Für unsere Kinder
r. 26 ooooooo Beilage zur Gleichheit ooooooo 1909
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Juhaltsverzeichnis: Im Herbst. Von Heinrich| gewiß nicht leicht, denn das Mädchen mußte Seidel.( Gedicht.) So sind wir alle. Von dann zweieinhalb Stunden weit wandern, Emma Dölk.- Zwei Heimgekehrte. Von Ana- den schweren Korb auf dem Rücken. Ram Lise stafius Grün.( Gedicht.) Eine Floßfahrt auf von ihrem Marsche zurück, so gab es fein dem Main : VIII. Jm Kampf mit Sturm und Ausruhen. Kaum hatte sie die smalen Bissen Wellen. Von Heinrich Wandt . Bottelohr. Von hinuntergewürgt, so mußte sie an die Arbeit. Von Ernest Seton Thompson . Lügenmärchen. Aus Böhmes Deutsches Kinderlied".( Gedicht.) Denn die Kinder mußten der Mutter tüchtig helfen. Die größeren nähten und der jüngste Bruder machte Pechdrähte und fädelte Nadeln ein. Wenn alle zusammen recht fleißig waren und bis tief in die Nacht hinein sich mühten, so gab es einen Verdienst von einer Mark, wenn's hoch fam, noch 25 Pfennig mehr. Trotzdem die Arbeit schwer war, verrichtete Lise sie doch viel lieber, als daß sie handeln ging. Aber zweimal im Jahre war stille Zeit, da gab's aus der Fabrik keine Arbeit. Die legten Groschen wurden dann ausgegeben, um Filzsohlen, Oberstoff, Futter, Bechdraht und alle Zutaten für Pantoffeln zu kaufen, und sobald ein Posten davon fertig war, mußte Lise als Alteste zusehen, die Ware zu verkaufen. Der Vater verdiente ja nichts. Er war schon jahrelang trant, und Lise wußte, daß er niemals wieder gesund werden würde. Da hieß es denn für alle tüchtig zufassen.
Was rauscht zu meinen Füssen so? Es ist das falbe Laub vom Baum! Wie stand es jüngst so blütenfroh Am Waldessaum!
Was ruft zu meinen Häupten so? Der Vogel ist's im Wanderflug, Der noch vor kurzem sangesfroh Zu neste trug.
Mein ahnend Herz, was pochst du so? Du fühlst den Pulsschlag der natur, Und dass verwehen wird also Huch deine Spur!
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So sind wir alle.
Auf der mit Teppichen belegten Treppe einer schmucken Villa an der Grenze von Berlin stand Lise neben ihrem Tragforb. Die Zwölfjährige ging mit Filzschuhen und Pantoffeln handeln. Sie tat es ungern, obgleich sie gewöhnlich gut verkaufte. Es kam ihr so vor, als ob die Menschen dächten, ihr eine Gnade zu erweisen, wenn sie ihr etwas abnahmen und den geringsten Preis für die Ware zahlten. Das tat Lise weh, denn sie sah vor sich, wie daheim gearbeitet worden war, um die Schuhe und Pantoffeln fertig zu machen.
Wenn es in den großen Filzschuhfabriken zu tun gab, so arbeitete ihre Mutter als Heimarbeiterin für eine von ihnen. Life mußte dann gewöhnlich das Holen und das Abliefern der Arbeit besorgen, damit die Mutter während dieser Zeit schaffen konnte. Das war
In die vornehme Villa, auf deren Treppe sie jetzt stand, hatte Lise sich heute erst gar nicht recht hineingewagt. Sie hatte aber so wenig verkauft, daß sie auf ihrem Wege kein Haus auslassen durfte. Weit konnte das Mädchen sowieso nicht mehr gehen, denn es war schon spät nachmittags, und der kurze Herbsttag ging bald zu Ende. Leise klingelte Life und brachte dem sofort erscheinenden Dienstmädchen ihr Anliegen vor: Brauchen Sie vielleicht Pantoffeln? Es ist alles gute Ware, meine Mutter macht die Pantoffeln selbst." Das Mädchen lächelte.„ Nein, Kleine, ich brauche nichts. Aber warte mal. Die gnädige Frau sagte neulich, sie wollte sich ein Paar Pantoffeln laufen, vielleicht nimint sie dir etwas ab." Das Mädchen ging, und nach einiger Zeit erschien die Hausfrau. Lise hatte unterdessen zuunterst aus ihrer Kiepe ein Batet feiner, weißsohliger Pantoffeln hervorgesucht. Nachdem sie schnell nach der Größe des Fußes gesehen hatte, hielt sie der Dame mehrere Paare zum Anprobieren entgegen. Dieser aber schien kein Paar recht zu sein. Bei dem einen