Für unsere Kinder
Jungen zu bekommen. Nicht immer tut der| Jäger einen Fang. Besonders schwer ist es, Meister Reinetes habhaft zu werden, wenn mehrere Baue nebeneinander liegen. Vor vielen Jahren habe ich einen Fuchs an der Kette gesehen. Man hatte ihn jung eingefangen. Er war sehr zahm und fraß mit Vorliebe Zucker. Doch seht, da dringt dicker Rauch aus dem Loche. Jetzt heißt es still sein!"
Plöglich riefen Heinrich und Else:" Vater, der Fuchs, der Fuchs!"
Dabt ihr auch ordentlich gesehen?" fragte der Vater.
" Freilich, er hatte einen langen dicken Schwanz, ein rötliches Fell und spize Ohren und sah ganz so aus, wie er im Lesebuch beschrieben steht."
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Nun wird sich der schlaue Bursch so lange im Walde aufhalten, bis wir fort sind," sagte der Vater. Machen wir uns daher auf den Heimweg. Gewiß habt ihr schon falte Füße. Die werden bald warm, wenn wir gut aus: schreiten. Wir müssen tüchtig marschieren, damit die Suppe nicht falt wird, die uns die Mutter gekocht hat. Vorher wollen wir aber das Feuerloch am Bau wieder aufmachen, damit der Rauch abzieht und der arme Fuchs nicht eine gar zu unbehagliche Behausung findet, wenn er sich wieder heim wagt."
Unter fröhlichem Gesang und Geplauder trat die kleine Gesellschaft den Heimweg an. Die Kinder baten, der Vater möchte noch oft solche Ausflüge mit ihnen machen, und als dieser das versprach, war ihr Jubel groß. Ein westfälischer Arbeiter. 000
Schwere Pflicht.
Frau Agnes näht; flink und gewandt Spielt Nadel und Faden in ihrer Hand. Durchs offene Fenster lacht Sonnenschein Und Fliederdü te dringen herein
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Zu tünden von Lenz und von Leben. Da pocht's an die Tür mit fräftiger Hand Und herein tritt in rußigem Arbeitsgewand Ein fremder Mann mit ernſtem Gesicht:
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Guten Tag, Frau Agnes! Erschreckt Euch nicht. Der Gang zu Euch ward mir sauer und schwer, Vom Krankenhaus führte mein Weg hierher. Dort liegt, von Fieber und Schmerzen gequält, Der Gatte, dem Jhr erst jüngst Euch vermählt." Der Fremde sprach es; nun schweigt er gerührt. Die Kehle ist ihm wie zugeschnürt. Entsetzt steht Frau Agnes und starrt ihn an:
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O redet doch, sprecht doch! Wo ist mein Mann? Was ist ihm begegnet? Was ist ihm geschehn? laßt mich nicht länger verzweifelt stehn." Da seufzt der Fremde und stöhnt und spricht: „ Euch dies zu künden ist schwere Pflicht. Am Dampfhammer war er mein Kamerad, Jm besten Schaffen standen wir grad, Fest hielten wir unsere Zangen gepackt; Der Hammer schlug seinen fräftigsten Taft, Da barst im Getriebe frachend ein Rohr, Heißzischende Wolken fuhren hervor. Der brühende Dampf traf ihn im Gesicht. Der Arzt ist besorgt um sein Augenlicht." Frau Agnes hört es; es bebt ihr das Herz. Ihre Lippen zucken in stummem Schmerz. Der Schrecken hat sie übermannt, Nie hat sie im Leben solch Leid gekannt. Der Fremde spricht noch ein tröstendes Wort, Dann ruft ihn die Pflicht an den Arbeitsort.... Mit ihrem Schmerz ist Frau Agnes allein, An dem Tischchen, umflutet von Sonnenschein. Da sinkt sie nieder, bleich wie der Tod, Und weint und schluchzt in quälender Not, Und ringt in zitterndem Beben. Längst ist der Flieder im Hain verblüht; Bald wird auch die Sonne des Lachens müd, Ihre Strahlen zeichnen schon bleich und matt Des Herbstes Farben auf 3weig und Blatt. Frau Agnes schreitet den Pfad entlang; Sie führt auf dem ersten Erholungsgang Den jungen Gatten in sorgender Pflicht, Nie schaut er wieder der Sonne Licht. Von Schmerz und Kummer sein Antlig zeugt, Seine hohe Gestalt hat der Gram gebeugt. Doch aus dem Weh, das sein Herz erfüllt, Hebt sich wie ein Stern seines Weibes Bild. In der Liebe des Weibes spürt er die Macht, Die ihn leitet, ihm hilft durch der Zukunft Nacht.
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Frau Agnes führt ihn den ersten Gang, Sie wird ihn führen sein Leben lang. Die Liebe lehrt' sie der Pflicht Gebot, Für zwei heißt es ringen im Kampf ums Brot, Für zwei heißt es schaffen und streben. G. w.
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( Fortsetzung ftatt Schluß.)
Eines Tages trabbelte der Seestern vorüber und machte ganz verwundert Halt. " Ist das doch ein merkwürdiger, blühender Baum!" sagte er.
„ Ich bin kein Baum," rief die Koralle.„ Ich bin eine Sternforalle."