Für unsere Kinder
Nr. 9 ooooooo Beilage zur Gleichheit o oooooo 1912
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Inhaltsverzeichnis: Heide im Winter. Bon| ein wenig zur Faulheit. Doch das ist den Detlev v. Liliencron.( Gedicht.) Frau Holles beiden anderen gerade recht. Sie haben um Garten. Von Anton Fendrich . Bei den Ob- so besser arbeiten. Am liebsten tun sie's in dachlosen. Von Leo Tolstoi , Das Joch am der Nacht, wie ihre kleinen Brüder im Tal, Leman. Bon Konrad Ferdinand Meyer.( Gedicht.) die Wichtelmännchen. Und wenn dann am Galvanoplastik. Von A. Schulze, Ingenieur. ( Schluß.) Die Wurzelprinzessin. Von Robert Morgen die Menschen mit verschlafenen Gesichtern aus den Bauernhäusern schauen, dann sind sie verschwunden und Frau Holles Garten liegt da in seiner ganzen weißen Blütenpracht.
Reinid.
Die Sonne leiht dem Schnee das Prachtgeschmeide; Doch ach, wie kurz ist Schein und Licht. Ein Nebel tropft, und traurig zieht im Leide Die Landschaft ihren Schleier dicht.
Ein Häslein nur fühlt noch des Lebens Wärme, Am Weidenstumpfe bockt es bang;
Doch kreischen hungrig schon die Rabenschwärme Und backen auf den sichern Fang.
Als Frau Holle einst gesehen hatte, wie der Herbst mit den Birken und Bergahornen und Ebereschen umgegangen war, die ihre dürren nackten Zweige tläglich in die Luft streckten und neidisch waren auf die Tannen, denen der Grobian nichts anhaben konnte, da war es der himmlischen Frau gleich klar, daß dies nicht so bleiben könne, und daß auch der heimliche König, der Winter, seinen Garten haben müßte. Als sie deswegen zum erstenmal mit den drei wilden Gesellen sprach und
Bis auf den schwarzen Schlammgrund sind gefroren fie fragte, ob sie wohl ihre Gärtner sein wollten, Die Wasserlöcher und der See.
Zuweilen geht ein Wimmern, wie verloren,
Dann stirbt im toten Wald ein Reh.
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Frau Holles Garten.
Habt ihr schon einmal einen Wintergarten gefehen? Da frieren müde Palmen in einer großen glasgedeckten Restaurationhalle und haben Heimweh nach der Sonne; struppige Eritabüsche lassen ihre kleinen roten Blütenperlen in die schwarze Topferde fallen, und Zyklamen, diese Struwwelföpfe unter den Blumen, lassen traurig die fleischigen Blätter und Blütenstile hängen, weil es ihnen, den Kindern der Heide und der Berge, zu warm und zu dumps ist. Ein halbes Dußend ungarischer Zigeuner spielt eine schwüle Mufit, während die feinen Herren und Damen an kleinen Marmortischen Bier oder Kaffee trinken und rauchen.
da sagten diese einmütig zu. Nur die Sonne sollte nichts dabei zu tun haben, baten sie sich als Bedingung aus; und der Nebel meinte, die tue überhaupt schon so dick, als hätte sie alles allein gemacht. Und als er dies gesagt hatte, blics er seine dicken, bleichen Backen auf und versicherte den beiden Kameraden, er werde ihr das Handwerk schon legen. Frau Holle versprach, in dieser Hinsicht zu tun, was möglich sei, aber die Sonne unterstände eben einem Höheren.
In einer hellen Nacht, wo es am Himmel flirrte und loderte von brennenden Sternen, fingen die drei Gärtnerburschen mit der Arbeit an. Zuerst fam der Frost und sagte, daß bei der Gärtnerei die richtige Temperatur die Hauptsache wäre. Das hörte das Thermometer am Feldbergerhof und fant vor Schreck auf 20 Grad unter Null. Dann kam der Wind und fand, das allerwichtigste sei die richtige Bearbeitung des Bodens. Und er fing an zu wehen und fuhr mit seinem Karren ganze Berge der weißen Lasten in die Löcher und Mulden, die ausgefüllt werden mußten. Wo es schon eben war, da häufelte er um einsame Wegweiser oder dumme und anmaßende WarDrei wilde Gesellen sind Frau Holles nungstafeln so lange den Schnee, bis diese Gärtnerburschen, der Wind, der Frost und fast erstickten und demütig um Gnade baten. der Nebel. Von ihnen neigt nur der Nebel, Gell Bürschli, jezt isch ander Wetter als im
Und das alles zusammen nennt man einen Wintergarten.
Kommt, ich will euch einen anderen zeigen, einen richtigen, droben in meinen Bergen.