Für unfere Kinder
Sache ist nicht gar so schlimm, wie sie aussieht. Das Kochen macht das Wasser ungefährlich, und die Flößerkost hat mir jederzeit trefflich gemundet, und auch ihr würdet sie nicht verschmähen. Denkt an die großen Portionen Fleisch, die die Flößer während der langen Fahrt erhalten. Jeder Mann ein reichliches Pfund täglich. Nicht viel mehr bringt eure liebe Mutter für euch alle zusammen auf den Tisch, und das lange nicht alle Tage! An Brot haben die Flößer überfluß und schenken gerne davon den armen, hungrigen Kindern der notleidenden Spessartbewohner. Auch Kartoffeln haben sie reichlich geladen und andere Butost. Was fehlt, um Abwechslung im Speise zettel zu schaffen, das schafft der kluge Koch noch herbei. Es ist nämlich sein Stolz, seinen Kameraden immer wieder etwas Neues auf den Tisch zu bringen.
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( Ein Mädchen spielt den Arzt, während ein anderes vor dem Bette einer Puppe sigt, deren Puls gefühlt wird.) Wie finden Sie das liebe Kind?
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Sie hat eben immer noch stark Fieber, das ist der böse Nordostwind; doch scheint die größte Gefahr vorüber. Wie war der Appetit indessen?"
Seit gestern hat sie nichts gegessen. Mein Bruder bracht ihr heute früh dies Törtchen mit, das möchte sie; allein ich wollt' es doch nicht wagen, ohne Herrn Hofrat erst zu fragen.
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„ Es ist nur immer bei dem Zeug zu viel Gewürz und Butterteig. mit Erlaubnis- ich will es doch versuchen. Sm! eine Art von Mandelkuchen." Herr Hofrat! Sie vergessen sich, Sie effen ja ganz fürchterlich! Alle Achtung vor Ihrem großen Hut, aber Sie haben besondre Manieren!
" Pardon! Das Törtchen war zu gut. ( Nachdem er sich geräufpert und der Patientin nochmals den Puls gefühlt.)
Laffen Sie nun eben das Mirtürchen repe tieren!
mir sehen ein paar Tage zu.-
Gute Nacht!
Der Dice " ist nämlich nebenher noch ein geschickter Geschäftsmann, der einen lebhaften Tauschhandel mit den Dörflern am Ufer unterhält. Gegen Kaffee, Zichorie, Zucker und vor allem Brot und Bier erhandelt er Obst und frisches Gemüse, wie es die Jahreszeit bietet, manchmal wohl auch ein fettes altes Huhn. Seinen Kameraden und seiner Kunst zuliebe ist der Koch aber auch ein wenig- Seeräuber. Fürchtet euch nicht, er hat es nicht auf euch abgesehen, und die paar Nickel, die ihr bei euch führt, find in guter Sicherheit, er fordert sie nicht als Löfegeld. Mit List und Tücke aber stellt er den Fischen nach, und wenn am Ufer etwas Eßbares wächst, so unternimmt er im Ihr Diener!" Nachen gern einen nächtlichen Raubzug hinüber. Besonders im Herbst, wenn saftige Früchte verführerisch über das Wasser winken, tann Freund Koch der Versuchung nicht widers stehen. Da besteigt er den Nachen, den das Floß mit sich führt, fährt mit leisen Ruderschlägen von dem verankerten Floße ab und erleichtert den armen Bäumen etwas die drückende Last. Am anderen Tage aber gibt es Apfeltüchlein für die Flößer oder sonst eine Delitatesse. Schmunzelnd verzehren die hung rigen Gesellen die ungewohnten Leckerbissen, und der eine oder andere fragt wohl den lächelnden Koch, ob er wieder nachts auf Raub ausgegangen sei. Da kommt er aber schön an! Der„ Dicke" gibt ihm sofort mit dem großen Rührlöffel die Antwort. Denn er hält auf Ehre. Heinrich Wandt .
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„ Recht angenehme Ruh!"
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I.
Trauer und Verzweiflung lag auf unserem Hühnervolt. Schon seit länger als einem Monat verschwanden die Bewohner unseres Hühner hauses auf eine unerklärliche, geheimnisvolle
* Aus Bingo und andere Tiergeschichten, mit vielen Jlluſtrationen von Ernest Seton Thomp fon. Stuttgart , Kosmos, Gesellschaft der Naturfreunde. Wir können dies Buch nicht warm genug empfehlen. Weit der unmittelbaren Lebendigkeit des Geschehens führt es in das Leben der Tiere ein, regt zur Beobachtung ihrer Gewohnheiten an, erwedt Mitgefühl mit ihren Leiden und Freuden und