Für unsere Müder Nr. 16 o o o o o o o Beilage zur Gleichheit o o o o o o o 1969 Inhaltsverzeichnis: Prinzeß Frühling, von Smma Dvly.(Gedicht.) Da» Wappen der Urbarier, von Robert Grötzsch. AuS dem Reiche der Technik. II. Eine Eisenbahnfahrt. Von Richard Woldt. Der Clown. Von Hein rich Vierordt.(Gedicht.) Die Geschichte de» RegentrSpschcns. Bon Toni Sußmann. Der Esel und der Stier. Von Just Friedrich Wilhelm Zachariil.(Gedickt.) Das Märchen vom Schlaraffenland. Bon L. Beckstein. Häuschen aus der Jagd. Bon Heinrich Seidel. (Gedicht.) Prinzeß Frühling. «»»«»ma»«». Hört nur, wie der Wind an den Scheiben pocht, Der singt unS gar fröhliche Weise: Prinzessin Frühling ist aufgewacht Und rüstet zur großen Reise. Schon kämmt sie sich sorgsam ihr schönes Haar, Das leuchtet wie Sonnenstrahlen. Und herrlich ließ sie ihr grünes Gewand Mit blauen Veilchen bemalen. Von Butterblumen den gold'nen Schmuck Hat sie um den Nacken gehangen; Es strahlt ihr Auge im lichten Blau, Wie Mairöslein blühen die Wangen. Sie rüstet und schmückt sich zum Maienfest, Da ist sie die Schönste im Kreise. Es zwitschert die Schwalbe, es klappert der Storch, Die Lerche jauchzt ihr zum Preise. o o o Das Wappen der Llrbarier. In grauer, grauer Vorzeit lebte in einem Lande, das Urbarien hieß, ein starker Volks- stamm. Viele Jahrhunderte hindurch ver leidigte er die fruchtbaren urbarischen Gefilde gegen wilde, feindliche Völker, bis eines Tages eine Horde auf flinken, struppigen Pferden anstürmte und die Urbarier nach heißem Kampfe mit List und Kühnheit besiegte. Da blieb den Urbariern nichts übrig, als den Schwur zu halten, den sie vor der Schlacht getan: lieber in der Wüste zu sterben, als die Sklaven eines anderen Volkes zu werden. Die Männer rafften wild grollend die Habe zusammen, und die Frauen banden sich die Kinder mit groben Tüchern auf den Rücken. So zogen die besiegten Urbarier hinaus in die Einöde, um eine neue fruchtbare Heimat zu suchen. Jahrelang wanderten sie durch Schnee- und Eisgefilde, durch Wüsteneien, die nicht viel ander« Nahrung boten als die Fische, die in trüben Sümpfen träge spielten. Unverdrossen wanderten die Vertriebenen. Aber die Ein öd« schien' grau und unaufhörlich wie die Ewigkeit selbst. Der flüchtende Stamm wurde müde und entkräftet, und Hunderte starben am Wege. Die Frauen keuchten unter der Last der Kinder, die sie auf deui Rücken trugen. Sie glaubten oft zusammenbrechen zu müssen vor Müdigkeit und Schwäche, da sie deu Hunger ihrer Kinder stillten und aus den Mutterbrüsten die Kraft des Mutterleibes saugen ließen. Als darum ob der entkräfteten Frauen der Marsch langsamer und langsamer wurde, murrten einige Verdroffene, so daß eine ernste Beratung abgehalten werden mußte. Viele rieten, man solle in die ehemalige Heimat zurückkehren. Als Sklave des Feindes zu sterben sei nicht so schrecklich, als langsam in Schnee und Eis und Sump stand zu vor- hungern. Aber die Frauen erhoben ein lautes Klagen und erklärten, lieber Hungers sterben, als die Kinder des Stammes in die Knechtschaft des Feindes liefern zu wollen. Da traten einige Männer vor, die ebenfalls der vielen Entbehrungen müde waren, und murrten verbittert:»Laßt uns die Kinder töten, damit unser Leidenswez nicht noch ver» längert werde." Aber die Frauen scharten sich zusammen. um den Nachwuchs des Stammes gegen deu Hungerwahn der Verzagten zu schützen. Und Makuline, die älteste Frau des Stammes, sprach:»Wie? Ihr Kleinmütigen wollt unse» Blut vergießen?"