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nisse der Frauen lassen sich mit einem geringeren Aufwand befriedigen!" 1850 oder 1930: was hat sich geändert in dieser Argumentation? Das Wort von der verdammten Bedürf nislosigkeit" paßt es nicht heute noch ganz besonders auf die erwerbstätige Frau?
wo fich 1839 ein Regulativ über die Beschäftigung jugendlicher| Frauen geringer ist als der des Mannes, denn ,, die Bedürf Arbeiter in Fabriken" schon als fozial" vorkommt, das die BeSchäftigung wohlgemerkt nur die regelmäßige Beschäftigung!- von Kindern unter 9 Jahren untersagt? Und empört sich nicht jede Fafer, wenn man in einem englischen Parlamentsbericht von 1843 folgende Schilderungen aus einem Kulturstaat" lieft: ,, Die Maschinen zur Fabrikation von gedrehten Schnüren werden jetzt fast fämtlich mit der Hand in Bewegung gesetzt, wozu
man Kinder von 3 bis 4 Jahren( drei bis vier Jahren!) zugleich mit ihren Müttern verwendet,
die 12 bis 14 Stunden täglich arbeiten. Damit die Kinder ruhig bleiben, gibt man ihnen eine dem opiumhaltigen Godfreyschen Liquor zugesetzte narkotische Migtur. Ein Apotheker von Notting ham erklärte, daß er im Laufe eines Jahres mehr als 1300 solcher Migturen verabreicht habe. Man verfährt mit dieser Vergiftung wie folgt: Angefangen wird damit schon bald nach der Geburt des Kindes. Die Mutter beginnt mit einer Mischung von Rhabarbersaft und Laudanum, geht dann zu dem erwähnten Liquor über und zuletzt auf das reine Laudanum. Die Folgen bleiben nicht lange aus; die kleinen Opfer werden bleich, verlieren ihre Lebhaftigkeit und eignen sich dadurch zu der ihnen bestimmten ruhigen Beschäftigung, bis nach wenigen Jahren der Tod diesem Treiben ein Ziel setzt." Und ein von den Parlamentstommissaren vernommener Arzt- Sachverständiger in Manchester wagte die unmenschliche Behauptung, daß es einem Kinde durchaus nicht nachteilig zu sein brauche, täglich 23 Stunden zu stehen!
Und bei alledem findet es auch das„ Staats- Lexikon" selbstverständlich für angemessen, daß der Arbeitslohn der
Erst wer sich rückschauend in diese Anschauungen und Zustände vertieft, ermißt die Tat, die Bebels Buch ,, Die Frau und der Sozialismus" bedeutet hat. ,, Soll eine weiter fortschreitende Zivilisation", so schreibt noch 1862 der Demokrat und Republikaner Welcker, einst hervorragendes Mitglied der Frankfurter National versammlung, uns wirklich dahinführen, die Unterordnung der Frau unter den Mann und somit auch alle Festigkeit des Ehebandes und das wahre Eheleben aufzugeben, dahin, daß wir statt Keuschheit und Schamhaftigkeit der Frauen ihre gleiche Teilnahme an unseren öffentlichen Wahl- und Parlamentsversammlungen und an den Staatsämtern als ihre Ehren und Güter anfehen sollen?" Und so feſtgewurzelt waren diese Anschauungen auch noch in anderen Kreisen, daß sogar Bebel auf dem Gothaer Parteitag 1875 mit seiner Forderung, das Wahlrecht der Frauen mit in das Parteiprogramm aufzunehmen, auf so starken Widerstand stieß, daß er überſtimmt wurde!
Und heute? Haben wir es wirklich so herrlich viel weiter gebracht? Bei allem was erreicht ist, bleibt immer noch ein Wort von Bebel bestehen, das troß seines Alters er hat es 1893 bei der Debatte über den Zukunftsstaat im Reichstag gesagt- heute wieder höchste Aktualität besigt:„ Die Frauen werden erkennen, daß nur allein durch die Sozialdemokratie sie zu ihrer vollen Gleichberechtigung und Freiheit in der Gesellschaft gefangen können!"
Frauen in der Krisis der Gegenwart
Von der Tagung des Bundes entschiedener Schulreformer
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Nicht Frauenrechte Menschenrechte müssen erfämpft werden.| Die Solidarität muß Mann und Frau umfassen. Beide müssen sich zur Lösung der Aufgaben vereinigen, die uns einer neuen, besseren Seit entgegenführen kann. Das war die Grundstimmung der Tagung des Bundes entschiedener Schulreformer, der in diesem Jahr das Thema Frauenbildung und Kultur" zur Erörterung gestellt hatte.
Auch die Sozialdemokratie hatte ja von Anfang an jedes gefonderte Borgehen der Frau im Gegenjah zur bürgerlichen Frauenbewegung abgelehnt. Ihren Begründern war es klar, daß die Unterdrückung der Frau nur mit der Befreiung der Arbeiter taffe im allgemeinen aufgehoben werden kann. Und trotzdem fann man verstehen, daß gerade heute die Anhängerinnen der Frauen bewegung wieder auf dem Plane erscheinen, obgleich die bürgerliche Jugend ihren Kampf nicht mehr versteht und vergißt, daß sie zum Teil ihr die Zulassung zu höheren Berufen und die Gerade Möglichkeit der Gewinnung höherer Bildung verdankt. heute macht man ja wieder der Frau das Recht auf Arbeit" streitig und drängt sie in eine Sonderstellung hinein. Gerade von fozialistischer Seite wandte man sich auf dem Kongreß mit Recht gegen den Kampfruf: Fort mit der Ehefrau aus dem Betrieb", Heraus mit den sogenannten Doppelverdienern!" Aus dringendster j Not ist besonders die proletarische Ehefrau meist erwerbs. tätig, ihr Lohn dient häufig nur dazu, der Familie das Eristenzminimum zu sichern. Auf diese Verhältnisse wiesen im ver gangenen Jahre auch die Spißenorganisationen der Gewerkschaften hin, als sie sich mit dem Recht der Ehefrau auf Arbeit" beschäftigten und sich gegen die grundsägliche Entlassung der verheirateten Frau wandten. Wie unsicher ist doch heute meist auch die Versorgung durch die Ehe, worauf mit Recht eine der Genoffinnen hinwies. Wenn die Frau nach der Eheschließung ihren Beruf aufgibt, so ist es ihr bei der Lage des Arbeitsmarktes meist unmöglich, nach einigen Jahren wieder unterzukommen, einerlei ob sie gefchieden ist oder der Mann und die Kinder arbeitslos find. Darüber muß man sich auch ferner klar sein, und darüber herrschte auf der Tagung wohl auch kaum eine Meinungsverschiedenheit: Eine Wandlung und Erneuerung der Ehe ist nur möglich bei wirtschaftlicher Selbständigkeit der Ehefrau.
auf der Tagung immer wieder hingewiesen wurde, daß die Familie in der uns überlieferten Form als Produktions- und Konsumtionsgemeinschaft, als Gemeinschaft für die Freizeitgestaltung wenigstens in der Großstadt - nicht mehr existiert. Nicht durch Klagen über die verschwundenen Zeiten werden diese VerEs gilt vielmehr, aus den Mitteln der hältnisse geändert. Allgemeinheit Einrichtungen zu schaffen, die die gesunde geistige und förperliche Aufzucht der Kinder ermöglichen.
Immer wieder werden bei Erörterungen über die Aufgaben der Frau für die Kultur und die Gesellschaft eine ganz bestimmte geistig- seelische Eigenart der Frau vorausgesetzt. Der eine jagt: die Frau hat eine geringere Fähigkeit zum logischen Denken als der Mann, der andere meint, die Frau reagiere leichter auf äußere Einflüsse. Beide sind sich aber nicht darüber klar, daß uns die Wissenschaft gar keine Anhaltspunkte dafür gibt, wie wir die psychischen Geschlechtsunterschiede bestimmen können.
Erst in der Zukunft wird sich bei freier Rooperation von Mann und Frau erweisen, ob und gegebenenfalls welche gesonderte Aufgaben den beiden Geschlechtern zufallen. Diese Kooperation wird gerade der Frau im Augenblick besonders schwer gemacht. Es ist ein tragisches Schicksal, das der Frau so führte eine fozialdemokratische Rednerin auf der Tagung aus-
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Im Augenblid, wo sie sich als Schaffende bewähren sollte, die Möglichkeit der Arbeit nimmt.
Diese Rednerin wies hauptsächlich, neben dem Vorsitzenden, immer wieder auf die große wirtschaftliche und geistige Not durch die Arbeitslosigkeit hin. Einige Vortragende waren sich scheinbar darüber nicht Mar, daß jede höhere Zielfeßung völlig illuforisch ist, fo lange es uns nicht gelingt, die wirtschaftliche Not erfolgreich zu bekämpfen, so lange zum Beispiel gerade die Zahl der weiblichen arbeitlosen Angestellten von Monat zu Monat verhältnismäßig noch mehr steigt als die Zahl ihrer erwerbslosen männlichen Kollegen. So lange diese Verhältnisse andauern, wird es nur wenigen Frauen etwas nügen, wenn die Gesellschaft einmal das Recht der unehelichen Mutter anerkennen und die Gleichstellung des unehelichen mit dem ehelichen Kinde durchsetzen wird. Eine arbeitslose Frau fann sich tein Kind leisten!
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Allzuoft wurde auf der Tagung von der Frau gesprochen. Sie ermöglicht es ihr zum Beispiel nur, die Ehe mit einem Partner So wurde nicht genügend von vielen Rednern unterschieden, die aufzugeben, dem sie nicht mehr Freund sein kann. Wie oft setzt Frau, die in gesicherter wirtschaftlicher Lage aus Neigung einen aber heute eine Frau allein deshalb eine Ehe fort, weil sie bei Beruf erwählt, und die Frau, die notgedrungen unter Scheidung völlig unverforgt bliebe. Noch immer gibt es Politifer günftigen wirtschaftlichen Bedingungen erwerbstätig sein muß. und nicht nur in Kreisen der Konservativen oder des Zentrums, die Auch leidet nicht jede Frau darunter daß muß heute einmal gesagt werden der Frau die einzige Aufgabe zuweisen wollen, Hausfrau und wenn sie sich sexuell nicht ausleben kann. Je nach AnE. H. Mutter zu sein, Erhalterin der Familie. Sie vergeffen dabei, worauf| lage und Umwelt sind die Frauen verschieden.
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