Für unsere Kinder

Nr. 23 ooooooo Beilage zur Gleichheit ooooooo 1912

Inhaltsverzeichnis: Der Sichel verfallen. Von| lich so herrlich war? Um dies sagen zu kön­Martin Greif.( Gedicht.)- Ein fahrender Schüler. nen, wollen wir einiges aus der Geschichte Von Roland. Der Ostwind. Von Karl Spitteler . eines solchen fahrenden Schülers" hören. ( Gedicht.) Die Hermannshöhle im Harz. Von H. Arnulf. Das Kornjahr. Von Adolf Frey . ( Gedicht.)- Die Regentropfen. Von Sophie Rein­ heimer . Die Nose. Von Emma Döly.( Gedicht.)

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Der Sichel verfallen.

Don Martin Greif .

Dom vertobten Sturm gebogen, Angstlich noch die Ahren wogen, Die schon voll gereift heran. Sieh, jetzt an des Feldes Rande Bligt es auf im Sonnenbrande! Leuchtend mit erfrischtem Blicke Schaut im Korn die fremde Wicke Ahnungslos den Schnitter an.

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In seiner Lebensbeschreibung berichtet uns

Thomas Platter ausführlich von seiner Jugend und seinen Schulfahrten. Thomas Platter war ein Schweizer ; geboren ist er 1499. Seinen Vater hat er früh verloren; als die Mutter wieder heiratete, wurden Thomas und seine Geschwister, die er nicht einmal alle kennen gelernt hat, in alle Winde verstreut. Thomas, der jüngste, wurde von seinen Basen aufge­nommen und mußte die Geißen des Dorfes hüten. Das ward dem Siebenjährigen nicht leicht. Gar oftmals geriet er in die Gefahr, von herabstürzenden Felsbrocken erschlagen zu werden oder in tiefe Abgründe zu stürzen. Er erzählt von seinem Leben als Geißhirt: Das weiß ich wohl, daß ich selten ganze Zehen hatte, sondern mir Stücke abgestoßen, große Ein fahrender Schüler. Schrunden geholt, oft übel gefallen, ohne Wenn die helle Morgensonne so recht golden Schuhe meistens im Sommer gewesen oder über die grauen Häusermassen scheint, wandern Holzschuhe getragen und großen Durst gelitten. Knaben und Mädchen, das Ränzel auf dem Meine Speise war morgens vor Tag ein Rücken, zur Schule. Manche tun's gern, den Roggenbrei, das ist eine Pappe von Roggen­meisten aber kann man's vom Gesicht ablesen, mehl gemacht. Käse und Roggenbrot gibt man daß sie viel lieber im Freien sich tummeln und in einem Korbe mit, den man auf dem Rücken balgen würden. Jeden Morgen geht's densel- trägt. Abends gekochte Käsmilch, doch alles ben Weg ins gleiche öde Schulhaus mit den ziemlich genug. Im Sommer lag ich im Heu, vielen Fenstern, in die gleiche Klasse, zu dem- im Winter auf einem Strohsack voll Wanzen, selben Lehrer. Nur selten gibts eine Abwechs- oft voll Läufen." Später mußte Thomas Kühe lung. Kein Kind kann sich seine Lehrer aus- hüten. Aber da wendete sich sein Leben. Er sollte suchen, zu einem anderen gehen, wenn ihm die Schule besuchen, damit er ein Geistlicher einer zu streng oder zu langweilig ist. Jeder werde. Er fam zu einem Vefter, der ein Priester, Schüler muß sie nehmen, wie sie ihm zugeteilt aber ein zorniger Mann war. Bei dem hatte werden. Und doch hat es einmal eine Zeit er es nicht gut. Er schlug mich grausam übel, gegeben, da die Schüler von Ort zu Ort zogen nahm mich vielmal bei den Ohren und zog und sich Lehrer und Schule selbst wählten. mich vom Herd auf, daß ich schrie, wie eine Wo es ihnen gut dünkte, blieben sie und be- Geiß, die am Messer steckt, so daß oft die Nach­suchten die Schule; gefiel's ihnen nicht mehr, barn über ihn schrien, ob er mich morden so sagten sie ihrem Lehrer ade! und wander- wolle." Nach kurzer Zeit ward Thomas er­ten weiter. Das war eine herrliche Zeit! seufzt löst. Paulus Summermatter, ein Verwandter, gar mancher Schuljunge von heute. Sie liegt der schon mehrere Jahre in Deutschland herum­allerdings schon 400 Jahre zurück. Damals gewandert war, erbot sich, ihn in seine Hut gab es in Deutschland nur in den wenigen zu nehmen und ihn der Schule zuzuführen. größeren Städten Schulen, und in diese gin­gen fast nur Kinder wohlhabender Bürger. Die Kinder der Bauern und anderer armen Leute lernten damals selten lesen und schreiben. Db jene Zeit der fahrenden Schüler" wirt

Das Ziel der Fahrt sollte die Stadt Weißen an der Elbe sein. Die fortziehende Schar be­stand aus acht oder neun Burschen, drei kleinen Schützen", von denen Thomas der jüngste war, und mehreren großen Bacchanten",

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