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Für unsere Kinder

Reise erzählte der Rapitän uns manches von den Ansiedlern auf der Insel und, wie wir voraussichtlich von ihnen empfangen werden würden. Sein Bericht stand aber in geradem Widerspruch zu der Beschreibung, die mein Bruder mir von dem Orte und seinen Be­wohnern gemacht hatte, allerdings nach dem, was er während seines nur achtzehntägigen Aufenthaltes gesehen. Dagegen beschrieb der Kapitän uns die Insel Inaccessible als sehr fruchtbaren Ort, der ebenso wie die nächste Insel, Nachtigall, vielen Robben und See löwen zum Aufenthalt diene. Er wisse das, wie er sagte, weil er mehrere Male die Insel be­sucht und bei der Landung dort auch Ziegen und Schweine angetroffen habe. Infolgedessen beschlossen mein Bruder und ich, unser Glück auf dieser Insel zu versuchen, wo wir denn auch am 27. November 1871 von den Booten des Walfischfängers gelandet wurden. Wir nahmen ein altes Walfischfängerboot, das wir in St. Helena gekauft hatten, nebst Mast, Segeln und Rudern mit uns, 200 Pfund Reis, 200 Pfund Mehl, 100 Pfund Schiffszwieback, 20 Pfund Kaffee, 10 Pfund Tee, 30 Pfund Zucker, ein Faß grobes Salz, das uns späterhin fort­gespült wurde, 30 Pfund Steinfalz, etwas Pfeffer, 8 Pfund Taback, 14 leere Tonnen zur Aufbewahrung des Öls, 5 Flaschen holländi schen Genevre, 6 Flaschen Kapwein, 6 Flaschen Essig und als einziges Arzneimittel etwas Bittersalz. Sodann hatten wir jeder 2 wollene Decken, Stiefeln und Schuhe und unsere ge­wöhnlichen Kleidungsstücke. Der Kapitän des Walfischfängers verkaufte uns dann noch eine Laterne und eine Flasche Ol; Lichte besaßen wir nicht, doch hatten wir, um Feuer zu machen, sechsDutzend Schachteln Schwefelhölzer. Außer­dem hatten wir uns mit einer Schiebfarre ver­fehen, zwei Spaten, einer Schaufel, zwei Picken, Reffel, Bratpfanne, zwei Schmortigeln und geräten. An Waffen und Munition besaßen wir einen kurzen gezogenen Vorderlader, eine alte deutsche Vogelflinte, zwei und ein halbes Pfund Pulver- vom Steuermann des Schiffes befamen wir noch ein Pfund Sprengpulver 200 Kugeln und soviel Blei, daß wir noch wei­tere hundert gießen konnten, vier Scheidemesser, wie sie die Seeleute tragen. Ferner hatten wir eine Säge, einige Nägel, Hammer, zwei Hart­meisel, etwas Segelgarn, zwei oder drei Bohrer, eine Tür, drei Dachsparren, ein Fenster mit Scheiben und zwei eiserne Eimer. Unsere Klei­dungsstücke verwahrten wir in Risten, wir hatten aber auch überzüge mitgenommen, die wir in

furzer Zeit mit Vogelfedern gefüllt hatten und zu guten Betten umgestalteten. Am 27. Novem­ber famen wir, wie schon erwähnt, auf der West­seite der Insel ans Land, und eine Viertelstunde später fegelte der Walfischfänger weiter, nach­dem er uns vorher noch einige Kartoffeln zur Aussaat gegeben hatte. Samen fast aller ge­wöhnlichen Gartengemüse hatten wir selbst mit­gebracht, ebenso auch eine Hündin mit drei Jungen.

Mein Bruder machte sich sofort auf den Weg uud erflomm mit Hilfe des Tussockgrafes* den Abhang des Felsens, um oben auf der Insel nach Ziegen und Schweinen zu suchen. Es ge­lang ihm aber nicht, ein Tier zu schießen, und da er sehr ermüdet war, fehrte er erst am fol­genden Tage zurück, um mir beim Bau einer Hütte zu helfen. Unser Boot lag auf dem Strande, wohin die Mannschaft des Wallfisch­fängers es für uns gebracht hatte. Nachdem wir uns dann einen Tag ausgeruht, gingen wir zusammen auf die Jagd und hatten das Glück, ein Schwein zu erlegen. Ziegen sahen wir ebenfalls, doch konnten wir uns ihnen nicht nähern. Am vierten Tage nach unserer Landung empfingen wir den Besuch von 16 Männern, die in zwei Booten von Tristan da Cunha herüber gekommen waren und mit zwei anderen, die zurückgeblieben waren, die ganze männliche Bevölkerung jener Insel bildeten. Sie hatten sich, da die Robbenfangzeit be­gonnen, beeilt, ihren jährlichen Besuch auf der Insel zu machen, und dies um so mehr, als sie von dem Kapitän des Walfischfängers " Java" gehört hatten, daß wir im Besitze von Briefen und vier Kisten seien, die von St. Helena nach Tristan da Cunha bestimmt waren. Die " Java" war nämlich, nachdem sie uns ver­lassen, an der Küste jener Insel von Wind­stille befallen worden. Während der Nacht war ein Boot vom Land gekommen und hatte Lebens mittel angeboten, der Kapitän habe aber, wie die Leute erzählten, nicht handeln wollen, weil er erst vor so kurzer Zeit den Hafen verlassen hatte.

Es war unsere Absicht gewesen, sobald unsere Vorräte unter Dach gebracht waren, den ersten südlichen Wind zu benutzen, um nach Tristan zu fahren und die vier Kisten,

* Eine Grasart, deren Stengel 11/2 bis 2 Meter hoch werden. Die Pflanze erscheint aber noch höher, da die Wurzeln ein dicht verschlungenes Bolster auf dem Boden bilden, das häufig die gleiche Höhe wie die Stengel erreicht. Dieses Gras dient als Bich­futter.