Für unsere Kinder Nr.20 o o o o o o o Vellage zur Gleichheit 0000000 19l0 Inhaltsverzeichnis: Spruch. Von Cäsar Flaisch- Irn. Drr Steinllopfer. Bon Edgar Hahnewald . Die Enten. Bon Emma Döltz. (Gedicht.) Erfindungen und Entdeckungen: Die Erfindung der Buchdruckerkunst. Bon Jürgen Brand. In Großvaters Auftrag. Von HanS Aanrud . (Schluß.) Bon den zwei Fröschen, die das Nähen lernten. Bon Viktor Blüthgen. Der Bauer und der Teufel. Von Brüder Grimm. Glühwürmchen. Bon E. H. EtraSdurger.(Gedicht.) Spruch. Don ckts« Slalschlen. Was kommt, das kommt: Sturm od« Sonnenschein I -bast du die Äand nur fest am Steuer, wird Leid und Weh auch dir zum Ziel gedeihn und frisch« Wind nur in die Segel seinl 000 Der Steinklopfer. Vor mir liegt ein kleiner, unscheinbarer Steinb rocken. Es ist»in Stück gemeiner Pläner, wie man ihn hierzulande allerorten auflesen kann. Erst wenn man ihn betrachtend in der Hand hin und her wendet, entdeckt das Auge auf dem blaugrauen Stein den deutlichen und schonen Abdruck einer versteinerten Muschel. Ein Zufall ließ mich den unscheinbaren Rest einer längst vergangenen Zeit finden. Ich steckte den Stein zu mir, weil ich seine Ge schichte kannte. Sie ist sehr schön und hört fich fast an wie ein seltsames Märchen. Es ist aber nicht nötig, daß ich hier erzähle, wie die Muschel in den Stein kam. Du kannst diese Geschichte in jedem Lehrbuch der Geo logie nachlesen. Schlage das Kapitel über die Kreidezeit auf. Dort steht die Geschichte, wie die kleine Muschel in den Tiefen des Kreide- weeres«in fröhliches Leben führte, bis sie endlich in seinen Schlammschichten ihr Grab fand. Dort ist sie dann langsam zu Stein geworden, als das Kreidemeer längst verrauscht war. Lange, lange Ewigkeiten hat sie dort gelegen, bis endlich d« Schlag deS Stein brech«» si, zutage fördert«. Ein kleines Stück Ewigkeit ist der Stein brocken, der so unbedeutend daliegt. Du würdest ihn achtlos mit dem Fuße beiseite stoßen, wenn er dir auf der Straße im Wege läge.»» S Aber der Stein hat noch eine andere Ge schichte. Und wenn dir die erste vielleicht ge fiel, so wird dir die zweite recht viel zu denken geben. An dem Tage, als ich den Stein heimschleppte, mußte ich über Land. Auf dem Wege kam ich an einem Steinbruch vorüber. Arbeiter brachen hier harten, roten Syenit. An langen Draht seilen hingen sie wie Schwalben an der steilen Wand, und ihre schweren Meißel nagten von früh biS abends am Felsen. KipploriS liefen auf schmalen Schienen geschäftig hin und her und schafften das gebrochene Gestein inS Werk. Dort kneten Männer und Frauen mit großen Schutzbrillen vor dem Steinhaufen und schlugen die Blöcke in kleine Stück«. Wie Maschinen ließen sie die kleinen Hämmer an den langen Stielen schwingen. Sie arbeiteten, ohne sich umzusehen. Sie sahen nicht die reisende Schön heit d« Feld«, über die die scheidende Sonne goldene Schauer warf. Nicht für sie winkten die blaue» Berge in der Ferne, die sausenden Wälder am Rande der Wiesen. Alle Gedanken an dies« Dinge sterben langsam dahin unter dem Klopfen der rastlosen Hämmer. Die Meißel knabbern an dem Felsen, den Jahrtausende gebaut haben. Der Mensch braucht Steine. Er braucht st«, um Straßen, Häuser und Fabriken zu bauen. Man sagt, er braucht auch Kirchen, Kasernen und Ge fängnisse. Der Mensch braucht die Steine. Der Stein brecher, d« sein Leben aufs Spiel setzt, wenn n die Felsen sprengt, leistet notwendige Ar beit. Di« Gesellschaft braucht Steine, er bricht sie und gibt von früh bis abends seine Kraft an diese Arbeit hin. Läßt ihn dafür die Gesellschaft an allem teilnehmen, was sie mit vollen Händen bieten kann? Hat der Steinbrecher bei seiner schweren Arbeit immer satt zu essen? Hat er eine ge- 'unde Wohnung und reine Kleider? Kann er an dem frischen Quell der Wissenschaften, am Ge- sunddruu»«» der Kunst seine müde Seele laben?