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Mrs. Pankhurst.

Grinnerung an die englischen Guffragettes.

Gebt der Frau Freiheit, wirtschaftliche Selbständigkeit, Berantwortung, Wiffen und Kraft, in einem Wort, gebt ihr ben vollen Anteil an dem, was der Mann jetzt allein befigt." Diele Worte schrieb die Engländerin Mary Bolltone raft in einem von ihr herausgegebenen Buchh ,, Eine Rechtfertigung Der Frauenrechte". Das war eine für die damalige Selt recht auf reizende Theorie. Sprach doch der berühmte Horace Walpole von thr als einer gäne in Unterröden". Selt fle die Forde rung erhoben hatte,

die

Gerechtigtelt für bie eine Hälfte bes Ge Ichlechts, damit andere gedeihe", find 139 Jahre dahingegan gen Die Welt ist eine andere geworden. Die politische Gleichberechy Higung der Geschlechter hat fich auch außerhalb Deutschlands durchge. febt. Allerdings war bie deutsche Revolution hier bahnbrechend. In England wurde sie erst Im Jahre 1928 durch bas sogenannte Flap­per" Wahlrecht ver wirklicht, das allen über 21 Jahre alten Frauen das Stimmrecht gab. ( Flapper" bedeutet In deutsch ,, Backfisch".) Die englische Frauenbewe gung hat eine recht be­merkenswerte Entwic lung durchgemacht. Die brave Mary Woll­ stonecraft starb als Predigerin in der Wüste. Zu ihrer Zelt gab es feine Frauenbewegung. Im Jahre 1869 trat ein Borfämpfer für Frauenrechte auf den Plan: John Stewart M111, Philosoph und Bolkswirtschaftler. Auch Mill fand keinen Widerhall.

Ein Denkmal für die Suffragette , soeben enthüllt.

Im Jahre 1912 entstand dann eine spezifische Frauen­bewegung unter dem Namen Soziale und Politische Union ber Frauen". Gründerin dieser Bewegung war die jetzt verstorbene Mrs. Banthur ft. Erzeugte auch diefe Organisation weit über Englands Grenzen hinaus großes Aufsehen, so blieb fie doch ohne praftischen Erfolg. Das Sonderbarfte aber war, daß im Augenblid, wo das Frauenwahlrecht verwirklicht wurde, von einer Frauen Die durch die bewegung gar nichts mehr zu merken war. fogenannten Suffragettes " ins Leben gerufene Bewegung ver­Ichwand bel Beginn des Krieges vollständig.

Aus den Frauen- Führerinnen wurden Retruten Anwer bungsagentinnen, allen voran Mrs. Pankhurst. Aus Der Frauenrechtlerin wurde eine Kriegspropagandiftin. Hatte fle in 1913 unter anderem auch den Bannfluch gegen James Ramjay Macdonald geschleudert, weil er sich weigerte, die unfinnigfte Suffragettesbewegung zu unterstützen, so schleuderte sie jetzt den Bannfluch gegen ihn, weil er sich weigerte, fich in den Dienst der Kriegshezer zu stellen. Mrs. Pankhurst ging schließlich im Auftrage der Regierung nach Amerifa, um die Amerikaner für den Krieg reif zu machen". Cie, die ursprünglich bem ,, Männerregiment" den Garaus machen wollte, half jezt diefem Regiment, verteidigte mehr als vier Jahre den Massenmord.

Ihre politische Forderung war gewesen: Für die Frauen dasselbe Wahlrecht wie für Männer," dadurch wollte fie das alte überlebte reaktionäre englische Wahlrecht auf die Frauen ausdehnen, um es zu verewigen. Ihre Forderung wäre hauptsächlich nur den Frauen des Befiges zugute gekommen. So stand die Suffragettes.

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Büffigkeit gegoffen und die Briefe vernichtet. Frauen befestigten fich mit Retten und Schlössern an die Gitter der Zuhörertribüne bes Parlaments und riefen aus Leibeskräften ,, Botes for Women" ( Bahlrecht für Frauen!). Da die Gefesselten" nicht auf gewöhn lichem Wege burd) ,, Bobbies"( Polizei) an die Luft gesetzt werden tonnten, der Schloffer mit Werkzeug mußte herbeigeholt werden, gab es stundenlange Störungen im Parlament. Auf die großen Ranonen der politischen Parteien hatten sie es besonders abgesehen, befonders auf solche, die den Suffragettes und ihren Methoden abhold waren. Als der König im Jahre 1913 mit dem gefamten Hof, den Lords usw. zur Parlamentseröffnung fuhr, ereignete fich folgendes: An einer bestimmten Stelle, wo der König mit Gefolge vorbeifuhr, warf sich eine 25jährige Studentin unter die Pferde des Königs wagens und wurde fürchterlich zugerichtet. Zwei Tage nach dem sdyredlichen Borjall ftarb fie als Märtn rerin" für die heilige Sache. Die Suffra gettes waren die ersten in England, die in den Gefängnißfen zum Mit­tel des Hungerstreifs griffen. Das half zu nächst: Die Regierung begnadigte die hunger­streifenden Berbreche­rinnen", die das Ber­ [ prechen abgegeben hatten, to keep the peace"( friedlich zu fein). Das so gegebene Bersprechen wurde nicht gehalten. Also gab eg feine Gnadenafte mehr. Da aber die Suffragettes

Frau Pankhurst bei einer Demonstration verhaftet.

vom Hungerstreit nicht abließen, schritt man zu gewaltsamer Ernährung mittels Röhren, die in den Magen gelettet wurden. Mrs. Panthurst und ihre beiden Töchter Christabeil und Sylvia haben während wiederholt erlittener Gefängnisstrafen des öfteren den Tod vor Augen gehabt. Mehr tot wie lebendig wurde die Mutter einmal entlassen, um kurze Zeit darauf wegen erneuten Bergehens gegen die Staatsgewalt wieder eingesteckt

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Als das Flappermahlrecht" tam, das ja viel revolutionärer ist, als das von den Suffragettes verlangte Botes- for- Women"-Gefet, gab es teine spezifische Frauenbewegung mehr. Im Barlament fiben nur 14 Frauen- Abgeordnete, davon gehörer 9 zur Arbeiter partel. Die beiden Frauenminifter: Miß Margaret Bonfield und Miß Susan Lawrence waren teine Freunde der Suffra gettes, well belde dem Sozialismus treu blieben.

Kleine Tatsachen.

Berufstätige bevorzugt!

Nach einer Statistik der Stadt Berlin find im Jahre 1928 rund 80 Proz. der heiratenden Frauen berufstätig gewesen, 37 000 von 46 000. Die Begehrtesten waren die faufmännischen An gestellten aus Handels- und Versicherungsbetrieben; es scheint, von Männern und daß das 8usammenarbeiten Frauen in Büro- und Geschäftsbetrieben die Eheaussichten für Stenotypistinnen, Verkäuferinnen, Sekretärinnen und Buchhalte rinnen fördert. Erst an zweiter Stelle der Eheschließenden stehen die Arbeiterinnen, obwohl sie zahlenmäßig die weib­lichen Angestellten als Berufsfdicht meit überholen. Ihnen folgen die weiblichen Haus angestellten.

bewegung im Gegenfah zur Arbeiterbewegung. Sie verrannte fich Wieviel Geld geht durch die Hände der Hausfrauen? mehr und mehr in eine einseitige Antimännerpotitif. Vor allem stand sie mit den von nur Männern" geführten politischen Par beien auf Krlegsfuß.

leber die Hälfte des gesamten Bolfseinkommens, das sich im Jahre 1929 auf 70 Milliarden Mart belaufen hat, wird von Frauen Trotz aller Gegensätze und Widersprüche machte die Bewegung verausgabt! Die ungeheure Summe von 40 Milliarden Mart fließt viel von fich reden. Sie führte Krieg gegen Parlament und durch die Geldbeutel der Hausfrauen in Deutschland im Veríaufe Es ift ,, Männerautorität". Der Polizei gab sie allerlei zu tun. eines Jahres, um sich in Waren zum Lebensunterhalt der Familie vorgekommen, daß Frauen und Mädchen bei Wahlen in die Wahl zu verwandeln. Wie setzt sich diese Riefensumme zusammen? Nach fofale drangen, die Wahlurne vom Tisch riffen, die Stimmzettel einem sehr interessanten Referat von Dr. Cora Berliner ,, Was sagt durcheinanderwarfen und den Wahlaft illuforisch machten. In die die Statistik über die Kauffraft der Frau?" werden etwa 20 Miis an den Straßenecen angebrachten Brieftöften wurde chemische| llarden für Lebensmittel ausgegeben, etwa 12 Milliarden für Be