-
-
Für unsere Kinder
99
Der Ritt in den Cod.
Uon Konrad Ferdinand Meyer.
Umschmettert mich, Cuben! Erbebet den Con! Den Latiner besiegte des Manlius Sohn! Uoran die Trophä'n! Der latinische Speer! Der eroberte Helm! Die erbeutete Wehr!
verlassen und daher Frieden zu schließen, von dem die Römer jedoch nichts wissen wollten, solange der Feind noch auf der vaterländischen Erde stand. Der epirotische König bemühte„ Greif' aus, du mein junges, mein feuriges Cier, fich vergeblich, durch die reichsten Geschenke noch einmal verwachs' ich zentaurisch mit dir! Fabricius, das Haupt der römischen Gesandtschaft, für seine Absicht zu gewinnen. Darauf soll er versucht haben, den Römer einzuschüchtern. Er ließ so erzählt ein griechischer Schriftsteller einen seiner Kriegselefanten, durch einen Vorhang verborgen, hinter Fabricius aufstellen. Plötzlich fiel die Hülle, und das gewaltige Tier erhob trompetend seinen Rüssel über dem Haupte des Römers. So wenig mich dein Gold blenden fonnte, so wenig schreckt mich dein Elefant," soll dieser ausgerufen haben. Fabricius war als ruhmgekrönter Feldherr aus mancher Schlacht heimgekehrt, in der die Römer reiche Beute ges macht hatten. Er selbst aber hatte sich so wenig bereichert, daß erzählt wird, ein silbernes Salzfaß und eine silberne Opferschale seien die einzigen Rostbarkeiten seines Hauses gewesen. Als er starb, war er so arm, daß der Staat seine Tochter bei ihrer Verheiratung aussteuerte.
Es ist sicher, daß diese schönen Geschichten und viele anderen noch zum Ruhme der Römer poetisch ausgeschmückt worden sind. Sie enthalten Wahrheit und Dichtung. Aber trotz alledem dürfen wir annehmen, daß die Römer in alter Zeit wirklich sich durch Mut, Standhaftigkeit, Achtung vor dem Gesetz, Vaterlandsliebe, Einfachheit und Rechtlichkeit ausgezeichnet haben. Sie besaßen die Tugenden eines schlichten, rauhen kleinen Voltes von Ackerbauern und Hirten, das durch tüchtige Arbeit der Natur seinen Unterhalt abgewann, das bedacht war, im Kampfe mit den umwohnenden Stämmen sich zu behaupten und seinen Landbesitz zu verteidigen und zu vergrößern. Je weiter wir in der Geschichte Roms zurückgehen, um so mehr lernen wir seine Bewohner als ein solches einfaches, barbarisches Wölfchen tennen, bei dem es früher weder sehr Reiche, noch ganz Arme gab. Ja, in sehr alten Zeiten, noch ehe daß die Römer in der Geschichte bekannt wurden, hat es bei ihren Vorfahren überhaupt weder Reiche noch Arme, Freie und Unfreie, Herrscher und Beherrschte gegeben. Ihre Vorfahren lebten in kleinen Gesellschaften oder Gemeinwesen, die auf die Blutsverwandtschaft ihrer Glieder begründet waren, alle umfaßten, die von gemeinsamer Herkunft waren und Gentes( Einzahl Gens ), Geschlechtsgenossenschaften, genannt wurden.( Schluß folgt.)
Duell ist bei Strafe des Beiles verpönt... Doch er liegt, der die römische Wölfin gehöhnt! Liktoren, erfüllet des Vaters Gebot! Ich besitze den Kranz und verdiene den Cod Bevor es sich rollend im Sande bestaubt, Erheb' ich in ewigem Jubel das Haupt!"
**
*
-
Dieses wundervolle Gedicht des ausgezeichneten Schweizer Dichters Konrad Ferdinand Meyer wird in der Hauptsache nach dem vorausstehenden Artikel Aus der römischen Geschichte" verständlich sein. Doch bedürfen einige Ausdrücke noch der Erklärung. Die römische Wölfin höhnen, heißt Rom selbst höhnen. Nach der Sage sollen die Zwillings brüder Romulus und Remus , die 753 v. Chr. die Stadt Rom gründeten, gleich nach ihrer Geburt ausgesetzt, aber von einer mitleidigen Wölfin in ihre Höhle getragen und gesäugt worden sein. Das Wort zentaurisch tommt von Zentauren her, Fabelgeschöpfe, von denen die griechische Sage berichtet, daß sie auf einem Rosseleib Menschenbrust und Menschenkopf trugen. Die bildende Kunst( Bildhauerei und Malerei) hat die Bentauren sehr oft im Kampfe mit Menschen dargestellt. Man nimmt an, daß die Sage die Zentauren nach einem wilden Bergvolt in Thessalien( Nordgriechenland) geschaffen hat, dessen Angehörigen sich als Reiter auszeichneten und mit ihren Pferden gleichsam verwachsen schienen. Tuben( in der Einzahl Tuba ) hießen die langen Kriegstrompeten der Römer. Die Liktoren, Boten, waren die Beamten, die früher den Wahlkönigen, später den ebenfalls gewählten Konsuln der Republik überall vorausschritten, wenn diese in ihrer amtlichen Eigenschaft auftraten. Die Liftoren trugen Ruten und Beil, als Zeichen der richter< lichen Gewalt, welche den Königen und später den Konsuln zustand, und sie vollstreckten auch deren Urteile.
Biblioghak
der Friedrich- Ebert- Stiftung