in Deutschland verboten, was nicht erlaubt ist, in Defterreich erlaubt, was verboten ist. Obwohl im franzjofephinischen Reidy an die Er ringung des Frauenwahlrechts nicht im Traum zu denken war, brachte das allgemeine Wahlrecht, unter dem man 1907 zum erften Mate an die Urnen trat, auch den Genoffinnen mehr Ellbogen freiheit; von 1907 an datiert der Aufstieg der politischen Organisation Der Frauen.
Allerdings mußten die arbeitenden Frauen noch durch
die Hölle des Weltkriegs
hindurch, von der das Buch Höllisches fündet. Unter glänzenden Bersprechungen wurden Arbeiterinnen für Munitionsfabriken ange. worben, aber statt der verheißenen guten Wohnung gab es Ba raden, in denen auf Strohfäden Gesunde neben Kranken, Berwahrlofte neben Reinlichen lagen, und statt der angepriesenen guten Nahrung schlechten schwarzen Kaffee, wenig und dafür miserables Brot, Kraut, Rüben, Bohnen. In Hüttenwerken arbeiteten junge Mädchen und schwächliche Frauen oft 18 Stunden ununterbrochen um einen wesentlich geringeren Lohn, als man Männern hätte zahlen müffen. Aber nicht mir langfam gingen an Unterernährung
und Seuchen diese Proletarierinnen zugrunde. Ab und zu räumte die Explosion einer Munitionsfabrik furchtbar unter ihnen auf; einmal wurden in wenigen Augenblicken Ihrer Hunderte durch eine solche Katastrophe zerrissen, ersticht, verbrannt. Als endlich eine Frauenschutzfommiffion eingesetzt worden war, wurde der menschliche und loyale Borfigende, ein Oberstleutnant, wie es hieß. auf Betreiben der Kaiferin 8ita, bald verfett, weil er einer frömmelnden Etappenbehörde in Tirol geantwortet hatte, man könnte die weiblichen Hilfskräfte nicht zum Beten zwingen.
Der Zufanumenbruch der Habsburger - Monarchie anno 1918 ebnete mit
Einführung des Frauenwahlrechts
die Bahn zum raschen Aufstieg der sozialdemokratischen Frauen organisation, die jetzt mit der Organisation der männlichen Mit glieder in eins verschmola. Scharten sich 1903 erft 700 Frauen hinter dem roten Banner der Sozialdemokratie, to waren es 1908 fchon 6412, 1913 20 058, 1918 41 800, 1923 122 311 und 1928 221 500! In 25 Jahren eine Verbreihundertfachung und mehr- wirklich und wahrhaftig ein stolzer Weg zur Höhe! Hermann Wendel .
Mutter der Mütter und Kinder.
Was die Krankenkaffe für Mutter: und Kinderschutz leistet.
Im Jahrbuch der Krankenversicherung ", herausgegeben vom| Nahrung ist heute allgemein anerkannt; nur die Stilldauer erstreckt Hauptverband deutscher Krankenkaffen e. B., ist ein besonderer Abschnitt dem Gebiet Mutterschuh und Säuglings fürsorge" gewidmet. Seine Verfasserin ist Dr. Alice Bollnhals, die Leiterin der Schwangerenfürsorge des Verbandes der Krankenfaffen Berlin . Hier wird gezeigt, in welchem Maße die Krantenfaffen zu Trägern der fozialen Mütter und Kinderfürsorge im ganzen Reichsgebiet geworden sind. Zu ihnen dürfen die werdenden und die jungen Mütter tommen mit dem Bewußtsein, nicht Wohltaten entgegenzunehmen, sondern die durch Gegenleistung erworbe nen Rechte zu beanspruchen. Die Krankenkassen ihrerseits haben es fich angelegen fein laffen, das Vertrauensverhältnis zwischen den weiblichen Mitgliedern und Familienangehörigen von Versicherten und den Krankenkaffen durch besondere, nur für die Mutterschaft gefchaffene Einrichtungen zu vertiefen.
sich leider meist nicht über die ersten zwei, drei Monate. In bezug auf die Auszahlung der Wochen- und Stillgelder macht Dr. Bollnhals den beachtlichen Vorschlag, fie allgemein an den Besuch der Säuglingsfürforge zu knüpfen, die bei dem heutigen Ausbau der Familienhilfe auch für Stief, Adoptiv , Pflege, Entel- und uneheliche Kinder( von männlichen Versicherten) zur Verfügung steht. Um dieses Ziel schon jetzt zu erreichen, verrät Dr. Bolinhais ihr Hausmittel", um die Mütter mit den Neugeborenen ganz frühzeitig in die Säuglingsfürsorge zu bekommen. Sie macht den werdenden Müttern in der Schwangerenberatung Angst vor Nabelbrüchen der kleinen Kinder, und da die meisten Mütter hierauf reagieren, erscheinen sie zu 99 Proz. etwa am 12. Tag mit dem Neugeborenen in den den Ambolatorien angegliederten Säuglingsfürforgen, gerade noch rechtzeitig genug, um Ernährungsfehler und störungen festzustellen Zunächst die Kernfrage: was leisten die Krankenkassen direkt und durch Rat zu beseitigen. Die Säuglingsfürsorge von Kommune an geiblicher Hilfe bei Entbindung und Wochenbett? Eine und Krankenkasse hat vor allen Dingen die früher jo enorme SäugTabelle gibt darüber Auskunft, aus der wir als wichtigstes ent fingssterblichkeit heruntergedrückt, die hat vor allem bewirkt die nehmen, auf wieviele Entbindungsfälle 1927 die sabungsschnellere und häufigere Heranziehung des Arztes bei Erkrankung gemäßen Beistungen an Wochenhilfe entfielen, und wie des Säuglings. Im Jahre 1912 waren in Berlin- Neukölln rund hoch diese Leistungen waren. 30 Broz. der verstorbenen Säuglinge nicht in ärztlicher Behandlung gewesen, 1927 dagegen noch 17 Pro3.
Ortsfrankenkassen.
Landfrankenkassen
Betriebskrankenkassen
.
.
•
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•
452 188 Fälle 93 555 148522
= 46 500 000 m.
B
= 8 100 000
"
== 13 100 000
12 339 69 485
13
" 1
"
1 200 000 3 600 000 72 500 000
Innungstranfenfaffen Knappschaftliche Krankenkaffen
insgesamt 776 089 Fälle
=
"
10
Auf den Einzelfall entfallen demnach im Durchschnitt etwa 93 M. Wochenhilfe. 1925 betrugen die Ausgaben der Krankenfaffen noch 56% Millionen gegen 72% Millionen im Jahre 1927. Diese Entwicklung steht noch feineswegs an ihrem Abschluß, sowohl was die Zahl der berechtigten Personen noch was die Steigerung der Belftung im Einzelfall anbetrifft. Arbeitslosigkeit einerseits und zunehmende weibliche Erwerbstätigkeit machen die Wochenhilfe immer unentbehrlicher, wenn wir uns auch den Argumenten von Dr. Bollnhals, die im Geburtenrüdgang an sich eine Gefahr und ein lebel fieht, nicht ohne weiteres anschließen und darum auch die Wochenhilfe sowie die übrigen Leistungen der Krankenkaffen nicht in erster Linie unter dem Gesichtspunkt der Bekämpfung des Ge burtenrüdganges bewerten fönnen.
Bei den Ortsfranfenfaffen überwogen 1927 die entbindenden nichterwerbstätigen Familienangehörigen die erwerbstätigen Selbstversicherten um rund 76 000, bei den Betriebskrankenkassen war der Anteil der ersteren sogar rund dreimal so hoch wie der der letzteren, nur bei den Landkrantenfaffen standen rund 55 000 Selbstversicherte rund 38 000 Familienangehörigen gegenüber. Bei allen Krankenfaffen zusammengenommen famen auf rund 275 000 Selbstversicherte rund 500 000 Familienangehörige; also waren erheblich über ein Drittel der Entbindenden erwerbstätige Selbstversicherte.
Das Stillgeld, über deffen Gesamthöhe sich leider feine Mufstellung findet, wird wegen des großen gesundheitlichen Wertes des Stillens von manchen Krankenkaffen über die gefeßlich vorgefchriebenen zwölf Wochen hinaus bezahlt. Nach Dr. Bollnhals ist die Stillfähigkeit befriedigend, denn der Wert der natürlichen
Bon ganz besonderem Interesse sind die Erhebungen des Hauptverbandes Deutscher Krankenkassen in bezug auf die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen beim Schwangerenund Wöchnerinnen! chu h. Machen die Schwangeren von ihrem Recht Gebrauch, die Arbeit sechs bzw. vier Wochen vor der Niederkunft niederzulegen, und nußen fie die gefeßlich vorgeschriebene Schonzeit sechs Wochen nach der Niederkunft? Die Antwort auf diefe Frage, die sich aus den Erhebungsresultaten des Hauptverbandes ergibt, ist erschütternd! 478 Krantenfaffen mit 5 Millionen Mitgliedern waren an den Stichproben im Zeitraum vom 1. Oktober 1927 bis 1. Oftober 1928 beteiligt, rund 77 000 Fälle von Selbstversicherten und 72 000 Fälle von Familienmitgliedern wurden erfaßt. Es ergab fich, daß nur knapp 15 Broz. der Bersicherten sechs Wochen vor der Niederkunft und weitere 24 Broz. vier Wochen vor der Niederkunft die Arbeit niedrelegten, d. h. praktisch, daß über 60 Broz. der rauen bis zum lebten Augenblid arbeiteten. Die andere Feststellung, wieweit die Frauen die Schonzeit nach der Niederkunft einhalten, läßt sich wegen des gefeßlichen Arbeitsverbotes schwer durchführen. Biele Frauen verheimlichen die Wiederaufnahme der Arbeit oder wechseln den Arbeitgeber unter Berschweigung der Niederkunft. So tam es, daß nur 1,3 Broz. der Wöchnerinnen wegen vorzeitiger Wiederaufnahme der Arbeit nur halbes Wochengeld be30gen, während eine viel größere Bahl tatsächlich in die Tretmühle des Erwerbs zurüdgelehrt ist. Die Differenz zwischen Lohn und Unterstützung ist oder scheint eben den Frauen unentbehrlich! Wir unterstreichen völlig den Sah von Dr. Bollnhals:
Man fann mit voller Bestimmthelt fagen: Solange die Schwangere( oder Wöchnerin. Die Red.) mit einem Verdienstausfall im Falle der Niederlegung der Arbeit rechnen muß, wird sie bis zum äußersten alle ihre Kräfte anspannen, um weiter zu ar· beiten, denn es fehlt ihr für die Schonzeit dle genügende materielle Sicherheit."