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rüchen Haufe bepann das tiefe Erlebnis mit Levin Schücking , dem Sohn ihrer Jugendfreundin, das die gewaltigen Fähigkeiten ihrer dichterischen Gestaltungskraft medie und dem Menschen in ihr auf turze Zeit die Reise und Erfüllung brachte. Hierher kehrte die. vereinfamte, alternde Frau zurück. Hier vergrub sie sich frant und zu Tode erschöpft in der Abgeschiedenheit der weltfälischen Ebene.

Wünsche der Frauen, hat aber auch reaktionäre Be- verhängnisvoll beeinflußlen. In diesem abgelegenen, der Welt ent­stimmungen. Die Staatszugehörigkeit der Frau bei der Heirat mit einem Ausländer ist nicht erledigt. Die Ehe­scheidungsreform ist ebenfalls mit der Auflösung des Reichs­tags versunken. Ein Entwurf zur rechtlichen Gleichstellung Der unehelichen Kinder mit den ehelichen ist gar nicht bis ans Blenum gelangt. Der neue Reichstag foll auch die große Strafrechtsnovelle durcharbeiten und verabschieden, die vieles enthält, was für das weibliche Geschlecht wichtig ist.

Dies ist nur ein Weniges von den vielen politischen Fragen, mit denen wir die Wählerinnen gewonnen haben. Jede Woche tommender Parlamentsarbeiten wird erweisen, wie unentbehrlich die Mitarbeit der Frau für den sozialen Aufstieg ist. Marie Juch a ez.

Warum Konsumgenossenschaft?

Die Wahlschlacht ist gewonnen; der Kampf geht weiter. Auch wir Frauen dürfen jetzt nicht die Hände in den Schoß legen, auch wir müffen auf dem Boften fein. Wir müssen uns bewußt werden, daß wir die Berwalterinnen des Boltsvermögens find. Bei jedem Groschen, den wir ausgeben, müssen wir überlegen, mem wir ihn auwenden wollen: der Allgemeinheit oder dem Kapitalismus . Wir dürfen unsere fämtlichen Bedarfsartifel mur in unseren eigenen Geschäften kaufen, das sind die Abgabestellen der Konfumgenoffen. schaften, für uns Berlinerinnen die Konsum- Genossenschaft Berlin und Umgegend. Wir dürfen die Abgabeftellen nicht als Krämer laden betrachten, in dem wir nur das faufen, was uns billig er­Scheint. Nein, alles, Lebensmittel, Kleider, Schuhe, Möbel, Betten, alles was wir nur zum Lebensunterhalt gebrauchen, müssen wir von hier beziehen. Ich will nur ein Argument von den vielen hervor heben, weshalb:

Die Genossenschaften bezahlen ihr Bersonal nach dem Tarif der Gewerkschaften und beziehen diejenigen Artikel, die sie noch nicht in eigenen Fabriken herstellen, auch nur von solchen Firmen, die ebenfalls die Tarife anerkannt haben. Je mehr sich der Umsatz hebt, defto mehr Bersonal muß eingestellt werden. Alle Arbeiter bzw. Angestellten aber, die bei den Genossenschaften resp. in den Fabriken der Großeinkaufsgesellschaft Deutscher Konsumvereine beschäftigt werden, sind doch als Ausbeutungsobjekt für den Kapitalismus ver­loren. Je größer und stärker die Genossenschaften sind, desto größe ren Einfluß, haben sie auf den gesamten Wirtschaftsmarkt und auf die politische Lage. Wenn sich alle Frauen dies einmal richtig fler - machen wollten, so müßten die Konsumgenossenschaften einen der artigen Aufschwung nehmen, daß den Kapitalisten Hören und Sehen vergehen würde. Die Arbeiter hätten dann nicht mehr nötig, um ihren fauer verdienten Lohn zu markten.

Levin Schücking , der ihren Geist und die feelische Beranlagung Ihres Belens begriffen hatte wie nie ein anderer Mensch ihrer Umgebung, faßte einmal das Tragische, Unausgefüllte dieses Lebens in dem Satz zusammen, daß ihre aristokratische Erziehung den Menschen in ihr nie zur Erlösung fommen ließ. Mit diesem Urteil hat er die lefften Wurzeln dieses von widerstreitenden Kräften des Berstandes und der Seele erfüllten Lebens bloßgelegt, das den Flug zur Höhe und zur Freiheit nur dichterisch gestaltete, aber me= mals in der Wirklichkeit und im Alltag wagen durfte. Sie wurde ein Opfer ihrer aristokratischen Geburt und ihres Jahrhunderts, die dem katholischen Edelfräulein entweder die Che oder dauernde Ve­vormandung und Unselbständigkeit vorschrieb. Es war Annettes Tragit, daß fie fich diesem Zwang, der vor allem von ihrer Mutter ausging, niemals scharf und mit entschiedenheit widerfekte, sondern daß fie aus Kindesliebe, aus Pflichtgefühl und aus Pietät versuchte, einen Ausgleich zwischen sich und ihrer limgebung herbeizuführen. Immer wieder macht fie verzweifelte Anstrengungen, sich den Wün Ichen der Familie, ihrer Denkweise, ihrer Lebensauffaflung anzu­passen. Es gelingt ihr, die eigenen Wünsche und Hoffnungen zum Schweigen zu bringen, aber der Kräfteaufwand, dellen sie bedarf, um alles Hochfliegende, Kühne, Große zu unterdrüden, reibt fie langfam förperlich und feelisch auf. Nur in der furzen Zeit ihrer Freundschaft mit Levin Schüdina fchwingt lie sich hinüber in ihr eigenstes Reich. Nahezu alles Bedeutende, was sie überhaupt ge­fchaffen hat, die Mehrzahl ihrer Gedichte und Balladen, find die. Frucht dieser wenigen Monate. Es war der Winter 1841/42, den unelte auf der Meersburg am Bodensee , einer Beligung ihres Schwagers, bei dem Schücking als Bibliothekar angestellt war, ver­lebte. Schücking war der fritijme, anregende, feingebildeie Förderer, deffen die von jeder öffentlichen Wirksamkeit abgeschlossene Frou so sehr bedurfte. Unter seiner Einwirkung werden die tiefften Kräfte der gestaltenden Dichterin lebendig, der träge und leblos dahin­fließende Strom wird zu einem rauschenden Meer, das unerschöpf­lich scheint. Aber der Abschied, die Heirat Schüdinos, tiefe Mih­verständnisse und Entfremdungen, die durch die Veröffentlicheng eines Romans Schüdings noch verschärft werden, bewirken einen jäten Absturz aus der gewonnenen Höhe. Aus der schaffensfreudi­gen, genialen Didierin, die zum ersten Male in ihrem Leben einen vollkommenen Widerhall ihres Menfcentums und ihrer feelischen und geistigen Eigenart erlebt hatte, wird eine müde, vereinfante, franke Frau, deren Jugendfräfte endgültig verbraucht, deren Schwingen gelähmt sind. thon med flating ed

Einer ihrer späteren Biographen rühmt Annette von Droste als ein Muster sich selbst überwindender Kindesliebe, als ein leud­tentes Borbild für das fommende Geschlecht. Und eine fatholische Schriftstellerin, die der Dichterin ebenfalls ein Buch gewidmet hat, findet es ganz natürlich, daß die Bierzigjährige ohne die Einwilli gung der Mutter es nicht wagen durfte, ihre Gedichte zu veröffent­lichen, daß ihre Briefe geöffnet und von der Mutter gelesen wurden. Sie bellaot sich vielmehr über die unbändige, moderne Beit", die

Gewiß gibt es bei den Genossenschaften auch noch dies und das, was uns nicht gefällt, aber das können wir doch nur ändern, wenn wir mit beiden Füßen in der Bewegung stehen und nicht, wenn wir als Außenstehende mäfeln. Wenn uns ein Preis einmal zu hoch er­Icheint, dürfen wir nicht einfach die Ware ablehnen und wo anders faufen, sondern wir müssen untersuchen, woher der höhere Preis Tommt. Bir müssen auch das genaue Gewicht und die unverfälschte Ware berücksichtigen. Auch müssen wir bedenken, daß wir den Rein­gewinn am Ende des Geschäftsjahres wieder zurückgezahlt bekom­men. Wenn wir unsern gesamten Bedarf in der Konjumgenoffen schaft decken, so erhalten wir am Schluß des Jahres, und erfreulich über folche Maßnahmen entrüfte. Der vorurteilslole Leser aller­licherweise gerade vor Weihnachten, ein hübsches Sümmchen aus­gezahlt, von dem wir unseren Lieben ein schönes Weihnachtsfeit bereiten können. sins ns6 ni nosi

sd Wenn wir gute und treue Genossenschaftlerinnen sind, unterstützen wir unsere Männer im Kampf für die Zukunft des Proletariats mindestens ebenso, als wenn wir mit zum Zahlabend gehen und dort für die schönsten Refolutionen stimmen und am nächsten Tag unfer Brot bei einem deutschnationalen Bäckermeister faufen. on and sjuk Gau nes1979 Marie Eggert. dnup 1 Ustill distr

Die Tragif Annettes von Droste.

3u ihrem 80. Todestag.de sigs) mi Frühlingswind streicht über das Land der roten Erde. Ein warmer Hauch von Blüte und Fruchtbarkeit entströmt den weiten Feldern, auf denen reifendes Getreide im leisen Rhythmus der be­wegten Luft sich hebt und neigt. Kleine Waldungen, Eichen und Buchen, in deren Schatten Beilchen und Himmelsschlüsset blühen, durchbrechen die weichen, weiten Linien der Ebene. Ab und zu ein Gehöft, eine Hütie, Fachwerkbauten mit tief geneigtem Dach, hinter dem sich Boden- und Speicherräume bergen.

In dieser Landschaft steht das Rüschhaus. der langjährige Auf enthaltsort der Dichterin Annette von Droste- Hülshoff ( geft. 24. Mai 1848). Aus diesem herben Boden femte ihr Leben, aus ihm strömten die Kräfte, die ihr Leben, und Dichten oft so tragisch und

dings gewinnt aus den Werken und Briefen der Dichterin ganz anderes Bild. Die Geschichte ein der Dichterin wird zum Ausschnitt aus der Leidensgeschichte der Frau überhaupt, die fich nur durch unablässigen Kampf gegen eine vorurteilsvolle Beit durchlehen tonute, eine Zeit, die ihr jede Freiheit, jedes Recht und jeden Persönlichkeitsmert verweigerte. Daß Annette von Droste als Kind diefer engen, beschränkten Seit geboren wurde, daß ihre gewaltigen, genialen Kräfte in Tradition und Etikette ersticien, ist darum feine Einzeltragödie. sondern ein Ausschnitt aus der Leidens­geschichte der gesamten Frauenwelt, die ich erst in longen, er­bitterten Kämpfen, die auch heute noch nicht abgeschteffen find, ihr Menschenrecht erobern mußte. nous piibong as

Ein Seitenstüd zu Helen Keller , jener blinden und taubftumnien Amerikanerin, die ein Studium abfolvierte und deren erstaunliche geistige Leiſtungen seinerzeit großes Aufsehen erregten, bildet eine blinde achtzehnjährige Amerikanerin, die fürzlich eine große Kund­reise durch Europa gemacht hat und jetzt eine Weltreise zu unter­nehmen beabsichtigt. Wie aus ihren Ausführungen gegenüber Breffe­veitretern hervorgeht, hat sie fid; ein sehr treffendes Bild von Land und Leuten machen fönnen, zu denen ihre Reife sie geführt het.

Tüchtige Norwegerinnen. Vor furzem erhielt Norwegen seinen erften weiblichen Schiffstapitän, ein Fräulein Gudrun Trögstad, die ich jegt mit einem ihr anvertrauten Schiff auf Langfehrt befindet. fine andere Norwegerin. Fräulein Dagny Berger, hat in den letzten Tagen in London ihr Piloten- Zertifikat bekommen.