Für unsere Kinder

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Nußschalen an, jagten sich mit Grashüpfern und Maitäfern und führten nach dem Gesang der Vögel die zierlichsten Tänze auf; dazu ver­standen sie die Sprache aller lebenden Wesen. Zwei Feste im Jahre machten den Wurzel­männchen besondere Freude. An gewissen Tagen des Frühlings und Herbstes zogen

Apparat. Der elektrische, aus Dynamomaschine | und Springen, stellten auf dem Bach, der oder Akkumulator stammende Strom zerlegt auf durch ihr Land floß, große Wasserfahrten in seinem Kreislauf die Metallsalzlösungen, und das Metall schlägt sich auf die zu überziehen­den Gegenstände nieder. Bei unserem Apparat ist das Kupferbad gleichzeitig ein Teil des Stromerzeugers. Wir haben Kupfer und Zink, die beide miteinander in Verbindung stehen, und beide berühren eine Flüssigteit, wodurch ein elektrischer Strom entsteht. Die Elektrizi- große Scharen munterer Gäste heran, die tät strömt in unserem Apparat von den Münzenformen durch Drahtring und Kreuz zum Zink und vom Zink durch die Schwefel­säurelösung und die poröse Tonwand zum Kupferbad zurück. Bei dieser Wanderung des galvanischen Stroms aber spaltet sich aus dem Kupfervitriol Kupfer ab und wandert in Form fleinster Teilchen mit dem Strom zu der Wachs­form und schlägt sich auf dieser nieder. Ich hoffe, daß es mir gelungen ist, euch einen Ein­blick in das für die Technik wichtige Gebiet der Galvanoplastik zu geben und wünsche zum Schlusse Glück und viel Vergnügen zu neuen Versuchen. A. Schulze, Ingenieur.

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Die Wurzelprinzessin.

Von Robert Reinick . 1.

dann gastfreundlich bewirtet wurden und zum Danke dafür dem kleinen neugierigen Volke zu erzählen pflegten, wie es draußen in der Welt zuging.

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Diese Gäste waren niemand anders als die Tausende und aber Tausende von Wander­vögeln, die im Frühling aus dem Süden, im Da Herbst aus dem Norden daher kamen. klapperten die Störche ihre Dorfgeschichten, die Zugschwalben zwitscherten Hausmärchen, und die Nachtigallen brachten neue schöne Lieder mit; dann tamen auch wohl noch Wanderratten dazu und trugen Reisebeschrei­bungen vor, und Elstern und Krähen erzählten schauerliche Sagen. Auf diese Weise erhielt das Wurzelvolt fortwährende Kunde von der ganzen Welt. Allerdings erregten solche Er­zählungen große Neugier, die Menschen kennen zu lernen; doch immer hielt eine angeborene Scheu die kleinen Wesen ab, ihr friedliches Tal zu verlassen.

Auf dem Wege zwischen Nürnberg und Leipzig lief in früheren Zeiten die Straße an einer Stelle neben dem Rande eines dunklen Nun regierte einmal in jenem Volfe ein Waldes hin, der sich weit in das Land hinein guter, lieber Wurzelkönig, der hatte eine sehr über die Berge fortzog. Mitten in diesem schöne Prinzessin zur Tochter. Diese aber war Dickicht bildeten Felsen ein tiefes grünes Tal, neugieriger als alle anderen Mädchen der von fast undurchdringlichen Hecken umgrenzt, Welt, ja sogar neugieriger als alle ihre kleinen so daß weder Menschen noch große Tiere dort Landsmänninnen. Der Wunsch, auch einmal einzudringen vermochten. Hier lebte zu jener die Menschen da draußen zu sehen, von denen Zeit das lustige Volk der Wurzelmännchen. sie so viel Wunderbares gehört hatte, war bei Das waren niedliche, menschenähnliche Ge- ihr gar mächtig geworden. Der gute König schöpfchen, die größten vielleicht eine Spanne, tat sein möglichstes, ihr diesen Wunsch aus­die kleinsten einen tleinen Finger lang. Sie zureden. Er stellte ihr die Menschen als grim­wohnten im Sommer in Mooslauben und mige, eigennüßige Riesen vor. Kein lebendes unter hohen Farnkräutern, im Winter ver- Geschöpf, sagte er, sei vor ihrer Herrschsucht frochen sie sich zwischen Baumwurzeln, in Ast- sicher, der größte Elefant müsse ebensogut nach löcher und Felsspalten. Ihre Kleidung war ihrem Willen tanzen wie der kleinste Floh.- fein und zierlich: die Männerchen trugen Das half alles nicht, seine Tochter hatte sich's Moosröckchen und Mooshöschen, die Weiber einmal in den Kopf gesetzt, eine Reise ins chen Kleider von hübschen bunten Blumen, Land der Menschen zu versuchen. Weil nun Blättern und Spinnengeweben, je nachdem dieser Gedanke sie immer schwermütiger und es falt oder warm war. Von Langeweile magerer machte, beschloß der König, endlich wußten sie nichts; immer hatten sie viel zu ihren Willen zu tun in der festen Hoffnung, tun, mußten ihre Straßen in Ordnung halten, der eigene Anblick würde sie für immer ab­Vorräte sammeln und dergleichen mehr; auch schrecken und von ihrer krankhaften Neugierde trieben sie gern allerlei Kurzweil mit Klettern| heilen.