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vor der jeder Amerikaner den Hut zu ziehen hat. Drüber hinaus: Sie entbehrt so gut allen Arbeitsschutzes, wie der Mann. Trotzdem hat in Amerika jedes Mädchen die Tendenz, sich durch Arbeit Einkommen und Selbständigkeit zu sichern aber nur die proletarische Frau behält in Amerifa ihre Arbeit auch in ber Che bei. Zwischen der Wertung der Arbeiten besteht in Amerifa freilich nicht derselbe Unterschied wie bei uns. Die Haus­angestellte geht ebenso schnell zur Fabrifarbeit wie zur Tätigkeit im Warenhaus über die besser bezahlte Arbelt wird unter allen Umständen vorgezogen. Allerdings wird von den Unternehmern alles versucht, wan in der Angestelltenschaft das Standes­bewußtsein" zu erwecken und so eine Kluft zwischen ihr und der Arbeiterschaft zu schaffen. Der Frau im allgemeinen ist die Pflege ber Ideale" und der Kunst" ,, anvertraut" mit dem Resultat

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einer ungeheuerlichen Berkitschung aller amerikanischen Kunst und Literatur. Was von der Durchschnittsfraut abgelehnt wird, findet feinen Boden: Upton Sinclairs Romane sind drüben in feiner Buchhandlung, in teiner Buchabteilung eines Warenhauses vorrätig.

So weit der Vortrag Ernst Tollers , der leider das Thema wenig erschöpfte. Man hörte manches von der bürgerlichen Frau, wenig von der besonderen Lage der arbeitenden Frau in Ange stelltenberufen( 3wang zur Ueberbelastung des Budgets für Kleidung usw.) und gar nichts über die Lage der proletarischen Frau, die auch in der Ehe erwerbstätig bleibt( staatliche Kinder­fürsorge, Fabritfürsorge für die Kinder usw.), wie auch über die Stellung der amerikanischen , aristokratischen" Gewerkschaften und der JWW. zur Frauenarbeit.

Seldte sprengt einen Unterstand.

Der Leiter des Stahlhelm Franz Selbte ist unter die Literaten gegangen. Er trat in die Fußstapfen Disraelis und Tropfis und bewies für seinen Teil, daß der große Polititer zugleich ein großer Literat zu sein hat. Leider bewies er, daß er ein minimaler Bolitifer ist.

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Aber es muß ja nicht jeder schreiben können. Das Wort ist voll Geheimnis; es ist ja nicht jedem zugänglich. Es nicht meistern zu können, ist ja teine Schande. Das Buch ist mißglückt, man kann es weglegen; erlebigt. Was hat das mit Seldte zu tun? Nichts. Aber da ist eine Gelte, bie ist nicht nur dilettantisch, nicht nur ungeschickt und in der Formulierung übel; nein, diefe Seite enthält den Autor: Es ist die Seite 289, und Seldte erzählt unter dem Namen Stahl von sich:

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In Fehen das blaue Fähnchen, mit roten Tupfen Blutes betropft, zerstört bas süße Lachen, die Melodie einer menschlichen Stimme, eine schlafende Frau im Unterstand ermordet das ist die Kriegstat, deren sich Franz Seldte , Erster Bundes führer des Stahlhelms. vornehmlich rühmt. Das tat ein deutscher Offizier, dazu wagt er sich zu bekennen, dafür rechnet er auf Beifall.

Denn das Widerwärtige an dieser Szene ist ja nicht einmal die Untat selbst, sondern die entschliche Genugtuung, mit der der stolz­geschwellte Täter sie zum besten gibt. A. Schirokaner.

Eine energische Frau.

Ganz Cleveland spricht von der erschreckenden Nerven stärke" der Frau Velma West. Die junge Dame war faum ein Jahr verheiratet, da brachten tägliche Streitigkeiten unerwünschte

Auch Stahl beteiligte sich an Patrouillengängen, die die Dede bes beginnenden Stellungsfrieges priceind unterbrochen. Leider hatte der Regimentskommandeur für diese Abenteuer- Abwechslung in ihre Ehe. Eines Tages faßte nun Frau Belima ben gänge von Stahl nichts übrig und verbot ihm kurzerhand, sich an btehen Unternehmungen fünftighin zu beteiligen: Ich finde es ja sehr nett, mein lieber Stahl, daß Sie sich betätigen wollen. Aber Sie sind nun mein einziger MG.- Offizier, der Friedensausbildung hat, und ich muß Sie schon bitten, Ihre persönlichen Liebhabereien zurückzustellen zugunsten der Allgemeinheit."

Das tat Stahl denn auch, wenngleich mit lebhaftem Bedauern, benn die erlebten Abenteuer waren doch großartig. Einmal hatten fle fogar einen franzöfifchen Kapitän mit seinem Unterstand in die Luft gesprengt. Dieses Unternehmen war forgfältig vorbereitet worden. Voller Spannung und auch voller Zorn. Eines Tages nämlich hatte eine Patrouille. Frauenftimmen und Lachen im Graben gehört. Und eine andere Patrouille hatte tatsächlich festgestellt, daß ein helloiaues Frauenfled zwischen Uniformen sichtbar war. Das hatte die deutschen Patrouillengänger ernsthaft empört. Eine geballte Ladung mit langer 3ündichnur erfüllte ihren Zweck und jagte ben Unterstand in die Luft.

Ich glaube, ble Echweine sind zu gleicher Zeit in den Himmel geflogen," meinte der Patrouillenführer.

Und was meint ter Leser-?

Eine Frauenstimme im Graben; zwischen lehmbekrusteten, grauen Männern ein hellblaues Fähnchen, ein helles Stimmchen, fleines Gezwitscher des Lebens, schüchternes Idyll. Wo sonst ge­storben wird. lacht ein Mädchen, lebi ein Mädchen, Wesen einer Belt. Die Deutschen hören es, denken an anderen, abgeſchiebenen er, ihre Frauen, Bräste, Mütter, Schwestern, Schätze; der Krieg scheint unwirklich geworden; dieses Seidenröckchen, das durch die Gräben weht, verweht die Not, eine Boesie hebt an, die Waffen sinken, die Gebonden werden milder, die Gebärden zärtlicher; eine Frau lebt in den Gräben und verzaubert Soldaten zu Menschen. Ihr Lachen, hellblau wie das Röckchen, hellblau wie der Frieden, verbindet die Männer. Ist fie dle Frau des Kapitäns drüben? Die Geliebte des Leutnants? Gehört fie der 9. Korporalschaft an? Ganz gleich. Jeder empfängt von diesem Lachen etwas Eigenes, alle Gedanken gehen heimwärts zu den Mädchen, zu den Marien, zu den Frauen, Die füßesten Stunden werden gegenwärtig. Verzaubert sind zwei Gräven, zwei Kompagnien bei uns und bei denen drüben.

Aber das darf nicht sein. Seldte nimmt vorschriftsmäßig Mergernis. Seine einzigen Empfindungen find Zorn und Empörung. Hier muß man mit Komißbotten reintrampeln. Da trifft er sorg­fältig Borbereitungen; ba ist er ganz Führer, ganz Rece. Da muß zerstört werden. Da muß etwas mit Blut abgewaschen werden. Riesig wächst der Spießer, der Morafschnüffler, Zerstörer affes Knospenden; eine Patrouille geht vor, haut eine geballte Ladung in den Unterstand, alles geht in die Luft, alles verröchelt. Eine bobenlos verrohte Geele jagt, schmaßend bei dem Gebanten an die mit Handgranaten zerstörte. Umarmung: Die Schweine sind zu gleicher Zeit in den Himmel geflogen."

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Entschluß, dem Elend radikal abzuhelfen. Während in solchen Fällen die meisten Frauen die Scheidungstlage einzureichen pflegen, war diese wahrhaft ideale" Gattin für vereinfachtes Verfahren: sie ver­fegte ihrem Manne einige so träftige Schläge mit dem Hammer, daß er ohne weiteren Streit zu seinen Ahnen zurückkehrte. Nach­dem sich die gnädige Frau vom Tode ihres Gebieters überzeugt hatte, nahm sie ein erfrischendes Bad, zog ihr feinstes Abendkleid an, holte das Auto aus der Garage und fuhr zu ihren Freunden, um an einem Gesellschaftsabend teilzunehmen. Dieser Abend verlief ganz entzückend: Frau Velma Weft trug mit großem Erfolg mehrere Konzertlieder vor und spielte hinterher ihre gewohnte Bridgepartie. Am anderen Tage wurde ber Mord natürlich aufgedeckt und Frau West verhaftet. Ihre erstaunten Bekannten jagten einstimmig aus, daß sie die faltblütige Mörderin noch nie so strahlend und sprühend gesehen hätten wie am Abend nach der Tat. Es gibt noch Gemüts­menschen!

Kindergeist.

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Die kleine Sufi, Jahre alt, hat eine Mutti, die gern aber sehr falsch singt. Sie war gerade im besten Zug, da sagt Klein- Sus chen tröstend: Weine doch nicht, Mutti, der Papa tommt ja bald!"

Die große Sufi, 6% Jahre alt, verteilt das Kompott auf die. Teller. Der Bapa fragt: Ja, darfit du denn das?" Frau W. ( die dabeifigt) hat mich gelaffen."

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Der schöne" Traum. Unsere Bierjährige erzählt: Und ein' Tag hat Mammi Gift gegessen, und da hat sie sich ins Bett gelegt und ist gestorben, und da hat sie gelb ausgesehen wie Leber. ( Schneewittchen- Erinnerungen). Wann war denn das?" fragt meine Frau. Das' hab' ich ein Tag geträumt und heut nacht hab' ich wieder se was Schönes geträumt."

Die Pause.

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In einem Erziehungsheim sind die Werktage bis auf die Minute eingeteilt und nur wenig und furze Pausen sind den Kindern zwischen. den vielen Pflichten gegönnt. Die Lehrerin der Kleinsten, zugleich Schlafsaal, um die Kinder zu wecken. Der kleine Franz springt aus ihre Gruppen, Mutter", tommt eines Sonntagmorgens in den dem Bett und ruft begeistert: Schnell, steht alle auf, heute haben wir den ganzen Tag Bause!"

Er hat etwas Besonderes.

Im Unterricht der Schulanfänger kommt die Rede auf Ge­Schwister. Der fleine Kurt, der teine hat, meint, er wünscht sich auch feine, die fosten ja sovlef Geld, fagt seine Mutter. Es entsteht nun oder nicht. Nachdem mit Hilfe der Lehrerin festgestellt ist, daß sie eine lebhafte Unterhaltung der Kinder, ob Geschwister etwas foften Effen. Kleider und vieles andere brauchen, also doch nicht ganz ,, um­sonst" find, zieht sich Wölschen gekränkt von der Debatte zurück, indem er unwillig und bestimmt erklärt: Na, wir haben unser Brüderchen jebenfalls umsonst gekriegt."