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Wenig Rechte hatte und also um sehr wenige geprellt werden konnte. So hat sich in Sachen der Wahlrechtsfra�e der Faschismus den Witz leisten können, den Frauen das kam- munale Wahlrecht zu gewähren und fast in demselben Atem dieses Wahlrecht überhaupt für alle abzuschaffen. Man kann also sagen, daß die Frage der politischen Gleichberech- t i g u n g der Geschlechter in Italien dadurch gelöst ist, daß beide Geschlechter politisch gleich rechtlos sind. Andererseits hat aber der Faschismus der Frau, als Ersatz für ihr vorenthaltene Rechte, noch weniger zu bieten als dem Manne. Er hat unter den Frauen trotz der Mädchen- bataillone überhaupt kaum Wurzel geschlagen. Trotzdem sieht man in Italien biedere alte Damen und Sötte Iunggesellinnen, die das Faschistenabzeichen tragen. ußer denen, die dies um des eigenen Fortkommens oder um des des Gatten willen tun müssen, sind dies vor allem die Frauen des verarmten Mittelstandes und jener Schlag ; fensationsgieriger Lebeweiber, die so eine Art Marketende- l rinnen jedes politischen Erfolgs sind. In faschistischen Kreisen hat man es sich vielleicht nie klar gemacht, welches unter den vielen hochtönenden Worten des Faschismus das Zauberwort war, das ihm Frauenherzen er- schlössen hat. Es war nicht das römische Weltreich, nicht der italienische Genius, nicht die dynamische Wucht der faschisti - scheu Erneuerung: es war weder die altrömische Schlichtheit, jl noch die byzantinische fjierarchenordnung, weder die Askese, noch das Dyonisische: es war nur der M i e t e rs ch u tz. Ganz prosaisch, ganz kleinbürgerlich. Damit hat er sich viele Ge- K müter gewonnen, die nie gewußt haben, was Politik oder i Parteikampf war, die nur die Sorge kannten, das Rechnen i mit dem Pfennig, das wehrlose Sich-Ducfen unter die Not. ! Daß man die Nichtfaschisten aus den Genossenschaftshäusern, t- aus den Arbeiter- und Veamtenwohmmgen exmittiert hat, j das hat die versinkenden Schichten des Mittelstandes, soweit e» sie nicht selbst traf, nicht bekümmert. Siegreich geworben , um die Frau hat der Faschismus nur durch den Mieterschutz. h - Die Frau erober Das Lob eines Nach einer Zusaivmenstellung des Justizministeriums waren am ' 1. Mai 192 6 von den in Preußen vorhandenen 10 IM Kanzlei- angestellten 8966 gleich 88 Proz. männliche und 1246 gleich 12 Proz. weibliche Personen. Die Uebersicht nach dem Stande vom 1. Januar 192 8 weist bei einem leichten Sinken der Gesamtzahl«in weiteres Ansteigen der Zahl der weiblichen auf 2186 gleich 26 Proz., gegen- über dem Sinken der Beteiligung der männlichen auf 86 Proz. nach. Man wird aus diesen Zahlen schließen dürfen, daß die weib- lichen Ange st eilten ihren Platz gut behaupten und ihr« besondere Eignung auch für die Gerichtskanzleien «achzuweisen imstande sind. Ueberdies wird man allgemein damit rechnen müssen, daß dos Angebot an männlichen Kanzleiangestellien mit voller Eignung, besonders mit ausreichender Schulbildung, nach : und nach abnehmen wird: viele junge Männer hatten nach der Jnflations- und Deflationsnot mit der Beschäftigung in Abschreib- arbeiten vorlieb genommen und streben nun besser bezahlten Be- »usen zu. Man wird sogar vielleicht jungen Männern, die heute «ach Wiederbelebung der Wirtschost sich mit Abschreibearbeiten be- gnügen, nicht die solide Schulbildung, die zur einwandfreien Auf- nahine von Diktaten im Stenogramm oder auf der Maschine er- forderlich ist, zutrauen dürfen. Deshalb wird man neben dem alten Stamm im Eerichtskanzleidienst erprobter Angestellter weiterhin gerade auf die Gewinnung gut vorgebildeter und im übrigen ge- «Igneter weiblicher Kräfte Wert legen müssen. Im Kasseler Bezirk haben die Gerichte mit weiblichen Angestellken die allerbesten Erfahrungen gemacht. Mir stehen deutlich die Nöte eines mittleren Amtsgerichts bei der Bewältigung des im Jahre 192Z wegen der Aufwertung ungeheuer anwachsenden Schreibwerks vor Augen, die den Aufstchls- richter veranlaßlen, erstmalig weibliche Angestellte einzu- stellen; ZU den zwei ersten jungen Mädchen kam bald eine dritte und vierte, dann eine fünfte und sechste Maschinenschreibe! in, und diese sechs weiblichen Kräfte haben bei unablässig steigender Geschäftslast und bei Abordnung aller Kanzleiboamten in den Bureaudienst das Schreibwerk des Amtsgerichts mustergültig gemeistert. Die Beamten xühmten die Annehmlichkeit des Umgangs mit den

Was die weniger praktischen und wenige? in Zahlen auszu- drückende Ideale betrifft, so hat er ihren Bertrieb unter der Frauenwelt der katholischen Kirche in Submission gegeben. Oftmals hat die Kirche die Absicht gemerkt und ist ver- stimmt geworden. Es sind dabei von offizieller Seite Worte gefallen über die Benutzung der Religion zu politischen Zwecken. Aber gerade, weil der Faschismus der Frau so gar nichts zu sogen hat, so daß sie in ihm überhaupt nur durch eine gewisse Mätressenherrschast eine Rolle spielt, überläßt er sie gern der Kirche. Die bewaffneten Mädchen, die durch Rom gezogen sind, waren nicht so tragisch gemeint. Kirche, Küche und Kinderstube ist das faschistische Frauen­ideal. Es wird im Beichtstuhl besser gehütet als auf dem Exerzierplatz. In ganz richtiger Erfassung seiner eigenen Existenzbedingungen will der Faschismus die Frau von der Politik fern halten, um nicht mit ihr als Gegner rechnen zu müssen. Je weniger die Frau den ethischen Kern des Fa- schismus erfaßt, um so besser für die faschistischen Zwecke. Das Problem lautet für die herrschende Partei nicht: wie gewinne ich den weiblichen Teil des Volkes der faschistischen Ideenwelt?, sondern: wie mache ich ihn den Parteizwecken dienstbar? Und da es eine Macht gibt, der in der Kunst, Menschen aus die Wege fremder Zwecke zu lenken, eine weit- geschichtliche Erfahrung zur Seite steht, nämlich die katholische Kirche , hat der Faschismus dieser Macht das weitere übers lassen. Die Männer werden durch wirtschaftliche Interessen oder durch Gewalt gezügelt, die Frauen kommen in die Hut der Kirche. Das ist ein altes Rezept jeder Reaktion. Es kommt hierin freilich keine faschistische Stellungnahme zur Frau zum Ausdruck, sondern nur ein völliges Ignorieren der Frau als politischen Faktor. Aber dieses Ignorieren ist eben der Ausdruck der antidemokratischen Einstellung, die keine Bürger kennt, sondern nur Untertanen, kein Vorwärts- drängen der Individuen, sondern nur ein Marschieren auf Kommando. Sie steht auf dem Boden einer Zeit, die noch kein« Frauenfrage kannte. Oda Olberg .

den Iustizdienst. hohen Nichters. höflichen, immer fteuiüllichen, arbeitswilligen und geschickten Maschmenschreiberinnen. Das Amtsgericht kommt feit Jahr und Tag mit weniger Kanzleikräften aus, als ihm zahlenmäßig nach der Gefchäfislast zugebilligt werden könnten, ohne daß jemals Kanzleireste oder Verzögerungen«ntstanden wären. Die sehr stark belasteten Richter und Rechtspfleger haben sich bei der vorzüg- lichen Erledigung der Diktat« in Kurzschrist und in die Maschine ganz daran gewöhnt, in den Nachmittags, und Abend- stunden die am Morgen erlassenen Entscheidungen mit der Begrün- dung zu diktieren, so daß, wie mir die Anwaltschaft gesagt hat, die Ausfertigung der Entscheidungen, auch solcher umfangreichen Inhalts, regelmäßig am zweiten Tage nach der Berkündung in ihrer Hand sich befinden. Die Maschinen- schreiberinnen bei diesem Amtsgericht haben im Lause der beiden Jahre zwar gewechselt, einige haben geheiratet, ander« sind nach Besserung der wirtschaftlichen Lage in das Elternhaus zurückgekehrt, ober stet» hat die ausscheidende Angestellte für «inen vollgeeig-neten Ersatz selbst gesorgt und damit auch gezeigt, daß ihr die Arbeit lieb geworden war. Denn man wird überall beinerken können, daß die Angestellten, besonders aber die weiblichen, ein sicheres Gefühl für den Geist haben, der die Behörde beherrscht und der, wenn er gut ist. ohne weiteres gute Kräfte anzieht und ungeeignete abstößt. Diese günstige Be- urteilung der Arbeit mit weiblichen Kanzleiangestellten dürste, davon bin ich überzeugt, in nicht serner Zeil Genwingut der Gerichte sein. Die weiblichen Kräfte stehen, soweit ich sehe, den männlichen an Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Ver- schwiegenheit so wenig nach wie an Arbeitssreudigkeit, an Bereitschaft zur Ueberarbeit und an Geschick in der Handhabung der Schreibmaschine, und sie zeichnen sich daneben regelmäßig durch eine gute Allgemeinbildung, größere Beweglichkeit des Geistes, schnelle Anpassungsfähigkeit und ein vorzugsweises Geschick in der Handhabung der Kurzschrift aus. Aus der Zu- sammenarbeit der beiden Geschlechter erwachsen« ernstlichere Schwierigkeiten sind bisher nicht zu meiner Kenntnis getongt: die