S2 Für unsere Kinder End» war.»Wir sind nun an Ort und Etell«.-»Wo ist der Fuchsbau?" riefen die Kinder wie aus einem Munde. »Sachte," antwortete der Vater.„Ihr seht da den Erdhüqet? Und da den anderen und dort einen drillen? Sie stammen von einem alten Bau her." »Wie tannst du das wissen, Vater?" fragte Heinrich.»Denkt einmal nach," versetzte der Vater. »Ich hab's!" rief da? kleine Mädchen rasch aus. Es liegt so viel Laub und Streu darauf, da ist gewiß lange kein FuchS in den Bau gegangen."»Richtig gesehen und richtig gedacht," sagte der Vater lobend.»Geht einmal etwas seit wärts." Bald meldete nun Heinrich, bald Else durch lauten Ruf, daß sie zwischen den Tannen, die hier den Wald bildeten, noch mehr Eingänge zum Fuchsbau entdeckt hatten, und dies« waren nicht so alt, denn sie waren weniger mit dürren Blättern und Gras bedeckt. Der Vater zeigte den Kindern einen größeren Erdhausen . »Dort ist gewiß«in Fuchs aufgestöbert worden," sagte er dabei,»doch muß es schon lang» her sein, daß der Förster hier den schlauen Reineke aus seiner Festung aus gegraben hat." Und der Vater führt« Heinrich und Else weiter, bis sie Löcher fanden, die schräg in die Erde gingen. »Sind diese Löcher wohl auch von einem verlassenen Bau?" sragte er die Kinder. »O nein," meinte Heinrich, nachdem er die Höhlen aufmerksam betrachtet hatte.»Der Boden ist so locker." »So ist es," bestätigte der Vater.»Beim Graben der Gänge hat der FuchS die Erde mit den Füßen herausgebracht." »Und da, da sind frische Spuren im Schnee," ries Else erregt,»nun werden wir den Fuchs sehen!"»Vielleicht," sagte der Vater.»Wenn er daheim in seinem Schlosse ist, und wenn es unS gelingt, ihn herauszulocken. Sucht einmal einen ordentlichen Haufen Reisig zusammen." Di« Kinder bückten sich fleißig und kamen bald mit Reisigbündeln beladen angestürmt. Der Vater hatte unterdessen die Eingangs höhlen zum Bau bis aus zwei mit Erde und Moos bedeckt. »Warum stopfst du die Löcher so sorgfältig zu. Vater?" fragten die Kinder. „Das sollt ihr gleich erfahren," gab der Vater zur Antwort.»Die Gänge dieses Baues laufen ineinander. Vergeßt das nicht und paßt gut auf." Damit steckte er den einen freien Gang mit Reisig voll und zündete dieses an. Vor den Eingang stellte er einen Stein, der gut deckte. Keine Flamme züngelte empor, wohl aber kam ein wenig feiner Rauch aus den Ritzen. »Der Rauch soll keinen Ausweg finden, er soll durch alle Gänge ziehen," sagte Heinrich. »Richtig," antwortete der Vater,„und aus dem letzten freien Gang, vor dem ihr die Spuren seht, wird der Fuchs herausfahren." »Kommt er bald?" fragte Else. „So schnell geht das nicht," erwiderte der Vater.„Meister Reineke verläßt nur dann seine Wohnung, wenn ihm der Rauch gar zu unangenehm wird. Das dauert eine nette Weil«. Wir können unterdessen das Butler brot essen, das uns die Mutter eingepackt hat. Wenn ihr hübsch aufmerksam zuhören wollt, erzähle ich euch dabei etwas vom Fuchs." Di« Kinder packten ihren Proviant aus und ließen sich munden, was die Mutter ihnen mitgegeben hatte. Erivartungsvoll sahen sie den Vater an. „Der schlimme Vetter deS Fuchses, Isegrim, der Wols," begann der Vater,»hat früher auch unsere Wälder unsicher gemacht. Er ist schon längs» ausgerottet. Der listige Reineke betrelbt aber trotz aller Feinde noch immer sein Räuber- Handwerk. Die Jäger stellen ihm seines Petzes wegen nach, und weil er sich gelegentlich junge Hasen usw. wohl schmecken läßt, die Bauern, weil er ihnen gelegentlich das beste Geflügel,«in fettes Huhn, eine Gans oder Ente aus dem Stalle stiehlt. Aber er gehl bei seinen Raubzügen so vorsichtig zu Werke, daß es nicht leicht ist, ihn zu sangen. Freilich nimmt der Fuchs auch mit Eidechsen, Mäusen und Würmern vorlieb, und als Mäusevertilger stiftet er ganz beträcht lichen Nutzen. Das sollten die Bauern nicht vergessen.— Könntet ihr doch tinmal jung« Füchschen beim Spielen sehen! Es gibt keinen lustigeren und hübscheren Anblick. Im April bringt die Füchsin die Jungen zur Welt. Dies« verlassen schon nach anderthalb bis zwei Mo naten den elterlichen Bau, um sich Nahrung zu suchen. Wenn der Jäger erfahren will» ob sich Füchse im Bau aufhallen, schickt er seinen Dachshund in die Höhle. Zeigt der durch lautes Bellen den Fuchs an. so gräbt der Jäger mit Hacke und Spaten die Höhle auf, um im Frühjahr womöglich auch die
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6 (15.3.1909) 12
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