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Sachlichkeit und Lauterfeit zu besiegen, womit uns freilich die Widerstandsfähigkeit und die gesellschaftliche Macht der Frau gegen­über der gesamten Struktur des tapitalistischen Systems überschäßt erscheint. Auch ist es von der Berfasserin abwegig, zu glauben, daß mit der Einsicht von der Ueberholtheit des zu langen Achtstunden­tages in den heutigen Seiten der Rationalisierung und Massen­arbeitslosigkeit und mit dem Borschlag der stundenweisen Aushilfs stellungen schon eine Frage gelöst ist, die vor allem eine wirtschaft­liche Machtfrage ift.

Sollen wir es als ein besonderes Manto hervorheben, daß das Büchlein sich vor allem an die bürgerliche Sphäre wendet, aus der heraus es auch geschaffen ist? 11. E. wird es auch von der Pro­letarlerin mit Nußen gelesen werden können, da innerhalb des bürgerlich- tapitalistischen Zeitalters auch die Gefinmung des Pro­letariats bürgerlich- tapitalistisch angefärbt sein mußte, und die Problemet der bürgerlichen Frau fogar noch verschärft auch die

Problematif der proletarischen Frau war und ist. Denn die Berufs­arbeit der Proletarierin war ihr bisher nicht Mittel der Be­freiung, sondern

nur die furchtbarjie Form der Sklaverei.

Immerhin warten wir noch auf die sozialistische Elsa Herrmann . Ein anderer Borwurf, dem man dem Büchlein machen könnte, wäre der, daß er als Apologie der neuen Frau zu sehr alles Licht auf sie, zu start allen Schatten auf ihre Gegner und Antipoden fallen läßt. Bald wird es uns zum Bewußtsein kommen, daß auch die neue Frau nicht frei von Nöten und Problematik ist. Aber es ist auch wieder gut, das eine Kampfschrift sich nicht damit belastet, daß sie in fieghafter Optimismus nur das Bofitive herausstellt. Im Geltungsfampf der neuen Frau wird ihr das faßlich und frisch geschriebene Büchlein eine brauchbare Waffe fein. Hedwig Schwarz.

Kinderausbeutung der Sowjets.

Erwachsene beschäftigt man Kinder von Partei wegen und stellt es als Dienst am Sozialismus hin! Mit erstaunlichem Eifer spannen fich die Kinder in diefes fommunistische Arbeitsjoch ein und die Bioniere marschierten in Moskau unter Fahnen, die die bezeichnenden Inschriften trugen: Sammelt Eisenfchrott, sammelt Metallabfälle, fammelt Bapierabfälle! Lehrbücher für proletarische Kinder! Zahn­bürsten für Bauernfinder! Die Pioniere Mostaus bauen Lokomo tiven! Bekämpft das Rowdytum und die Trunfsucht!"

Im Herbst togten in Mostau eine Woche lang die Pioniere"| fäulten." Und mit derartiger antihygienischer Arbeit selbst für ( Kinderfreunde), die zu vielen Taufenden aus allen Republiken ber Union fich versammelten. Die Plonterorganisationen, die im Bahre 1922 von der Kommunistischen Bartel ins Leben gerufen wurden, vereinigen heute nach Sowjetangaben 2 000 000 Rinder im Alter von 8 bis 14 Jahren, die in 25 000 Ortsgruppen orga. mistert sind. Die APR. hat aus diesen Kindern sehr aktive Siffs iruppe der Partei geschaffen, denen sie, wie die Berichte der Kinder auf der Tagung beweisen, in ganz unglaublichem Maße Ingesarbeit für die Partei und vor allem für die Sowjet­wirtschaft aufgeladen

B

hat. So werden die Pioniere" im Kampf der Sowjetregierung gegen die Großbauern( Kulafen) als Stoßtruppe verwendet, indem ble Kinder zum Aufspüren verstedter Getreide vorräte hinzugezogen werden, wobei die dadurch benachteiligten Bauern ihre Rachsucht an den Kindern auslaffen und mitunter die erwischten Bioniere" in rohester Weise mißhandeln. Von der Ueber­lastung der Kinder mit Arbeitsleistungen für die Sowjetwirtschaft Im Auftrage der KPR. fann man sich auch eine Borstellung machen, wenn man folgenden Bericht der Ploniere aus der Ukraine auf der Kindertagung lieft:

In Rellern und Gruben, in Brunnen und Ber. steden haben wir Getreide gesucht und gefunden; wir haben an der Getreideeintreibung uns beteiligt, wir haben der Republik mehr als 10 000 Tonnen Getreide verschafft. Von 2 Millionen Schäd­lingen haben wir die Felder befreit... Wir verpflichten uns, im tommenden Jahr 13 000 Tonnen Saatgut zu reinigen und zu fortieren und 5 Millionen Bäume zu pflanzen. Wir wett­elfern in den Betrieben mit unseren Bätern um die Steigerung der Arbeitsleistung, um die Berbesserung der Qualität der Erzeug­niffe. Bir geloven hier, Zeichner für 3 Millionen Rubel der Industrialisierungsanleihe zu werben und 10 000 Kinderversamm hungen zur Erörterung des Fünfjahres- Wirtschaftsplanes zu ver anstalten usw. usw."( Komfom. Prawda", Mostau, 18. Auguft.) Mehnlich lauteten die Berichte aus allen Republiken, wo die Pioniere" als unbezahlte Arbeitskraft von der Partei zur Ein­treibung von Getreide, zur Sammlung von Schrott, von Metall­abfällen und von Papierabfällen mobiliflert wurden. Ueber die Beistungen der Kinderorganisationen für die Industrie berichtet das ben zitierte Blatt der Jungtommuniften u. a. wie folgt:

Es gibt faum einen Industriezweig, in dem nicht die Beiftungen unferer Kinder zu verzeichnen wären. Durch thre Immerwährende Tagesarbeit haben die Kinder fich den Ruf Junge Leniniften" mit Ehre erworben. Eine große agitatorische Arbeit haben die Pioniere bei der Unterbringung der Industrialisierungsanleihen vollbracht. Sie haben viel geleistet für den Industrieaufbau dadurch, daß sie die Sammlung von Elfenschrott organisierten. Dutzende, Tausende Tonnen alten Eisens find durch die Hände der proletarischen Kinder ge­gangen und diese Kinder haben den Martinwerken der Union Nahrung verfchafft."

Wohlgemerkt, es handelt sich bei alledem um Barteiarbeit der Kinder, nicht um ihre Erwerbsarbeit, von der weiter die Rede fein wird. Daß die Kommunistische Partei die proletarischen Kinder Im Jhulpflichtigen Alter die schwierige und fahmutige Arbell der Sammlung von Eisenfchroll und Papierabfällen massenhaft verrichten läßt,

spricht Bände. Wie es dabei zugeht, beweist folgender Foll, den die Rom Bramba mit besonderer Genugtuung ihren Lejern mitteilt: In Nomo- Jurjew haben die Pioniere einen Boden gefäubert, we mehrere Jahre Papierabfälle gentnerweile

Die bitteren Tagesforgen, die Brotsorgen, die Rohstoff­forgen, die ganze Wirtschaftsmisere der Sowjetunion fastet auf diesen Kindern, deren Ausführungen auf ihrer Tagung deutlich be­wiesen, daß sie nicht einmal eine Ahnung von einem halbwegs forglosem Kinderdasein haben. Nachdem sie der Partei und der Regierung unzählige unbezahlte Arbeitsdienste leisten, fordern diese Kinder für sich nur Zahnbürsten und Lehrbücher, ohne daß felbft diese bescheidenen Forderungen nur halbwegs befriedigt würden. Indem die KPR. den Pionieren die Tagesarbeit auf den ver schiedensten wirtschaftlichen Gebieten aufbürdet, schädigt sie die Kinder gesundheitlich außerordentlich. Der Kommissar für Gefundheitswesen, Gemaschko, stellte auf der Tagung der Pioniere fest, daß

der Gesundheitszustand der Pioniere viel schlechter ift, als bei der übrigen Masse der Kinder, was durch ihre Ueberlastung mit Partelarbeit verursacht wird".

So wird Raubbau getrieben mit den begabtesten und energischsten Rindern, die, von der Revolution aufgerüttelt, eine erstaunliche Selbstaufopferung im Dienste der Sowjetwirtschaft aufbringen. Sie werden dabei auf dem Altar der Parteidiktatur mißbraucht, tommen um ihre Kindheit und um ihre Schulbildung. Da die Kinder immerfort für praktische Arbeit von der Partei und der Regierung mobilisiert werden, vernachläffigen sie unvermeidlich die Schularbeit und das Sigenbleiben" ist, wie auf der Tagung betont wurde, eine massenerscheinung geworden. Gleichzeitig wird ein enormer Mangel an Schulen empfunden. Darüber berichtet M. Bolgar Gegenwärtig bleiben infolge des Geldmangels für Schulbau 32 Proz. der Knaben und 52 Proz. der Mädchen im Alter von 15 Jahren Analphabeten. Ferner genießen feinen Schul­unterricht die zwei Millionen Kinder im schulpflichtigen Aller, die ermerbstätig sind. Es wurde schon öfters darüber berichtet, daß viele Kinder der werftätigen Bevölkerung aus pefuniärer Not die Schule verlassen, ohne selbst die Boltsschule abfolvieren zu fönnen."( Roms. Prawda", Nr. 189.)

folgendes:

"

Der ganze Schuljammer der ruffischen Kinder, die Not der Arbeiter und Bauern spricht aus dieser Feststellung. Berwundert wird der deutsche Leser fragen, wie so ist es möglich, daß im Lande der kommunistischen Diktatur zwei Millionen Kinder im schulpflich tigen Alter erwerbstätig sind, anstatt die Schule zu besuchen? Die Tagung der Pioniere hat nicht nur über die Ausbeutung der Kinder durch die KPR., Jondern erst recht über

die Ausbeutung der schulpflichtigen Sinder feitens der Arbeit­geber

erschütterndes Tatsachenmaterial gebracht. Auf der Kinderfonferenz im Arbeitskommissariat, die während der Bioniertagung abgehalten wurde, haben die erwerbstätigen Kinder folgendes über ihr Arbeits­schicksal berichtet:

Minderjährige Kinder ficht man bei uns sehr gern ein, er zählte der Pionier Suschakom aus dem Norden. Denn was iſt ein Knirps? Er nimmt alles hin. Der Kulal"( Großbauer) nimmt