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Bom Aschenbrödel zur Venus.

Die Schönheits- Kurse der Backfische.  - Der Arzt als Küchenchef.- 100 Pfund Normalgewicht in Amerika  .

Die Erhaltung der Jugend und Schönheit ist das Lebensziel für einen Teil der amerikanischen   Frauen. Die Kosmetik ist zu einem mächtigen Industriezweig geworden: in den kosmetischen Fabriken der Vereinigten Staaten   von Amerika   arbeiten zur Zeit etwa 1600 000 Personen, in den Schönheits- Salons", deren Zahl im Jahre 1929 auf 45 000 anwuchs, 220 000 Personen.

3m verfloffenen Jahre wurden allein für kosmetische Artikel In Amerika   rund 2 000 000 000 Dollar verausgabt. Also weit über acht Milliarden Mart, d. h. ein jährliches Budget eines mittleren europäischen  Staates. Die amerikanische   Kosmetik verwirtlicht nie geahnte Wunder. Heute sieht man in großen amerikanischen   Speziale geschäften duzenderlei verschiedenartigfter Verschönerungsapparate und-maschinen aufgestellt, die alle zu beschreiben unmöglich ist. Es gibt beispielsweise Apparate, die schlaffer und welker Haut Festig feit und trotzdem Elastizität verleihen, andere wieder beseitigen Falten und Runzeln. Einige

Apparate manifüren und pediküren selbständig.

Auch abstehenden Ohren werden, durch speziell hierzu ange­fertigte Maschinen- ebenso wie auch unschönen Rafen- hübschere Form verliehen. Trübe, lebensmüde Augen erhalten frischen, strahlenden Glanz und Jugend

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In Amerika   ist vielfach sogar eine Fabrifarbeiterin in der Lage, ein oder zweimal in der Woche einen Schönheitssalon aufzusuchen. Große Reftame wird allenthalben gemacht, um die breite Masse heranzuziehen. So werden in allen Enden New Yorks   die häß tichsten Mädchen zufammengesucht: Wollt ihr hübscy wer­den?" fragt man fie. Sicherlich ist feine dazwischen, die das nicht möchte. Sie werden dann photographiert und daraufhin einem großen Stabe von Verschönerungskünfttern überlassen. Ein Spe­zialist sucht die zum Gesicht am meisten passenden Farben aus, die fofort mit großer Geschicklichkeit aufgetragen werden, Kunstgerecht verlängert man die Augenecken,

wenn es erforderlich scheint, wird das Gesicht abgetuscht. Mit Hilfe besonderer Mixturen werden die Augenwimpern und brauen derart bearbeitet, daß sie viel länger scheinen, als es in Wirklichkeit der Fall ist. In die Augen wird Feuer" eingefprigt, graue Zähne werden mit einer schneeweißen Flüssigkeit überzogen. Schließ­lich kommt das Haar in elektrische Behandlung und wird, nachdem es ein seines und aufreizend- duftendes Aroma erhalten hat, nach der neuesten Coiffeurwissenschaft frisiert. Alles das dauert nicht länger als eine knappe halbe Stunde. Der Schönheitskult ist somit beendet, die Patientin wird abermals photographiert und dann ent­laffen. Eine Stunde später aber hängen schon zwei Aufnahmen im Schaufenster nebeneinander: vor und nach der Prozedur. Der Kontrast ist in der Tat ein enormer, man glaubt nicht, daß es eine und dieselbe Person darstellt.

Die Menschen beginnen, die Fehler der Natur auszuglätten. Jede Frau wird einer Venus gleichen!" schreibt ein New- Yorker Schönheitsinstitut in großen Lettern auf seinen Schau­fenftern. Sogar die von der Natur am meisten Betrogenen werden, nachdem sie die Wundermittel umferer Verschönerungs­maschinen gespürt haben, von dichten Schwärmen Verehrern um­geben sein. Die Verliebten werden um sie kämpfen und sich gegen­Jeitig töten, die Boeten aber begeistert ihre Schönheit besingen..

In den amerikanischen   Großstädten nehmen bold 80 bis 90 Prozent der Frauen die Schönheitsinstitute in Anspruch. Hundert taufende von Frauen schminken sich schon am frühen Morgen genau so, wie die Schauspielerinnen in Europa  , wenn fie zur Bühne gehen. Und das, wie gesagt, nicht nur die reichen Frauen, die nicht wiffen, was fie mit ihrem Gelde und ihrer Zeit anzufangen, sondern auch die sehr bescheidene soziale Schicht. Es Ichminken sich( wobei sie einen sehr erheblichen Teil ihres Verdienstes verbrauchen) die Angestellten der verschiedensten Büros, Raffiererinnen, die Kellnerinnen der mehr oder minder guten Restaurants und Hotels, die Mannequins, die Berkäuferinnen usw. Sie tun das weniger aus Eitelkeit, sondern vielmehr

aus Angst, die Stellung zu verlieren.

Denn ungeschminkte Frauen werden nur ungern angestellt. Der Amerikaner hat sich daran gewöhnt, im Büro, Restaurant, im Geschäft usw., überall nur bematte Puppen zit fehest, mit fünftlich frisiertem Haar und gepflegten Händen,

In den meisten Kaufhäusern besteht ein besonderer Schönheitse jalon, durch den alle neu eingetretenen Angestelline gehen müssen. Der Leiter dieses Salons studiert anfänglich eingehend das Geficht und die Figur jeder einzelnen und beginnt dann, mit Hilfe der ver­schiedensten Farben, Cremes und Stifte, ihr Aeußeres so lange zu bearbeiten, bis es vollkommen untenntlich geworden ist. Dem Mädchen wird dann die eingehende Beschreibung dieser Utensillen, mit denen sie verfchönert wurde, unter dem Hinweis übergeben, all' diefe Einzelheiten auf's genaueste zu befolgen.

Sogar in einigen amerikanischen   Mädchenschulen sind Schön­heitsfurie eingeführt worden, in denen die halbwüchigen Mädchen das Schminken erlernen, Als ein Teil der amerikanischen   Preffe diese Neueinfühurng zu bekämpfen begann, veröffentlichte die Direktrice einer diefer Schulen im New- Yorker Herald" folgenden Brief: Die Schülerinnen fangen schon von ihrem zwölften Lebensjahre an, sich zu schminken und greifen dabei zus allerhand nicht einwandfreier Kosmetit. Es sind bereits mehrere Todesfälle zu verzeichnen, die von Bergiftungen mit folden Farben herrühren. Im in Zukunft derartige traurige Fälle zu ver­hüten, ist es ratham, den Schülerinnen

schon von frühester Jugend an den Gebrauch unschädlicher Berschönerungsmittel zu zeigen."

Im Hungertraining zeigen die Amerikanerinnen eine foft unglaublich annatende Ausdauer. Alle Fette, jegliche Mehlspelfen, Suppen, Gebäcke und eingemachte Früchte werden sorgfältig ge mieden, dafür aber bei jeder Gelegenheit grüner Salat in großen Mengen verkonsumiert. In den umliegenden Gärtnereten verdrängt der Safat allmählich alle übrigen Gemüsearten, wird zum Liebling der Salons und steigt unaufhalfam im Breise. In New York   beschäftigten sich Hunderte von Aerzten ausschließlich mit der Zusammenstellung von Speisen. Viete reiche Amerikanerinnen haben einen Arzt, dessen Aufgabe in der Hauptsache darin besteht, das tägliche Menü für seine Patientin zufammenzustellen und file die Hygiene in der Küche zu sorgen. Die Diät( pielt hier überhaupt eine derart große Rolle, daß sich viele Restaurants wohl oder übel darauf einstellen mußten. Auf der Menükarte ist neben jeder Speise die Anzahl der Kalorien verzeichnet.

Und die Damen rechnen sich oft mit dein Bleistift in der Hand aus, was fie ihrem Körper zuführen dürfen. Die hungerdiät ist mit dem Sport aufs engste verbunden. In New York   existieren Hunderte von Manegen, in denen Damen der Gesellschaft unter der Anweisung gelchickter Gentlemanunternehmer reiten, fechten, bogen, springen, schwimmen usw. Alles ist nur darauf eingestellt, um mög lichst viel Körpergewicht zu verlieren und feine Kanonen" zu fein. Ueberall trifft man automatische Waagen. Ueberall wo man auch geht auf den Straßen, Barts, Squares, Kaffees, Restauran's, Hotels, fleht man die mahrenden Gewichtsprüfer; in allen..guten Häusern" gehört die Waage 31 der Einrichtung.

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N. B.

Ein Blick hinter die Kuliffe. Der Saaf ist gefüllt trotz des so oft behandelten Themas: Die Frau in Amerita." Aber es soll ja Graft Toller sprechen, ein Dichter und Dichter sehen doch wohl mit anderen Augen, sehen mehr und sehen tiefer, als andere Menschen. Und es tann wohl reizen, in jofdem Spiegel einen Teil unseres tünftigen Schicklats vorauszusehen. Denn, wie Gen, Ellert, die die Versammlung des 3dA. leitete, hervorhob, hat sich unser Arbeits- und Lebensstit immer mehr dem Amerikas   angenähert und wird sich ihm noch weiter annähern.

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Landung, die ihm einen Borgeschmack von der Freiheit" und der Dann sprach Ernst Toller  . Zuerst über seine Erlebnisse bei der Schägung der Frau in Amerika   gaben. Denn: Es wurde nicht nur eine unverheiratete Frau bei der Landung zurückgewiefest, weil sie( dhwanger war auch ein Dentist, der zu einem Kongres nach Amerika   reiste, bekam nicht die Erlaubnis, an Land zu gehen, weil auf dem gleichen Schiff, allerdings in ge trennter Kabine, elne Frau mit ihm gereift war, zu der er in zärtlichen Beziehungen stand, ohne mit ihr verheiratet zu sein. Selbstverständlich wurde auch ihr die Landung verboten wegen moralischer Berworfenheit. Noch immer gilt die Frau als die unberührte Madonna", deren Reinheit über alles zu Schüßen ist noch immer wird die Kuliffe einer puritanischen Moral aufrechterhalten.

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Diese Kuliffe aber fällt fofort, wenn es sich um die arbeitende Frau handelt. Im Dienft" gilt die Frau nicht mehr als Lady,