Frauenstimme

*

Nr. 9 48. Jahrgang

Beilage zum Vorwärts

1. Mai 1931

100000 Arbeiterinnen weniger.

und andere kleine Tatsachen.

Mit der zunehmenden Arbeitslosigkeit wird auch im Paradies Amerika" der Frauenarbeit und dem ,, Doppelverdienst" verheirateter Frauen erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt, ja sogar im Lande der Wettbewerbs- und Ausbeutungsfreiheit agitiert man gegen die Ar

Dem ersten Mai.

Beseligt trage deine Menschen wieder, Du Erde, die vom Blute schrie, Und tränke uns mit Melodie. Ihr Völker, laßt die roten Fahnen wohen. In Nacht versinke Brudermord,

Die Grenzen laßt zerflattern und vergehen, Zu Sternenhöhen trage Geist uns fort. Ihr Hände, laßt die Arbeit heute schweigen. Entfalte, Sonne, dein Gefieder

Bei der Diskussion über die Ursachen der Arbeitslosenkata­strophe spielt auch die Ueberlastung des Arbeitsmarktes durch die angebliche ständige Zunahme der Frauenarbeit eine große Rolle. Für die Belastung des Arbeitsmarktes ist aber nicht die Zahl aller Erwerbstätigen, sondern nur der Ar­beitnehmer in abhängiger fündbarer Stellung, also von Arbeitern und Angestellten, entscheidend. Das Sta tistische Reichsamt hat nun in seinen Berechnungen über den Zuwachs der Arbeitnehmer seit 1925, dem Jahr der Berufszählung, festgestellt, daß die männlichen Arbeitnehmer um fast 10 Prozent, die weiblichen nur um fnapp 5 Prozent zugenommen haben. Diese Zunahme von insge famt 300 000 weiblichen Arbeitern und Angestellten in den letzten fünf Jahren( gegenüber 14 Millionen männlichen) erklärt sich hauptsächlich aus dem Zuwachs von Personen er. werbsfähigen Alters. Aber die Zahl der Arbeitnehmerinnen ist absolut nur von 1925 bis 1928 ge­ftiegen, von 1928 bis 1930 tst ste durch den Ausfall der Kriegsge­burtengeneration in ständigem Rüd­gang begriffen, so daß im Jahre 1930 gegen das Jahr 1929 jogar 100 000 Frauen weniger auf dem Arbeitsmarkt waren. Das Anschwellen der Arbeitslosigkeit 1929 bis 1930 tann also teineswegs mit einer Zunahme ber Frauenarbeit in einen direk­ten Zusammenhang gebracht werden.

Schlechte Berufsausbildung der weiblichen Jugend als Ursache

Ein Tag stieg auf aus einem Meer von Blut, Der tönt von Licht und Kinderreigen Und Friedensworten, die so lang geruht. Ihr Mütter, blüht mit freudeschwerem Schoße Entgegen einer jungen Zeit, Wo sich in opferstarkem Lose Ein Bruder froh dem andern weiht.

Wie alle Stunden von der Arbeit schwellen, Die Tage atmen leicht beschwingt, Seht, wie aus immer neuen Quellen Urkraft in unsere Seelen dringt. Kämpfer wir und Ueberwinder. Tot der Fluch, der uns gebannt. Maschinen, Aecker, Blumen, Kinder, Wie sind wir alle uns verwandt.

beit verheirateter Frauen als ,, una foztaler" Zeiterscheinung. Bei der Volkszählung von 1920 waren von 8% Millionen erwerbstätiger Frauen in den USA . 2 Millionen verhei ratet, also jede vierte. Dieser Pro­zentsatz soll sich jedoch nach der Volks zählung von 1930, deren Ergebnisse noch nicht veröffentlicht sind, noch vergrößert haben. Nach Berichten des dem Arbeitsministerium ange gliederten Frauenbüros sind in den Städten der Textilindustrie ein Drittel ber erwerbstätigen Frauen verheiratet. Die Frau in der Sowjetindustrie.

Nur in Sowjetrußland, dem einzigen Land ohne Arbeitslosigkeit, ist die industrielle Frauenarbeit, ganz gleich ob von Ledigen oder Ver heirateten, teine ungern gefehene, fondern im Gegenteil eine geförderte und gebrauchte Tatsache. In einem Artikel der russischen Zeitung ,, Trud" ( 6. März 1931) wird die Durch führung des Fünfjahrplanes nur unter der Voraussetzung einer at tiveren Teilnahme der Frauen als gesichert dargestellt. Als Beispiel da für, daß Sowjetrußland die Frauen arbeit auch als Qualitätsarbelt schätze, wird angeführt, daß das Wohnhaus der Funktionäre der GPU. in Samara( Wolgagebiet) ausschließlich von weib. lichen Bauarbeitern errichtet worden sei. Da der Trud" vere langt, daß energische Maßnahmen zur Beseitigung der noch immer herrschenden Vorurteile gegen die Frauenarbeit getroffen werden, scheine die öffentliche Anerkennung der arbeitenden Frau als völlig gleichwertig doch nicht so allgemein durchgedrungen zu sein, als wie sie in den kommunistischen Be richten immer preisend dargestellt wird.

Wie strömen wir zu einem Chor zusammen Und lösen jeden dunklen Schrei: Menschheit, Meer von Opferflammen, Friede, Freude, erster Mai.

der Arbeitslosigkeit. Die Wiener Gewerkschaftszeit Schrift Arbeit und Wirtschaft" be richtet( Nr. 7 vom 1. April 1931) über eine Untersuchung der Indu striellen Bezirkskommission über junge weibliche Arbeitslose aus der Konfettionsbranche, die zu Nach- und Umschulfursen angewiesen wurden. Die meisten hatten während der Lehrzeit eine so mangel hafte einseitige Berufsausbildung genoffen", die durch sofortige Entlassung nach Ablauf der festgesetzten Lehrzeit noch verschärft wurde, daß sie nur sehr schwer in Arbeitspläge ver mittelt werden konnten. Ein Teil war lediglich als Herrenschneide rinnen zur Hand beschäftigt gewesen, da aber in Desterreich diese Arbeiten nur selten von Frauen verrichtet werden und sie nichts anderes konnten, hatten sie teine Möglichkeiten, unterzukommen. Zahlreiche Blusen- und Konfektionsschneiderinnen hatten nur Ma schinen Teil arbeit oder ganz spezielle Maschinen- und Hand­arbeit gelernt. Viele hatten nur minderwertigstes Material ver­arbeiten gelernt, einige nur Reparaturen gearbeitet. Von den Wäschenäherinnen waren manche nur auf Handnähen ange lernt worden und nicht im Maschinenähen bewandert!

Bruno Schönlank .

Eine Bibliographie der Frauenfrage und Frauenarbeit.

Eine Sammlung und Zusammenstellung des Schrifttums der Frauenfrage mit Erläuterungen, Inhaltsangaben, Kritiken usw. iſt eine notwendige und begrüßenswerte Arbeit, an der der Deutsche Akademiterinnenbund nun schon das vierte Jahr arbeitet. Ueber Umfang, Gliederung und Art dieser umfassenden Bibliographie gibt Agnes von Zahn- Harnad in der Zeitschrift Die Frau"( Aprilheft 1931) ausführlichen Bericht. Es ist zu hoffen, daß diefe von der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft unterſtüßte, furz vor ihrem Abschluß stehende Arbeit nicht allzu einseitig vom bürger. lichen Standpunkt aus gesehen worden ist und das Thema, dem die