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Für unsere Kinder
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„ Sehr gut, Saidjah. Ich will gern mit dir| Sie laufen zurück und hin und her Hochzeit machen, wenn du wiederkommst. Ich Sie finden im Schnee den Weg nicht mehr. will spinnen und Sarongs weben und färben, Es weinen die Kleinsten, wohl irrten sie weit, und die ganze Zeit sehr fleißig sein." Kalt ist die Nacht, und Schlafenszeit! ,, D, ich glaube dir, Adinda, aber... wenn du denn schon verheiratet bist?"
„ Saidjah, du weißt wohl, ich werde niemand heiraten. Mein Vater hat mich deinem Vater versprochen."
,, Und du selber?"
" Ich werde dich heiraten, sei gewiß." „ Wenn ich wiederkomme, werde ich in der Ferne rufen."
„ Wer wird es hören, wenn wir im Dorfe Reis stampfen?"
„ Ja,... aber, Adinda... o ja, so ist es besser... erwarte mich bei dem Busch, unter dem Ketapan, wo du mir den weißen Jasmin gegeben hast."
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Aber, Saidjah, wie kann ich wissen, wenn ich hingehen muß, um bei dem Ketapan zu
warten?"
Saidjah dachte nach und sagte:„ Zähle die Monde. Ich werde dreimal zwölf Monde ausbleiben. Dieser Mond rechnet nicht mit. Sieh, Adinda, mache bei jedem neuen Mond eine Kerbe in deinen Reisblock. Wenn du dreimal zwölf Kerben geschnitten hast, komme ich den Tag, der dann folgt, unter dem Ketapan an... willst du da sein?"
" Ja, Saidjah, ich werde unter dem Ketapan sein bei dem Busch, wenn du zurückkommst." Da riß Saidjah einen Fehen von seinem blauen Kopftuch, das schon sehr zerrissen war, und gab Adinda das Stückchen Leinwand als ein Pfand, und dann verließ er Badur.
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( Fortsetzung folgt.)
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Ein Winterabend still und kalt Drei Kinder wandern durch den Wald. Sie gingen schon oft den Weg allein Heut flimmert der Mond mit irrem Schein.
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Der Pfad, der sonst so kurz nach Haus- Heut mündet er nimmer zum Wald hinaus.
Die kleinen Beinchen schreiten voran. Da ragt empor der finstre Tann.
Sieh dort, unter Wurzeln ein trockenes Hohl, Da bettet das Schwesterchen beide wohl. Trägt Moos und Laub zu ihrer Ruh Und deckt mit dem eignen Tüchlein sie zu. Die Nacht ist talt, vom Mond erhellt- Es funkeln die Sterne am Himmelszelt. Man hat sie gesucht mit Rufen und Schrein, Man hat sie gefunden beim Morgenschein. Die beiden Kleinen, sie schlafen fest, Aneinandergeschmiegt im warmen Neft.
Den Arm gerafft voll Laub und Moos. So fand man die andre bewegungslos. So lag fie im Schnee- die Wangen rot, Die hatte geküßt der eisige Tod.
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Die Wurzelprinzessin.
Von Robert Reinick. ( Fortsetzung.) Jetzt war aber die letzte Aufgabe noch zu erfüllen: eine Prinzessin zu finden und mit ihr ein Stück Land zu erwerben, wo die neue Kolonie sich niederlassen könnte. Auch dazu fand Hampelmann bald Rat. Einige verwundete und gefangene Ratten mußten auf sein Geheiß von allen Prinzessinnen, die sie auf ihren Wanderungen kennen gelernt hatten, Bericht erstatten. Als sie nun auch von der Wurzelprinzessin viel Schönes berichteten, wurde bei ihrer Beschreibung das hölzerne Herz des Fürsten Nußknacker so stark erwärmt, daß ein Ton durch dasselbe fuhr, als wenn eine Diele in einer plöglich erwärmten Stube zu reißen anfängt. Dieser Ton war ihm ein Zeichen: nur diese und keine andere Prinzessin dürfe seine Königin werden. Er beschloß daher auf der Stelle, mit seinem Volke dorthin zu ziehen und um die Prinzessin zu werben.
Sogleich wurde der Zug geordnet. Als Führer dienten die gefangenen Ratten. Ihnen folgte Reiterei, dann der König mit seinem Hofstaat, hinter ihm das Geschütz und Fußvolt. Nun tamen Schaukelpferde, über und über mit Schachteln beladen, darin die Städte,
* Retapan ist ein tropischer Baum mit mandel- Dörfer, Theater, Festungen, Küchen und derähnlichen Früchten.
gleichen mehr, ebenso das Küchengeschirr und