dung aus. Wie auf allen sozialistischen   Kongressen betont worden, sollten sich die Frauen den Männern anschließen und keine eigene Bewegung schaffen. Die bestehende Arbeiter- Bildungsschule stehe den Frauen so gut wie den Männern offen, und falls dieselbe den gestellten Forderungen nicht genüge, müsse und werde sie zweckentsprechend aus­gebaut werden. Frau Ihrer erwiderte, die Arbeiter- Bildungsschule setze Borkenntnisse voraus, welche die Frauen nicht besäßen. Es gelte überhaupt, sich von den Männern selbständig zu machen, denn diese betrachteten die Frauen im Kampfe für die Befreiung des arbeitenden Volkes nicht als Gleichberechtigte, sondern als Anhängsel. Nachdem noch zahlreiche Redner und Rednerinnen für und gegen den Plan gesprochen, ward das Bureau beauftragt, einer folgenden Versammlung den Statuten­entwurf der beabsichtigten Organisation vorzulegen, für die wir uns, wir müssen es offen bekennen, nicht erwärmen können.

Am 18. März fand in Berlin   eine gut besuchte Arbeitslosen­versammlung der in der Buchbinderei, Papier-   und Lederwaaren­branche beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen statt, in welcher Herr Kohlmann über Die Ursachen der Arbeitslosigkeit" sprach. Wie vom Referenten, so wurde auch von verschiedenen Rednern die Ar­beitslosigkeit zurückgeführt auf die kapitalistische Wirthschaftsordnung. Die Versammlung erklärte sich in einer Resolution mit den gehörten Ausführungen einverstanden und empfahl den Anschluß an die sozial­demokratische Partei, sowie Ausbau und Kräftigung der gewerkschaft­lichen Organisation.

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In Cannstatt   fand am 19. März eine von Männern und Frauen gut besuchte Versammlung statt, in der Frau Zetkin   über " Die Kommune von 1871" referirte. Die Versammlung erklärte sich mit den gehörten Ausführungen einverstanden und schloß mit einem brausenden Hoch auf die internationale Sozialdemokratie.

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Am 19. März sprach Herr Berndt( Berlin  ) in einer Ver­sammlung für Frauen und Männer zu Wilhelmsberg über Die Bedeutung des 18. März." Es kam eine Resolution zur Annahme, die kräftig gegen die Behandlung protestirt, welche das Volk am vor­hergehenden Tage in Berlin   seitens der Polizei erfahren. Die Ver­sammlung wählte ein aus Männern und Frauen bestehendes Komité, welches die Maifeier vorzubereiten hat.

,, Nein, Rosa, ich sehe, Sie haben ein mitleidiges Herz, ich möchte auch sehr gerne eine Salbe gebrauchen, aber ich glaube nicht, daß Auguste eine zu Hause hat."

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Ich habe ich habe eine mitgebracht," sagte sie ganz verschämt. Ich sah ja vorher schon gar deutlich den Brandfleck, und ich dachte sogleich an die vorzügliche Salbe, die ich noch von meiner verstorbenen Mutter her habe; es wäre freilich möglich, daß sie schon etwas verraucht ist."

" O, das thut nichts, geben Sie sie nur her."

Rosa nahm aus dem Körbchen, das sie mitgebracht, einen Leinwandstreifen, der bereits mit der vorzüglichen Salbe bestrichen " Sehen Sie, das müssen Sie jetzt auflegen," sagte sie, indem sie ihm denselben hinreichte.

war.

" Ich weiß nicht, ob ich das mit der linken Hand zusammen­bringen werde," meinte er kopfschüttelnd. Ich bin damit sehr ungeschickt, Fräulein Rosa, ach, Sie glauben gar nicht, wie sehr ungeschickt." Und in der That, er brachte es gar nicht auf die rechte Stelle. Rosa zögerte noch, aber ihr gutes Herz überwand den alten Groll. Sie erfaßte den Streifen und legte ihn zart und behutsam über die geröthete Haut. Ach, das thut wohl, das fühlt!" rief mit Enthusiasmus der Patient.

" Jezt muß es noch verbunden werden," erklärte der junge Doktor.

Mit was denn, haben Sie nichts, Fräulein Rosa?" Wenn es Ihnen recht wäre, würde ich mein Sacktuch dazu verwenden."

" O, es ist mir schon sehr recht."

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Der Agitationsklub für den Osten Berlins   hatte für den 20. März eine Versammlung für Frauen und Männer einberufen, in welcher Frau Ihrer einen mit Begeisterung aufgenommenen Vortrag über das Thema hielt: Die Frau und der Sozialismus." In Ueber­einstimmung mit den Ausführungen der Referentin erklärte die Ver­sammlung, in Erwägung, daß die Frau innerhalb der heutigen Ge­sellschaftsordnung unterdrückt, ausgebeutet und rechtlos sei und daß diesem Zustande nur durch die Sozialisirung der Gesellschaft ein Ende gemacht werden könne, mit aller Energie dahin zu wirken, daß die kapita­listische durch die sozialistische Gesellschaftsordnung ersetzt werde.

In Zwickau  ( Sachsen  ) fand am 20. März eine auch seitens der Frauen und Mädchen gut besuchte Versammlung der Textilarbeiter und Arbeiterinnen statt, in der Frau Far ch min( Gera  ) über Die Lage der Textilarbeiter und die Organisationsfrage" referirte. Ihre mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Ausführungen wurden von Herrn Reichelt( Burgstädt  ) durch Berichterstattung über den Halberstadter Kongreß und ergreifende Schilderungen aus dem Fabrikleben ergänzt. Nachdem der Referent es Allen, zumal auch den anwesenden Frauen ans Herz gelegt hatte, sich dem deutschen   Textilarbeiter- Verband an zuschließen, erklärte sich die Versammlung mit den Ausführungen von Frau Farchmin und Herrn Reichelt einverstanden und versprach, für die Beschlüsse des Halberstadter Kongresses einzutreten, sowie sich dem Verband deutscher Textilarbeiter anzuschließen. Dem Verband traten sofort 75 Mitglieder, darunter viele weibliche, bei.

Der Zentralverein der Fabrik und Handarbeiterinnen Deutsch­ lands  , Zahlstelle Eilbeck- Barmbeck, hielt am 2. März eine Mitglieder­versammlung ab, in welcher nur interne Angelegenheiten erledigt wurden.

Am 5. März hielt der Allgemeine Arbeiterinnenverein sämmt­licher Berufszweige Berlins   und Umgegend eine Mitgliederversamm­lung ab, in welcher Herr Silberberg einen hochinteressanten Vor­trag über Sklaventhum und freie Arbeiter" hielt. Die Versammlung erklärte sich mit demselben voll und ganz einverstanden und verzichtete auf eine Diskussion.

-In der Mitgliederversammlung des Stuttgarter   Fachvereins der im Buchbindergewerbe beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen

zu helfen, und als der Knoten gemacht war, schlug sie wie ver­zweifelt die Hände vor ihr erglühendes Gesicht und rief in einem herzbrechenden Tone:" Ach, wenn Sie doch nur der Fanny nicht untreu geworden wären!"

Friz fuhr überrascht zurück, diesen Ausspruch hatte er jetzt am wenigsten erwartet, aber er faßte sich und fragte recht sanft: , Würden Sie dann glücklicher sein, Rosa?"

,, Ach, viel glücklicher," drang es unter ihren Händen hervor. " Ich hätte Ihnen dann keine Ohrfeige gegeben!"

" Rosa, beunruhigen Sie sich deshalb nicht, das thut nichts, ich versichere Sie."

"

Und dann dann brauchte ich Ihnen nicht gram zu sein, und ich müßte nicht beständig an die arme Fanny denken, wenn ich Sie ansehe."

Aber das sollen Sie nicht, Sie sollen nicht an die Fanny denken; ich denke selbst nicht mehr an sie, warum thun Sie es?"

Das ist ja eben das Schlimme. Ihr Männer, Ihr zerreißt leichtfertig Verhältnisse, die Ihr angeknüpft habt, aber ein armes Mädchenherz, das geht am Treubruch zu Grunde."

"

Warum nicht gar, bei Fanny ist dies gewiß nicht zu

fürchten."

"

So? Was wissen Sie? Sie haben sie nicht weinen gesehen, aber ich, und ich kann mir recht gut denken, was das heißt, wenn man denjenigen verliert, den man lieb hat."

Aber Rosa!"

,, Schweigen Sie, Sie sind nicht zu entschuldigen, es ist ein Verbrechen! Sie haben ihr schöne Worte gegeben, Sie haben " Halten Sie hübsch ruhig, Herr Mahlfnecht, sonst verschiebt sie die Ihrige genannt, Sie haben sie angesehen so zärtlich; sich das Pflaster."

,, Dann müßten Sie es noch einmal anlegen."

Sie stand vor ihm und hielt seine Hand in der ihren und wickelte behutsam das Taschentuch darüber. Ihr wurde so sonderbar dabei zu Muthe, so heiß drang es ihr zum Herzen, so siedend heiß quoll es herauf, und er, der Sizende, sah zu ihr auf mit den lieben Augen, die gar nicht falsch waren, und sie blickten so tief, so grundtief in die ihren. Sie wußte sich plößlich nicht mehr

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o, Sie können das, und ein Mädchen fühlt sich glücklich darüber. Sie haben Sie haben sie wohl auch gefüßt!" rief sie aus, in stets wachsender Aufregung." O gewiß, gestehen Sie es nur, Sie haben sie gefüßt, und das muß die höchste Seligkeit sein gewesen sein, für die Fanny, meine ich und jest, jetzt ist die Arme verlassen, vergessen, und sie wird sich langsam darüber zu Tode grämen!" Sie brach in Thränen aus. ( Schluß folgt.)

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