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Für unsere Kinder

auch Gott . Aber diesen Gott hab ich abgesagt, diesen Gott hab ich verschworen! O wie bereu ich!( Er sinft weinend vor dem Marienbild nieder.) Mephistopheles ( berührt ihm die Schulter). Faust( erkennt thn und fährt schaudernd zurück). Du hier, Abscheulicher?

Mephistopheles . Was ist Euch? Seid Ihr frant? Was soll das topfhängerische Wesen? In Mainz , dachte ich, sollte das lustige Leben erst recht angehen, und nun schleicht Ihr um­her wie ein Duckmäuser. Ihr habt mich oft geplagt und in Schweiß gelegt, wenn ich die Straße vor Eurem Wagen pflastern, oder Euch Wege durch die Luft bauen mußte. Hab ich je gemurrt?- Aber jetzt beflag ich mich mit Recht; denn Ihr werdet langweilig, und Lange­weile fann selbst der Teutel nicht vertragen.

Bon allen Menschenaffen ertragen die Schim-| glauben? Muß ich nicht? Hab ich den Beweis pansen am ehesten das Leben in unseren Breiten. doch in Händen: Wenn ein Teufel ist, so ist So fommt es, daß wir ihr Wesen und ihre Fähigkeiten am besten beobachten fonnten. Die Schimpansen fallen durch ihre sehr große Er­regbarkeit auf; gelegentlich bekommen sie ge­radezu franthafte Wutanfälle. Dann schreien und freischen sie laut und beißen selbst nach ihren besten Freunden. Die Schimpansen sind sehr träftig und fämpfen gleichzeitig mit 3äh nen, Händen und Füßen. So muß man an­nehmen, daß man nicht allzu fest auf ihre Zahmheit bauen dari, und daß die vorge führten dressierten Schimpansen gewiß oft ge­schlagen werden, um sie zum Gehorsam zu zwingen. Wie oft sind solchen Affen nicht Zähne ausgezogen oder abgebrochen! Schläge follte aber bei der Zähmung nicht angewandt werden. Von ihren gelegentlichen Wutanjällen abgesehen sind Schimpansen sehr zutraulich und gelehrig. Aber will man gute Schüler an ihnen haben, so muß man sie gut behandeln und darf sie nicht zu Kunststückchen zwingen wollen, wenn sie selbst teine Lust zu solchen haben. Sogar nach langer Trennung erkennen die Schimpansen ihre Freunde wieder und bekun­den große Erregung und Freude über das Wiedersehen. Sie lernen radfahren, am Trapez turnen, sich an und auskleiden, Türen öffnen und schließen, ihren Käfig ausfegen, Gabel und Löffel, Tassen und Gläser gebrauchen usw. ( Fortsegung folgt.)

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Doktor Johann Faust ,

der weitbeschriene

Zauberer und Schwarzkünstler. Puppenspiel in drei Aufzügen.( Schluß.) Dritter Aufzug. Straße in Mainz . Rechts ein großes Haus mit etnem Muttergottesvild, lints das Häuschen, in dem Rafperle wohnt.

Faust( allein): Zwölf Jahre sind vergangen, die ganze Welt hab ich durchstreift und doch teine Freude, feinen Genuß! Wenn ich meinte. es wäre Gold, so war es Häckerling. Dab ich für solchen leeren Schein die ewige Seligkeit vericherzt, so war ich ein Tor, ein ratender Tor. In der Fremde hielt ich's nicht aus, das Heimweh zog mich zurück, und nun ist mir im Vaterland alles, was ich sehe, ein nagen der Vorwurf. Wie glücklich war ich hier, als ich ein Kind war, als ich noch glauben, noch beien konnte! Und warum tann ich nicht mehr beten? Weil ich nicht glauben tann. Nicht|

Faust. Laß mich beten. Störe mich nicht! Mephistopheles . Ich will Euch aber stören. Faust. Was willst du damit sagen? Mephistopheles . Deine Zeit ist um! Noch wenige Stunden hast du zu leben. Um Mitter­nacht bist du mein.

Fauft. Was sagst du? Bleiben mir nicht noch zwölf Jahre? Bierundzwanzig Jahre solltest du mir dienen, das Jahr zu drei­hundertfünfund sechzig Tagen gerechnet.

Mephistopheles . Hab ich dir nicht auch die Nächte gedient, und du willst nur die Tage rechnen? Hahahaha, armer Schlucker! So wenig kanntest du die Liſt der Hölle und ließest dich in einen Paft mit ihr ein? In zwölf Jahren hab ich mein Versprechen ge­löst, dir vierundzwanzig Jahre zu dienen. Um Mitternacht läuft unser Vertrag ab. Dies zur Nachricht.( Er verschwindet.)

Faust( allein). Elender Advokatenkniff! Aber wenn es wahr wäre!? Wenn diese höllische Deutung zu Recht bestünde!( Es schlägt neun Uhr.) Dumpfe Stimme von oben. Fauste! Fauste! Praepara te ad mortem!

Faust( stürzt händeringend ab.)

Kasperle( als Nachtwächter mit Mantel, Stab und Laterne tritt aus der Hütte, zündet die Laterne an und fingt):

Guten Morgen, liebes Lieserl, Ach leih mir dein Latern. 3' ischt ja so finster,

Und scheint nit ein Schtern. Ja so, ich hab was anders zu fingen: Hört, ihr Herrn, und laßt euch sagen, Der Klock hat neuni geschlagen. Neun ist der Klock! Neun ist der Klock!