Die Frau von morgen.
Ansichten der Männer von heute über sie.
Ein Herausgeber( Fr. M. Huebner). von einem Verleger| kommen, indem er in einem sonst recht dunklen Kapitel entdeckt, daß ( E. A. Seemann, Leipzig ) beauftragt, hat die freundliche Torheit die Frau ja schon immer der wirtschaftlich produttivere Teil war, begangen, eine Reihe mehr oder minder prominenter Zeitgenossen denn sie bestellte die Aecker, sie leitete die Textilfabriken ihrer nach ihren Wünschen für„ Die Frau von morgen" zu befragen. Was Hände", während der Mann zu allen Zeiten wichtigere die Antworten verbindet, ist das allen Befragten gemeinfame männ- Sorgen hatte als die um das tägliche Brot". Die vornehine Geste, liche Geschlecht; was sie trennt, ist alles, was sich an Verschieden mit der Bronnen die körperliche Arbeit der Frau als ihre ureigene artigkeit des Temperamentes, des Charakters, der Persönlichkeits- Domäne zuweist, enthüllt sich für den in ihrer ganzen Richtigkeit, reife und der feelischen Grundhaltung an Trennendem zwischen der weiß, daß die Berteilung der förperlichen und geistigen Arbeit Menschen stellen kann. Das vor kurzem an dieser Stelle besprochene nicht ein Problem der Geschlechter, sondern Buch von Elsa Hermann ,, So ist die Neue Frau!" zeigt großzügige Sicherheit der Linienführung; wenn das von Männern geschriebene Buch dagegen so
zerriffen, widerspruchsvoll und teilweise hilflos
wirkt, so ist das nicht allein dem Seriensystem der Befragung von 17 verschiedenen Autoren zuzuschreiben. Eine Zusammenstellung der Meinungen von 17 schriftstellernden Frauen hätte bestimmt ein einheitlicheres Gesamtbild ergeben. Wenn im vorliegenden Falle alles andere als ein logisch ,, ausgeflügelt Buch" zustande kam, wenn sich der Mann ,, in seinem Widerspruch" traßẞ offenbart, so tut er es nicht so sehr im Auseinanderfall der Individuen, sondern als Typ. Fangen wir mit jenen an, die mit der Neuen Frau am wenigsten anzufangen wissen! Da sind sie wieder einmal, jene Ewig- Blinden und Ewig- Gestrigen, denen kein noch so radikaler Umschwung des Erkenntnislichtes Himmelsfackel leiht. Jene Hohepriester der weib. lichen Liebeshingabe und mütterlichen Aufopferung, die komisch feierlich Sakramente enthüllen, deren Altäre längst in Trümmer liegen. Erstaunlich ist der Mut, mit dem der Herausgeber selbst, wenn auch gemildert durch allerlei Zugeständnisse, behauptet, daß ,, im Dasein der Frau die Liebe die Mittelach se bildet", und daß ,, die Frau nun einmal für den Mann da lein will". Solche Anmaßung, die nichts zu tun hat mit der Anerkennung der beiden Geschlechtern natürlichen Liebessehnsucht, die bei der Frau noch vertiest ist durch die Mutterschaftsverheißung, unterstellt recht simpel für wahr, was nicht etwa ,, der" Mann, sondern ein paar aus dem vorigen Jahrhundert hinübergerettete Exemplare eines im übrigen ausgeftorbenen Typs wahrhaben möchten. Sie zu widerlegen, braucht die Frau nicht einmal selbst in die Schranken zu treten. Denn die Antwort auf solche Wünsche jindet Huebner im gleichen Band bei seinem Mitarbeiter Walther von Holländer, der in seinem Beitrag ,, Autonomie der Frau" die Frau für immer geheilt sehen möchte von dem
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,, Aberglauben an Mann und Kind
und die Wohlgefälligkeit des Opiers". Nach Holländer ist ..stärffter Gegner der weiblichen Entwicklung nicht der Mann und die männliche verdrehte Meinung über die Frau, stärkster Gegner ist das weibliche Minderwertigkeitsgefühl, an sich nichts zu sein, sondern erst durch Mann und Kind". Auf das Schuldkonto dieser Wahnvorstellung schreibt er die Verfüminerung und fünstliche Kindlichkeit der Frauen, die aus der Lebensangst, sich nicht zeitig genug in Ehe und Mutterschaft zu ,, vollenden", sich viel zu früh und ungeformt in diese dem reisen Menschen vorbehaltenen Aufgaben stürzen. Von den Frauen aber, die, mit oder ohne Ehe- ihre weibliche Lebensform geprägt herausstellen, wird die zentripetal gerichtete ,, weibliche Wirklichkeit neben der zentrifugal wirkenden ,, männlichen Wirklichkeit stabilisiert ,,, von ihnen wird die uralte Weisheit neu ausgehen, daß der Sinn des Lebens im Leben selbst steckt, das Ziel des Menschen im Menschen selbst( nämlich in der Herausstellung seiner volltommenen Form)."
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eines der Klaffen, keine Frage der Biologie, sondern der Macht ist.
Ein Literat des Tages, Alexander Lernet- Holenie, macht sich unter dem anspruchsvollen Titel„ Die Frau aller Zeiten" als Kavalier der alten Schule interessant. Für ihn beweist die ganze Frauenbewegung nur die ,, Defekte des modernen Mannes". ihm ,, ist es klar, daß die Frau an ihr so Ungemäßes wie an ihre Freiheit erst dann denkt, wenn etwas ihr fo Gemäßes wie ihre linfreiheit sie nicht mehr befriedigt", da der Mann sich in Wirklichkeit immer mehr zum komischen Sklaven feiner Sklavin entwickelt". Er wünscht der Frau von morgen galant, fie möge morgen teine Probleme mehr zu lösen, sondern einen respektablen Manu zur Seite haben, der fie für sie löft". Sein Idealbild der Frau von morgen und aller Zeiten ist eine ganz gewöhnliche, im übrigen aber hübsche, gutgewachsene, sympathische, nicht geistreich aber Muge, nicht liederliche, aber auch nicht langweilige, furz: eine ganz normale Berson". Es drängt sich einem die Empfindung auf, daß der Verfasser seine Erfahrungen über den heutigen Frauentyp in Kreisen sammelt, in denen das Auftauchen einer wirklich normalen Person von begeisternder Wirkung sein müßte! Kann man über solche in der= zweifelten Zynismus getunkten Borgeftrigkeiten amüsiert zur Tagesordnung übergehen, so spricht aus dem nachfolgenden Aufsatz von Arel Eggebrecht machen wir uns nichts vor" eine ernste Zeitfrankheit. Es spricht aus ihm der gebrochene, zerfaferte Nervenmensch unserer Großstädte mit seiner Unsicherheit, blasierten. Müdigfeit und melancholischen Gleichgültigkeit. Sicher ist gerade dieser Beitrag für viele Männer der Gegenwart bezeichnend. Wünsche für die neue Frau? Wir haben feine! Unfer einziger Wunsch ist, überhaupt wieder wünschen zu können! Hoffnungen, Erwartungen, Ansprüche? Ach laßt's uns aus mit dem langweiligen Gefrage, ein ordentlicher Schlaf auf dem geliebten Junggesellendivan ist uns viel nötiger! Der Verfasser bekennt, wahrscheinlich unter Gähnfrämpfen, die spürbar zwischen den Zeilen hängen geblieben sind, daß durch den ständigen Umgang mit der modernen Frau in Beruf und Deffentlichkeit die seitens des Mannes zu entwickelnde sexuelle Spannung start herabgemindert ist. Sie genügt nicht mehr, um den ,, Mann von heute, dies schläfrige Tierchen, das sich zufälligen Erjolgen entgegentreiben läßt, das mit dem Gehirn raich falziniert und mit den Nerven rascher noch gelangweilt ist, das keine Abenteuer mehr nötig hat, dem alles so bequem gemacht ist", aus seiner erotischen Verschlafenheit zu erwecken. Es hat auch feinen Zweck, daß die Frau durch Entwicklung stärkerer Widerstände auf der männlichen Seite stärkere Energien zu erzwingen sucht. Es würde nur ein Mißerfolg werden, denn die„ tödliche Froschblütigkeit" ist schon zu allgemein. Von der Tragikomit diefer Situation entfällt die Tragik ganz auf die Seite der Frau, die mit starfer Vitalität in ein Erlebnis hineingeht, um auf die hier enthüllte feelische Impoteng und für sie unfaßbare große Burschtigkeit" zu stoßen. Einstweilen ist noch nicht abzusehen, von wo dem fraftlosen Versagen, der troftlosen Dekadenz Heilung fommen soll.
Kann die Neue Frau von ihren Gegnern wenig lernen, so wird Es ist selbstverständlich, daß der alte Mann" nicht nur in sie doch den Wünschen, Mahnungen und Warnungen ihrer Freunde der Liebe alles so hübsch bequem behalten möchte, wie es seiner ein breites Ohr leihen. In dichterisch beschwingten Worten wird bei Meinung nach von Adams und Evas Zelien her gewesen ist, Stefan Zweig unter dem Thema Sutrauen zur Zukunft" die sondern daß er auch auf die weibliche Berufstätigteit. die Befreiung der Frau zum Körper, das Ende von segueiler Heimder Frau in der Erotik eine peinliche neue Eicherheit und Selbstlichkeit und Schwüle im Durchbruch zu Helle, Gesundheit und bewußtheit gegeben hat, recht verquer und mürrisch gudt. Auf zwei Kameradschaftlichkeit gefeiert. Die gleiche froh und voll klingende Arten stellt er sich der Anerkennung gesellschaftlicher Notwendig- Saite schlägt Hans Henny Jahn an, der das wesentlich Weibfeiten und Wandlungen entgegen. Einmal indem er wie Leo liche, icon in leichter Uebersteigerung gegenüber dem Geistigen, Matthias in seinem Brief an seine reizende kleine Tochter" der in der Entfaltung leiblicher Energien, in freier Liebeswahl und im Frau entgegenruft: Eei nicht tüchtig!", indem er intensive Arbeit gewollten Kinde erblickt. Er sieht die höchste der Frau gestellte und echte Weiblichkeit als unvereinbare Gegenfäße hinstellt, indem gesellschaftliche Aufgabe in der Geburtenregelung als Mittel gegen er die Emanzipation der Frau zu wirtschaftlicher Selbständigkeit als den Krieg und die aus Rationalisierung und Technisierung erdie größte Dummheit der Frau seit Jahrtausenden" bezeichnet und wachsende Arbeitslosigkeit. Die tragenden Ideen der sozialistischen erflärt, es nicht mehr mitansehen zu können, daß man ,, diese armen Frauenbewegung finden wir bei Alfons Paquet in feinem Wesen", die ihre Sondermoral und ihre Privilegien brauchen, Auffah ,, Die Frau, die Welt und das Heute" ausgesprochen, während um leben zu können ,, wie Männer behandelt". Ein bemerkens auf die Dekonomie als treibende Kraft der gesellschaftlichen Um= wertes Dokument männlicher Arroganz. Mit einem anderen Dreh gestaltung im Sinne der Frauenberegung nur einmal mit gebührensucht Arnold Bronnen der weiblichen Erwerbsarbeit beizu dem Nachdruck, und zwar bei Richard Hülsenbeck in dem
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