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Nr. 4.

Die Gleichheit

2. Jahrgang.

Beitschrift für die Intereffen der Arbeiterinnen.

Herausgegeben von Emma Ihrer in Velten ( Mark).

Die Gleichheit" erscheint alle 14 Tage einmal. Preis der Nummer 10 Pfennig, durch die Post( eingetragen unter Nr 2564a) vierteljährlich ohne Bestellgeld 55 Pf.; unter Kreuzband 85 Pf. Inseratenpreis die zweigespaltene Petitzeile 20 Pf.

3ur gefälligen Beachtung.

Stuttgart

Montag, den 22. Februar 1892.

Alle neueintretenden Abonnenten der ,, Gleich heit" erhalten sämmtliche bis jetzt erschienenen Nummern nachgeliefert.

Die regelmäßigen Sigungen der Frauenvereine werden gratis inſerirt. Die Vereinsvorstände werden um diesbezügliche Mit­theilung ersucht. Alle Reklamationen und berechtigte Beschwerden bitten wir an die Verlagsbuchhandlung von J. H. W. Diez in Stuttgart zu richten, worauf sofort Abhilfe geschaffen wird. Stuttgart . Redaktion und Verlag der, Gleichheit."

Nieder mit dem Militarismus.

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Die das allgemeine Interesse in Spannung erhaltende Frage, welche das sozialdemokratische Zentralorgan, der Vorwärts," durch seine Veröffentlichung, die Soldatenmißhandlungen betreffend angeschnitten, ist ganz besonders dazu angethan, die volle Auf­merksamkeit der weitesten Frauenkreise des werkthätigen Volkes zu erregen, ihren tiefempfundenen, energischen Protest gegen Zustände herauszufordern, von deren Barbarei ein Schleierzipfelchen gelüftet worden ist. Durch den im Vorwärts" veröffentlichten Erlaß des Herzogs Georg von Sachsen ist beweiskräftig dargethan, daß der " gemeine Soldat" seitens seiner unmittelbaren Vorgesezten, der Unteroffiziere, vielfach einer Behandlung oder richtiger Mißhand­lung ausgesetzt ist, die seine Gesundheit gefährdet, wenn sie die selbe nicht wie vorgekommen für immer vernichtet; einer Behandlung, die seinen Charakter bricht, das Gefühl der Selbst achtung in ihm ertödten muß; einer Behandlung, welche eine zhnische Verhöhnung ist jedes Funkens von Menschenwürde, jeder Spur von Humanität und Zivilisation, mit denen sich unsere Zeit so gern brüstet. Und wie aus dem Erlaß weiter- aller­dings noch mehr zwischen als in den Zeilen zu ersehen, hat zu ersehen, hat der Gequälte und Gepeinigte von seinen höheren Vorgesetzten nicht immer den zugesicherten Rechtsschutz zu erwarten, dagegen öfters Gleichgiltigkeit, barsche Abweisung oder gar weitere Drang­falirungen. Die auffallend große Zahl der Selbstmorde im Heer hatte Manches in der Beziehung ahnen lassen, was nun Gewiß­heit geworden ist.

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Die Mundstücke der verschiedenen bürgerlichen Parteien be­mühen sich, die schrecklichen Thatsachen in bedeutungslose, aus­nahmsweise Vorkommnisse umzu- stempeln oder zu ihrer Bekämpfung harm- und nutzlose Mittel, wie die Oeffentlichkeit des militärischen Gerichtsverfahrens, vorzuschlagen. Nur die sozialistischen Blätter sind fonsequent und muthig genug, über die Köpfe bestialisch roher Unter offiziere hinweg den Militarismus als System für die vorgekommenen Greuel verantwortlich zu machen und seine Beseitigung zu fordern.

Niemand wohl fonnte durch die Offenbarungen tiefer getroffen werden, Niemand wohl mußte angesichts der enthüllten Barbareien schmerzlicher leiden, als die Hunderttausende von Müttern, als alle die Frauen, deren Söhne und sonstige Angehörige unter den Fahnen stehen. Allerdings rechnen wir unter die Zahl der Frauen, die von Schmerzen und Entseßen erfaßt sich der Forderung an­schließen müssen: Nieder mit dem Militarismus!" nicht die

Zuschriften an die Redaktion der Gleichheit" find zu richten an Fr. Klara Zetkin ( Eißner ), Stuttgart , Rothebühl­Straße 147, IV. Die Expedition befindet sich in Stuttgart , Furthbach- Straße 12.

Freiinnen der Jßenpliße und Stöckerize mit ein, deren Söhne das Patent zu schneidigen Jardelieutenants" mit auf die Welt bringen; wir denken auch nicht einmal an die Mütter, welche vorsichtig genug waren, ihren Knaben Renten in die Wiege zu legen, die den Besuch höherer Bildungsanstalten, die Erlangung des Ein­jährig- Freiwilligen- Zeugnisses ermöglichten. Der Einjährige wird zwar gelegentlich auch gern etwas geschuhriegelt," allein die Drangfalirungen, welche ihm widerfahren, halten sich gewöhnlich innerhalb gewisser Grenzen. Als Sohn vermöglicher Eltern fann er bei dem gestrengen Herrn Unteroffizier die Mängel seiner Leist­ungen durch jene kleinen Geschenke wett machen, welche, wie es heißt, die Freundschaft erhalten." Weiter vermag er eher als sein Kamerad mit dreijähriger Dienstzeit, sich durch die Jrr- und Wirrgänge der militärgeseßlichen Bestimmungen über Beschwerde= recht und Beschwerdegang hindurchzuarbeiten, rede- und schrift­gewandter als dieser, fann er leichter sein Recht suchen.

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Weit ungünstiger liegen die Dinge für den dreijährigen Gemeinen." Dieser bringt in Folge der schon jahrelang geübten Berufethätigkeit meist einen mangelhaft oder einseitig entwickelten, steifen, ungelenken Störper mit in die Kaserne. Die Ungeschicktheit des Bauernlümmels" und" Fabriklers" mag die Geduld der Unteroffiziere auf manche Probe stellen, welcher diese um so weniger Stand halten, als hier ihrer Tugend der Mäßigung kein Lohn winkt. Woher sollte auch der arme Teufel nehmen, um zu geben? Für ihn also die gröbsten, gemeinsten Schimpfwörter, die Knüffe und Büffe, die bis zur Schinderei gesteigerten außerordentlichen Uebungen, die Mißhandlungen der bestialischsten und raffinirtesten Art, von denen der Erlaß des Herzogs von Sachsen berichtet. Der dem Sol­daten nach dem Wortlaute des Gesetzes offenstehende Beschwerdeweg nüßt ihm selten etwas; er findet sich in den vielen diesbezüglichen Bestimmungen nicht zurecht, die niedrigeren Vorgesetzten, an die er sich wenden muß, sind oft gerade seine Peiniger, die höheren Vor­gesezten haben für seine Klagen nur zu oft taube Ohren.

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Die Frauen, deren Herz sich beim Lesen der an Soldaten verübten Scheußlichkeiten zusammenkrampfte, gehören der Mehrzahl nach den breiten Schichten des arbeitenden Volks, der Arbeiter­klasse, dem Kleinbürgerthum, dem Kleinbauernstand an. Söhne und Brüder sind es, die gemißhandelt worden, oder denen die Gefahr droht, in Zukunft mißhandelt zu werden, denn von all den in Aussicht gestellten Abhilfemitteln, mögen sie noch so gut und ernst gemeint sein, ist keine oder nur geringfügige Besserung zu hoffen. Das Wesen des Militarismus bringt es mit sich, daß wir auch fünftighin von Mißhandlungen der Soldaten hören werden. Wo, wie dies beim Militär der Fall, von der einen Seite blinde Unterordnung, unbedingter Gehorsam gefordert, auf der anderen Seite dagegen so gut wie unbeschränkte Macht verliehen wird, da bleiben auch Greuel, wie die enthüllten, nicht aus. Der Besitz der Macht schließt stets die Möglichkeit von dem Mißbrauch der Macht in sich. Aber, nehmen wir sogar an, das Unmögliche geschähe, das Kasernenleben verwirklichte in Zukunft das Ideal der idyllischen " Ferienkolonie," welche der General Vogel von Falkenstein ge= priesen. Auch dann noch wären für die Frauen des Volks genug und übergenug Gründe vorhanden, unversöhnliche Gegnerinnen des Militarismus zu sein und zu bleiben.