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Für unsere Kinder
Der Oster wendet stolz sich um: Nun, Sonne, nimm dein Eigentum!" Sie naht mit ruhigem Herrschertritt Und Lust und Frohsinn kehren mit.
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Die Hermannshöhle im Harz.
Auf einer Fußwanderung besuchte ich die berühmte Hermannshöhle bei Rübeland im Unterharz. Eine mächtige Kalfader durchzieht hier das Gebirge mehrere Stunden weit, bis sie in der Gegend des genannten Ortes ihr Ende erreicht. Riesige Höhlungen sind dort im Innern des Ralfgebirges entdeckt worden, die auf natürlichem Wege entstanden und besonders wegen ihrer Tropfsteinbildungen sehenswert sind. Graue Kalksteinwände steigen bereits vor Rübeland zu beiden Seiten des Weges empor. In Steinbrüchen schlagen Arbeiter das Gestein los und verladen es auf fleine eiserne Wagen. Auf Schienen werden dann die Steinbrocken zu den Kalköfen gefahren. An einer Stelle laufen die Schienen in ein dunkles, viereckiges Loch in der Bergwand. Es ist der Eingang zu einem langen Tunnel, der mitten durch den Berg führt. Die Kalt öfen sind an den hohen Schornsteinen fennt lich. Ich sah nicht weniger als sechs auf dem Wege nach Rübeland , einige mit mehreren Feuerstellen. In den Schachtöfen wird der Kalkstein ausgeglüht, wodurch aus ihm Kalt entsteht. Dieser gebrannte Kalk ist ganz verschieden von dem Kalkstein, den man in den Ofen schüttete. Der Chemiker, der die Zusammensetzung der Stoffe untersucht, bezeichnet den Kalkstein als tohlensauren Kalk. Durch das Glühen wird die Kohlensäure aus dem Kaltstein als Gas ausgetrieben. Während der natürliche Kalkstein auch hart bleibt, wenn er mit Wasser in Berührung kommt, zerfällt der gebrannte Ralf, sobald er benetzt wird. Er verbindet sich mit dem Wasser, und dieses wird dabei bis zum Sieden erhitzt, es entsteht gelöschter Kalt. Der gelöschte Kalt wird mit Sand und Wasser zu Mörtel angerührt, der beim Häuserbauen gebraucht wird. Der gelöschte Kalk hat nämlich die Fähigkeit, aus der Luft Kohlensäure anzuziehen, wodurch er wieder in harten kohlensauren Kalt, in Kalfstein verwandelt wird. Infolgedessen und durch die Verdunstung des Wassers erhärtet der Mörtel zwischen den einzelnen Bausteinen und vertittet diese dadurch sest miteinander.
Wo eine breite Steinbrücke die zwischen Felstrümmern schäumende Bode überspannt, ist auf dem rechten Ufer der Eingang zur Hermannshöhle. Am andern Ufer liegt die Baumannshöhle, die auch besucht werden kann, während die Bielshöhle unzugänglich ist. Ich löse ein Billett zu einer Mark und schließe
mich dem Zug der Touristen an, die abteilungsweise in den Berg geführt werden. Wir hängen Mantel und Tücher um, denn eine eisige Kälte strömt uns aus dem Innern des Berges entgegen. Um 15 Grad wohl mochte die Temperatur in der Höhle niedriger sein als draußen. Wir würden uns in undurchdringlichem Dunkel dahintasten und bei jedem Schritt stolpern, wäre nicht für künstliche Beleuchtung gesorgt. Ob man überhaupt aus diesem Irrgarten ohne Licht den Ausgang wiederfände? Vielleicht würde es uns ergehen wie dem unglücklichen Bergmanne, nach dem die Baumannshöhle benannt worden ist. Als er nach neuen Erzgängen suchte, fand er durch eine Öffnung des Felsens den Weg in die Höhle, von deren Vorhandensein bis dahin niemand etwas gewußt hatte. Mit seiner Grubenlampe drang der Bergknappe kühn in die unbekannten Räume ein. Aber das Licht seiner Lampe erlosch plötzlich, und Dunkelheit umgab ihn. Vergeblich suchte er einen Ausgang zu finden. In Todesangst irrte er drei Tage im Dunkel umher. Er war schon am Ende seiner Kräfte, als er endlich einen Schein der Außenwelt gewahrte. Mühsam schleppte er sich ins Freie und starb bald darauf. Nach ihm sind Tausende in der Baumannshöhle und der später entdeckten Hermannshöhle ohne jegliche Gefahr gewesen.
Die einzelnen Hohlräume des Berges sind durch künstlich hergestellte Wege miteinander verbunden. Oft führen ins Gestein gehauene Stufen uns hinauf oder tief hinab. Einmal müssen wir sogar durch einen langen Gang ganz gebückt hindurchkriechen. Beinahe einen halben Kilometer erstreckt sich die Höhle in den Berg. Fast eine Stunde wandern wir so im Schoße der Erde und stehen bei jedem Schritt vor neuen Wundern. Was sehen wir beim bleichen, grünlichen oder mattvioletten Lichte der überall angebrachten kleinen Lampen? Wir schauen an den Seiten Grotten und Nischen, die keines Menschen Hand geschaffen hat und die doch in der wunderbarsten Weise geschmückt sind. Da stehen Säulen und Kerzen, und von der Decke hängen Eiszapfen herab, oft meterlang, alles aus