemadyt hat. Und das leit der Revolution bestehende Frauenwahlrecht, was ist es anderes als die Verwirklichung der fozialdemokratischen Programanforderung zu einem Zeitpunti, da leine Schöpfer sich über die Verwendung dieses Rechtes gegen die gegenüber den eigenen Grundsägen über die tat. eigene Bartei völlig flar waren. Man stellte die Treue filchen Erwägungen des Augenblide. Wenn heute Stimmen, auch im eigenen Lager, laut werden, die diesen heroifchen Entschluß als llebereilung bemängeln, so muß immer wieder daran erinnert werden, daß ja auch die große Masse der Männer nicht sofort den richtigen Gebrauch von ihrem Wahlrecht gemacht hat, ihn heute zum großen Teil noch nicht macht, daß aber eine politische Erziehung ohne das allgemeine leberwiegen der Frauenstimmen bei den Rechtsparteien gar nicht Bahlrecht praktisch wirkungslos geblieben wäre. Im übrigen ist das so erheblich getrennte Wahlen der Geschlechter an einigen Orten des Reiches haben es gezeigt, der einzige ernsthafte Gegner ift das Zentrum. Bon den fatholischen Männern wählen etwas weniger als die Hälfte, von den fatholischen Frauen aber lieben Behntel die Zentrumspartei . Im Kampfe gegen die Parteien des schwarzblauen Bürgerblocks ist also die Erinnerung an vergangene Beiten durchaus nüßlich.

Die gegenwärtige Zeit ist wie feine vor ihr geeignet, den aktiven Elementen unter den Frauen das Vordringen in politische Berantwortlichkeit und Mitwirkung möglich zu machen. Das haben die Genoffinnen in allen Ländern flar ertannt. Sie wiffen, daß das Frauenwahlrecht und die politische Wirksamkeit der Frau in erster Linie abhängig find von der kapitalistischen Entwicklung und ihrer Frauen erwerbsarbeit. Aber sie wissen auch, daß der politische In­differentismus aufs engste mit Üeberarbelt und Unter­Es überrascht heute einigermaßen, daß nicht nur ausoesprochen reaktionäre Parteien, sondern auch die heute ziemlich frauenfreund­bezahlung, mit mangelndem Schuh der arbeitenden Mutterliche und recht aktive Frauen in ihren Reihen zählende Demo­verknüpft ift. Deshalb haben die Gewinnen des sozialisti- fratische, damals Fortschrittliche Partei, eine fchen Internationalen Frauentomitees auf die ablehnende Stellung gegenüber dem Frauenwahlrecht ein­