Für unsere KinderNr. 13 0000000 Vellage zur Gleichheit 0000000 1906Inhaltsverzeichnis: Was trcibst du, Wind?Bon Konrad Ferdinand Meyer.(Gedicht.)—Aus der römischen Geschichte.— Der Ritt inden Tod. Von Konrad Ferdinand Meyer.(Ge dicht.)— Bleisoldaten. Von Franz Henschel.—Der Goldregen.— Die Korallen. Von KarlEwald.(Schluß.)— Der Traum. Von ViktorBlüthgen.(Gedicht.)Was treibst du, Wind?Von Konrad Ferdinand Meyer.Was treibst du. Wind,Du himmlisches Kind?Du flügelst und flügelst umsonst in der Luft!„Nicht WandcrscherzlIch nähre das KerzMit Erdgeruch und Waldcsduft!"Was bringst du. Wind,Du himmlisches Kind?„Einen Morgengruß, einen Schrei der Lust!"Aus Vogelkehle nur?Aus Lerchensecle nur?„Nein, nein! Aus voller Menschenbrust!"Was trägst du. Wind,Du himmlisches Kind?„Seeüber ein wallend, ein hallend Geläut!"Senken sie einDen Totenschrei»?„Nein, nein! Sie halten Äochzeit heut!"ovoAus der römischen Geschichte.„Horatius Cocles war der berühmteste vondrei heldenmütigen Jünglingen, welche ihreVaterstadt Rom retteten, als das feindlicheHeer der Etrusker unter dem kriegerischenKönig Porscnna in diese einzudringen drohte.Die drei postierten sich am Zugang der Tiber brücke und hielten die den fliehenden Römernnachsetzenden Feinde so lange auf, bis ein Teilder Brücke abgebrochen war. Ehe die letztenBalken weggenommen wurden, retteten sichzwei der jungen Helden, Horatius Cocles aberhielt noch eine Zeitlang allein gegen die Feindeaus. Erst als schon die letzten Brückentrümmerkrachend zusammenbrachen, sprang er inden Fluß und schwamm unter einem Hagelvon Pfeilen an das jenseitige Ufer." So habeneuch wohl die Lehrer erzählt, oder so habt ihres in einem Buche gelesen. Und eure Herzenschlugen höher vor Bewunderung für denkühnen Recken, den ihr vor euch saht, vonheißer Liebe zu seinen Volksgenossen entflammt,allein, den Tod vor Augen dem dichten Schwärmder Feinde Trotz bietend. Welch herrliche Zeug nisse von Heldenmut und Vaterlandsliebe wer den nicht noch aus dem Kriege Porsennasgegen Rom erzählt!Da hört ihr von dem edlen Mucius, derden Ehrennamen Scävola, das heißt Linkhand,erhielt. Der König der Etrusker halte zwardank der Heldentat des Horatius Cocles Romnicht einzunehmen vermocht, aber seine Heereumschlosien die Stadt und ließen keine Lebens mittel hinein. Furchtbare Hungersnot peinigtedie Einwohner und schien zur Übergabe Romsan den Feind zu zwingen. Da beschloß Mucius,die Stadt mit Gefahr des eigenen Lebens zuretten. Er schlich in das Lager der Feinde, umPorsenna zu ermorden, tötete aber im Irrtumden königlichen Geheimschreiber, den er wegenseiner prächtigen Kleidung für den König selbstgehalten hatte. Ergriffen und mit dem Feuer tode bedroht, legte der junge Mucius seinerechte Hand in ein neben ihm stehendes Kohlen feuer und ließ sie langsam verbrennen, umden Feinden zu zeigen, daß er den Tod nichtfürchte und alle Qualen standhast ertragenwerde. 300 römische Jünglinge, so teilte erPorsenna mit, hätten sich zu der Tat ver schworen, die ihm selbst mißlungen sei. Wasder feindliche König hörte und sah, machteeinen so tiefen Eindruck auf ihn, daß er Muciusdie Freiheit schenkte, den Römern Unterhand lungen anbot und bald Frieden mitihnen schloß.Auch die Frauen, so wird erzählt, hattenwährend des Kriegs mit den Etruskern, derum das Jahr 507 v. Chr. stattfand, ihrenhohen Mut und ihre Liebe zum Vaterlandbekundet. Zehn römische Jungfrauen, die sichals Geiseln in der Gewalt Porsennas be fanden, setzten ihr Leben aufs Spiel, damitihr Volk nicht durch die Rücksicht auf sie zumNachgeben und zur Unterwerfung bestimmtwürde. Unter der Anführung der tapferen