sofort ein zweites. Mit scharfem Auge erkennt die einstige be- ieidene Untergebene kleine Mängel und Schwächen an der Ge-lechtsgenossin, die sie In ihrer Opposition noch bestärken. Ist nundie betreffende Vorgesetzte wirklich ein Mensch mit Führerbegabung,der mit gleichbleibender Ruhe und Sachlichkeit zu arbeiten oersteht,dann ist immerhin mit der Zeit ein harmonischer Ausgleichmöglich. Aber wenn die Vorgesetzte sich in ihrer neuen Rolle selbstnoch fremd und unbehaglich fühlt, wenn ihr Sachkenntnisse mangeln,oder wenn es sich gar um eine reizbare, ängstlich auf ihr Ansehendedachte Frau handelt, die nur auf ihre Macht pocht und ihreStellung als Vorgesetzte immer und überall betont, sich Unterord-nung durch chärte und Kleinlichkeit erzwingen will, dann allerdingstritt an Stelle sachlicher Arbeit der erbitterte, heimliche Kampf derNebenbuhlerinnen. Beide Frauentypen, Untergebene sowohl alsVorgesetzte, sind in diesem Fall nicht reif für eine gemeinsameArbeit.Das bunte Leben liefert täglich eine unendliche Fülle von Stoffzu dem Problem„Untergebene und Vorgesetzte". Da war eininteressanter Fall an einer Schule. Das Kollegium hatte die Mög-lichkeit, sich die Leitung selbst zu wählen. Es war eine Mädchen»schule, und das Kollegium bestand fast ausschließlich aus Lehre-rinnen. Eine Frau und»in Mann kamen für die Stellung inFrage. Was geschah? In einer Zeit, in der Frauenvereine undOrganisationen unablässig sich bemühen, das Selbstbewußtsein derFrau zu heben, ihr führende Stellungen zugänglich zu machen,lehnte man einstimmig die Zrau ab und wählte den Mannzum Vorgesetzten.Am nächsten Morgen wurde er von seinen Wählerinnen mit einemherrlichen Rosenstrauß begrüßt— es kam ihnen also gar nichtzum Bewußtsein, was sie getan hatten. Gewiß ist dieser Fall nichtzu verallgemeinern. Auch genügt es nicht, einfach die Tatsache alssolche zur Kenntnis zu nehmen und voll Entrüstung den Stab überdie Betreffenden zu brechen, ohne die tieferen Ursachen der Ab-lehnung zu kennen. Denn man kann natürlich nicht den Satz auf-stellen, daß Frauen nur eine Frau wählen dürfen, gleichgültig, obsie fähig od�r nicht. Das Problem ist also nicht so zu stellen, daßdie Frau Anspruch darauf hat, gewählt zu werden, weil sie Frau ist,sondern nur die wirklich b e s ä h i g t e Frau kann führend sein„ GeheimarchivImmer mehr kommt man heute zu der Ueberzcugung, daß der>Haussrauenberuf im Sinne eines wirklichen Berufes auszusossen ist,der jeder außerhäuslichen Tätigkeit an die Seite gestellt werdenmuß. Aber nicht nur vom volkswirtschaftlichen Standpunkt ausgesehen ist die Wirksamkeit'einer geschulten chaussrau. durch derenHände Tag um Tag Einkommen und Volksvermögen fließen, vongrößter Bedeutung Der Haussrauenberuf erfordert auch eine Füllevon Kenntnissen, von Wissen und Erfahrung, die die Volksgesund-heit, die Hygiene, das Wohnproblem, die Erziehung, kurz, alle großenGebiete unseres kulturellen Lebens stark becinslussen können. Immermehr setzt sich deshalb in allen Kreisen die Erkenntnis durch, daßdiese Fähigkeiten bereits vor der Eheschließung erworben werdenmüssen, daß die künftige Hausfrau und Mutter i» allen Zweigen desHaushalts und der Kinderpflege gründlich geschult sein muß. InSchulen und Berufsschulen wird bereits auf dieses Ziel hingearbeitet:Kurse aller Art vcroollstäiedigcn die Ausbildung der Hausfrau b'szur Meisterin des Haushalts. Aber nur ein verhältnismäßig kleinerTeil von jungen Mädchen besitzt heute die Mittel, um vor der Eh«,geschweige denn in der Ehe, Kochkurse oder eine Haushaltsschule,Kurse für Säuglings- oder Kleinkinderpflege zu besuchen. Weitausdie meisten gehen direkt aus dem Berus, aus der Fabrik, der Werk-statt, dem Büro in die Ehe, falls sie nicht versuchen, den außerhäus-liehen Beruf, so lange es nur möglich ist, noch eine Zeitlang auf-rechtzuhalten, bis sie sich eine kleine Aussteuer an Wäsche undMöbeln oerdient haben.Doch im Zeitalter der allgemeinen Volksbildung lassen sichLücken dieser Art bei Fleiß und gutem Willen von der betrejsendenHausfrau selbst ausfüllen. Wie" viele praktische Winke, wie viel«Mitteilungen über Fragen technischer, wirtschaftlicher, kulturellerArt im Haushalt bringt die Zeitung, ganz abgesehen von be-sonderen Frauenbeilagen und Frauenzeitschristen! Wie viele un-entgeltlich« Vorträge gibt es vor allem in den Großstädten: wie vieleProspekte werden kostenlos verteilt, bei Frauenzusammenkünsien, inAusstellungen, in Warenhäusern: wie viele Ankündigungen überneue Erfindungen im Haushalt, wie viele kostenlose Beratungsstellenbieten der Hausfrau ihre Hilfe an! Ein Fülle von Wissen, von Be-l«hrung liegt vor d«r Frau ausgebreitet. Aber meistens ist es so,daß die Hausfrau zwar da und dort einen Vortrag hört, hier undda in Zeitung und Zeitschriften Praktisches und Brauchbares liest,aber— es ebenso schnell wieder vergißt, infolge der tausend Kleinig-keiten, die täglich ihre Aufmerksamkeit beanspruchen. Es gibt jedochein Mittel, s«in Wissen wirklich zu bereichern, alles Wissenswerte! wollen Nicht das Geschlecht, sondern die Qualitäten müssen ent-scheidend sein.Man hört manchmal die Behauptung, die Frau sei ränkesüch-tiger, kleinlicher, launischer als der Mann und deshalb weniger füreine führende Stellung geeignet. Aber wir haben heute ja nochgar keine Möglichkeit, ein abschließendes Urteil über dieFrau als Vorgesetzte zu fällen, denn die winzige Spanne Zeit, inder sie bis heute gewirkt hat, steht in gar keinem Verhältnis zuden Jahrhunderten, denen männliche Leistungen ihr Gepräge gaben.Aber abgesehen davon—wie viele Männer gibt es denn,die wirklich Führer sind im modernen Sinn des Wortes, die nichtihren Machtstandpunkt betonen, sondern geistige Ueberlegen-heit walten lassen, die sachliche Leistungen ausweisen und gleich-zeitig die Fähigkeit besitzen, sich selbst zurückzustellen, wenn dieSache es erfordert? Das Vorgesetztenproblem ist eben kein aus-schließliches Frauenproblem— es ist ein Problem des Menschen.Der Sozialismus kennt den Begriff des Vorgesetzten im üblichenSinn nicht, wohl aber kennt er den Begriff des Führers, des männ-lichen und weiblichen Führers, der den Massen große Ziele zeigtund ihnen durch seine eigene Tätigkeit, sein Beispiel hilft, ihnennäherzukommen. Karl Marx und Engels, Bebel und Rosa Luxem-bürg urd viele andere sind Führer in diesem Sinn gewesen. Fürdie sozialistische Frau, die irgendwo im öffentlichen Leben an ver-antwortlicher Stelle steht, Vorgesetzte im bürgerlichen Sinn ist, mitallen Machtbefugnissen dieser Stellung, kann es deshalb nur einenWeg geben: Immer wieder, auf allen Gebieten, sachliche Leistun»gen zu vollbringen, gleichzeitig aber an Stelle des kapitalistischenMachtstandpunkts die Waffetr geistiger Ueberlegenheit zu führen,menschlich befreiende, seelisch? Beziehungen zwischen sich und ihrenMitarbeiterinnen herzustellen. Denn erst dann ist die Vorgesetztewirtlich zur Führer!» geworden, wenn sie es verstanden hat, ihreUntergebenen zu wirklichen Mitarbeitern am gemeinsamenWerk zu machen. So ist das Vorgesetztenproblem im sozialistischenSinne, im sozialistischen Staat kein Machtproblem, wie es derKapitalismus und die bürgerliche Gesellschaft kennen, sondern es istein Problem des M e n s ch e n. Es ist das Ringen der Einzelseelemit sich selbst— und gleichzeitig der Ausgleich zwischen dem Indi-vidiuum und der Gesamtheit Eis« Möbus."der HausfrauI sofort bei Bedarf an der Hand zu haben: Eine Zigarrenschachtel oderein kleiner Karton sind rasch zu beschaffen, und steifes Papier istebenfalls in jedem Haushalt vorhanden: also den Bleistift zur Handgenommen und aufgeschrieben, was Zeitung, Vortrag. Rundfunk,Prospekte, und was es sonst sei, an Interessantem und Lehrreichemfür die Hausfrau mitteilen! Damit aber ist der Grundstock zu einerwirklich gründlichen, wissenschaftlichen Haushaltsführung gelegt, derGrundstock zu einem„Archiv der Hausfrau".Unter bestimmte Rubriken— etwa: Blumenpslege, Kochen,Kleidung, Reinigunasmiitel, Wäsche usw.— werden die einzelne»Karten eingefügt.»Sie enthalten praktische Hinweise und Winke fürdie verschiedenen Gebiete, neue Entdeckungen, Versuche, die manselbst ausprobiert hat, kurz, alles, was irgendwie im Haushalt nütz-lich sein kann. Allmählich fügt man Unterabteilungen oder neueRubriken ein. So enthielt die Abteilung„Wäsche" ursprünglich viel-leicht nur Ersahrungen mit dem und jenem Waschmittel, Hinweiseauf praktische Arten, die Wäsche zu sondern oder sie mit möglichstgeringem Seifenvcrbrauch zu reinigen. Allmählich aber wird dasGebiet vervollständigt Man hat da und dort von neuen Wasch-maschinentypen gelesen und gehört: vielleicht ist es in absehbarerZeit noch unmöglich, sie zu kaufen, aber man hat doch großes Inter-esse daran, die' technische Entwicklung der Haushaltsmaschinen zuverfolgen, an der Zusammenarbeit von Ingenieur und Hausfrauteilzunehmen und dadurch mitzuhelfen an einer Verbilligung derMaschinen. Also sammelt man auch über diese Fragen Materialund fügt sie ins Archiv ein. Oder ein anderer Fall auf ganzandH-em Gebiet: Hier steht in der Zeitung«ine Ankündigung vonRechtsschutzstellen für Frauen, von Eheberatung, von Schwangeren-lürsorge, von Säuglingspseg«. Unmöglich kann man die Adressenauswendig behalten. Also schreibt man eine Karte aus unter„Be-ratungsstellen" und fügt«in, was notwendig ist.Aber das Archiv braucht nicht nur positive Vorschläge zu ent-halten. So manche Hausfrau sitzt betrübt am Mittagstisch, weil siezum xten Male irgend etwas bei einer Speise vergessen hat, odersie ist mit der Wäsche nicht fertig geworden, weil sich irgendeinFehler einschlich, der sich jedesmal wiederholt. Als» schreibt sich dieHausfrau Versehen, Fehler und Unterlassungen aus und fügt sieebenfalls der betreffenden Rubrik bei, um sich das nächste Mal sofortan das Wesentliche zu erinnern. Denn das Archiv der Haussrau istja durchaus persönlich, und sie hat das Recht, es so zu gestalte»,daß es gerade sür sie wirklich nutzbringend wird, es als eine Art„Geheimarchiv" für sich selbst auszubauen. Ellce.\