Für unsere Kinder l09 rennen können, ohne es zu sehen. Und wieder stand er vorn am Eingang und— war es ein Traum?— wieder hatte er Adindas Haus nicht gefunden. Noch einmal stürzte er zurück, und noch einmal blieb er stehen, griff mit beiden Händen sein Haupt, um den Wahn- sinn wegzupressen, der es umfing, und rief: »Trunken, trunken, ich bin trunken!" Und die Frauen von Badur kamen aus ihren Häusern und sahen mit Mitleid den armen Saidjah dastehen, denn sie erkannten ihn wie der und verstanden, daß er Adindas Haus suchte, und wußten, daß es kein Haus Adindas gab im Dorfe Badur. Denn als das Distrikts« Haupt von Parang-Kudjang die Büffel von Adindas Vater weggenommen hatte... Ich habe dir schon gesagt, Leser, daß die Geschichte eintönig ist.... Da war Adindas Mutter vor Gram gestorben, und ihr jüngstes Schwester chen war gestorben, weil es keine Mutter hatte, die es säugte. Und Adindas Vater, der fürch tete sich vor der Strafe, wenn er seine Land- rent« nicht bezahlte.... Ich weiß es wohl, ich weiß es wohl, daß meine Geschichte eintönig ist---- Er war aus dem Lande geflohen. Er hatte Adinda mit genommen mit ihren Brüdern. Er hatte aber gehört, wie Saidjahs Vater zu Buitenzorg mit Stockschlägen bestraft worden war, weil er Badur verlassen hatte ohne Paß. Und darum war Adindas Vater nicht nach Buiten zorg gegangen, auch nicht nach krawang oder »ach dem Preanger oder nach Batavia. Er war nach Tjilang-Üahan gegangen, dem Distrikt von Lebak, der an die See grenzt. Da halte er sich in den Wäldern versteckt und auf die Ankunft von Pa-ento und Pa-lonlah und Si-uniah und Pa-ansiu gewartet und Abdul- Jsma und auf noch einige, denen das Distrikts haupt von Parang-Kudjang ihre Büffel ge raubt hatte, und die sich alle vor der Strafe fürchteten, wenn sie ihre Landrenten nicht be zahlen könnten. Da hatten sie sich bei Nacht einer Fischer- Prau bemächtigt und waren in See gestochen. Sie hatten westwärts gesteuert und hielten das Land rechts von sich bis zur Südwest spitze Javas , von da hatten sie nach Norden gewendet, bis sie Pana-itam vor sich sahen, das die europäischen Schiffer Prinzen-Eiland nennen. Sie hatten das Eiland an der Ost seite umsegelt und hatten dann auf die Kaiser- bai an der Südostecke Sumatras zugehallen, wobei sie sich nach der hohen Bergspitze in den Lampongs richteten. So ging wenigstens der Weg, den man sich in Lebak ins Ohr flüsterte, wenn über Büffel raub und unbezahlte Landrenten gesprochen wurde. Aber Saidjah verstand nicht gut, was man ihm sagte, er begriff nicht einmal recht den Bericht vom Tode seines Vaters. Es war ein Getöse in seinen Ohren, als hätte man mit einem Gong in seinem Haupte geschlagen: er fühlte, wie das Blut in Stößen durch die Adern seiner Schläfen floß, die zu platzen drohten unter dem Drucke solcher Stöße. Er sprach nicht und starrte nur mit wirrem Blick um sich, ohne zu sehen, was um und bei ihm war, und schließlich brach er in ein gräßliches Lachen aus. Eine alte Frau nahm ihn mit sich in ihr Häuschen und verpflegte den armen Narren. Bald lachte er nicht mehr so gräßlich, aber er sprach auch nichts. Nur nachts wurden die Hausgenossen durch seine Stimme aufgeschreckt, wenn er tonlos sang:»Ich weiß nicht, wo ich sterben werde," und einige Bewohner Badurs legten Geld zusammen, um den Krokodilen des Flusses ein Opfer" zu bringen für Saidjahs Genesung, den man für irrsinnig hielt. Aber irrsinnig war er nicht. Eines Nachts, als der Mond Heller schien, erhob er sich von der Bambusbank und ver ließ sacht das Haus und suchte die Stelle, da Adinda gewohnt hatte. Das war nicht leicht, denn es waren so viele Häuser eingestürzt, aber er schien den Platz zu erkennen an der Weite des Winkels, den manche Richtlinien bildeten, wie der Seemann sich nach Feuer türmen und hervorragenden Bergeshöhen richtet. Ja, da mußte es sein... dort hatte Adinda gewohnt! Strauchelnd über halbverfaulten Bambus und Stücke des herabgefallenen Daches bahnte er sich einen Weg nach dem Heiligtum, das er suchte. Und wahrlich, da stand noch ein Stückchen von der Wand, an der Adindas Bank gestanden hatte, und der kleine Bambus nagel stak noch drin, an den sie ihr Kleid hängte, wenn sie sich zur Ruhe legte____ Aber die Bank war eingestürzt wie das Haus und beinahe zu Staub vergangen. Er nahm eine Handvoll davon und drückte es an seine ge öffneten Lippen und atmete sehr tief.... " DaS Opfer besteht darin, daß man kleine Ge säße oder Körbe mit Reis, in denen ein brennendes Lichtchen steckt, in den Fluß setzt, wo sie dann dem Meere zutreiben.
Ausgabe
8 (1.4.1912) 14
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