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ihrer Eignung auf dem Arbeitsmarkt der Konkurrenz des Mannes standhalten zu können. Die Zahl der Frauen, die ihren Lebens­unterhalt verdienen, beträgt zur Zeit in den industriellen Ländern durchschnittlich ein Drittel der Zahl der männlichen Arbeitskräfte. Die industrielle Arbeit ist zur Zeit für Millionen von Frauen eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Die Maschine ist somit die wichtigste Ursache der industriellen Arbeit der Frau, und diese Arbeit wird durch die Rationalisierung begünstigt. Dieses ernste Problem wirkt natürlich auch auf die Arbeit der Männer zurück. Der männlichen Arbeiter bemächtigt sich vielfach die Furcht, durch schlechter bezahlte weibliche Arbeitskräfte er fegt zu werden. Genoffin Hanna er­innerte in diesem Zusammenhang an die wiederholt bestätigte Stellungnahme des JGB., wonach die anzustrebenden Lösungen nicht zu einem Kampf gegen die Frauenarbeit führen dürfen, sondern es fich im Gegenteil darum handeln muß, eine Besserung der Lage der Arbeiter beider Geschlechter herbeizuführen. Dieses Resultat kann, wie jeder Gewerkschafter weiß, nur durch die syste­matische Organisierung des Proletariats erreicht werden. Die Orga­nifierung der Frauen läßt jedoch noch viel zu wünschen übrig. Zur Zeit gehört

faum ein Zehntel der in Lohnarbeit stehenden Frauen den dem JGB. angeschloffenen gewerkschaftlichen Landeszentralen an. Das Gewerkschaftliche Frauenfomitee erinnerte deshalb die Landes. zentralen neuerdings daran, daß der Organisierung der Frauen die größte Aufmerksamkeit geschenkt werden muß.

Im Laufe der Diskussion, an der sich alle Mitglieder beteiligten, wurden die verschiedenen Seiten der Frage eingehend behandelt. Allgemein wurde dem Bedauern darüber Ausdruck gegeben, daß es in den wichtigsten industriellen Ländern an zuverlässigen und ver­gleichbaren statistischen Angaben fehlt. Um diesem unhalt­baren Zustand zu begegnen, der eine wirksame Propaganda für die Berbesserung der sozialen Verhältnisse der in Lohnarbeit stehenden Frau beeinträchtigt, arbeitete das Komitee eine Anzahl von Bor­schlägen aus, die dem Vorstand des JGB. unterbreitet werden sollen. Das Komitee gab erneut dem Wunsche Ausdruck, daß periodisch internationale Arbeiterinnentonferenzen abgehalten werden sollen. In diesem Sinne beschloß das Komitee, beim Borstand die Einberufung der nächsten Internationalen Arbeiterinnenkonferenz für den Beginn des Jahres 1932 zu beantragen, d. h. 1 bis 2 Tage vor der Abhaltung der Ausschußsigung des JGB.

Schicksal im Schatten der Fabrik.

schaffen, es großzuziehen. Freilich ein schmächtiges Kind ist mein Lottchen geblieben. Und viel Freude hat es auch nicht kennengelernt, nicht mehr als eine von der Fabrikarbeit müde und abgespannt nach Hause kommende Mutter zu geben vermag..

Schon lange war sie mir aufgefallen, die Kollegin an der| Leben. Und wieder mußte ich zur Fabrik gehen, um die Mittel zu Stanze 5. Ich schätzte ihr Alter auf ungefähr 50 Jahre. Ihr Gesicht trug die strengen, abgehärmten Züge der älteren Fabrikarbeiterin. Harte Arbeit, Schicksalsschläge und Entbehrungen mochten ihre tiefen Furchen darin eingegraben haben. Auch die mageren, rissigen Hände, die flink im unbarmherzigen Rhythmus der Affordarbeit über die Hebel der Stanze zuckten, kündeten von einem Leben jahrzehnte­langer, qualvoller Maschinenfron.

Das Auffallendste aber war ihr Haar. Kurzgeschnitten und strähnig, war es von einer seltsamen, wohl nur durch chemische Ein­wirkung zustandegekommenem fahlen, bräunlichen Färbung. Auch einzelne graue Fäden zogen sich hindurch.

Oft schon hatte ich die Kollegin beobachtet, wie sie an ihrer Maschine saß, automatisch und teilnahmslos ihre Arbeit verrichtend, die Augen groß und starr vor sich auf die Stanze gerichtet. So blid los und schicksalsgehärtet erschien dann immer ihr Gesicht, daß ich jedesmal erschraf. Heute aber hatte sie gerötete Augen, ihre Züge schienen noch härter, die Schultern hingen noch schlaffer herab als sonst.

Der Zufall wollte es, daß ich den Auftrag bekam, Material zur

"

,, Im vorigen Jahr erfuhr ich von den Kinderfreunden; ich brachte meine Lotte hin. Nun ist sie ein schmucker, ffeiner Rotfalte geworden und hat das Lachen gelernt. Im Juli sollte sie das Zeltlager in der Lübecker Bucht   mitmachen; sie hat ja ein bißchen Kräftigung und Erholung so nötig! Ich hatte auch schon etwas gespart, trotzdem wir schon seit Weihnachten verkürzt arbeiten."

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,, Und nun soll ich entlassen werden!. Die Tränen tamen ihr in die Augen. Ich faßte ihre Hand: Kollegin Genoffin! nicht verzagen; wir müfen werden fämpfen!"

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Schrill und höhnisch gellte uns die Werkstattglode in die Ohren: Die Mittagspause ist zu Ende! enjople Fabrikarbeiterinnenschicksal..

bin obt

G. E.

Stanze 5 zu bringen. Nachdem ich die Messingstreifen griffbereit Die moderne Frau! Die deutsche Frau?

neben die Stanze gelegt hatte, sprach ich sie an:

,, Kollegin, warum bist du so traurig?"

,, Ich soll morgen entlassen werden", erwiderte sie leise ,,, und mein Mädel kann dann nicht..."

Die übrigen Worte konnte ich nicht mehr verstehen, denn ich wurde vom Meister gerufen. Er hatte uns wohl beobachtet und sah es nicht gern, wenn sich die Arbeiter unterhielten. Ich erhielt eine andere Arbeit zugewiesen, und hatte nicht mehr die Möglichkeit, in die Nähe der Stanzerin zu gelangen.

In der Mittagspause aber setzte ich mich zu ihr und erkundigte mich nach ihrem bisherigen Leben. Sie erzählte mir ihr Schicksal.

Schon als Kind hatte sie ihre Eltern verloren und mußte, völlig alleinstehend, als Fabrikmädel ihr Leben zu gewinnen fuchen. Mit 21 Jahren hatte sie einen jungen Schloffer geheiratet und glaubte nun, nach einiger Zeit nicht mehr jeden Tag an der Maschine schaffen zu brauchen.

Da tam der Krieg!

Der Krieg, der diese Hoffnung zerstörte und ihrem weiteren Schicksal den Stempel aufdrückte. Ihr Mann wurde eingezogen; fie mußte Tag und Nacht in der Munitionsfabrik schuften Granaten füllen!

Hier, im Gifthauch der Säuren und chemischen Substanzen färbten sich ihre Haare braun, hier, in aufreibenden Nachtschichten, bei der elenden Kriegsernährung doppelt qualvoll, gruben sich in ihr Geficht die Zeichen vorzeitigen Alterns ein. Das ständige, jahrelange Bangen um den Mann, den sie in der Hölle der flandrischen Schlacht felder wußte, zermürbte sie noch mehr!

38 Jahre sei sie jetzt, sagte sie und ich hatte fie auf fünfzig geschäßt!...

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Nur einmal während des Krieges war mein Mann auf Urlaub" erzählte sie weiter. Im November 1918 fam dann mein Kleines Mädel, die Lotte, zur Welt.. Am Tage nach der Geburt erfuhr ich, daß mein Mann von einer Granate zerrissen wurde, wenige Tage vor Einstellung der Feindseligkeiten... Es war furchtbar!"

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Nur die Liebe zu meinem Kinde erhielt mich aufrecht und am

Das ist der Titel einer kleinen Frauenbroschüre, die der staunenden Mitwelt einen Einblick in die Geistesverfassung natio­nalistischer Herrenmenschen" gewährt. Die Nazis haben endlich ihr Entsetzen über die unteutschen" Frauen in einer Flugschrift zum Ausdruck gebracht. Da heißt es im Anfang: Die moderne Frau die deutsche Frau die deutsche Frau in der Gegenüberstellung dieser beiden Begriffe liegt schon die Betonung ihrer unversöhnlichen Gegenfäßlichkeit." und dann weiter: Der germanischen Idealanschauung entspricht der Gretchentyp für das deutsche Mädchen, der Krimhild  = typ für die Gattin, der Frau Aja Typ für die Mutter. Dem Manne schreibt sie allein das Heldische vor. Solange diese An­schauung sich durchgesetzt hat, solange fie also das Weib als die Re­präsentantin des Negativen, der Schwäche, der Schutzbedürftigkeit im Frieden des Hauses festhielt und nur den Mann als den Vertreter des Positiven, der Stärke, des Schußgewährens in die Deffentlichkeit entließ, folange war, von Einzelfällen abgesehen, dem Zusammen gehen der Geschlechter die Harmonie gesichert, weil es sich in Harmonie mit dem Unendlichen befand."

Das kleine Mädchen also, das sich für ein paar Schmuckstücke verführen läßt und ein hilf und wehrloses Opfer männlicher Bru talität wird, das ist das Ideal unserer neuen Germanen. Das Mädel, das mit offenen Augen durch die Welt geht, das sich selbst sein Brot verdient, soweit das tapitalistische Syftem es noch nicht um Arbeit und Brot gebracht hat, das Mädel, das sich mit Be­wußtsein ihren Lebenskameraden, den Bater ihres Kindes wählt, das ist nach Ansicht der Nazis ein verkommenes undeutsches Subjekt.

Sie geifern: Man erfand das Schlagwort von der Gleich­berechtigung. Man verhöhnte die holde Invertrautheit der Jugend mit geschlechtlichen Dingen und nannte fie fächerliche unwissenheit. Das unsaubere Erwägen ,, wie sage ich es meinem Kinde" wurde zu einem todernsten Erziehungsprinzip hinaufgelogen. Das gemeinsame Lesen schlechter Bücher, der gleichzeitige Besuch uns anständiger Stücke tötete mit der Zeit die natürliche Scheu der Frau vor Gesprächen über heifle Dinge mit dem männlichen Partner, So ergab sich, was man die rühmliche Unbefangenheit der