kümmern und ihre Männer antreiben müßten, im Vereins- und Verfammlungsleben ihre Pflicht zu thun.
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Am 3. April fand in Berlin eine öffentliche Versammlung für Frauen und Männer statt, in der Herr Kunkel über Frauenemanzipation" sprach und an seine Darlegungen anknüpfend die anwesenden Frauen aufforderte, Schulter an Schulter mit den Männern unter der Fahne der Sozialdemokratie für ihre Befreiung zu kämpfen.
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Eine öffentliche Versammlung der Arbeiter und Arbeiterinnen von Wilhelmsburg hörte am 3. April ein Referat des Herrn Martitke( Hamburg ) über„ Die Verkürzung der Arbeitszeit und ihre Bedeutung." Die Anwesenden erklärten sich in einer Resolution mit den Ausführungen des Redners und der Forderung des achtstündigen Arbeitstags einverstanden und versprachen, durch feste politische und gewerkschaftliche Organisation für ihre Verwirklichung einzutreten. Behufs Vorbereitung der Maifeier ward ein aus Männern und Frauen bestehendes Komité gewählt.
Am 3. April sollte in Sagan( Schlesien ) Frau Rohrlack sprechen. Obgleich die Referentin durch Krankheit am Erscheinen verhindert war, fand die einberufene Versammlung doch statt, und es ward in ihr ein Frauenverein gegründet, dem sofort gegen 30 Mitglieder beitraten. Die neue Organisation nahm am selben Abend noch ein Statut an und wählte einen Vorstand.
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In Riesa fand am 3. April eine öffentliche Maurerversammlung statt, welche u. a. in einer Resolution den Wunsch aussprach, der Riesaer Stadtrath möge für Abschaffung der Frauenarbeit bei den Bauten eintreten.
-In einer öffentlichen Versammlung der Textilarbeiter und -Arbeiterinnen von Berlin , welche am 4. April abgehalten ward, erstattete Herr Petersdorf Bericht über den Halberstadter Kongreß" und bedauerte, daß derselbe anstatt der Organisationsfrage gegenüber eine Einigung zu erzielen, durch seine Beschlüsse den Streit zwischen Zentralisten und Lokalisten nur verschärft habe. Der Redner rieth den Zentralorganisationen, sich mit Politik zu beschäftigen und dadurch den Lokalorganisationen gleichwerthig zu machen. Verschiedene Redner sprachen im Sinne des Referenten, die Versammlung erklärte in einer Resolution den die Lofalorganisation betreffenden Beschluß für einen Fehler."
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Am 6. April fand in Leipzig eine öffentliche Parteiversamm lung für den Westbezirk statt, die von rund 800 Männern und Frauen besucht war. Herr Geyer , welcher dem deutschen Reichstage und dem sächsischen Landtage angehört, berichtete über„ Die Thätigkeit der sozialdemokratischen Fraktion im Reichs- und Landtag." Nachdem der Redner die Gruppirung der Parteien in den Parlamenten gezeichnet, besprach er eingehend die von den sozialdemokratischen
Die Doppelgängerin.
Ein Märchen von Ria Claassen.
Es sah traurig aus auf der Erde. Nur verstohlen erst keimte und drängte das junge Grün hervor, das den Frühling bringen wollte, aber der Winter, zu dem die Natur wieder einmal erstarrt war, lag mit seiner Eisdecke noch so gewaltig darüber, daß es verschüchtert zurückduckte in die alte Nacht oder, wo es die Fessel doch gesprengt hatte, meist überwuchernd und ungestüm in die Höhe schoß, so daß die Menschen es nicht einmal erkannten und für Unkraut hielten.
In dieser Zeit regte sich auf welfem Blätterlager, das von dichten Hecken eng umsponnen war, ein junges Weib und rieb sich schlaftrunken die Augen. Aber es war fein Märchenprinz, der es geweckt hatte; die scharfe Zugluft des Jahrhunderts hatte es wach geküßt und wehte ihm nun kühl und erfrischend um Stirn und Auge, daß seine Haare hoch aufflatterten und die welken Blätter wirr durcheinanderraschelten. Tanzende Sonnenfunken spielten drüber hin, und geblendet schloß das junge Weib noch einmal die Augen vor dem blizenden Widerschein, den ein Schwert in seinem Arm ihm entgegenwarf. Der Sonnenstrahl aber glitt weiter, und da -erblickte es neben sich, fast verhüllt im dürren Reifig, eine halbverfaulte Spindel liegen, die es aufhob und nachdenklich betrachtete. Und plößlich saß an seiner Seite, so dicht, daß es fast davon berührt wurde, die bleiche, weiße Gestalt eines anderen Weibes. Gieb mir mein Eigenthum," sprach diese mit wehmüthigem Lächeln und griff nach der Spindel,„ Du hast nichts damit zu schaffen!"„ Wer bist Du?" fragte das junge Weib, von einem Schauder ergriffen. Ich bin nicht, ich war einmal vor langer,
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Abgeordneten im Reichstag bezw. Landtag eingebrachten Anträge und erntete für seine fast zweistündigen Ausführungen reichen Beifall. Die Versammlung erklärte ihre Zustimmung zu der Thätigkeit der Fraktion und schloß mit einem brausenden Hoch auf die internationale Arbeiterbewegung und mit dem Gesang der Arbeiter- Marseillaise.
Die Schneider und Schneiderinnen von München hielten am 6. April eine große öffentliche Versammlung ab, in welcher die Herren Moosauer und Gothe über„ Die Thätigkeit der Tarifkommission" berichteten und Herr Reimann über„ Die Sonntagsarbeit" sprach.
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In Hamburg fand am 7. April eine öffentliche Versammlung der Schneider und Schneiderinnen statt, in welcher Herr Holzhäuser ( Hannover ) über das Thema referirte:„ Der Kampf auf wirthschaftlichem Gebiete" und sich seiner Aufgabe in trefflicher Weise entledigte.
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Frau Vogel ( Gera ) hielt in Elberfeld am 6. April in einer öffentlichen Versammlung der Textilarbeiter und-Arbeiterinnen einen sehr beifällig aufgenommenen Vortrag über„ Die wirthschaftliche Lage des arbeitenden Volks." Die Rednerin schilderte, wie der handwerksmäßige Betrieb der kapitalistischen Produktionsweise weichen muß und zeigte, wie unsäglich elend der Kapitalismus die Lage der Arbeiterklasse gestalte. Mit kernigen Worten geißelte sie die herzlose Ausbeutung der Arbeit überhaupt, insbesondere aber der Frauenarbeit, und sie forderte die Frauen auf, durch Anschluß an die Organisationen der Arbeiter aus Schmußkonkurrentinnen zu Mitkämpferinnen der Männer zu werden. Die Versammlung nahm eine sich mit dem Inhalt des Vortrags deckende Resolution an.
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Die ebengenannte Rednerin sprach am 7. April in Crefeld , am 11. April in Rheydt in öffentlichen Versammlungen der Textilarbeiter und Arbeiterinnen über das Thema:„ Die Fabrikordnung im Lichte der Arbeiterschutzgesetzgebung." Frau Vogel entrollte wahrhaft erschütternde Bilder der Ausbeutung und Knechtung, der zumal Frauen und jugendliche Arbeiterinnen in der Textilindustrie preisgegeben seien. In Rheydt ward im Anschluß an ihre Ausführungen die Gründung einer Filiale des Textilarbeiterverbandes beschlossen. Bemerkt muß werden, daß die Mitglieder des städtischen Turnvereins unter dem Abbrüllen patriotischer Lieder Steine gegen die Fenster des Versammlungslokals schleuderten und dadurch einen Vorgeschmack der geistigen Waffen" gaben, mit denen sie die Organisationsbestrebungen der Rheydter Arbeiter und Arbeiterinnen zu bekämpfen gedenken.
- Die im Vergoldergewerbe beschäftigten Arbeiter und Arbei terinnen von Berlin hielten am 8. April eine öffentliche Versammlung ab, in welcher sie sich mit dem bei der Firma R. Schmidt, Braune u. Co. ausgebrochenen Streit beschäftigten. Ursache des Aus
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langer Zeit! Ich habe vollbracht, was mir zukam. Dann haben sie mich hier eingesargt auch das ist schon lange her. Aber ich konnte nicht sterben, denn Du warst noch nicht geboren." Wer bin ich?" fragte das junge Weib wieder mit leiser, ahnender Stimme. Du?" und aus dem abgestorbenen Auge der bleichen Gestalt brach ein plößliches Leuchten, wer Du bist? Du bist Und die Fortsetzung und Ergänzung meiner selbst. Da lies!" sie hielt ihr die Spindel entgegen, auf der in halbverlöschter Schrift die Worte standen:„ Diene und empfange!"" Und nun lies die Worte auf Deinem Schwerte !" Und das junge Weib las, was ihr in goldenen sieghaften Lettern entgegenstrahlte:„ Befreie Dich und gieb!"
Weißt Du es nun, wer Du bist? Jezt bedürfen sie Deiner, wie sie einst meiner bedurften; aber wo ich im Schatten wandelte, wirst Du im Lichte wandeln, und wo ich folgte, wirst Du vorangehen. Geh', geh', beeile Dich! es ist hohe Zeit, daß Du kamst!" Und wie soll ich uns nennen, Dich und mich, wenn sie mich fragen?"" Die Weiblichkeit!" sprach die Gestalt mit leiſem Lächeln, und wie ein Lufthauch war sie verschwunden.
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Da sprang das junge Weib auf mit blizenden Augen, und mit beiden Händen sein Schwert fassend hieb es die Hecke in Stücke; mit einem Sprung war es draußen und lief und lief, bis es an das Thor einer mächtigen, großen Stadt gelangte.„ Wer bist Du und was willst Du?" fragte der Wächter.„ Ich bin die Weiblichkeit und komme Euch zu helfen, denn Ihr bedürft meiner!" sprach noch athemlos das junge Weib. Da umspielte den Mund des Wächters ein höhnisches Lächeln:„ Hier ist die Residenz unserer mächtigen Herrin, der„ Guten Sitte," die läßt kein Weib ein mit dem Schwerte in der Hand. Und was die Weiblichkeit betrifft,