Für unsere Rinder

Obstbäume und Fischnete mit dem Rauch des Funtenfeuers geräuchert, in dem Glauben, daß dieser heilbringend ist. Die Burschen und jungen Mädchen springen paarweise durch das lodernde Feuer.

Vor einem halben Jahrhundert, als die Funtenfeuer noch häufig waren, leuchteten von den Berggipfeln der Schwäbischen Alb   die mächtigen Flammen weit in die stille Nacht hinaus. Ein prächtiger Anblick. Die Feuer­brände, die auf dem Dreifaltigkeitsberg, Lem­ berg  , Plettenberg  , Hohenberg, Deilingerberg, Hohenkarpfen und vielen anderen Bergen auf loderten, bildeten eine ununterbrochene flam­mende Kette. Bis weit in die Schweiz   und Vorarlberg   hinein sah man die Flammenzeichen leuchten. Das Funfenfeuer wird noch heute in Oberschwaben  , Oberbayern   und Vorarlberg  begangen und ist in der Schweiz   als Fast­nachtsfeuer", in Tirol als Holapfannfeuer" und im Rheingau   als Hallfeuer üblich. In Frankreich   ist der Funtensonntag als la fête des brandons", das Fest der Strohfackeln" bekannt. In einigen deutschen   Gegenden geht der Brauch etwas später, im März vor sich und heißt Kroten  -" oder Sommerfeuer. Noch häufiger wird er erst am Dsterabend als Osterfeuer" begangen, das trotz seines heidnischen Ursprungs auch in der christlichen Kirche eine große Rolle spielte.

Ist bei dem Funfenfeuer die Strohpuppe gefallen, so nimmt das Scheibenschlagen seinen Anfang. Jeder Bursche, der am Arme seines Mädchens zum Funkenfeuer wandert, hat sich ein Dußend oder mehr Holzscheiben an einer Schnur über die Schulter gehängt. Die Scheiben hat er sich entweder selbst geschnitzt oder beim Wagner im Dorfe gekauft. Sie sind dünn, aus Buchenholz und haben gewöhnlich die Größe einer Männerfaust und in der Mitte ein Loch zum hineinstecken des Schleuderstockes. Ein jeder Scheibenschläger hat sich eine Anzahl guter Haselnußgerten als Schleuderstöcke besorgt. Die brennenden Scheiben sollen die kornauf­weckende Sonne versinnbildlichen. Die Schei­ben waren vielleicht ursprünglich Bestandteile eines Werkzeugs zur Erzeugung von Feuer, das später als geheiligtes Gerät bei der Ver­ehrung des Feuergottes diente. Sie werden auch bei dem Kroten  -"," Sommer-"," Oster-" und Johannisfeuer" geschlagen. Häufig wer den bei diesen Gelegenheiten auch brennende Strohräder den Berg hinuntergelassen. Auf dem Kornbühl, dem Hohenzollern   gegenüber, besorgte dies in früheren Zeiten der Mönch,

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der dort hauste, und der auch die Wetterglocke zu läuten hatte. In Geroldstein   in der Eifel  mußte es der jüngste Ehemann tun.

Die Holzscheibe wird ins Feuer gehalten, bis sie brennt, dann einigemal mit dem Stock um den Kopf geschwungen und in die Höhe geschleudert. Jede aufsteigende Scheibe wird mit einem Spruche jemand verehrt. Die erste gewöhnlich der heiligen Dreifaltigkeit, die hier an die Stelle des Feuer- und Wettergottes ge­treten ist; die zweite gehört der Liebsten, und die nachfolgenden Scheiben werden den Eltern, dem Freunde, Schultheiß   oder Pfarrer des Ortes gewidmet. Einige der Sprüche, die man in Schwaben   während des Schwingens der Scheiben sagt, lauten:

Scheibe aus und ein,

Wem soll die Scheibe sein?

Die Scheibe soll der höchsten Dreifaltigkeit sein! Scheibo, Scheibo!

Wem soll die Scheibe sein?

Die Scheibe fliegt wohl über den Rhein  , Die Scheibe soll meinem Schätzle sein!

Scheib auf, Scheib ab,

Die Scheib geht krumm und grad, Die Scheib geht links, geht rechts, Geht aus und ein,

Sie geht meiner Herzliebsten zum Fenster' nein!

Schibo, Schibo!

Wem soll die Schibe goh?

Die Schibe fahrt links und rechts, Sie fahrt dem Schultes eba recht. Fahrt se nit, so gilt se nit,

Hat se tei Loch, so stinkt se nit, Schibo, Schibo!

Ein Spruch vom Holapfannfeuer" in Tirol lautet:

Wem soll die Scheib' sein?

Korn in der Wann, Schmalz in der Pfann, Pflug in der Erd',

Schau, wie die Scheib' auße fährt!

Das Scheibenschlagen, das früher eines der schönsten Vergnügen für die ländliche Jugend war, ist heute vielerorts auch in den Gegenden verschwunden, wo es bis vor einigen Jahr­zehnten noch allen Verboten trotzte. Und an solchen hat es nie gemangelt, eiferte doch schon die Kirchenversammlung zu Konstantinopel   im Jahre 680 gegen die heidnischen Feuertänze. In späteren Jahrhunderten sind wiederholt geistliche und weltliche Behörden streng da­gegen eingeschritten. Eine Varordnung der Stadt Rottweil   vom Jahre 1618 verbot das