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Für unsere Kinder
gegen die vierfüßigen Tiere nichts helfen konnte.| doch nicht gewagt, sich mit Handschuhen zu Sie faßten daher, nachdem sie sich lange die versehen, weil der Sommer gar zu heiß war Röpfe zerbrochen hatten, den weisen Beschluß: und sie fürchteten, man möchte ihrer spotten. Vier Herren des edlen Rates, vor denen sich die Tiere vielleicht mehr als vor gewöhnlichen Leuten scheuen würden, sollten den Bannwart auf eine Tragbare setzen, ihm eine lange Rute in die Hand geben und ihn so auf dem Salzacker herumtragen, bis er das lose Vieh herausgetrieben hätte. Dies geschah. Der Bannwart hielt seinen Umzug, als wäre er der Papst zu Rom , und die vier Ratsherren mußten mit ihren breiten Füßen so fein säuberlich einhergehen, daß durch sie dem kostbaren Acker kein allzugroßer Schaden widerfuhr.
Im übrigen wucherte das Salzkraut so üppig, wie eben nur Unkraut wuchern kann. Als nun ein ehrlicher Schildbürger über den herrlich grünenden Acker ging, fonnte er es nicht lassen, ein wenig von dem edlen Salzkraut auszuraufen und zu kosten. Nun bissen ihn zwar die Brennesseln auf die Zunge, daß er hätte schreien mögen, aber eben das machte ihn ausnehmend fröhlich. Er rannte vor Schmerz und Freude ganz närrisch auf und ab und schrie mit heller Stimme:„ Es ist Leckerwerk, Leckerwerk ist es!" Darauf lief er eiligst nach Schilda , um sich einen guten Botenlohn zu verdienen, und stürmte mit der großen Glocke, damit alle Schildbürger zusammenkämen und die gute Mär vernähmen. Als sie versammelt waren, rief er vor Freude zitternd:„ Seid fröhlich und gutes Mutes! Das Kraut ist schon so scharf, daß es mich tüchtig auf der Zunge gebissen hat. Es ist sicher, daß ein recht gutes Salz daraus wird."
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Da zogen die Schildbürger alle miteinander auf den Acker hinaus, der Schultheiß an der Spitze. Dieser riß ein Blatt ab, streckte die Zunge heraus und kostete es. Alle taten es ihm nach und fanden es so, wie der Bote ihnen verkündet hatte. Sie waren sehr froh, und jeder sah sich im Geiste schon als einen mächtigen Salzherrn.
Als endlich die Zeit der Ernte gekommen war, da kamen sie herbei mit Roß und Wagen und mit Sicheln, das Salz abzuschneiden und heimzufahren. Etliche hatten gar ihre Dreschflegel zurechtgemacht, um es gleich an Ort und Stelle auszudreschen. Als sie aber Hand anlegen und ihr gewachsenes Salz absicheln wollten, da war es so scharf und hitzig, daß es ihnen allen die Hände verbrannte. Obgleich fie schon vorher von dieser großen Kraft des Salzkrautes unterrichtet waren, hatten sie es
nun meinten einige, man solle es mit Sensen abmähen wie das Gras, andere, man solle es mit der Armbrust niederschießen wie einen tollen Hund. Das letzte gefiel ihnen am allerbesten. Weil sie aber keinen Schützen unter sich hatten und befürchteten, durch einen fremden möchte ihre Kunst verraten werden, so ließen fie es bleiben. Kurzum, die Schildbürger mußten das edle Salzkraut auf dem Felde stehen lassen, bis sie einen besseren Rat fänden. und hatten sie zuvor wenig Salz gehabt, so besaßen sie jetzt noch weniger, denn was fie nicht verbraucht hatten, das hatten sie ausgefät. Deswegen litten sie großen Mangel an Salz, zumal am Salze der Weisheit, das bei ihnen ganz dünn geworden war. Daher zerbrachen sie sich auch den Kopf darüber und sannen nach, ob etwa der Acker nicht recht bebaut worden sei, und hielten viele Ratsfizungen darüber, wie man es ein andermal besser machen könnte.
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Guter Rat.
Von Emma Dölz.
Früh ist Bubi aufgewacht, Heisa, wie die Sonne lacht! Hört nur, draußen am Balkon Banken sich die Spazen schon, Und die Efeuranken wehn, Das muß Bubi wirklich sehn, Klettert aus dem Bett heraus. Und will hurtig gleich hinaus. Knarrr! Da macht die Türe Krach, Und gleich ist die Mutter wach: ,, Na, was soll denn jetzt geschehn? Willst du gleich ins Bettchen gehn! Kannst doch bei dem Windgebraus Nicht etwa im Hemd hinaus." Ganz verdugt der Junge steht: Ob's denn wirklich gar nicht geht? Doch gleich fällt ein Rat ihm ein: „ Gelt, du hältst es, Mütterlein?" Und es zieht der kleine Tropf, Schwupp, das Hemdchen über'n Kopf.
Verantwortlich für die Redaktion: Frau Klara Betfin( Bundel), Wilhelmshöhe. Post Degerloch bet Stuttgart . Druck und Verlag von Paul Singer in Stuttgart .