Für unsere Kinder
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Die Wichtelmänner.
Erstes Märchen.
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Doch wir sind ihrer Reise vorausgeeilt. Es| Und haben sie alles recht gründlich getan, scheint, daß wir mit den Stämmen zusammen Dann ruf ich die Kinder zum Spiel auf den Plan. das Wanderfieber bekommen haben. Denn die Nun grüße mir alle und sag zu den Kleinen, sind ganz sicher davon ergriffen. Seht nur, Ich würde zuerst durch ihr Fensterchen scheinen. wie sich die Flöße bewegen, sie können vor Sie sollen am Abend brav schlafen nur geben, Ungeduld gar nicht die Abreise erwarten, und Dann tönnen recht frühe mein Leuchten sie sehen. doch fehlt noch so manches. Vorn auf dem Lebwohl, schon zu lange blieb ich auf dem Fleck." ersten Floß schlagen die Flößer eilig eine not- So sagte Frau Sonne, und-husch war sie weg. dürftige Bretterhütte auf, in der sie sich während der Wochen langen Fahrt nachts zum Schlafen niederlegen. Auch ein Herd, vielmehr Ofen wird auf das Floß geschafft, denn das hat ja auch eine Küche. Und nun kommt der Proviant. Alles, was sich ein Flößermagen wünschen tann, ist darunter, und für den Durst Kizinger Bier. Nun schnell noch die Anter her. Auf jedes Floß springen zwei Mann, und die lustige Fahrt den Wlain hinab hebt an. Auf dem Hüttensloß weht die Fahne, der Floßführer löst die Anker, und vorn der hagere Steuermann stemmt mit fräftiger Hand die lange Stange in den Grund des Stroms und lenkt das Floß in das breite Fahrwasser. Am hinteren Ende des Floßes steht der junge „ Nachhalter" mit seiner Stange und stößt vom Ufer ab. Das Floß schwimmt! Eines nach dem anderen der sieben Fahrzeuge verläßt das Ufer, und der stattliche Floßzug zieht unter dem Frohlocken und Rufen der nachschauenden Kinder und Freunde der Flößer den blaugrünen Strom hinunter. Gute Fahrt!
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Nun horchet, ihr Kinder, was gestern geschehen: Ganz zufällig hab' ich Frau Sonne gesehen. Da hab' ich ihr gleich ihre Sünden verlesen, Weshalb sie so lange nicht bei uns gewesen, Ob stolz sie geworden, weil sie gar so dicht Mit Schleiern von Wolken verhüllt ihr Gesicht? Da sah sie mich an, mit so herzlichem Lachen, Ihr wißt schon, was einen so luftig fann machen, Lind sagte:„ Ich glaube, die Menschen, sie meinen,
Ich hätte nichts andres zu tun als zu scheinen! Und gar, daß ich stolz sei, wie eben du flagst, Das hat doch gewiß nur dein Jüngstes gesagt. Ich käme zu euch lieber heute als morgen, Doch muß ich erst noch Regenwolten besorgen, Die die Bäume waschen, die Felder begießen, Daß Blumen und Gräser aufs neu tönnen sprießen.
Es war ein Schuster ohne seine Schuld so arm geworden, daß ihm endlich nichts mehr übrig blieb als Leder zu einem einzigen Paar Schuhe. Nun schnitt er am Abend die Schuhe zu, die wollte er den nächsten Morgen in Arbeit nehmen; und weil er ein gutes Gewissen hatte, so legte er sich ruhig zu Bett und schlief sanft ein. Morgens, als er sich zur Arbeit niedersegen wollte, standen die beiden Schuhe ganz fertig auf seinem Tisch. Er verwunderte sich und wußte nicht, was er dazu sagen sollte. Er nahm die Schuhe in die Hand, um sie näher zu betrachten: sie waren so sauber gearbeitet, daß kein Stich daran falsch war, gerade als wenn es ein Meisterstück sein sollte. Bald darauf trat auch schon ein Käufer ein, und weil ihm die Schuhe so gut gefielen, so bezahlte er mehr als gewöhnlich dafür, und der Schuster konnte von dem Geld Leder zu zwei Paar Schuhen erhandeln. Er schnitt sie abends zu und wollte den nächsten Morgen mit frischem Mut an die Arbeit gehen, aber er brauchte es nicht, denn als er ausstand, waren sie schon fertig, und es blieben auch nicht die Käufer aus, die ihm so viel Geld gaben, daß er Leder zu vier Paar Schuhen einkaufen konnte. Er fand frühmorgens auch die vier Paar fertig; und so ging's immer fort: was er abends zuschnitt, das war am Worgen verarbeitet, also daß er bald wieder sein ehrliches Auskommen hatte und endlich ein wohlhabender Wann ward. Nun geschah es eines Abends nicht lange vor Weihnachten, als der Mann wieder zugeschnitten hatte, daß er vor Schlafengehen zu feiner Frau sprach:" Wie wär's, wenn wir diese Nacht ausblieben, um zu sehen, wer uns solche hilfreiche Hand leistet?" Die Frau war's zufrieden und steckte ein Licht an; darauf verbargen sie sich in den Stubenecken, hinter den Kleidern, die da aufgehängt waren, und gaben acht. Als es Mitternacht war, da tamen zwei fleine niedliche, nadte Männlein, setzten sich