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Für unsere Kinder

Elölia entrannen sie aus dem feindlichen Lager, dem Cincinnatus 16 Tage dem Dienste des schwammen über den Tiber   und gelangten Vaterlandes gewidmet, die höchsten Ehren ge= glücklich in die Vaterstadt zurück. Die Römer nossen, die größte Macht in Händen gehabt aber wollten geschlossene Verträge treu halten. hatte, zog er sich wieder auf sein Gut zurück Sie lieferten die Entflohenen wieder an Por- und widmete sich dessen Bewirtschaftung. senna aus, der ihnen aus Achtung vor ihrem Heldenmut die Freiheit gab.

Die spätere Geschichte der römischen Repu­blit hat ebenfalls mancherlei Züge schöner Bürgertugend aufbewahrt. Sie schildert uns die strenge Einfachheit der Sitten des Ein­cinnatus, den unbeugsamen Gehorsam gegen die Gesetze des Manlius, die Unbestechlichkeit des Fabricius.

Ein Beispiel unbeugsamer Strenge in der Beobachtung der Geseze und der Kriegszucht gab der Konsul und Feldherr Manlius im Kriege mit den Latinern, die das in Mittel­ italien  , am Tyrrhenischen Meere gelegene Latium   bewohnten. Er schonte sein eigen Fleisch und Blut nicht, um den erlassenen Vorschriften im Heere die Anerkennung zu verschaffen, die sie nach seiner Meinung finden mußten, wenn die Römer siegreich den Kampf bestehen sollten. Einige Tage vor der ent­scheidenden Schlacht am Vesuv  ( 340 v. Chr.), welche mit der Niederlage der Latiner endete, hatte Manlius bei Todesstrafe jeden Einzel­fampf mit dem Feinde verbieten lassen. Ein latinischer Feldherr traf auf einem Streifzug mit Manlius' Sohn zusammen und forderte ihn unter Spott und Hohn auf Rom   zum Zweikampf heraus. Der stolze, vaterlands­liebende Jüngling konnte der Herausforderung nicht widerstehen. Er stellte sich zum Kampfe, tötete seinen Gegner und ritt triumphierend, die Rüstung und Waffen des Erschlagenen vor sich, in das Lager ein. Sein Vater jedoch brachte den Stolz über die kühne Tat des Jünglings wie seine Liebe zum Sohne zum Schweigen. In rücksichtsloser Strenge, die vielen als Hartherzigkeit erscheinen mag, ließ er das Todesurteil an dem jungen Helden vollstrecken. Aus Vaterlandsliebe, die keine Schmähung gegen Rom   ertragen konnte, hatte dieser das Gesez gebrochen und doppelt sein Leben ge­wagt. Aus Vaterlandsliebe ließ Manlius das Haupt des teuren Sohnes unter dem Richtbeil fallen. Die Krieger ehrten das Andenken des jungen Helden durch eine prächtige Leichen­feier, und die Geschichtschreibung hat Vater wie Sohn unsterblich gemacht.

Von Süden her drang um die Mitte des fünften Jahrhunderts v. Chr. der Volksstamm der Aquer siegreich gegen Rom   vor, dessen Heere wieder und wieder geschlagen wurden. Um die drohende Gefahr abzuwenden, sollte ein Diftator, ein Oberbefehlshaber, der mit der größten Macht ausgerüstet war, an die Spize des Heeres und Staates gestellt werden. Cincin natus galt als der rechte Mann für dieses schwere Amt. Er stammte aus altem vornehmem Ge­schlecht, hatte als Konsul mehrmals die höchste Würde in der Republik   bekleidet und lebte zur Zeit des Kriegs auf seinem Landgut. Der Bote, der ihm seine Berufung als Diktator brachte, fand ihn bei der Feldbestellung. Unbekleidet, bis auf einen Schurz, wie der römische Land­mann in der Sommerzeit zu arbeiten gewohnt war, trieb er seinen Pflug durch den Acker. Der Bote ermahnte ihn, die Befehle der Bürger­schaft bekleidet zu vernehmen. Daraufhin ließ fich Cincinnatus   von seiner Gattin die Toga bringen, das Staatskleid der Römer, hörte die Botschaft, nahm das Amt an, bestieg den bereitliegenden Nachen, welcher ihn über den Tiber   nach Rom   bringen sollte, und war be­reits am nächsten Morgen noch vor Tages­anbruch auf dem Forum,* um alle Anord­nungen zu treffen, die er zur Rettung des Vaterlandes für nötig fand, und rückte dann den Aquern entgegen. Er bezwang sie am Fast zweihundert Jahre nach Cincinnatus Berge Algidus( 458 v. Chr.), indem er mit zeigte Fabricius, daß die Einfachheit und seinem Heere des Nachts ihr Lager umzingelte strenge Rechtlichkeit der alten Römer nicht und rings um dieses einen Schanzgraben erloschen war. Pyrrhus, der König von ziehen ließ, der mit Pfählen besetzt unüber- Epirus  , einem kleinen Reiche an der Nord­steiglich war, so daß die Eingeschlossenen jeden Widerstand aufgaben und der Sieg feiner römischen Mutter eine Träne fostete". Nach

* Das Forum war der römische Marktplatz, der zur Zeit der Republik   den Mittelpunkt des Staats­lebens bildete.

westküste Griechenlands  , hatte die Römer 280 v. Chr. in der Schlacht von Herakleia ge­schlagen. Die Unterlegenen schickten Gesandte in das Lager des Siegers, um über die Aus­lösung oder Auswechselung der Gefangenen zu verhandeln. Pyrrhus wünschte aus ver­schiedenen Gründen den italischen Boden zu