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Entwicklung fürderlich. Selbstverständlich äußerte ich nicht meine Gedanken es wäre überflüffig gewesen Schließlich bekam ich die Erlaubms, das Wind zu boden, da es schrie, wenn jemand anders als Ich ste anrührte. Nach einem Jahre wurde die fostspielige Pflegerin verabschiedet, und ich avancierte zum- Kindermädchen eine große Ehre für mich, denn im allgemeinen verlangen die reichen Leute gute Empfehlungen, dle von größerer Wichtigkeit zu sein scheinen als ein sympathisches Wesen oder ausgeprägte Liebe für Kinder. Van Durs Kinder befanden sich bei mir in guter Obhut, darf ich wohl sagen. In den Parks hatte ich nun reichlich Gelegenheit, die Bekanntschaft anderer Millionärstinder und ihrer Pflegerinnen zu machen. Mir wurde bel dieser Gelegenheit auch klar, weshalb

biese Kinder oft schwächer und fräuflicher find als die Kinder bes Mutelstandes oder des Proletariats.

Während ich mit anderen Mädchen auf einer Bank saß die Rinder schließen in ihren fein lackierten Equipagen- sagte plöglich Ida, die auch einen angebenden Millionär betreute: Mache dich beute abend etwas eher frei es werden auch zwei junge Herren tommen. Ich werde nicht vor halb acht Uhr fommen fönnen. Die Kinder schlafen nicht eher", entgegnete ich. Erstaunt riß sie die Augen auf und starrte mich an.

,, Glb ihnen doch einen Tropfen Opium!

Das bekommt mein Junge immer; dann schläft er wie ein Toter, und ich brauche feine Angst zu haben, daß er aufwacht und Ichrelt."

Als meine Zwillinge fünf Jahre alt waren, mußte ich mich feiber von ihnen trennen, um einer Kindergärtnerin Platz zu machen. Ich kam zu Harbys. Die dreijährige Sylvia und ihr kleiner Bruder wurden oft dreimal wöchentlich zu teuren Rinderspezialisten gefahren. Beide Kinder hatten die englische Krankheit eine Er fchelming, bie bet den oberen Zehntausenden" typisch ist. Trop aller Pflege blleben sie bleich und schwammig mit alten, müden Gesichtern. Wie forgfältig die Spelfen auch immer zubereltet sein mochten ble Kinder heulten immer, wenn sie effen sollten. Viel­leicht erklärte sich the Zustand auch aus der Tatsache, daß sie die Mutterliebe entбebren mußten, die wichtiger ist als alle Diätreformen und wissenschaftlich zubereiteten Mahlzeiten. Mr. und Mrs. Haron waren aber zu start mit ber Regulierung Ihrer Schet bung beschäftigt, um auch nur das geringste Interesse für die Kinder aufzubringen. Sylvie nannte

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Ihre Mutter die felue Dame"

und hätte ihren Bater nie auf der Straße erkannt. Das Wort Mutter" egiftterte nicht in ihrem Wörterschatz- und ats sie einmal sah, wie im Park ein Vater mit seinem Jungen spielte, fragte sie erstaunt: Wieso hat dieser Junge einen Mann

als Kindermächen?"

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G

Ein froher Tag für die armen Millionärsfinder nahm ein Ende mit Schrecken. Ich stahi mich mit ihnen in die Untergrundbahn und fuhr zu einer Berwandten, die in einer Vorstadt ein kleines Land. haus hat. In diefer Familie gab es sechs lebensfrohe, spielwütige und gesunde Kinder, so daß das Spiel bald im Gange war im Sandkasten rourben Kuchen gebacken, am Küchentisch tranfen sie Milch und aßen Zwiebäde schließlich spielten sie Pferd und Helter und trabten durchs ganze Viertel. Der Jubel war ohren betäubend, und es wurde schwer, meine fleinen Millionäre wieder mit nach Hause zu bekommen. Leider gab es dann auch noch eine Berkehrsstofung- aber ausgerechnet, während ich mit meinen belden Zöglingen in der Untergrundbahn saß, hatte Mrs. Hardy den feltenen Einfall, Ins Kinderzimmer zu blicken. Als sie dann später erfuhr, daß ihre loftbaren Kinder in einem gewöhnlichen Ruge gefahren waren und außerdem noch

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mit den Kindern gewöhnlicher" Leute in der frischen Luft

gespielt

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hatten, wäre fie fast in Ohnmacht gefallen und ich erhielt stehen­ben Fußes meinen Abschied. ,, Großer Gott wer weiß, was die Kinder jetzt für Bazillen aufgefangen haben! Sie fönnen ja angestedt fetal Nicht auszudentent Gib ihnen schnell ein antiseptisches Bad! Sylvia hat offenbar schon Fieber. And Beter ist ganz matt!" Sie begriff nicht, daß Sylvias Wangen vom Spiel gerötet maren und ihre Augen vor Freude glänzten der Junge war einfach nach seinen ersten Erfahrungen und Anstren gungen beim gefunden und unverfälschten Kinderspiel ermüdet. Aber bleje Dame" verstand nichts davon! Traurig und befümmert padte ich meine Koffer und verließ die Kleinen, die nie wieber im Sande Ipielen oder sich mit anderen Kindern nach Herzenslust tummeln würden. Das sind meine Erfahrungen in amerikanischen Millionärskretsen und die anderer Mädchen unterscheiden sich in nichts davon."

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Vier Tage.

Der deutsche Krieg und das Leben im Schüßengraben, alles dies hat seine Spuren an uns hinterlassen. Alle sind wir dadurch mehe oder weniger frant und heruntergekommen.

Bei dem einen sind dle Nerven zerrüttet, belm anderen ist ber Bauch nicht in Ordnung, beim dritten funktioniert irgendein Organ nicht ganz so pünktlich wie es follte. Das alles sind die Folgen.

Ueber meine Gefundheit fann ich eigentlich nicht klagen. Ich fühle mich wohl. Fresse tüchtig. Der Schlaf ist normal. Und doch bin ich jeden Augenbild darauf gefaßt, die Folgen dieser Schilten gräben auch an mir zu verspüren.

Es st noch nicht lange her, ba stand ich einmal vom Bett auf. Ich zog mir, wie ich mich heute noch erinnere, gerade die Stiefel an. Da jagte meine Frau zu mir:

farbe.

Was hast du heute, Banja," sagte fie,., für eine graue Gefi.hts­So eine ungesunde Gesichtsfarbe haft bu."

Ich schaue in den Spiegel. Wahrhaftig, eine entfehliche Farbe. Sie schrelt nach einem ziegelroten Schnaps.

Da hast du die Bescherung, dente ich, das ist der Schüßengraben. Vielleicht schlägt das Herz nicht richtig, oder irgendein anderes wiche tiges Drgan. Deshalb bin ich wohl so grau.

Ich fühle meinen Buis der geht ganz langsam, boch er geht. Aber im Inneren fühite ich trgenbetnen Schmerz, einen unbestimmten, dumpfen Schmerz.

SHOPT

Traurig zog ich mich an und ging ohne Frühstück zur Arbeit. Ich komme zur Arbeitsstätte und dente wenn jetzt irgendein Teufel mir noch etwas über mein Aussehen oder meine Gesichts. farbe sagt, gehe ich unbedingt zum Arzt. Da lebt man und lebt plöglich bums Das tommt vor. stirbt man. Fünf Minuten vor elf war es, Ich erinnere mich, als wäre es heute gewesen, ba tommt der älteste Meister, Schittow, auf mich zu und fagt:

G

OWN

Joan, Läubchen, ja, was ist denn mit dir? Schrecklich schlecht siehst du heute aus. Krant siehst du aus, ganz erdfarben."

Diese Worte gaben mir einen Stich ins Herz. Herrgott denfe ich, meine Gesundheit ist ganz zerrlittet. Ausgehupft. Und wieder fing ber bumpfe Sdymerz im Innern an zu bohren. Staum, wissen Sie, habe ich mich nach Hause geschleppt. Wollte sogar ble Rettungs. wache alarmieren. So troch ich nach Hause. Flet aufs Bett. De fag ich nun. Meine Frau heult. Sammert. Die Nachbarn kommen

und stöhnen.

Am anderen Morgen stehe ich ganz zerschlagen auf und lasse schleunigst einen Arzt holen. Er tommt und sagt Simulation.

Beinahe hätte ich den Arzt für diese Worte totgeschlagen. Ich werde euch schon zelgen, Simulation, fag' ich. Gleich darauf ver auf ich meinen feßten Rod, feß mich hin und fahre zum Professor.

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Ich machte mich also zurecht, um zum Professor zu fahren. Zog frische Wäsche an und rasierte mich. Ich fahre mit dem Rasiermesser über die Bode, wische die Seife ab da seh ich die Backe st weiß, gesund und schimmert rosig. Schnell reibe ich meine Physio­gnomie mit einem Lappen ab und sehe die graue Farbe geht tadellos ab.

Meine Frau kommt und sagt:

Du hast wohl, Wanja, schen eine Woche die Fraße nicht ab.

gespült?"

Ich sage: Eine Woche, das ist ausgeschlossen was du dir austenfft, bumine Gans. ausdenfft, dumme Gans. Aber, sag ich, vier Lage, das könnte wohl stimmen.

Die Sache ist nämlich die, daß es bei uns in der Küche elend talt und ungemütlich ist. Wie kann man da Lust haben, sich zu waschen. Und wie sie alle über mich hergefallen sind mit Ach und Weh, wissen Sie, da war mirs schon gar nicht nach Waschen zu mute. Kaum, daß ich ins Bett gefradjen bin. Jetzt aber wusch ich mich schleunigft. refierte mich, band eine Strawatte um und ging, frisch wie ein Apfel zu meinem Freunde.

Und ble Schmerzen sind gleich gelinder geworden. Und das Herz schlägt auch ganz leidlich. Michael Sostschenko,

Kindergeist.

Mein breijähriger Reffe hatte ble schredliche Angewohnheit, mit dem Finger in der Nafe zu bohren. Da alles Reden im guten und bösen nichts baff, tam ich eines Tages auf die Bee, thm zu sagen: ,, Du wirst so lange bohren, bis der Finger abbricht und in der Nase stecken bleibt, dem Opa ist das als kleinen Jungen auch passiert. Doa, zeige mal Bubi deine Hand mit dem abgebrochenen Finger." ( Mein Bater zeigte ihm die Sand, an der ihm bei einem Unfall ein Finger verforen gegangen war.) Das war ihm nun doch mächtig nahegegangen, und er tat es nun nie wieder.

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Wir hatten diese Episo'e längst vergessen, als eines Tages Be­famte mit einem kleinen Kinde zu uns fainen. Als mein Neffe gleich ins fab, bak das Kind den Finger in die Nase steckte, fogte er zu unserem größten Entsetzen: Du wirst auch so lange bahren, bis bir der Finger abbricht, meinem Dpa ist auch dabei ein Finger abgebrochen!"

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