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3lerung unserer Kultur erzeugt auch bei der Geburten-| Wohlhabenden scheint nach alledem nur eine Frage der Zeit. regelung die äußerlichen Berührungspunkte zwischen Reich Auch die Aermeren haben sich heute für die ,, birthcontrol" und Arm, aber die Moral bleibt noch meistenteils( Geburtenregelung) entschieden. Ihre Sexualmoral ist keine eine grundverschiedene. Es ist aber denkbar, daß andere mehr als die der Oberklassen. Nur verstehen sie sie auch diejenigen Bevölkerungsschichten, die ursprünglich aus noch nicht ebensogut zu üben." Dabei identifiziert der Ver­zwingender Not zur Geburtenbeschränkung Zuflucht nehmen, faffer, wie im Laufe der ganzen Untersuchung fälschlicher­fich im Laufe der Zeit innerlich so umstellen, daß sie auch weise die Anwendung von Präventivmitteln mit Sexual­nach einer Besserung der wirtschaftlichen Lage eventuell die moral. Nicht die Motive, sondern ein technisches Vorgehen Geburtensch e u nicht werden überwinden können. Es wird zu einem ethischen Kriterium erhoben, und dieses Vor­fann sich nämliá) bei ganzen Klassen und Völkern so etwas gehen wird als neue Segualmoral ausgegeben. Diese Ver­wie Trieblahmheit" einstellen, um den sehr treffen wirrung der ethischen Bewertung in dem sonst empfehlens­den Ausdruck der Genossin Oda Olberg zu gebrauchen, die werten Wert von Wolf fordert zum Widerspruch heraus. in folgenden Sägen mit begrüßenswerter Deutlichkeit zum Man trifft auch in der sozialistischen Presse vielfach Aeuße­Geburtenproblem Stellung nimmt: Persönlich halten wir rungen, die deutlich genug beweisen, wie sehr eine dafür, daß die stete Vermehrung der Bevölkerung eine bis gründliche Klärung dieser Probleme in heute durch nichts zu ersehende Borbedingung des Fortschritts sozialistischem Geiste not tut. So schließt zum ist. Wir glauben weiter, daß jeder, dem die Erhaltung des Beispiel Herbert Philippsthal Gine bevölkerungs­Wesens und der Kultur des eigenen Boltes am Herzen liegt, politische Betrachtung", die mit statistischen Angaben über den eine zahlenmäßige Verdrängung der eigenen Volksgenossen Geburtenrückgang reichlich belegt wird, mit dem Saz: Das beklagen muß. Für uns wäre. es Fahnenflucht des Glück der Massen wird durch ihre Fruchtbarkeit gefährdet." Plaffenbewußten Proletariats, wenn es zum Zweifindersystem( Der Abend" vom 15. Oktober) überginge, meil es dadurch zahlenmäßig verdrängt würde und weil es eine fittliche Einstellung gegenüber Leben und Gesellschaft betätigte, die feine Ideale des Kampfes und des Menschenaufstiegs verneint."( Oda Olberg : Bevölkerungs­bewegung und Bevölkerungspolitik", Bücherwarte, Dezember 1928. S. 362).

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In der Tat tann eine aufstrebende Klasse, wie die Ar beiterklaffe, die sich ihrer menschenbefreienden Mission bewußt ist, sich nicht ungestraft dem Zweikindersystem der herrschen­den Klasse und der Serualmoral derselben, die so deutlich die Spuren der üblichen Geschäftsfaltulation trägt, anpassen. Eine von fozialistischen Wertungen durchdrungene Sexual­moral fann fich nicht mit der kapitalistischen Einstellung zu der Geburtlichkeit, dieser wichtigsten Lebensmacht, ab­finden. Sie muß die Stoßfraft der Arbeiter fchaft im Kampfe um bessere Lebensverhält niffe auch im Interesse der kinderfrohen Familien verstärken. Dadurch kann auch der so weit getriebenen Versachlichung der kapitalistischen Kultur, die selbst die vitalsten Mächte bedroht, die gefährlichste Spitze genommen werden. Eine nicht von der schweren gegen wärtigen Not getrübte sozialistische Einstellung zum Geburten­problem wird vorausschauend den Ernst die'es Problems für eine mehr oder minder fernere Zukunft in Be­tracht ziehen. Die Bevölkerungsbewegung Frankreichs gibt gereits zu denken. Trotz der günstigeren wirtschaftlichen Lage Frankreichs im Vergleich zu Deutschland und in gewiffer Hin­ficht auch im Vergleich zu England- Frankreich fennt teine chronische Massenarbeitslosigkeit und empfindet eher Mangel an Arbeitskräften weist die französische Bevölkerung im Jahre 1928 gegenüber 1913 eine Abnahme um 370 000 auf, während die deutsche Bevölkerung gleichzeitig um 3,73 Mi­lionen und die englische um 3.14 Millionen zugenommen hat. Das läßt darauf schließen, daß neben den wirtschaftlichen Berhältniffen auch der mehr oder weniger starte Lebens­drang der Völker in gewiffem Maße auf ihre Geburtlichkeit einwirkt. Daß das von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit für die weltwirtschaftliche und weltpolitische Geltung der be treffenden Bölker ist, wird jeder einsehen. In seiner er­mähnten Schrift bietet Julius Wolf reichhaltiges Material über die Bevölkerungsbewegung in den einzelnen europäischen Ländern und in den überfeeischen Kontinenten. und rollt das Geburtenproblem in feiner internationalen Tragweite auf. Die Arbeiterlefer werden besonders die sehr beachtenswerten Angaben über den Geburtenrückgang bei reich und arm in Merlin und London intereffieren. Wie meit die Armen den Vorsprung der Reichen hinsichtlich des Geburtenrückganges eingeholt haben, illustriert Wolf an der Hand folgender Berliner Rahlen:

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Die Geburtenz'ffer war auf tausend:

1909 1910 1911 1912 1926 im reichen Tiergartenviertel 15,9 14,9 141 12,8 10,4 am armen Wedding 31,8 29,6 27,4 264 11,8 und damit der Unterschied 16,6 14,7 13,35 12,6 1,4 Das Tempo des Geburtenrückgangs war im Arbeiter­viertel Wedding geradezu enorm und übertraf bei weitem die es Tempo um Tiergartenviertel. Noch ein Schritt weiter, und die großstädtische Arbeiterschaft vermehrt sich fang famer als die B üzenden; die zahlenmäßige Berdrängung, von der Olberg spricht, fann demnach nicht als bloßes Schreckgespenst angesehen werden. Bei der Untersuchung der Angaben für London stellt Wolf feft: Eine völlige Angleichung der Geburtenziffer der Aermsten an die der

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Eine solche Stellungnahme zum Geburtenproblem be­stätigt die Behauptung Wolfs, daß die Proletarier sich die Sexualmoral der Begüterten aneignen. Nach Philippsthal müßte man nicht gegen die lebensfeindlichen Tendenzen der tapitalistischen Wirtschaft, sondern gegen die Fruchtbarkeit Front machen, demzufolge könnte auch die Intellektualisierung des Fortpflanzungstriebes gar nicht weit genug gehen. Ob gerade dieser Weg zur sozialistischen, lebensfreudigen Kultur führt, möchten wir sehr bezweifeln. Judith Grünfeld.

Die schaffende Frau."

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Unter diesem Titel stellt sich eine neue Frauenzeitschrift vor, die bei N. Israel im Etatheim" eine Ausstellung ver­anstaltet. 3ft auch der Gedanke der Messe" und der Reklame anscheinend untrennbar von jeder Ausstellung, so muß dieser doch nachgerühmt werden, daß sie sich nicht darauf beschränkt, die ver­schiedenen Industrieprodukte zur Geltung zu bringen. Wenn audy die verschiedenen Arbeitsgänge der interessanteste ist wohl die Herstellung eines Sicherheitsschlosses die Frauenarbeit in einer Ilmgebung zeigen, die keinen Begriff von den wirklichen Arbeits­bedingungen gibt, so bietet die Ausstellung andererseits doch den verschiebenen Organisationen Gelegenheit, in Flugblatt­material und Statistiken ihre Leistungen zu zeigen. Besonders interessant ist da für uns die Ausstellung des 3dA., der ja jajt zur Hälfte weibliche Mitglieder hat. Von 32 009 000 Erwerbstätigen find 11 478 000 Frauen seit 1907 hat die Zahl der erwerbstätigen Frauen eine Zunahme von 224 Pro3. erjahren! Neben diesen und anderen Ergebnissen der Statistik in bildhofter, leicht verständlicher Darstellung zeigt der ZDA. seine vorbildliche Erholungs. fürforge. Gleichfalls wirbt in der Ausstellung die Verlags­gesellschaft des ADGB. für sich und ihre Sortimentsabteilung. Daneben enthält die Ausstellung dann noch sehr viele Dinge, die ja wirklich als Erleichterung und Vervollkommnung der Wirtschaft anzusprechen sind; vor allem aber wird der Gedanke des Etat­heims propagiert: Größtmöglichste Ersparnis von Raum, Zeit und Kraft zu deffen Berwirklichung uns heute ja meist nicht der gute Wille, nur die Wohnung fehlt.

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Zu der Beranstalterin der Ausstellung selbst: Diese neue Zeit­[ chrift ist weder Hausfrauen noch Modenzeitung, fie will für die fchaffende Frau" kämpfen, für die Frau, der ihr Beruf zur Be­rufung wird, die den Hausfrauenberuf nicht als Schicksal, die Arbeit nicht als Notbehelf hinnimmt. Darüber hinaus aber will fie noch eine freie, feiner Partei, aber dem Fortschritt und der Zukunft dienende Tribüne sein, auf der Frauen und Männer über alle Probleme der Frauenarbeit, der Seguatreform der neuzeitlichen Kindererziehung fich aussprechen können.

Die Neue Hauswirtschaft" nennt sich eine Zeitschrift, die von der Verfasserin des Neuen Haushalt", Dr. Erna Meyer, heraus­gegeben wird.( Berlag Thienemann, Stuttgart , Breis des Einzel­heftes 75 P.) Die Zeitschrift, die mit gu'en Photographien aus­gestattet ist, will der modern eingestellten Hausfrau im zweckmäßigen Aufbau und Ausbau ihres Heims dienen. Sie enthält Ausfäße über amedmäßige Möbel, Raumgestaltung, Ernährung, Kinderpflege, Erziehung, technische Neuerungen im Haushalt usw. und hält über einschlägige Bücher und Ausstellungen auf dem laufenden. Ein eliiert sich auch für die Arbeiterfrau und mutter und bringt auch fozialer Einschlag in der Zeitschrift ist deutlich spürbar; man inter­Auffäße, die für dieje verwertbar find. Im großen und ganzen aber wendet sich die Zeitschrift, auch dem Preise nach, intelligenten Frauen des Mitelstandes. Das kommt insbesondere zum Ausdruck in den ziemlich zahlreichen Artikeln, die sich mit der Sausangestelltenfrage beschäftigen und also nur für diese bevorzug­ten Kreise Wert haben.